Giacomo_S
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captainfuture schrieb:wir wollen nicht die arbeitsbedingungen china's ... trotzdem wollen wir weiterhin in der luxus-welle mitschwimmen. dabei bleibt nur, das auszubauen, was wir haben und das sind hauptsächlich intellektuelle fähigkeiten. dazu muss aber jeder seinen arsch hochkriegen. dat krigse nich uffm rtl ...
Da kann ich zustimmen.
Und das trifft nicht nur für wissenschaftliches oder technisches Know-How, sondern gerade auch auf kulturelle Eigenschaften zu, oft z.B. Design.
Ich habe mal mit asiatischen Lieferanten Lenticulars (Bewegungsbilder, "Wackelkarten") produziert und brauchte für Messe & Präsentation dann Muster. Die haben mir kartonweise das geschickt und technisch gesehen war das super. Verwenden konnte ich das allerdings nicht, denn die Inhalte waren (in unseren Augen) grauenhaft kitschiges Zeug, Tierchen, Bärchen, kleine Mädelchen, Schmetterlinge und Pardiesvögel - mit riesigen Augen. All das hatte eben diese typisch asiatische Ästhetik.
Und deshalb werden auch in Zukunft die Designer und Grafiker für solche kulturabhängigen Bildbotschaften bei uns bleiben (denn die wären in China auch billiger).
Es ist hier der Begriff der "deutschen Wertarbeit" gefallen und das ist sicher (noch) ein Punkt. Das wir zum wiederholten Male Exportweltmeister geworden sind, zeigt, dass man zumindest in Teilen der Welt das auch noch glaubt.
Über den Preis können wir nicht mithalten (aber war das nicht schon immer so ?). Aber es gibt immer ein Klientel, dass bereit ist, mehr auszugeben, wenn eine gute Qualität gewährleistet ist.
Und da haben - gerade die großen Unternehmen - in meinen Augen in den letzten Jahren geschlampt.
Mich wundert es nicht, das die Handysparte von Siemens den Bach runter ging. Es geht noch nicht einmal um diese ganzen Spielereien, die Siemens einfach verschlafen hat, denn viele Leute brauchen und wollen die gar nicht. Leider habe ich so ein (auch noch steinaltes) Handy von Siemens. Das ist eben auch derselbe billige Schrott gebaut, war schon zu seiner Zeit im Vergleich zu den Mitbewerbern umständlich und wenig intuitiv zu bedienen und die Bedieunungsanleitung katastrophal. Warum sollte ich dann dieses Handy, was schlechter und teurer ist als das der Konkurrenz noch kaufen ? Nur weil es deutsch ist ?
A props Siemens: Leider war ich neulich gezwungen hier einen Siemens-Router zu konfigurieren. Die Bedienungsanleitung oder "Hilfe" ist eine Zumutung. Ich gebe zu: Ich verstehe nicht viel von Netzwerktechik. Aber ist das mein Problem, resp. sollte das mein Problem sein ?
Wenn ich dann in einem Handbuch als "Erklärung" für eine Checkbox lese: "Hier können Sie den $G%§&-Modus ein- oder ausschalten." und mehr nicht, dann finde ich das in einem deutschen Handbuch für eine deutsches Produkt mehr als blamabel. Dafür brauche ich dann auch kein Handbuch, dass man den $G%§&-Modus an dieser Stelle einschaltet, das sehe ich selbst auch. Da kann ich mich auch gleich mit einer chinesischen Bedienungsanleitung herumärgern.
Und das sollte - gerade für technische Produkte - ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein. Das ist einer der Gründe, warum ich meinen Apple Macintosh so liebe (und ich habe auch einen ganz neuen PC unter Windows XP hier): Einstöpseln, Bedienung intuitiv, Software: Es funktioniert einfach und Schluss. Und es kommt nur selten vor, das ich unter MacOS X überhaupt nur einmal irgendeinen Hilfetext lesen, etwas neu installieren, dauernd updaten usw. muss. Es funktioniert einfach, basta. (Und man kann nicht sagen, dass der Mac Mini mit 500 EUR ein "teurer" Rechner wäre).
Zwar ist der Apple kein deutsches Produkt, aber diese Philosophie sollte für deutsche Produkte gelten: Mit der Billig-Konkurrenz kann man sowieso nicht mithalten, aber die Produkte haben ihre Qualitäten dann auch mit einem Schuss Understatement "unter der Haube" und funktionieren dann auch, wie man sie braucht und nicht erst, wenn man dauernd einen "Spezialisten" hinzuzieht. Warum auch ?