Deutsch als Sprache in die Verfassung

Simple Man

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Von welcher deutschen Sprache redet die CDU eigentlich? Bayrisch? Sächsisch? Döner-Deutsch? Hochdeutsch? Beamtendeutsch? Und wenn die deutsche Sprache sich zukünftig weiterentwickelt und sich zum Beispiel dem englischen oder türkischen anpasst, ist die Sprache dann Verfassungswidrig?

Und was wäre, wenn jetzt ganz offiziell "türkisch" in "deutsch" umbenannt wird, geht das dann mit der Verfassung konform?
 

Ein_Liberaler

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Das soll eine ironische Überspitzung sein, ja?

Es gibt Gewohnheitsrecht. Gemäß diesem Gewohnheitsrecht ist Deutsch unsere Amtssprache. Wenn ein Amtsträger nicht Deutsch mit Dir redet, kannst Du einklagen, daß er es tut, obwohl es kein Gesetz gibt.

Wieviele Lehnworte dieses Deutsch enthalten darf und ob bairischer Dialekt noch Deutsch ist, das wird im Einzelfall nach Gewohnheitsrecht entschieden, und so bleibt es auch, wenn dieser völlig überflüssige Artikel in die Verfassung kommen sollte.
 

dkR

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Das ist wieder so eine Diskussion, die nur in D möglich ist.
Kann man sich wirklich streiten, was hierzulande Amtssprache sein soll? :shisha:
 

Simple Man

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Nun, natürlich war das eine Überspitzung, anders kann ich - ehrlich gesagt - auf so einen imho typischen CDU-Vorschlag gar nicht reagieren ... nur die grundsätzlich dahinter stehende Frage bleibt für mich: was genau ist denn nun die deutsche Sprache? Wo hört die auf? Wo fängt die an? Zudem entwickelt sich Sprache ständig ... das ist ja nichts statisches ... und sollte es meiner Meinung nach auch nicht sein ...

Ich muss aber ehrlich sagen, dass die für mich noch wichtigere Frage ist: hat man denn auf so einem CDU-Parteitag keine dringenderen Probleme? Und kommt nur mir dieser Vorschlag unnötig wie ein Kropf vor?
 

Ein_Liberaler

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Ja, wenn man den Angstschweiß auf der Stirn stehen hat und auftrumpfen will. Wenn das hier ein Katastrophenfilm wäre und die CDU ein kleiner dicker Buchalter mit Revolver, müßten wir uns fürchten.
 

jones

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Mal abgesehen davon, daß es wirklich dringendere Probleme gibt, finde ich es "merkwürdig" wie spd, Grüne und Türkenverbände sich durch diese Idee auf den Schlips getreten fühlen.
 

Ein_Liberaler

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Die CDU spricht es aus, der Genosse denkt es nur. Deutsche Sprache wird an den Schulen gelehrt, jeder weiß, was das ist.
 

Winston_Smith

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Eigentlich hasse ich den Begriff. Aber diese Diskussion ist so "typisch Deutsch". :motz:

Natürlich ist deutsch die Sprache der Bundesrepublik. Wer zweifelt daran? Und so, wie die Farben unserer Flagge im Grundgesetz stehen, soll nun auch die Sprache drin stehen. So einfach ist das.

Peinlich finde ich die offizielle Reaktion der Türkischen Gemeinde!
Kritik kam jedoch von der Türkischen Gemeinde in Deutschland. „Erneut bedienen einige Politiker in der CDU vorhandene Ängste und Klischees gegenüber Migrantinnen und Migranten“, erklärte der Vorsitzende Kenan Kolat. "Wir verstehen dieses Vorhaben als Assimilierungsdruck und mit demokratischen Gepflogenheiten nicht vereinbar."

Assimilierungsdruck?! 8O Halloooo?! Ich fasse es nicht! Also wenn schon der Hinweis auf die Landessprache irgendeinen Druck ausübt, haben wir ein echtes Problem. "Kommst Du nach Deutschland oder lebst Du in Deutschland, mußt Du deutsch können." Was ist daran falsch?

ws
 

Simple Man

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Wie gesagt, Liberaler, ich zumindest kann keine saubere Definition der "deutschen Sprache" liefern ... und ich finde es in höchstem Maße albern, die deutsche Sprache durch das GG schützen lassen zu wollen ... genauso wie die Farben "unserer" Flagge btw, Winston ...

Dass die Herren und Damen Politiker die Ausgaben für die Bildung kürzen und somit auch immer weniger Deutschunterricht gegeben wird, sorgt im Übrigen dafür, dass auch Kinder ohne Migrationshintergrund immer mehr Probleme mit der deutschen Sprache haben ... anstatt hier anzusetzen, ist so ein populistischer Vorschlag natürlich wesentlich einfacher ... und kostengünstiger ... Bastian Sick war es glaube ich, der imo ganz richtig sagte, dass eine "Gefährdung" der deutschen Sprache nicht durch Migranten besteht, sondern eher durch den Sprachverfall der Deutschen selber ... wobei natürlich die Frage ist, was hier genau eine Gefährdung und was eine "natürliche" Weiterentwicklung der Sprache ist ...

Soll doch jeder die Sprache(n) sprechen, die er für richtig hält ... wenn er damit nicht weiter kommt ... naja, sein Pech ... ich mag es einfach nicht, wenn der Staat vorschreiben will, wie oder was ich zu sprechen habe ...
 

Giacomo_S

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Ein_Liberaler schrieb:
und ob bairischer Dialekt noch Deutsch ist

Als Preiss mit nunmehr 13 Jahren Leben in München gerate ich gelegentlich noch immer an Bayern, bei denen ich Untertitel brauche.

Für mich ist das ein typisches CDU-Populistenthema, vergleichbar mit dem damaligen Thema "Leitkultur".
Kulturelle Themen in ein Gesetzbuch schreiben zu wollen - das IMHO (sorry: meiner Meinung nach) nach hinten los.

NB: Brauchen wir eigentlich ständig neue Gesetze ?
Es ist einfach ein neues Gesetz zu machen und als Politiker mit stolzgeschwellter Brust vorm Volk zu stehen. Aber ein Gesetz allein ändert nichts an den Verhältnissen, sondern die Menschen, die eine Veränderung umsetzen wollen.

Ein Beispiel:
Säuft sich ein Jugendlicher in einer Kneipe zu Tode, dann schreien reaktionäre Stehaufmännchen wie Beckstein öffentlichkeitswirksam nach neuen Gesetzen und verwischen dabei: Die Gesetze zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit gibt es bereits, seit Jahrzehnten.
Sogar zum Schutz von Erwachsenen.
Sie bleiben aber Makulatur, solange sie niemand verfolgt.
Und das wäre mit neuen Gesetzen nicht anders.
 

Winston_Smith

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Brauchen wir eigentlich ständig neue Gesetze ?

Das ist das einzige, was ich an der Aktion auszusetzen habe. Offensichtlich haben viele Gruppen/Parteien ein Problem damit und fühlen sich irgendwie ausgegrenzt oder befürchten sonstwas. Dabei ist es die normalste Sache der Welt, wenn ein Staat beschreibt, was die Landessprache ist. Herrjemine. In jedem Reiseführer steht sowas.

Wie gesagt, Liberaler, ich zumindest kann keine saubere Definition der "deutschen Sprache" liefern ... und ich finde es in höchstem Maße albern, die deutsche Sprache durch das GG schützen lassen zu wollen ...

Der Artikel sagt ja nichts über die Entwicklung der Sprache bzw. schließt diese nicht aus. Dazu gehören die verhassten Anglizismen und die unbekannten Gallizismen.

Ich glaube auch nicht, dass es um eine "Gefährdung" geht. Es ist lediglich eine ganz normale Feststellung. Berlin ist unsere Hauptstadt, die Flagge ist Schwarz-Rot-Gold und wir sprechen deutsch.

Es muß sich nicht zwangsläufig jeder dran halten. (Es gibt bestimmt noch ein paar Bonner, die sich als heimliche Hauptstädter sehen.) Es wird auch niemand gezwungen, deutsch zu sprechen. Wer es aber nicht macht, der bekommt Probleme bei der Verständigung, kann sich aber nicht beklagen, da die Lösung im GG steht.

ws
 

Giacomo_S

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Winston_Smith schrieb:
Ich glaube auch nicht, dass es um eine "Gefährdung" geht. Es ist lediglich eine ganz normale Feststellung. Berlin ist unsere Hauptstadt, die Flagge ist Schwarz-Rot-Gold und wir sprechen deutsch.

Der Unterschied besteht darin, dass man eine Flagge, eine Hauptstadt per Definition festlegen kann, eine Landessprache aber wohl kaum.
Allenfalls noch eine Amtssprache.

Hat die CDU-Basis eigentlich keine anderen Probleme oder Themen ?
Mich erinnert das an eine Aktion der Jungen Union in meinem Landkreis, wo sie sich dafür eingesetzt haben, andere Autokennzeichen zu bekommen ... genau so überflüssig.
Politik light.

Und wenn ihnen die Deutschkenntnisse der Bevölkerung Deutschlands schon so am Herzen liegen, sollten sie eher daran arbeiten, diese - durch welche Programme auch immer - zu verbessern.
 

Ein_Liberaler

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Wozu sollte man eine "saubere Definition" der deutschen Sprache brauchen? Die Gesetze liefern nicht zu jedem Wort, das sie verwenden, eine "saubere Definition". Das wird von Gerichten ausgelegt, dafür gibt es Kommentare und höchstrichterliche Entscheidungen. Die deutsche Amtssprache ist bereits Deutsch, seht es ein. Es steht nur nicht im GG, es ist einerseits Gewohnheitsrecht und andererweits auch für bestimmte Bereiche durch einfache Gesetzgebung geregelt:

§ 87 Abgabenordnung schrieb:
(1) Die Amtssprache ist deutsch.
(2) 1Werden bei einer Finanzbehörde in einer fremden Sprache Anträge gestellt oder Eingaben, Belege, Urkunden oder sonstige Dokumente vorgelegt, kann die Finanzbehörde verlangen, dass unverzüglich eine Übersetzung vorgelegt wird. 2In begründeten Fällen kann die Vorlage einer beglaubigten oder von einem öffentlich bestellten oder beeidigten Dolmetscher oder Übersetzer angefertigten Übersetzung verlangt werden. 3Wird die verlangte Übersetzung nicht unverzüglich vorgelegt, so kann die Finanzbehörde auf Kosten des Beteiligten selbst eine Übersetzung beschaffen. 4Hat die Finanzbehörde Dolmetscher oder Übersetzer herangezogen, erhalten diese eine Vergütung in entsprechender Anwendung des Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetzes.
(3) Soll durch eine Anzeige, einen Antrag oder die Abgabe einer Willenserklärung eine Frist in Lauf gesetzt werden, innerhalb deren die Finanzbehörde in einer bestimmten Weise tätig werden muss, und gehen diese in einer fremden Sprache ein, so beginnt der Lauf der Frist erst mit dem Zeitpunkt, in dem der Finanzbehörde eine Übersetzung vorliegt.
(4) 1Soll durch eine Anzeige, einen Antrag oder eine Willenserklärung, die in fremder Sprache eingehen, zugunsten eines Beteiligten eine Frist gegenüber der Finanzbehörde gewahrt, ein öffentlich-rechtlicher Anspruch geltend gemacht oder eine Leistung begehrt werden, so gelten die Anzeige, der Antrag oder die Willenserklärung als zum Zeitpunkt des Eingangs bei der Finanzbehörde abgegeben, wenn auf Verlangen der Finanzbehörde innerhalb einer von dieser zu setzenden angemessenen Frist eine Übersetzung vorgelegt wird. 2Andernfalls ist der Zeitpunkt des Eingangs der Übersetzung maßgebend, soweit sich nicht aus zwischenstaatlichen Vereinbarungen etwas anderes ergibt. 3Auf diese Rechtsfolge ist bei der Fristsetzung hinzuweisen.

Diese Fisematenten mit Änderung der Sprache, Dialektfärbung, glasklarer Definition, ehrlich, die find ich ein bißchen kindisch. So funktioniert das deutsche Recht nicht.

Und ja, völlig richtig, um nicht zu sagen trivial, Politiker machen nicht immer nur das beste, was sie gerade zu tun haben, und nicht immer das zielführendste. Genauso könnte man sich über Herrn Kolat auslassen, der ja schwer einen an der Waffel hat, aber das bringt auch nichts.
 

erdal5

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dieser türkenverband spricht gottseidank nicht für alle türken; vieles von denen ist einfach nur peinlich. selbstverständlich MUSS deutsch auch die amtssprache in deutschland sein. wieso wird darüber eigentlich diskutiert?
 

Ein_Liberaler

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Deswegen schreibe ich ja auch "Herr Kolat" und nicht "die Türken"...

David Hugendick in der Zeit Online schrieb:
Ein Gesetz kann nicht bestimmen, was Deutsch ist und was nicht. Wer soll darüber überhaupt entscheiden? Der Duden? Oder Peter Müller? Und was ist mit den Migranten? Man stelle sich Integrationszentren vor, in denen Deutschlehrer sofort jede nicht gemachte Hausaufgabe als Verstoß gegen das Grundgesetz tadeln.

Kindisch.
 

Simple Man

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Ja, Liberaler, wir haben es verstanden, du findest diese (und damit auch meine) Ansicht kindisch ... magst du es noch ein paar mal wiederholen? Dass du damit imho reichlich arrogant und - das kannst du jetzt ruhig als die Retourekutsche auffassen, die es ist - kindisch rüberkommst, will ich auch nur nebenbei erwähnen ...

Genauso wenig, wie im GG stehen sollte, was als "deutsche Kultur" geschützt werden sollte, sollte da drin stehen, was als deutsche Sprache schutzwürdig sei ... der Vorschlag ist albern, populistisch, sinnlos und ... kindisch ...
 

Ein_Liberaler

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Ja, ist gut. Interpretieren wir halt alles mögliche in diesen erschreckend harmlosen Vorschlag hinein. Daß definiert werden soll, was Deutsch ist, daß irgendetwas geschützt werden soll, daß man nicht mehr Schwäbisch reden darf, und, nicht vergessen, wiederholen wir uns dreimal und werfen wir dann anderen vor, daß sie es kommentieren.
 

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