Bürgergeld für Faule

Woppadaq

Erleuchteter
Registriert
2. August 2003
Beiträge
1.413
samhain schrieb:
der kapitalismus widerspricht in allem der immer wieder von kritischen geistern geforderten nachhaltigkeit, die für das (über)leben der gesamten menscheit nötig ist.

Kannst du genauer definieren, was du unter "Nachhaltigkeit" verstehst ? Ich hör das Wort sehr oft, kann aber nichts damit anfangen.

dieses system, das nur auf schnellen profit ausgerichtet ist und auf seinem "siegeszug" ein schneise der verwüstung hinterlässt, zeigt sich gerade heute auch in den industrienationen, wo diese entwicklung einst ihren anfang nahm, immer mehr von ihrer monströsen seite.

Hinterläßt nicht jedes System eine Schneise der Verwüstung bei seinem Siegeszug ??

das leid der sogenannten entwicklungs/billiglohnländer erreicht nun also auch ihre verursacher. auch hier reift langsam die erkenntnis, das es nicht um einen akzeptalen standart für alle geht, sondern um reines verwertungsdenken.der mensch ist nicht mehr mensch, sondern material, das entweder irgendwie noch verwendung findet, oder eben nicht-tendenz zunehmend.

Also zwischen einem Entwicklungsland und einem Billiglohnland sehe ich schon noch gravierende Unterschiede !

Nebenbei gesagt ist es sehr verpauschalisiert gesagt, daß WIR die Verursacher von beiden sind.

das resultat dieser entwicklung ist, das immer mehr menschen sich selber überlassen werden, sie sind schlicht und einfach lästig, sie werden von diesem system einfach nicht mehr gebraucht. das spricht niemand der verantwortlichen so direkt aus, man verpackt es lieber in hehre worte von mehr "selbstverantwortung", von "gürtel-enger-schnallen" damit es wieder "aufwärts" geht usw.

Als Wähler und als Steuerzahler wird der Mensch grundsätzlich immer gebraucht. Er darf nur, durchschnittlich gesehen, nicht mehr kosten als man mit ihm einnimmt.

dieser "aufwärtstrend" wird von angeblichen experten ständig im munde geführt und mit der selben beständigkeit immer wieder aufs folgejahr verschoben.

stimmt. sinnvoller wäre es natürlich, Schröder würde sich hinstellen und sagen "Also paßt mal auf: die nächsten 10 Jahre gehts erstmal bergab ! solange habt ihr nix zu melden. Danach gehts, wenn wir Glück haben, wieder bergauf, aber nur vielleicht, weil unsere Wirtschaftsprognostiker liegen ja eh meistens daneben....." Ich nenne das Ehrlichkeit !

so wie dem esel die (unerreichbare) möhre vor die nase gehalten wird, um ihn zum weitergehen zu animieren, so wird hier den menschen jahr für jahr der angeblich anstehende "aufschwung" herbeihalluziniert.

Was haben "die Menschen" eigentlich von nem Aufschwung ? Ich meine, es gibt ja auch die "jobless growth"......

das alles, um die tatsache zu verschleiern, das dieses system am ende ist, zumindest was die in ihm lebenden menschen betrifft, sofern sie nicht zur upper class gehören.

"Anfrage an Sender Eriwahn: Stimmt es, daß der Kapitalismus am sterben ist ? "
"Ja ! Aber WAS FÜR EIN TOD !!"
 

Giacomo_S

Ehrenmitglied
Registriert
13. August 2003
Beiträge
2.835
Die ganze Idee ist übrigens nicht neu, wurde schon von amerikanischen Hippies Ende der 60er ins Gespräch gebracht. Übrigens mit durchaus realistischen Rechenmodellen.

Hintergrund ist, daß die Beantragung von Sozialhilfegeldern, Arbeitslosengeld etc. - übrigens gerade aufgrund der komplexen gestzteslage in Deutschland - einen enormen Aufwand an Verwaltungsarbeit erzeugt, der im Grunde mehr Geld kostet, als er bringt.
Außerdem degradieren Beantragungssysteme den Bedürftigen zum Bittsteller.
Die Idee war die sogenannte "negative Einkommenssteuer". Große Behördensysteme werden abgeschafft (das spart Geld) und je nach Einkommen wird entweder besteuert, oder aber ausgezahlt.
Rechnerisch kann man zwar aufgrund der Zahlen durchaus zu passablen und besseren Lösungen mit so einem Modell kommen, nur wie alle rein theoretischen Modelle geht es insofern an der Realität vorbei, daß

- Auch dieses Modell eine, wenn auch kleinere Verwaltung benötigt.
- Die statistischen Zahlen nicht stimmen, wenn die Verwaltungsangestellten als Arbeitslose hinzukommen
- Dem Mißbrauch keine Grenze gesetzt wird und daher das System totsicher mißbraucht wird und andere Realitäten erzeugt
- Ein solches System andere Verhaltensweisen der Gesellschaft hervorbringen wird und daher die Prämissen nicht mehr dieselben sind

Dennoch wird sich aber der Kapitalismus etwas ausdenken müssen und zwar schon bald. Kernaussagen der kapitalistischen Lehre stimmen nicht mehr, z.B. führt das Wachstum in den USA zu weit weniger neuen Arbeitsplätzen in den USA als bisher.
Seit Jahren haben große Konzerne viele Mitarbeiter entlassen und die Produktionen ins Ausland verschoben, weil ja hier angeblich alles "zu teuer" ist. Mittlerweile ist auch die mittlere Ebene betroffen, Infinion läßt zum Beispiel seine Buchhaltung in Potugal erledigen.

Als Junge habe ich noch für meine Mutter in der Sparkassenfiliale Geld gegen Zahlschein abgeholt - Computer gab's ind den Filialen noch keine, geschweigen denn Bankautomaten. Die Banken haben von der Computerisierung vielleicht von allen Branchen am meisten profitiert, die Effizienz ist um ein Mehrfaches gestiegen. Heute arbeiten die Angestellten dennoch eher mehr als noch vor einem Jahrzehnt und trotzdem muß man Filialen schließen; eine Bank wie die Commerzbank in dieser Größenordnung "nicht mehr überlebensfähig" ? Also mir kommt das so vor, als würde hier mit vollen Backen gejammert, denn wo bleiben denn eigentlich die ganzen Gewinne dieser enormen Produktionssteigerungen ?
Bei den Arbeitnehmern sicherlich nicht, denn deren Lebensstandard ist wohl eher gesunken, als gestiegen.

Die großen Konzerne schielen immer nur auf ihren eigenen Bauchnabel und versuchen, so billig wie möglich zu produzieren. Was sie noch nicht begriffen haben: Wenn sie alle entlassen haben, wird es niemanden mehr geben, der ihre Produkte kauft. Henry Ford der Autokönig wußte das schon. Er zahlte überdurchschnittlich hohe Löhne und gab seinen Leuten als einer der ersten Unternehmer Samstags frei. "Man muß den Leuten auch Gelegenheit geben, ihr Geld auch auszugeben" war sein Kommentar dazu.

Die derzeitige Krise ist bereits der Anfang dieser Entwicklung. Ohne Beschäftigung der eigenen Leute wird es auch keinen Konsum geben. Wer heute arbeitslos wird, kauft sich kein neues Auto für 20.000 Euro, auch dann nicht, wenn's durch Produktion im Ausland 2.000 Euro billiger ist.
 

forcemagick

Forenlegende
Registriert
12. Mai 2002
Beiträge
6.038
Giacomo_S schrieb:
Die derzeitige Krise ist bereits der Anfang dieser Entwicklung. Ohne Beschäftigung der eigenen Leute wird es auch keinen Konsum geben. Wer heute arbeitslos wird, kauft sich kein neues Auto für 20.000 Euro, auch dann nicht, wenn's durch Produktion im Ausland 2.000 Euro billiger ist.

eben... zumal ja auch das auto, dass im ausland so viel günstiger hergestellt wird den endkunden tendenziell eher mehr kostet als vorher...

"mit vollen backen jammern" triffts ganz gut.

man muss sich nur mal ansehen was mancher manager an geld bekommt. nun kann man natürlich sagen "ach gott die leute arbeiten ja auch so viel" aber das rechtfertigt meiner meinung nach nicht millionenhohe jahresgehälter während auf der anderen seite die belegschaft entlassen werden muss weil ja das geld so sehr fehlt.... zwei manager entlassen würde wie viele arbeiterarbeitsplätze erhalten?

der hintergrund ist die kurzsichtigkeit, die annahme, dass man rücksichtslos zerstören kann oder vielleicht sogar muss, weil sich ja alles regeneriert. aber genauso wie im falle der umwelt haben wirtschaftssysteme ihre schwellen, die nicht überschritten werden sollten weil sonst eine umkehr so gut wie unmöglich wird.
 

morgenroth

Großmeister
Registriert
6. September 2003
Beiträge
805
Hier wird ständig die Frage nach der finanzierung gestellt.Leider muss ich zugeben dass ich weder VWL noch Mathemaik studiert habe.Ich glaube aber,das das auch nicht nötig ist,um zu erkennen,das die Güter und das Kapital völlig ungerecht verteilt sind.Wenn die Herren Manager und auch andere elitären Erscheinungen,nicht in diesem unverschämten Maße abkassieren würden,ließe sich eine gerechtere Gesellschafft durchaus bezahlen.Wie schon gesagt:Wir müssen endlich lernen nach oben zu treten,und nicht ständig nach unten,dann ist eine gerechte Gesellschaft auch möglich.
 

Mitchell

Meister
Registriert
1. Oktober 2002
Beiträge
388
@ Woppadaq:

"Hinterläßt nicht jedes System eine Schneise der Verwüstung bei seinem Siegeszug" nein, nicht wenn es richtig laufen würde. Dann braucht es keinen Siegeszug wie der Kapitalismus...

"Nebenbei gesagt ist es sehr verpauschalisiert gesagt, daß WIR die Verursacher von beiden sind."
Nein, sicher nicht!!!! Denk mal nach, wer die armen Länder noch ärmer macht und sie dazu noch ausbeutet...

"Als Wähler und als Steuerzahler wird der Mensch grundsätzlich immer gebraucht"
Muaaaaahaha!! Das kannst du doch nicht wirklich glauben, oder? Welche Wahlen sind denn noch schön demokratisch? Sag das mal einen Schwarzen Ammi der in Florida wohnt...
 

samhain

Ehrenmitglied
Registriert
10. April 2002
Beiträge
2.976
@Woppadaq

>>Kannst du genauer definieren, was du unter "Nachhaltigkeit" verstehst ? Ich hör das Wort sehr oft, kann aber nichts damit anfangen.<<

forcemagick hat das schon schön erklärt, nämlich dieses:

>>der hintergrund ist die kurzsichtigkeit, die annahme, dass man rücksichtslos zerstören kann oder vielleicht sogar muss, weil sich ja alles regeneriert. aber genauso wie im falle der umwelt haben wirtschaftssysteme ihre schwellen, die nicht überschritten werden sollten weil sonst eine umkehr so gut wie unmöglich wird.<<

mit der regenerationsfähigkeit ist das allerdings so eine sache...
gerodete waldflächen bilden wüsten-und erositionsbildung vorschub, der grundwasserspiegel sinkt dauerhaft, da regeneriert sich dann nicht mehr viel.
auch die fortschreitende ausrottung vieler tier-und pflanzenarten ist unumkehrbar, was einmal von der bildfläche verschwunden ist, kommt nicht wieder.
 

Woppadaq

Erleuchteter
Registriert
2. August 2003
Beiträge
1.413
Mitchell schrieb:
@ Woppadaq:

"Hinterläßt nicht jedes System eine Schneise der Verwüstung bei seinem Siegeszug" nein, nicht wenn es richtig laufen würde. Dann braucht es keinen Siegeszug wie der Kapitalismus...

Also ein System, welches richtig läuft, existiert nur für sich und hat für andere keine Beispielwirkung......weshalb es auch keinen Siegeszug und damit auch keine Schneise der Verwüstung gibt........so richtig interpretiert ?
(Würde meine These aber nicht unbedingt widerlegen.......)

"Nebenbei gesagt ist es sehr verpauschalisiert gesagt, daß WIR die Verursacher von beiden sind."
Nein, sicher nicht!!!! Denk mal nach, wer die armen Länder noch ärmer macht und sie dazu noch ausbeutet...

die dortigen Regierungen, würde ich sagen.......ohnehin ist das mit der Ausbeutung so eine Sache: Man kann auch von ihr profitieren.

"Als Wähler und als Steuerzahler wird der Mensch grundsätzlich immer gebraucht"
Muaaaaahaha!! Das kannst du doch nicht wirklich glauben, oder? Welche Wahlen sind denn noch schön demokratisch? Sag das mal einen Schwarzen Ammi der in Florida wohnt...

Welche Wahlen noch demokratisch........(jetzt kommt als nächstes wahrscheinlich "glaubst du alleswas in der Presse steht ?")......also ich hatte bisher noch keinen Grund, die Wahlen in unseren Land als undemokratisch zu bezeichnen.

Mit Florida möchte ich unser Land nicht vergleichen. Wir haben nicht die Todesstrafe, bei uns sitz kein Bush auf den Senatorposten und durchgedreht paranoid wie die Amis sind wir auch nicht. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.....
 

morgenroth

Großmeister
Registriert
6. September 2003
Beiträge
805
Silencermh16 schrieb:
Ich glaub ich hab da was falsch verstanden, also du meinst, die die nicht arbeiten wollen bekommen "faul" Geld und die die arbeiten wollen müssen dann 90 Prozent dessen, was sie erarbeiten an die "faulen" zahlen, weil die ja "faul" sind.
*lol*


Wenn man das so polemisch darstellt,macht das ganze nartürlich keinen Sinn.
Fakt ist aber,das es sowieso nicht genügend Arbeitsplätze gibt.Wenn man dann noch bedenkt,das eine nicht kleine Zahl an Arbeitsstellen nur künstlich durch Subventionen am Leben gehalten wird,undvieleLeute "nur"in
ABM's gesteckt werden,liegt es doch irgendwie auf der Hand,das man mittelfristig umdenken muss.Immer mehr Maschinen übernehmen die Arbeit der Menschen(Tendenz steigend),doch das erwirtschaftete Kapital kommt nicht dem Volk zugute,sondern denen,die die Maschinen durch das vom Volk erwirtschafftete Kapital eingebracht haben.
Wenn man die Kluft,zwischen denen, die ohne rot zu werden diesem "System" Millionen und Milliarden entziehen,und denen,die Monat für Monat überlegen müssen wie sie am Ende noch klarkommen,verkleinern würde,wäre man der Sache schon ein bisschen näher.
Im übrigen ist niemand faul,nur weil er keinen Job hat/findet.


in diesem Sinne

morgenroth
 
Oben