Überwachung und Datenschutz

hives

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Die verfügbaren Überwachungstechniken werden immer besser, die Datenarchivierung nimmt zu, Zentralisierung und Verschränkung von Datenbanken wird vielfach propagiert und umgesetzt...

In diesem Thread kann meinetwegen auch über den großartigen Nutzen von RFID-Chips und staatlicher sowie privatwirtschaftlicher Datenhortung geschrieben werden ;) - allerdings sollte der Schwerpunkt auf einer kontinuierlich aktualisierten Sammlung zur angesprochenen Thematik liegen.


Vor kurzem gab es einen wirklich interessanten Bericht von der International Campaign Against Mass Surveillance (ICAMS), die von Statewatch, der ACLU und weiteren NGOs gegründet wurde:

The Emergence of a Global Infrastructure for Mass Registration and Surveillance
(pdf, 78 Seiten, 1.5 mb)


Eine Zusammenfassung:


The Emergence of a Global Infrastructure For Mass Registration and Surveillance: 10 Signposts

[...]

1st Signpost: The Registration of Populations

The first signpost on the road governments are leading us down was the effort by the United States after September 2001 to register male non-citizens from designated countries, and then all foreigners traveling to the U.S., and similar efforts by the European Union to register immigrants and travelers. [...]
In Europe, similar registration and data linkage is occurring with the creation of the new EU Visa Information System (VIS) and an EU-wide foreigners' register:

[...]

2nd Signpost: The Creation of a Global Identification System

The second signpost is what amounts to the domestic counterpart of the registration of foreigners: the creation by governments of an international identity card system for citizens.

[...]

3rd Signpost: The Creation of an Infrastructure for the Global Surveillance of Movement

[...]

4th Signpost: The Creation of an Infrastructure for the Global Surveillance of Electronic Communications and Financial Transactions

[...]

5th Signpost: The Convergence of National and International Databases

[...]

6th Signpost: The Spread of the "Risk Assessment" Model

[...]

7th Signpost: Security-Force Integration and the Loss of Sovereign Checks and Balances

[...]

8th Signpost: The Corporate Security Complex

[...]

9th Signpost: The Erosion of Democratic Values

[...]

10th Signpost: Rendition, Torture, Death

[...]
http://www.i-cams.org/Surveillance_intro.html



Und ein Telepolis-Artikel zum Thema:

In die Welt von Kafka und Orwell

In einem umfassenden Bericht, der anhand von vielen Beispielen die Menschen wachrütteln soll, warnen Bürgerrechtsorganisationen vor der im Aufbau befindlichen "globalen Infrastruktur zur Erfassung und Überwachung von Menschenmassen". Sie wird von vielen Regierungen mit dem "Krieg gegen den Terror" und der Notwendigkeit des Schutzes vor dem Terrorismus begründet. Die Bürgerrechtsorganisationen fürchten, dass mit dieser globalen Überwachungsinfrastruktur ganze Bevölkerungen systematisch kontrolliert werden können.

[...]

In dem Bericht werden die Pfeiler des Überwachungssystems vorgestellt, deren Zusammenwachsen tatsächlich eine Kontrolle ermöglicht, von der totalitäre Regime bislang nur träumen konnten. Mit angeblich notwendigen Sicherheitsanforderungen wird aber nicht nur legitimiert, dass die einzelnen Menschen immer weniger vor Überwachung geschützt sind, sondern auch, dass die Möglichkeiten der Geheimhaltung der Regierungen größer werden.

Hauptargument ist, dass unter dem Zeichen des Kampfs gegen den Terrorismus weltweite Standards eingeführt werden, die einen leichten Austausch von Daten und deren Speicherung ermöglichen. So wird beispielsweise unter dem Druck der USA und dem dort etablierten US-Visit-System die Integration von biometrischen Informationen in Ausweise und Reisedokumente vorgenommen. Dadurch entstehe eine globale Datenbank zur Identifikation von Menschen, wobei hier Informationen über Ein- und Ausreise auch mit persönlichen Daten von Flugpassagieren wie Kreditkartennummern etc. verbunden werden. Ergänzt wird das US-Visit-System durch die geplante zentrale Datenbank EU-Visa-Informationssystem (VIS).

[...]

Datenbanken wie die von US-Visit werden bereits mit weiteren Datenbanken wie der "Terroristenliste", "Secure Flight", CAPPS II u.ä. verbunden, die wiederum mit anderen verknüpft werden, um verdächtige Personen über Data-Mining und Rasterfahndung (German Trawling) zu identifizieren. Daraus könnte im Endeffekt eine umfassende Datenbank – wie diese beim Terrorist Information Awarenesse System oder bei Matrix angelegt war - entstehen, warnt der Bericht, in dem nahezu alle persönlichen Informationen zusammen gefasst werden: [...]
weiterlesen


__________________



Otto Schily darf in diesem Thread natürlich nicht fehlen:

DATENSCHUTZ-DEBATTE

Scharfe Kritik an Schily

Zwei Tage, nachdem Otto Schily den Datenschutzbeauftragten Peter Schaar wegen dessen Kritik an Schilys Biometriepässen öffentlich rüffelte, wächst die Solidarität mit dem Datenschützer. Am Donnerstag übten Verbraucherschutzministerin Renate Künast und der Deutsche Anwaltsverein den Schulterschluss mit Schaar.

[...]

Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) nahm Schaar am Donnerstag gegen Schilys Vorwurf in Schutz, der Datenschutz-Beauftragte habe bei seiner Kritik an bestimmten Gesetzen seine Kompetenzen überschritten.

[...]

DAV-Vorstandsmitglied Ulrich Schellenberg kritisierte: "Die Bereitschaft der Politik, den Wert der individuellen Daten eines Bürgers anzuerkennen, hat stark nachgelassen." Es scheine, als ob sich "weite Teile der Politik" darin einig seien, dass das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ein "Begriff aus dem letzten Jahrhundert ist, der heute nicht mehr zeitgemäß" sei.
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,352635,00.html



Schaar selbst lehnte es am Mittwoch ab, den Vorwurf der Kompetenzüberschreitung von Minister Schily zu kommentieren. «Er hält es für sinnvoller, sich auf die Sachdebatte zu konzentrieren, statt Zeit mit eindeutig im Bundesdatenschutzgesetz geklärten Kompetenzfragen zu verschwenden», zitiert die Nachrichtenagentur AP Schaars Sprecherin.
http://www.netzeitung.de/deutschland/334988.html



Und auch die Konzerne sollten nicht übergangen werden:
Der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, sagte auf der Tagung "Der gläserne Kunde" in Berlin, immer häufiger würden aus den Daten Kundenprofile erstellt, die Unternehmen untereinander austauschen könnten. Er forderte, die Position des Verbrauchers durch verbesserte Transparenz zu stärken. Jeder müsse wissen, wozu welche Daten abgefragt und gespeichert würden. Darüber hinaus müsse erläutert werden, welche Unternehmen hinter der Karte stünden und inwieweit das Kaufverhalten zu einem Kundenprofil zusammengeführt würde.

Künast fügte hinzu, angesichts der Menge der auf Kundenkarten gespeicherten Daten seien die massiven Proteste gegen die Volkszählungen in den 80er Jahren "geradezu kleinlich" gewesen. Künast kündigte an, das Verbraucherinformationsgesetz erneut auf den Weg zu bringen. Sie war damit vor drei Jahren am Widerstand des Bundesrates gescheitert.

[...]

Die Union warf Künast dagegen Bevormundung der Verbraucher vor. Anstatt allgemeine Verbote oder Beschränkungen zu fordern, sollte auf Transparenz und Information durch die Unternehmen selbst gesetzt werden, erklärten die Unionspolitiker Ursula Heinen und Martina Krogmann.



Weitere aktuelle Meldungen:

Überwachung am Arbeitsplatz nimmt zu
lesen

NRW & Region
Überwachung der Telefone nahm zu
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Und ein paar ältere Links zum Thema:

Es war keine gute Idee. Es war überhaupt keine gute Idee, dass ich (Christian Reiser, einer der Autoren dieses Beitrags, Anm. d. R.) mich beim letzten Treffen einiger Branchenkollegen von meinem Coautor Philipp Schaumann habe herausfordern lassen. Ich muss einen Arbeitstag lang möglichst wenig Datenspuren hinterlassen. Aber er hat es meiner Meinung nach schwerer getroffen. Er muss einen Urlaubstag lang möglichst wenig Datenspuren hinterlassen, und wenn er fair ist, gilt das für den ersten Urlaubstag.
weiterlesen


Auf den Spuren Big Brothers

Seit dem 11. September zieht sich das Netz der Überwachungsgesellschaft in den USA enger zusammen
http://www.zeit.de/2004/34/ueberwachung_liste


Unter Verdacht

Zu Hause und auf der Straße, in der Bank und im Supermarkt - Amerika überwacht seine Bürger. Im Kampf gegen den Terror laufen Bilder und Daten im Department for Homeland Security zusammen. Der Widerstand gegen diese Art regierungsamtlicher Vorsorge wächst
http://www.zeit.de/2004/34/Big_Brother


http://de.wikipedia.org/wiki/Überwachungsstaat

http://www.ask1.org/modules.php?name=dieredaktion&file=artikel&id=50
 

hives

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Geheimdienste in der Datenflut

Die NSA kommt mit dem neuen und teuren Data-Mining-Projekt Trailblazer nicht voran, mit dem der Geheimdienst die anschwellende Datenflut im "digitalen Zeitalter" bewältigen will
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19951/1.html


"Die Kosten waren größer als zuvor vorausgesehen, Ich würde sagen, Hunderte von Millionen. Ich würde sagen, wir haben die Kosten um einige Dutzend bis einige Hundert Millionen unterschätzt."
NSA-Direktor Michael Hayden


Ein Artikel aus der Zeit, als Trailblazer angekündigt wurde:
Brave new world
Agency's challenges more complex in post-Cold War era
 

hives

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Und noch zwei druckfrische und lesenswerte Artikel von telepolis:

Digitaler Opportunismus

Wolfgang Kleinwächter 25.04.2005
Nie zuvor waren die Schreckensszenarien Orwells wirklichkeitsnäher als jetzt, und nie zuvor war die Apathie des Einzelnen gegenüber dem Ausbau der Überwachung größer
Es war reiner Zufall, dass die Anhörung des US-Senats für den neuen Geheimdienstzar John Negroponte in Washington mit der alljährlichen "Computer Freedom and Privacy Conference" ([extern] CFP 2005) in Seattle zusammenfiel. Negropontes Auftritt auf dem Capitol Hill wurde live von C-Span übertragen und so hatte man im Konferenzhotel "The Westin" die seltene Gelegenheit, zwischen akademischer Diskussion und praktischer Politikandrohung in "real time" hin und her zu switchen.
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Auszugsweise:
Die erste CFP [Computer Freedom and Privacy Conference] fand 1990 statt. Vergleicht man das damals vorhandene digitale Bedrohungspotential für Privatsphäre und Freiheit des Individuums mit den heutigen Kontrollmöglichkeiten, dann erscheint die Aufregung von gestern nachgerade lächerlich. Das Groteske daran ist, dass die vergleichsweise geringen Überwachungsmöglichkeiten der 80er Jahre ein weitaus größeres öffentliches Protestpotential in Bewegung setzten als es die Orwellschen Realitäten des Jahres 2005 vermögen.


Und auch andernorts geht es "voran":

Proteste gegen gläserne Kommunikation in Argentinien

Miriam Lang 25.04.2005
Nach einem neuen Telekommunikationsgesetz sollen alle Inhalte und Verbindungsdaten der Internetnutzung 10 Jahre lang gespeichert werden
weiterlesen

Auszugsweise:

Das Telekommunikationsgesetz war bereits im November und Dezember 2003 von beiden Kammern des Parlaments verabschiedet worden, in beiden Fällen ohne jegliche Debatte und unter dem verharmlosenden Titel "Regelung für die Dienstleistungen in Mobiler Kommunikation". Weiter ausgeführt wurde es in einem Präsidentendekret vom 9. November 2004, das jetzt allerdings wieder zurückgenommen werden musste. Dieses Dekret besagt wörtlich, Ziel der Datenerfassung sei "der Erhalt und die persönliche Zuordnung des Inhalts einer Telekommunikation zwischen zwei oder mehr Punkten oder Zielen durch technische Mittel".
 

racingrudi

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hab noch was aus europas forschungsküche: GALILEO.

link

auszugsweise:
GALILEO ist in technologischer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht von wesentlicher Bedeutung. [...]

[...] stellt GALILEO einen technologischen Durchbruch und eine gesellschaftliche Revolution dar [...]

[...] wurde die strategische Bedeutung von GALILEO betont. GALILEO wird in vielen Bereichen der Wirtschaft erhebliche Vorteile bieten. Im Landverkehr wird es die Ermittlung und Beeinflussung der Fahrzeiten ermöglichen und – dank automatischer Fahrzeugleitsysteme – auch die Verringerung von Staus und Straßenverkehrsunfällen möglich machen. Vielfache Erfahrungen in diesem Bereich werden in den USA gesammelt. Beispiele aus den Bereichen des Land-, Luft- und Seeverkehrs werden am häufigsten genannt, doch wird die Satellitennavigation auch von Tag zu Tag mehr in Landwirtschaft und Fischfang, bei der Erdölprospektion, im Verteidigungs- und Zivilschutzbereich, im Bauwesen und andernorts nutzbringend eingesetzt. In der Telekommunikation wird GALILEO in Kombination mit anderen neuen Techniken wie GSM und UMTS weitere Möglichkeiten zur Bereitstellung von Positionsdaten bieten und kombinierte Dienstleistungen auf sehr hohem Niveau bieten.

Satellitennavigationssysteme werden im täglichen Leben eine immer wichtigere Rolle spielen. Für die Satellitennavigation gilt dasselbe wie für alle bedeutenden technischen Innovationen: Die wirklichen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die industrielle Entwicklung erweisen sich erst nach und nach, auch wenn zahlreiche konkrete Anwendungen bereits denkbar sind. Niemand stellt in Frage, dass die Zukunft von Navigationssystemen in der Satellitennavigation liegt, doch hängen auch andere Bereiche als der Verkehr schon von dieser neuen Technologie ab, oft ohne es zu wissen. [...] wird in Zukunft niemand ohne die Ermittlung seines genauen Standorts auskommen.

[...] bestimmten Anwendungen, die für das Funktionieren der Gesellschaft von morgen maßgebend sind, [...].

schaunmermal ...
 

dkR

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Die Idee mit Galileo ist an sich prima. So können die Amis der restlichen Welt kurzerhand über Nacht das GPS abstellen wenn sie lustig sind. Was momentan dazu führt, dass noch jede Menge redunante Navigationssysteme teuer unterhalten und gewartet werden müssen (z.B. Luftfahrt).
Nur krankt Galileo als quasi EU Projekt wie immer an der ausufernden Bürokratie und IIRC ist Spanien irgendwann letztes Jahr ausgestiegen, was das Projekt auch nicht weiterbringt.
 

streicher

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Aus Kleinwächters Artikel:
Ein Konferenzteilnehmer konfrontierte dem Außenamtsmitarbeiter mit dem folgenden Szenario: Wenn ich ein potentieller Terrorist bin und eine neue Identität brauche, dann warte ich in einer Hotel-Lobby solange, bis einer reinkommt, der eine gewisse Ähnlichkeit mit mir hat. Dann stelle ich mich neben ihn am Hoteltresen, wenn er eincheckt und lese mit meinem Minilesegerät seinen Pass in dem Moment aus, wenn er den Pass dem Hotelpersonal bei der Registrierung übergibt. Und schon kann ich mit einer fremden Identität allerhand Unfug anfangen. Digitaler Opportunismus
Die Überlegungen des Skeptikers führen in die Richtung, dass neue technische Möglichkeiten in Kombination mit Überwachung die Welt trotzdem nicht sicherer machen. Der Feind zieht mit.
 

FreeBird

Großmeister
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(...) dass neue technische Möglichkeiten in Kombination mit Überwachung die Welt trotzdem nicht sicherer machen. Der Feind zieht mit.

Yo. Und es gibt ja nicht nur die pösen Terroristas. Auch der denkende und aufgeklärte Nonkonformist ist ja in gewisser Weise ein Feind.

Sobald in meinem Perso ein RFID steckt, führe ich den nur noch in Alufolie eingewickelt (oder mit einer anderen adäquaten Störtechnik versehen) mit mir. Selbes gilt für Banknoten mit Chip -> vor Gebrauch erstmal in die Mikrowelle.

Und wenn es demnächst auf offiziellem Wege nur noch Rechner mit TCPA/Palladium zu kaufen gibt, dann muss ich halt meinen Arsch hochkriegen und Mittel und Wege finden, auch diesen Scheiss auszuhebeln. Das schöne ist ja, dass es weltweit unzählige von fähigen und begabten Hackerfreaks als Herausforderung sehen, solche BigBrotherTechniken zu umgehen. Musik- und Filmindustrie wissen was ich meine...

Es gibt keine sicheren Systeme! Und die totale Überwachung auch nicht...


mit entspanntem Gruss,
Bird
 

theGreenPig

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FreeBird:
Das Problem ist nur, dass nicht nur die technischen Anforderungen wachsen um so ein System zu umgehen/auszuhebeln, sondern dass die Menschen (mich natürlich eingeschlossen) immer mehr abstumpfen und bestimmte Dinge garnicht mehr wahrnehmen.

Die nächste Generation kennt garnichts anderes mehr, und die, die etwas tun können werden weniger, und die, die wirklich etwas tun, noch weniger.

Man kann davon ausgehen, dass durch Medien und die Gesellschaft an sich jegliche Skepsis lächerlich gemacht und kleingeredet wird.
Das geht ganz von alleine.

Wer würde denn noch auf die Strasse gehen, um gegen das Gesetz zur Telekommunikationsüberwachung, die Aufhebung des Bankgeheimnisses, Handyüberwachung... zu demonstrieren?
Das "bringt doch eh nichts" hat sich schon sehr schön in unseren Köpfen eingenistet. Ausserdem haben wir andere Probleme die (scheinbar) wichtiger sind. Erst wenn der Apparat steht, und man merkt, dass man nicht mehr weg kann, fängt man an zu schreien.

Klar wird es immer Technikfreaks geben, die diese Mechanismen teilweise umgehen können, aber sie werden sich damit in Zukunft strafbar machen.

Wir werden alle Hände voll zu tun haben, unser Leben einigermassen geregelt zu bewerkstelligen. Da schafft man sich nicht noch zusätzliche Probleme.

-pig
 

hives

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Mal wieder ein paar Meldungen:

Schengen II: Eine "panoptische Überwachungsmaschine" für Europa

Die britische Bürgerrechtsorganisation Statewatch warnt in einer Analyse, dass das umstrittene EU-weite Schengen-Informationssystem II hinter dem Rücken der europäischen Parlamente zu einer regelrechten "Big-Brother-Datenbank" ausgebaut wird. "Dieses System wird benutzt werden, um Millionen vom EU-Gebiet auszuschließen, Überwachung und Kontrolle über die verdächtige Bevölkerung auszuüben und um ein biometrisches Register aller Einreisenden in die EU ähnlich dem US-VISIT-Programm zu schaffen", lautet das Fazit der Untersuchung.

[...]

Besonders empört ist Statewatch, dass die neue Überwachungsarchitektur bereits von einem gemeinsamen Konsortium entwickelt wird, obwohl weder das EU-Parlament noch nationale Volksvertretungen oder Datenschutzbehörden konsultiert wurden. Der EU-Rat habe die "Erfüllung der Wunschliste der Strafverfolger" vielmehr mit dem Segen der EU-Kommission, die eigentlich zuständig ist und das Budget gibt, in Eigenregie unter dem Aufhänger einer "latenten Entwicklung" vorangetrieben.
vollständig:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/59755


Der Bericht von Statewatch (PDF):
http://www.statewatch.org/news/2005/may/sisII-analysis-may05.pdf



Grüne kritisieren geplantes Fünf-Länder-Abkommen zur Überwachung
Unkontrollierte Weitergabe hoch sensibler Daten


Ein Fünf-Länder-Abkommen zur grenzüberschreitenden Kooperation bei der Überwachung, über das am Mittwoch im Kabinett abgestimmt werden soll, ist bei der Grünen-Fraktion auf Kritik gestoßen. Das Übereinkommen zwischen Deutschland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Österreich sieht einen umfangreichen Austausch von Daten der nationalen Sicherheitsbehörden und die grenzüberschreitende Polizeizusammenarbeit in den Bereichen Terrorismus, Verbrechensbekämpfung und illegale Migration vor. "Ich halte dieses Abkommen für höchst problematisch", sagte die bündnisgrüne Innenpolitikerin Silke Stokar dem 'Tagesspiegel' (Dienstagsausgabe). Es bewege sich in einem "Grauzonenbereich". Die Weitergabe hoch sensibler Daten an die anderen Staaten sei deshalb so problematisch, "weil nicht mehr kontrollierbar ist, was mit den Daten geschieht". Diese Gefahr für deutsche Bürger sei mit dem vereinbarten Datenschutz nicht zu bannen.

[...]

Das Übereinkommen, das nicht der Zustimmung des Bundestages bedarf, soll nach derzeitiger Planung bereits am 30. Mai unterzeichnet werden.
vollständig:
http://de.internet.com/index.php?id=2035650


Überwachungs-Horror in US-Unternehmen

Die meisten US-amerikanischen Arbeitnehmer müssen damit rechnen, dass der Chef ihre E-Mails liest, ihre Telefonate aufzeichnet und genau verfolgt, wie viel Zeit sie auf welchen Sites im Internet verbringen. Dies ergab eine Studie der American Management Association und dem ePolicy Institute. Die erschreckenden Ergebnisse: 51 Prozent der befragten Unternehmen filmen ihre Mitarbeiter am Arbeitsplatz, und 76 Prozent speichern und überprüfen von Mitarbeitern angesurfte Websites.

Die verwendeten Überwachungsmethoden sind unterschiedlich. So speichern 50 Prozent der Firmen die Dateien der Mitarbeiter und überprüfen diese nachträglich. 36 Prozent der Firmen verfolgen den Inhalt von Websites und messen die Anschläge auf der Tastatur und die Zeit, die täglich vor dem Computer verbracht wird. 55 Prozent der Unternehmen speichern die E-Mails der Mitarbeiter, um sie nachträglich noch einmal durchzulesen. Außerdem zeichnen 19 Prozent der US-amerikanischen Firmen die Telefongespräche der Angestellten auf. Immerhin fünf Prozent der befragten Firmen nutzten GPRS, um den Aufenthaltsort ihrer Mitarbeiter über das Handy genau bestimmen zu können.
weiter:
http://www.computerwelt.at/detailArticle.asp?a=93244&n=4


Nicht zu vergessen:
Bundesagentur plant umfangreiche Befragung von Langzeitarbeitslosen
Datenschützer und Politiker reagieren alarmiert
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/16/0,3672,2301456,00.html
 

hives

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FAZ schrieb:
08. Juni 2005 Das Bundeskabinett hat beschlossen, die Anwendung des genetischen Fingerabdrucks auszuweiten. Nach dem Gesetzentwurf von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) sollen DNA-Analysen von Verdächtigen künftig auch nach leichteren Delikten gespeichert werden dürfen.

Allerdings wird in Fraktionen und Länderministerien nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa nicht damit gerechnet, daß der Gesetzentwurf noch vor der angestrebten Neuwahl des Bundestages im kommenden Herbst endgültig verabschiedet werden kann.
FAZ

es werden genetische Untersuchungen ohne richterliche Anordnung gefordert, die künftig auch bei kleineren Straftaten angewendet werden sollen...
Schily beschwört sogar eine "weitestmögliche Anwendung" - dennoch hielten sich die Reaktionen in sehr engen Grenzen...


Die Union lässt sich bei solchen Themen selbstverständlich nichts vormachen:

Die Union will im Fall eines Wahlsiegs die Anwendung des sogenannten genetischen Fingerabdrucks noch einmal erheblich ausweiten. Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Bosbach (CDU) sagte am Mittwoch, der nun vom Bundeskabinett nun beschlossene Gesetzentwurf reiche noch nicht aus: „Wir wollen Deutschland sicherer machen. Und dazu gehört auch eine Ausweitung des Anwendungsbereichs des genetischen Fingerabdrucks. Der Gesetzentwurf ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er ist aber zu kurz.”

:-/


Siehe auch:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,359603,00.html





__________________


Am Rande bemerkt sollte vielleicht auch die Entwicklung der digitalen Karten für Studenten genauer verfolgt werden, auf denen alles mögliche, insbesondere für das Verwaltungspersonal und die Dozenten gespeichert werden soll - offenbar auch Daten, auf die der Karteninhaber selbst nicht zugreifen kann...
Die ein oder andere Form von Chipkarten dürfte vielen Studenten schon bekannt sein, aber in dieser Thematik steckt meines Erachtens noch ein starkes "Entwicklungspotential"...

Ein Überblick der Ausgsburger Fachschaft WiWi (offenbar BWL/VWL) zum Thema - erwartungsgemäß sehr affirmativ, aber für Interessierte vielleicht ganz nützlich:

Digitaler Studentenausweis

Auszugsweise:
...
Mainstreams in Deutschland
Der Technikgeneseprozess befindet sich in Deutschland momentan im Übergang von der Explorationsphase zur Sondierungsphase. Die unterschiedlichen Hochschulen haben sich aufgrund ihrer Struktur auch für unterschiedliche Systeme entschieden. Als erwähnenswertes Projekt ist BASILIKA zu erwähnen. Das Projekt BASILIKA (=Bayerische Sicherheitslösung für Dienstangebote in offenen Kommunikationsnetzen) hat sich zu Aufgabe gemacht ein Konzept zu entwickeln, das einen sicheren Zugang zu Verwaltungssystemen über das Internet ermöglicht. Der Zugang soll dabei für jeden beliebigen Benutzer möglich sein.

Um zu verdeutlichen an wie vielen Hochschulen ein Kartensystem bereits seit Jahren umgesetzt ist, hier eine kleine Linksammlung:

Universtität Leipzig: www.uni-leipzig.de/stud/chipcard.htm
Universität Gießen: www.dfn-cert.de/dfn/ak-sec/bt37/Uni-Giessen-Chipkarten-Einfuehrung-DFN-4.ppt
Ruhr-Universität Bochum: www.ruhr-uni-bochum.de/dezernat6/chipkarte/
Universität Trier: www.uni-trier.de/tunika/allgemein.pdf
Universität Ulm: www.uni-ulm.de/chipkarte
Universität Würzburg: www.zv.uni-wuerzburg.de/sb/infoseiten/info_index.htm
Universität Freiburg: www.uni-freiburg.de/chipkarte
Universität Göttingen: http://www.uni-goettingen.de/de/kat/6763.html
Technische Universität Freiberg: www.tu-freiberg.de/studium/chipkarte.html
Universität Tübingen: www.uni-tuebingen.de/studentensekretariat/chipkarte.html
Fachhochschule München: www.informatik.fh-muenchen.de/~anlauff/chipcard/student/default.htm

Dies ist nur ein Auszug von Universitäten, an denen die Umsetzung der Chipkarte erfolgreich war. Wie hier bereits dargestellt scheint die Umsetzung der Integration einer multifunktionalen Chipkarte nicht unmöglich zu sein, zumal es bereits Referenzmodelle anderer Universitäten gibt. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung, den Traum einer Chipkarte an der Universität Augsburg zu verwirklichen.

Da wäre ich mittelfristig doch sehr zuversichtlich 8)
 

Dr_Test

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Auch wenns nicht ganz das Thema trifft:

Im Blog von Frau Zypries findet sich die Ankündigung, am 13. September zusammen mit Ihr und Otto Schily zum Thema "Sicherheit und Freiheit in Deutschland" zu diskutieren. (Besonders gespannt bin ich auf die Erklärung zum *und* ! :) )

Stattfinden wird das alles einen Steinwurf von Darmstadt entfernt. Wer mag und kann, darf mitkommen. Voraussichtlich wird sogar "Twister" alias Bettina Winsemann von http://stop1984.com erscheinen.
 

samhain

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Deutschland kommt in den Genuss implantierbarer Chips

Die Service Company GmbH aus Lampertheim wird zur glücklichen Vertreiberfirma der Heissbegehrten implantierbaren Chips. Nicht exklusive, der Vertrag sieht lediglich 500 Chips und 50 Scanner vor. 100 der winzigen Reiskörner und 10 Leser wollen unverzüglich geliefert werden, dies verkündete die Homepage von Verichip im Sonnenstaat Florida...

http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/1040498/
 

Shiraffa

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Wozu Chips implantieren? Ab nächstem Monat trägt jeder, der einen Pass neu beantragt, einen RFID-Chip bei sich:
Erkennungsdienstliche Behandlung auf den Meldeämtern

Ab 1. November 2005 wird in Deutschland ein neuer Reisepass (ePass) eingeführt. Er enthält erstmals als biometrisches Datum das Bild des Passinhabers in elektronischer Form. Diese Information wird auf einem Funk-Mikrochip (RFID) gespeichert. Ab dem Jahr 2007 wird zusätzlich der elektronische Fingerabdruck aufgenommen.

Nach einer Studie des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist die neue Technologie weder praxistauglich, noch ausgereift. Zudem eröffnet sie neue Formen der Überwachung. Das Ganze muss der Bürger über Steuergelder und erhöhte Passgebühren auch noch bezahlen.

Quellink: https://www.ccc.de/updates/2005/CCC20051004?language=de

Lustig, und das bei geschätzten 1.000.000 "illegalen" Einwanderern in Deutschland. Wie hoch ist da das Mehr an Sicherheit (vor was überhaupt?) gegen dem mehr an staatlicher Kontrolle?
 

Trasher

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Dann schnell noch einen alten Pass beantragen. Kostet für Studis 13 Euro und soll noch 10 Jahre gültig sein.
 

samhain

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Dann schnell noch einen alten Pass beantragen. Kostet für Studis 13 Euro und soll noch 10 Jahre gültig sein.

bis ende oktober kann man noch einen reisepass zu alten bedingungen beantragen, der dann in der tat (ich habe gefragt) 10 jahre gültig ist.

worauf wartet ihr noch?
 

caligari

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Hat jemand Infos zu Lasertätowierung ?
Angeblich gab es mal eine Testphase in Singapur. Auch in Disney-Parks und Holland sollen sie Anwendung finden. Einen Chip könnte man sich aus dem Körper herausholen lassen. Wie entfernt man eine Lasertätowierung?
Die Endlösung ist aber die Lasertätowierung. Für das Auge unsichtbar, wird mit einem Laserstrahl ein Bar-Code (Strich-Code) auf die rechte Hand oder auf den Stirnknochen tätowiert. Das heißt, daß der Code auf Ihrer Hand wie die Debitorenkarte als Zahlungsmittel und zusätzlich als Identifikation nützlich ist. Es wird nachher nur noch mit einem Scanner über Ihren Code auf der Hand gestrichen und schon ist jede gewünschte Information parat.

Derartige Überlegungen sind keine Zukunftsmusik mehr, sondern bitterer Ernst. Die Lasertätowierung wurde 15 Jahre lang im Disneyland getestet. Man gab den Personen, die sich mehrere Tage dort aufhielten, die Möglichkeit, sich zwischen einer Dauerkarte oder einer Lasertätowierung in die linke Hand zu entscheiden. Hiermit wollte man testen, wie die Leute darauf reagieren würden und ob sie sich mit der Zeit daran gewöhnen.

www.vho.org/D/Geheim1/52g.htm
 

samhain

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Philips sucht politische Unterstützung für RFID

PARIS ? Philips Semiconductors setzt verstärkt auf Lobby-Arbeit, um politische Entscheidungsträger von den Vorteilen der RFID-Tag-Technologie zu überzeugen.

Auf der jüngsten OECD-Konferenz für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris rührte Philips-Manager Indro Mukerjee kräftig die Werbetrommel für die winzigen Funkchips. RFID werde die dominierende Sensor-Technologie des 21. Jahrhunderts, die "auf einer elektronischen Intelligenz basiert", so der Executive Vice President der Philips-Divisionen 'Automotive' und 'Identification'. Laut Mukerjee wird RFID nicht nur Maschinen, Waren und Menschen miteinander verbinden, sondern gleichzeitig auch die Vorlieben von Konsumenten erfassen und abstimmen...

http://www.eetimes.de/bus/news/showArticle.jhtml?articleID=171204207

RFID - Ultimativer Big Brother?
USA Die beiden Datenschutzanwältinnen Katherine Albrecht und Liz McIntyre rechnen in ihrem neuen Buch 'Spychips' mit der RFID-Technologie ab. Untertitel des Werkes: "How Major Corporations and Government Plan to Track Your Every Move with RFID"...

http://www.dergrossebruder.org/times/20051010003000.html
 

Aphorismus

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@ Caligari:

:O_O:

Der Link den du da gebracht hast führt leider zu einer Nazi-Seite, die den Holocaust leugnet und wenn mich nicht alles täuscht ausgerechnet van Helsing zitiert. *Zonk*
 

Trasher

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caligari schrieb:
Hat jemand Infos zu Lasertätowierung ?
Angeblich gab es mal eine Testphase in Singapur. Auch in Disney-Parks und Holland sollen sie Anwendung finden. Einen Chip könnte man sich aus dem Körper herausholen lassen. Wie entfernt man eine Lasertätowierung?
Man klebt sich 'n Abziehbild drüber. :roll:
Wäre mir zumindest tausend mal lieber als ein Funkimplantat.
 

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