Campodecriptana
Geselle
- Registriert
- 28. Februar 2003
- Beiträge
- 85
Über die größten Unsitten in den Internetforen, welche besonders in der Unfähigkeit in Briefform zu antworten und einer offenbaren Unbelehrbarkeit - selbst durch unzweideutige Fakten - bestehen, sowie der Frage, ob wir berechtigt sind, dies durch den Zeitgeist entschuldigen zu können und inwieweit dazu Schopenhauers Bemerkungen, über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde, hilfreich sind.
Undenkbar scheint, Wilhelm von Humboldt habe mit dem Gedanken gespielt, zu dem Antwortbrief an Johann Wolfgang von Goethe, dessen gesamtes Schreiben noch mal zuzusenden; unmöglich die Vorstellung, Schelling habe an Hegel seitenlange Zitate wiederholt, um mit Zwei-Wort-Sätzen seine Abneigung oder Zustimmung zu bezeugen, unvorstellbar, die beiden unabhängig von einander arbeitenden und lebenden Marx und Engels hätten anders, als durch eine nachvollziehbare Kommunikation, Gedanken entwickeln können.
Wer Briefe schrieb, versuchte seine Gedanken so an ein imaginäres Gegenüber zu verfassen, dass dieses sie plausibel und sinnvoll auffassen und verarbeiten konnte. Wer antwortete, bedachte dabei, wie sehr es darauf ankam, mit welcher Beweiskraft im produktiven Streit, eine Formulierung ausgestattet sein musste, um den gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Wer Briefe las und redlich vorging, durfte nicht abgerissen, sondern musste zwangsläufig in Zusammenhängen denken, die vor dem geistigen Auge das Für und Wider abwogen. Wer sich darauf einließ, musste also in der Lage sein, komplexe Vorgänge aufzunehmen und die Replik in ihrer Gesamtheit, auf dem Fundament der logischen Argumentation widerzuspiegeln.
Dies alles scheint abhanden gekommen zu sein. Die elektronischen Kommunikationen; der verengte Focus auf Plakatives; die Anonymität, gepaart mit dem Kalkül des unsichtbaren Provokateurs; der mediale, schnelle Blick; die Unfähigkeit zur Abstraktion und die fehlenden Grundlagen zur Befähigung dialektisch zu denken, haben einen Typus Mensch geschaffen, der, zurückgeworfen auf seine abgeschlossene Welt, ohne Verantwortlichkeit, ohne Rechtfertigungsdruck, einen Subjektivismus pflegt, welcher nur seine adäquate Entsprechung im Autismus findet.
Autistische Kinder sind gekennzeichnet durch eine tief greifende Beziehungs- und Kommunikationsstörung, die sie unfähig macht, zu anderen Personen, ein normales Verhältnis herzustellen; sie können keine Geste, kein Lächeln, kein Wort verstehen. Jede Veränderung in Ihrer Umwelt erregt sie stark. Sie können nicht spielen und benutzen ihr Spielzeug in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art und Weise.
Wer Beweise nicht anerkennt, wer seine schräge Stellung zur Wahrhaftigkeit dahin gehend zeigt, dass er selbst dort, wo die Beweisführung in kleinen, nachvollziehbaren Schritten erfolgte, zu widersprechen gedenkt, weil er seine Ideologie oder seine subjektiv empfundene Minderwertigkeit zu kompensieren versucht, was sein Über-Ich von ihm verlangt, der ist es, an den Schopenhauer dachte, als er schrieb: „Denn jeder Beweis ist die Zurückführung auf ein Anerkanntes. Einen Beweis für den Satz vom Grunde insbesondere zu suchen, ist überdies eine spezielle Verkehrtheit, welche von Mangel an Besonnenheit zeugt. Jeder Beweis nämlich ist die Darlegung des Grundes, zu einem ausgesprochenen Urtheil, welches eben dadurch das Prädikat WAHR enthält….An jenen hergebrachten, schiefen, falschen Auffassungen des Kausalitätsverhältnisses mag zwar größtenteils Unklarheit des Denkens Schuld seyn: aber zuverlässig steckt auch Absicht dahinter.“
Undenkbar scheint, Wilhelm von Humboldt habe mit dem Gedanken gespielt, zu dem Antwortbrief an Johann Wolfgang von Goethe, dessen gesamtes Schreiben noch mal zuzusenden; unmöglich die Vorstellung, Schelling habe an Hegel seitenlange Zitate wiederholt, um mit Zwei-Wort-Sätzen seine Abneigung oder Zustimmung zu bezeugen, unvorstellbar, die beiden unabhängig von einander arbeitenden und lebenden Marx und Engels hätten anders, als durch eine nachvollziehbare Kommunikation, Gedanken entwickeln können.
Wer Briefe schrieb, versuchte seine Gedanken so an ein imaginäres Gegenüber zu verfassen, dass dieses sie plausibel und sinnvoll auffassen und verarbeiten konnte. Wer antwortete, bedachte dabei, wie sehr es darauf ankam, mit welcher Beweiskraft im produktiven Streit, eine Formulierung ausgestattet sein musste, um den gewünschten Eindruck zu hinterlassen. Wer Briefe las und redlich vorging, durfte nicht abgerissen, sondern musste zwangsläufig in Zusammenhängen denken, die vor dem geistigen Auge das Für und Wider abwogen. Wer sich darauf einließ, musste also in der Lage sein, komplexe Vorgänge aufzunehmen und die Replik in ihrer Gesamtheit, auf dem Fundament der logischen Argumentation widerzuspiegeln.
Dies alles scheint abhanden gekommen zu sein. Die elektronischen Kommunikationen; der verengte Focus auf Plakatives; die Anonymität, gepaart mit dem Kalkül des unsichtbaren Provokateurs; der mediale, schnelle Blick; die Unfähigkeit zur Abstraktion und die fehlenden Grundlagen zur Befähigung dialektisch zu denken, haben einen Typus Mensch geschaffen, der, zurückgeworfen auf seine abgeschlossene Welt, ohne Verantwortlichkeit, ohne Rechtfertigungsdruck, einen Subjektivismus pflegt, welcher nur seine adäquate Entsprechung im Autismus findet.
Autistische Kinder sind gekennzeichnet durch eine tief greifende Beziehungs- und Kommunikationsstörung, die sie unfähig macht, zu anderen Personen, ein normales Verhältnis herzustellen; sie können keine Geste, kein Lächeln, kein Wort verstehen. Jede Veränderung in Ihrer Umwelt erregt sie stark. Sie können nicht spielen und benutzen ihr Spielzeug in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art und Weise.
Wer Beweise nicht anerkennt, wer seine schräge Stellung zur Wahrhaftigkeit dahin gehend zeigt, dass er selbst dort, wo die Beweisführung in kleinen, nachvollziehbaren Schritten erfolgte, zu widersprechen gedenkt, weil er seine Ideologie oder seine subjektiv empfundene Minderwertigkeit zu kompensieren versucht, was sein Über-Ich von ihm verlangt, der ist es, an den Schopenhauer dachte, als er schrieb: „Denn jeder Beweis ist die Zurückführung auf ein Anerkanntes. Einen Beweis für den Satz vom Grunde insbesondere zu suchen, ist überdies eine spezielle Verkehrtheit, welche von Mangel an Besonnenheit zeugt. Jeder Beweis nämlich ist die Darlegung des Grundes, zu einem ausgesprochenen Urtheil, welches eben dadurch das Prädikat WAHR enthält….An jenen hergebrachten, schiefen, falschen Auffassungen des Kausalitätsverhältnisses mag zwar größtenteils Unklarheit des Denkens Schuld seyn: aber zuverlässig steckt auch Absicht dahinter.“