Wie notwendig ist moralischer Verfall?

morgenroth

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Ich rede hier von dem, was ich denke bzw. glaube und gilt erstmal ausschliesslich für die Welt in der ich lebe.
Ich möchte nicht getötet werden - ich bemühe mich nicht zu töten.
ich möchte nicht bestohlen werden - ich bemühe mich nicht zu stehlen.
ich möchte mit Respekt behandelt werden - ich bemühe mich andere mit Respekt zu behandeln.
.....................................................usw, usf.

Ich bin mir sicher, wenn alle Menschen so leben würden, wäre die Welt ein Stückchen besser.
 

Ein_Liberaler

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Und diese Moralvorstellungen sind allen Menschen gegeben? Auch afghanischen Stammeshäuptlingen? Und was bedeutet überhaupt stehlen? Ist das nicht sehr interpretationsfähig?
 

agentP

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Das Kindchenschema wird im allgemeinen als Schlüsselreiz für Fürsorgeverhalten angesehen. Demuts- und Drohgebärden zu erkennen dürfte uns auch in den Genen liegen, aber unsere Erfahrung zeigt, daß das durch entsprechende Erziehung schnell Makulatur wird, wenn man es überhaupt schon als rudimentäres Wertesystem zählen will.
 

captainfuture

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Ein_Liberaler schrieb:
Und diese Moralvorstellungen sind allen Menschen gegeben? Auch afghanischen Stammeshäuptlingen? Und was bedeutet überhaupt stehlen? Ist das nicht sehr interpretationsfähig?

es ist alles relativ. auch die vorstellung von "werten". wenn Du aber die einstellung von morgenroth wählst wird sich eine solche frage für Dich nicht mehr stellen.
 

morgenroth

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Das ganze ist doch ein sehr komplexes Thema und ehrlich gesagt fällt es mir auch schwer das so aufs Papier (Monitor)zubringen wie ich's denke.
Wie schon mehrfach gesagt denke ich aber, dass diese immanente Moral von anderen, ausserlich einwirkenden Dingen überlagert werden kann.
So ist das wohl u.A. bei afghanischen Stammeshäuptlingen und Herrn Bush. Aber auch bei den beiden glaube ich, dass ihre Taten von ihrem Gewissen Beobachtung finden.
 

agentP

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Ja. Und der Selbstmordattentäter ist mit seinem Gewissen ebenso im reinen, wie der Dalai Lama. So what ?
 

Ein_Liberaler

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Aber wenn morgenroth einräumt, daß dieses angeborene Gewissen leicht "überlagert" werden kann, ist seine Ansicht eigentlich nicht mehr widerlegbar. Die Vorstellung ist ja nicht unschön, daß uns Respekt vor Leben und Eigentum angeboren wären...
 

agentP

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Die Vorstellung ist ja nicht unschön, daß uns Respekt vor Leben und Eigentum angeboren wären...
Dann lernen Säuglinge allerdings verdammt schnell, daß des Nachbarn Schnuller besser schmeckt und wie man ihn kriegt. :wink:
 

morgenroth

Großmeister
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agentP schrieb:
Dann lernen Säuglinge allerdings verdammt schnell, daß des Nachbarn Schnuller besser schmeckt und wie man ihn kriegt. :wink:

Säuglinge haben auch noch keine weitergehenden Erfahrungen gemacht,
sie kennen sich ja nicht mal selbst - geschweige denn andere. Aber genau diese Erfahrungen sind doch eine Naturgegebene Sache. Und so denke ich halt, dass sich der Mensch Aufgrund dieser Erfahrungen zu einem sozialen Geschöpf entwickelt.
Wenn ein Mensch in einem mordenden und tötenden System aufwachsen würde, würden diese äusseren Einwirkungen diese normale Entwicklung bei vielen verhindern und der Erfahrungshorizont der das Ich als Referenzwert nimmt, wäre überlagert. Aber es gibt immer Menschen bei denen sich die naturgegebene Moral durchsetzt. Sonst würden die meisten Menschen heute noch das alte Testament für voll nehmen.

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mich irgendwie verrannt habe.
 

agentP

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Das glaube ich auch. :wink:
Natürlich kennen Säuglinge andere Menschen. Die Mutter innerhalb von Tagen, den Vater und Geschwister innerhalb von wenigen Monaten.
Aber genau diese Erfahrungen sind doch eine Naturgegebene Sache. Und so denke ich halt, dass sich der Mensch Aufgrund dieser Erfahrungen zu einem sozialen Geschöpf entwickelt.
Die Erfahrungen sind aber immer unterschiedlich, also werden sich Menschen auch immer unterschiedlich entwickeln und folglich wird sich auch die soziale Kompetenz unterschiedlich entwickeln.
Ganz abgesehen davon: Was ist denn nun genau naturgegeben und was nicht ? Gemeinhin betrachtet man in der Verhaltensforschung als "naturgegeben", das was da ist bevor soziale Einflüse auftreten, sprich das was genetisch verankert ist.

Wenn ein Mensch in einem mordenden und tötenden System aufwachsen würde, würden diese äusseren Einwirkungen diese normale Entwicklung bei vielen verhindern und der Erfahrungshorizont der das Ich als Referenzwert nimmt, wäre überlagert.
Öhm, was wäre denn dieser Referenzwert ? Die friedliche nette Standardumwelt mit idealen Bedingungen. Wo gibt es die denn ?
 

captainfuture

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Ein_Liberaler schrieb:
Aber wenn morgenroth einräumt, daß dieses angeborene Gewissen leicht "überlagert" werden kann, ist seine Ansicht eigentlich nicht mehr widerlegbar. Die Vorstellung ist ja nicht unschön, daß uns Respekt vor Leben und Eigentum angeboren wären...

es muss nicht unbedingt angeboren sein. es reicht, die grauen zellen soweit anstrengen zu können, um sich einen rollentausch vorzustellen.
 

piraatje

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welche normen und werte in den menschen vorherrscht, hängt von der gesellschaft ab, in der das individuum aufwächst.
es wurde ein afghanischer stammeshäuptling erwähnt (schlag mich tot, ich hab n namen vergessn)....dieser stammeshäuptling hat andere normen und werte als ein westeuropäer, weshalb wir hier schlecht über andere kulturen und deren wertestellung diskutieren können....ich denke mal, das ein afghanischer stammeshäuptling über unsre normen und werte auch nur die stirn runzeln kann...

bin übrigens neu hier...aso ersma hallo! =)
 

morgenroth

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Das ganze ist eher ein Glauben meinerseits und zu komplex um ihn hier darzulegen ohne das es sich völlig unausgegoren anhört.

Verbucht das doch einfach unter Glaubensfreiheit. :)
 

Ein_Liberaler

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Captain, meinen Sie nicht, daß sich ein auf Blutrache und Raub versessener afghanischer Häuptling oder ein seine Gefangenen marternder Indianer einen Rollentausch sehr gut vorstellen kann/konnte?
 

captainfuture

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Ein_Liberaler schrieb:
Captain, meinen Sie nicht, daß sich ein auf Blutrache und Raub versessener afghanischer Häuptling oder ein seine Gefangenen marternder Indianer einen Rollentausch sehr gut vorstellen kann/konnte?

gut möglich. aber es ist wohl keine andere kultur notwendig, um sich ein paar einfach fragen zu beantworten, wie man bei vertauschten rollen sich das verhalten des anderen wünscht.
 

Ein_Liberaler

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Widerlegt die Welt, wie sie nun mal ist und war nicht die Ansicht, die intellektuelle Fähigkeit, sich einen Rollentausch vorstellen zu können, müsse unweigerlich zu moralischen Grundsätzen führen?
 

r2-d2

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Gaubt man den alten Griechen ist Moral ein Wert den es als Idee immer undunwandelbar gibt - die menschliche Ratio oder Seele muss ihn nur finden. Von daher ist Morgenroths Aussage mit dem Gewissen für mich gar nicht so weit hergeholt.

Natürlich entzündet sich an der ontologischen Sichtweise der Griechen seit ewig ein Glaubensstreit der sich ja durch die Wissenschaft zieht, weil sie zwar empirisch, dafür aber mit der gegenwärtigen Methodik nicht auch analytisch erfasst und bewiesen werden kann. Schad eigentlich, denn offenbar gibts mehr als einen Menschen, der es Jahrtausende später auch oder immer noch so empfindet... :? :wink:

edit: lese grade noch obigen Post, der eigentlich prima die Ontologie der Moral belegen würde.
 

captainfuture

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Ein_Liberaler schrieb:
Widerlegt die Welt, wie sie nun mal ist und war nicht die Ansicht, die intellektuelle Fähigkeit, sich einen Rollentausch vorstellen zu können, müsse unweigerlich zu moralischen Grundsätzen führen?

die intellektuelle fähigkeit alleine reicht dazu nicht aus. die "welt" ist ergebnis von handlungen, die diese gedankliche fähigkeit so gut wie möglich ignorieren.
 

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