Erstens: Es gibt einen Gott. Alles Andere ist unmöglich und das werde ich im folgenden beweisen.
Zweitens: Wenn man statt an Gott an eine Kraft glaubt, die hinter allen Dingen steckt - sei das nun ein physikalisches Gesetz oder irgendeine transzendente Macht - wer so argumentiert, hat damit ja schon zugegeben, dass er an Gott glaubt, denn es ist doch jederzeit möglich dieser Kraft den Namen "Gott" zu verleihen (da jegliche Allgemeinbegriffe nur Namen sind), so dass ein Glaube an eine alles ordnende Kraft gleichbedeutend mit dem Glauben an Gott wird. Der Glaube bliebe derselbe, einzig der dem Glauben zugeordnete Name wäre ein anderer.
Drittens: Da jeder, der auch nur auf irgendeine Weise an irgendeine Gesetzmässigkeit glaubt, die sich hinter den Dingen verbirgt, notwendigerweise an eine solche ordnende Kraft glauben muss, ist er - wie bereits bewiesen- zugleich ein Gläubiger, auch wenn ihm dies nicht immer gleich bewusst ist.
Viertens: Wenn jemand nicht an Gott glaubt, so darf er - was aus oben genannten Gründen hervorgeht - auch nicht an irgendeine ordnende Kraft im Kosmos, folglich auch an keine physikalische Regel glauben. Für den Atheisten müsste alles zufällig und ohne Grund entstanden sein, und seit Anbeginn des Universums wäre alles nichts weiter als eine riesige Kette von Zufällen. Dann wäre es aber wiederum fraglich, weshalb sich in der Natur so viele Zufälle stets wiederholen, dass man aus ihnen so etwas wie die Existenz der Schwerkraft ableiten könnte.
Wenn dem so wäre, so könnte ich als Atheist jederzeit hinauf an die Decke schweben - ohne jeden ersichtlichen Grund (da ja alles vom Zufall gesteuert wird).
Zur Sicherheit müsste ich mich wohl mit einem Seil am Stuhl festbinden...
Nur wer garantiert mir dann, dass das Seil auch hält? Schliesslich wäre das Halten des Seiles ja auch nur ein Zufall. Es könnte noch schlimmer kommen: alle Atome im Universum könnten auseinanderfallen und sich völlig neu zusammensetzen, da sie ja auch nur durch den Zufall zusammengehalten haben. Plötzlich wäre ich ein anderes Wesen an einem völlig anderen Ort... alles wäre ein völliges Chaos.
Das mein Leben bisher in so geordneten Bahnen verlaufen ist, wäre für mich dann mehr als erstaunlich.
Wer garantiert mir nun, dass nicht im nächsten Moment alles in eine einzige Unordnung, in ein einziges heilloses Durcheinander gerät?
Als braver Atheist ziehe ich meine Konsequenzen und vertraue auf irgendeine unsichtbare Macht, die es bislang geschafft hat, mich vor dem Chaos zu bewahren.
Kurz: ich werde abergläubisch, weil ich nicht glauben wollte.
So will es wohl das Schiksal des braven Atheisten!
Wie wir sehen können, ist es unmöglich, nicht an Gott zu glauben. Wir müssen an Gott glauben, weil wir an den Stuhl, die Decke und das Halteseil glauben. Und wenn wir nicht an den Stuhl, die Decke und das Halteseil glauben, dann müssen wir ebenfalls an Gott glauben, weil wir dann an eine unsichtbare Macht glauben müssen.
Wie wir uns auch drehen und wenden, wir sind gezwungen, an Gott zu glauben, ob wir nun wollen oder nicht.
Und zurecht hat einmal Voltaire behauptet: "Wenn es keinen Gott gäbe, so müssten wir ihn uns erfinden."