Was ist nur mit den Firmen los ?

Giacomo_S

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Nach nunmehr gut einem Jahr Arbeitslosigkeit bin ich wieder in Beschäftigung.

Es ist mein Eindruck, daß sich Veränderungen in der Wirtschaft ergeben haben - allerdings nicht zum Besseren.

Im Unterschied zu "früher" wirkt alles auf mich sehr zäh.
Alles dauert, dauert, dauert !
Hole ich ein Angebot ein, dann muß ich min. 3x so lange darauf warten.
Mehrfach habe ich jetzt Material bestellt - gängiges Verbrauchsmaterial, daß nicht in irgendeiner Form konfektioniert werden muß - und warte darauf dann min. 1 Woche, häufig sogar 2 !
Bei solchen Lieferzeiten brauche ich dann auch keinen Onlineshop. Den können sie sich dann auch sparen und sollten lieber eine/n MitarbeiterIn einstellen für's Geld.

Habe ich fragen zu Produkten oder fordere Muster an, dann bekomme ich oft genug dann keine Antwort, in jedem Fall wird es dauern.
Wie kann man seine (gut: potentiellen) Kunden so vernachlässigen ?
Wenn auf eine dienstliche email dann tagelang einfach gar nichts passiert - da kann ich den Rechner dann auch Rechner sein lassen und wieder Briefe auf der Schreibmaschine tippen.

In meiner eigenen Firma im Grunde ein ähnliches Spiel. Ich brauche z.B. dringend Input meines Chefs, um die Produkte fertig stellen zu können, nur warte ich leider manchmal tagelang auf Antworten. Oder meine emails - die ich immer sehr knapp und nur auf's Nötigste - halte, werden nur oberflächlich gelesen oder gar nicht.
Dementsprechend ist dann häufig meine Effizienz: Ich sitze stundenlang herum und kann nichts machen, weil ich auf Input warten muß.
Versuche ich zu telefonieren oder persönlich zu jemandem durchzudringen, dann sitzen alle gerade in Meetings, telefonieren auch oder sind bei einer wichtigen Präsentation.

Das mag schon alles wichtig sein, nur: Was nützt die ganze Klapperei, wenn man die eigenen Produkte nicht heraus bekommt ? Bei im Prinzip vorhandenen Bestellungen ? Wo wir gleichzeitig so dringend Output brauchen ?

Im Gegenzug muß dann in jeder Firma so ein Telefon-Aquise-Kasperle sitzen - und labert einem dann mit viel gespieltem Hahaha und Hihihi im ungünstigsten Moment ein Ohr ab: Time Bandits nenne ich die immer.

Wie sehen eure Erfahrungen (sofern vorhanden) aus ? Habt ihr Lösungen für die innerbetriebliche Kommunikation ?
Wohin soll das die Wirtschaft führen, wenn die halbe Arbeitswelt am Vormittag im Prinzip nur quatscht - und nichts wirklich produktives arbeitet ?
 

forcemagick

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naja ich muss sagen es läuft schon manchmal etwas mekrwürdig.. ich merks vor allem an der zahlungsmoral und an der lieferung von material für projekte.... in meinem fall ist es allerdings so, dass eben die kunden nicht in die pötte kommen...

ansonsten beobachte ich die zunehmende callcenterities und die imer weniger kompetenten angestellten dort... so manche callcenteraktion kam mir eher vor wie ein unfertiges unterhaltungsspiel.. doch mit support hatte das wenig zu tun....

dazu kommen manchmal erhebliche lieferschwierigkeiten was aus meiner sich daran liegt, dass niemand mehr bereit ist das risiko in kauf zu nehmen ein lager aufzubauen...
 

Gilgamesh

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dazu kommen manchmal erhebliche lieferschwierigkeiten was aus meiner sich daran liegt, dass niemand mehr bereit ist das risiko in kauf zu nehmen ein lager aufzubauen...

Im Unterschied zu "früher" wirkt alles auf mich sehr zäh.
Alles dauert, dauert, dauert !

Das liegt wohl daran, dass einige wenige Angestellte nun auch noch die Arbeit ihrer gekündigten Kollegen übernehmen müssen. Es funktioniert, nur dauern tut es ein wenig länger.

So habe ich von einem Telekom-Mitarbeiter erfahren, dass er für ein Gebiet von 300km2 zuständig sei und deswegen kaum seine Termine einhalten kann! Neueinstellung bei der Telekom negativ! 4Mrd € Netto-Gewinn 2004 (Habe ich mir sagen lassen, nicht überprüft) sind wohl noch zu wenig, um weitere Mitarbeiter einzustellen! Mit 4Mrd Gewinn nagt so ein Unternehmen doch hart an der Grenze des Hungertuches...!!!
 

forcemagick

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ja ich vermute eben auch, dass die enorme reduktion der lohnkosten ... die sogenannte tolle verschlankung im namen des börsenkurses... zu lasten der qualität und effizienz geht...

mein eindruck bei der von dir erwähnte telekom ist bei mir schon auch stellenweise überlastung
 

Giacomo_S

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forcemagick schrieb:
dazu kommen manchmal erhebliche lieferschwierigkeiten was aus meiner sich daran liegt, dass niemand mehr bereit ist das risiko in kauf zu nehmen ein lager aufzubauen...

Ich kann mich allerdings noch gut an Zeiten erinnern - und das ist noch nicht so lange her - da hatte ich die Ware dann spätestens nach 2 Tagen, häufig sogar schon am nächsten Tag.

Meine Meinung: Wenn ich als Händler auftrete, dann muß ich auch ein Lager haben, zumindest für den größten Teil meiner Produkte.
Der Zeitvorteil ist nämlich seine Kompetenz. Notfalls sollte er dann seinen Produktkatalog dann eben kleiner halten. Jeden Kunden mitnehmen zu wollen ist auch ein Fehler, wenn die Leistung dann nicht stimmt.

Denn wenn's das nächste Mal dann auch wieder 2 Wochen dauern soll, dann bestelle ich das Material dann auch gleich selbst in China (wo's mal anzunehmenderweise herkommt).
Und die liefern dann schon auch.
 

Giacomo_S

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forcemagick schrieb:
ja ich vermute eben auch, dass die enorme reduktion der lohnkosten ... die sogenannte tolle verschlankung im namen des börsenkurses... zu lasten der qualität und effizienz geht...

Ja, das glaube ich auch.
Arbeitszeit ist teuer - aber worüber in dieser ganzen Diskussion immer niemand redet: Wird die Arbeitszeit der Mitarbeiter denn auch effizient genutzt ?
Warum muß denn jede noch so kleine Entscheidung immer auch von ganzen Teams erst diskutiert und dann entschieden werden ?
Wäre es nicht viel sinnvoller, zu sagen: Okay, Du hast diesen Bereich und entscheidest das jetzt einfach mal allein - z.B. bis zu der und der Größenordnung. Und gelegentlich treffen wir uns dann mal und diskutieren ganz sachlich die Ergebnisse.
Klar: Jeder macht halt auch mal einen Fehler. Das muß man dann eben feststellen, nach Lösungen suchen und damit ist's dann auch eben gut.
 

Woppadaq

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Giacomo_S

also du bist in eine ausgesprochen dekommunikative Firma geraten. Wärst du Unternehmer, würd ich sagen, mach dich weg davon, denn der Zusammenbruch deines Zweiges scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Mit der Einstellung würd ich dann zum Chef gehen und klarstellen, daß du nicht bereit bist, unter solcher Kommunikation zu arbeiten, denn bei dieser Arbeitsweise kann die Firma auf kurz oder lang einpacken. Am besten würd ich das machen, wenn gerade von dir Huschhuschmachmalschnell verlangt wird.

Wohin soll das die Wirtschaft führen, wenn die halbe Arbeitswelt am Vormittag im Prinzip nur quatscht - und nichts wirklich produktives arbeitet ?

je größer die firma, desto wahrscheinlicher diese arbeitsweise, leider. wenns dein chef nicht kapiert und niemand über ihm ist, dem du davon in kenntnis setzen kannst, kannst du echt nichts machen.

ich persönlich kenne eher das gegenteil: daß du schon angemacht wirst, wenn du mal ne raucherpause machst, weil man ja so unglaublich unter streß steht....
 

Giacomo_S

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Woppadaq schrieb:
Giacomo_S

also du bist in eine ausgesprochen dekommunikative Firma geraten. Wärst du Unternehmer, würd ich sagen, mach dich weg davon, denn der Zusammenbruch deines Zweiges scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Nun, so drastisch sehe ich das nicht.
Ich bin ja froh, wieder einen Job zu haben und zu verlieren habe ich auch erst mal nichts. Und schließlich fühle ich mich hier - abgesehen von den bereits genannten Problemen - hier ganz wohl.
Die Produkte sind übrigens geil und denen unserer Mitbewerber in jeder Hinsicht überlegen.
Daher möchte ich auch nicht hinwerfen - ich suche eher nach Lösungen.

Außerdem sehe ich es eher als eine verbreitete Problematik auch in anderen Firmen. Auch in meiner letzten Firma gab es ähnliche Probleme.
 

Woppadaq

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Giacomo_S schrieb:
Die Produkte sind übrigens geil und denen unserer Mitbewerber in jeder Hinsicht überlegen.
Daher möchte ich auch nicht hinwerfen - ich suche eher nach Lösungen.

Die einfachste Möglichkeit ist manchmal, sich selbst zum Chef zu ernennen. Vorausgesetzt, man weiß halbwegs, was man tun soll. Dann einfach machen und vom Chef gebremst werden. War jedenfalls meine Methode bisher.....
 

Booth

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Zwei der wichtigsten Gründe, die ich für schlechte Kommunikation und Prozesse in Firmen sehe:

- Demotivierte Mitarbeiter
- Falsch eingesetzte Mitarbeiter

Im Prinzip hängen beide Teile auch miteinander zusammen, da das eine Folge des anderen sein kann. Ich erlebe oft, daß Mitarbeiter nicht besonders motiviert sind, und das aus unterschiedlichen Gründen. Oftmals fehlt es im Team an Teamgeist, der sich meiner Meinung vor allem dann entwickeln kann, wenn klare, gemeinsame Ziele (ausser Geld, mehr Geld, noch mehr Geld) gefunden und verfolgt werden. Fast alle Abteilungen, die ich bisher kannte, dümpeln so mit der Wirtschaftlichkeit vor sich hin, und die einzigen Ziele, die von der Leitung kommen sind irgendwelche Umsatz- und Gewinnzahlen.

In seltenen Fällen werden auch tatsächlich mal interne Projekte gestartet, die dabei helfen sollen, die Effizienz zu erhöhen. Aber genau vor dieser Effizienzerhöhung hat man ab einem bestimmten Grad auch eine gewisse Furcht, wenn man auch nur ansatzweise sozial eingestellt ist, da eine starke Erhöhung der Effizienz dazu führen kann, daß man mit weniger Mitarbeitern dieselbe Arbeit erledigen kann. Bleibt eine dazu einhergehende Umsatzsteigerung aus, kann es passieren, daß Mitarbeiter gehen müssen - und das gerade, weil sie gut gearbeitet haben... (diese Angst haben mir zumindest bereits zwei mittlere Abteilungsleiter aus Bereichen, mit denen ich wenig zu tun hatte, mal recht direkt in Vieraugengesprächen kommuniziert).

Zum zweiten Punkt von oben bemerke ich in den letzten Jahren, seit ich mich mehr und mehr mit Psychologie beschäftige, daß jeder Mensch halt gewisse Stärken und Schwächen hat. Der eine ist besonders spontan, der andere dafür gut strukturiert. Der eine kann gut mit Menschen umgehen, der andere mehr mit Maschinen. Der eine ist eher langsam, aber dafür gründlich, der andere sehr schnell, neigt dafür aber zu etwas unsauberer Arbeit. Es gibt sicher noch dutzende Kategorien, wo man in der einen oder anderen Kategorie aber auch manchmal Leute findet, die keine Schwäche haben. Ich erlebe es immer wieder, daß Leute, die eher unstrukturiert sind, riesige Projekte leiten sollen, weil sie halt gute Techniker sind. Oder es gibt mal wieder eine Umstrukturierung, und dann wird ein eher verschlossener und undiplomatischer Mensch für direkte Kundeneinsätze ausgewählt.

Ich denke, in dieser Thematik ist es sicher auch für die leitenden Angestellten sehr schwierig, überhaupt herausfinden, was für ein Typ jemand ist, wenn der es selber vielleicht gar nicht richtig weiss, bzw es nicht gerne offen kommunizieren will, da er möglicherweise um seinen Job bangt.

Ob das ganze vor vielen Jahren anders gewesen sein mag, kann ich nicht beurteilen, und wage ich auch ehrlich gesagt zu bezweifeln. Aber vielleicht ist es so, daß diese Probleme durch die hohe Technisierung mehr und mehr auffallen, da man heute theoretisch in Echtzeit kommunizieren könnte, und somit auch enorm rasch Probleme analysieren und anschließend entsprechende Entscheidungen treffen könnte.

Naja - vielleicht bildet mein kleiner Erklärungsversuch aber auch nur einen klitzekleinen Bruchteil der vielfältigen Ursachen und Widrigkeiten im Arbeitsleben ab. Wir sind halt alle nur Menschen ;)

gruß
Booth
 

Giacomo_S

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Dein Beitrag beschreibt - so denke ich - eher die Bedingungen in großen Firmen. Ich beziehe mich eher auf kleine Firmen, arbeite auch selbst in einer kleinen Firma.
Oder generell auf Erscheinungen in der Wirtschaft, die ich sehe.

Booth schrieb:
Im Prinzip hängen beide Teile auch miteinander zusammen, da das eine Folge des anderen sein kann. Ich erlebe oft, daß Mitarbeiter nicht besonders motiviert sind, und das aus unterschiedlichen Gründen. Oftmals fehlt es im Team an Teamgeist, der sich meiner Meinung vor allem dann entwickeln kann, wenn klare, gemeinsame Ziele (ausser Geld, mehr Geld, noch mehr Geld) gefunden und verfolgt werden. Fast alle Abteilungen, die ich bisher kannte, dümpeln so mit der Wirtschaftlichkeit vor sich hin, und die einzigen Ziele, die von der Leitung kommen sind irgendwelche Umsatz- und Gewinnzahlen.

Das sehe ich auch so. Geld und Wirtschaftlichkeit sind wichtig - aber eben nicht der einzige Aspekt einer Firma. Denn schließlich produzieren und vertreiben die meisten Firmen ja Produkte, und ohne geiles Produkt dann eben auch kein Gewinn.
Viele Firmen stellen meiner Meinung nach Vertrieb & Marketing heutzutage zu sehr in den Vordergrund, anstatt ihre Mitarbeiter einmal dahin zu motivieren, daß es verdammt saubere Produkte sind, die sie herstellen.
Oder mal provokant dahingestellt: Wenn es immer nur um Umsatz- und Gewinnzahlen ginge - ja was hindert denn dann ein produzierendes Unternehmen, auf die ganze Produktentwicklung zu verzichten und ihr Geld gleich an den Finanzmärkten zu vermehren ?

Booth schrieb:
Ich erlebe es immer wieder, daß Leute, die eher unstrukturiert sind, riesige Projekte leiten sollen, weil sie halt gute Techniker sind. Oder es gibt mal wieder eine Umstrukturierung, und dann wird ein eher verschlossener und undiplomatischer Mensch für direkte Kundeneinsätze ausgewählt.

Gute Kundenbetreuer zu finden, ist sicher immer eine Gratwanderung.
Ein reiner Vertriebler kann besser mit Menschen umgehen und ist dafür eben auch ausgebildet, hat aber oft kein wirkliches Fachwissen.
Ein Techniker ist nicht psychologisch ausgebildet.
Mich z.B. hat man auf einer Messe aufgestellt, und teilweise standen die Leute an, um sich von mir beraten zu lassen oder wurden von Marketing und Vertrieb an mich verwiesen. Mir kamen dabei allerdings die Erfahrungen von 10 Jahren Ladengeschäft und Kundenberatung zu gute.
Allerdings bin ich wahrscheinlich ein nicht mal halb so guter Verkäufer.

Man hat mich sehr gelobt deswegen - und für mal eine Messe finde ich das auch okay und das macht mir dann auch Spaß.
Auf Dauer möchte ich das aber nicht machen, denn das halte ich dann psychologisch einfach nicht durch.

Booth schrieb:
Ich denke, in dieser Thematik ist es sicher auch für die leitenden Angestellten sehr schwierig, überhaupt herausfinden, was für ein Typ jemand ist, wenn der es selber vielleicht gar nicht richtig weiss, bzw es nicht gerne offen kommunizieren will, da er möglicherweise um seinen Job bangt.

Nun, im Prinzip ist das aber genau seine Aufgabe. Etwas Mumm sollte er als leitender Angestellter schon haben.
Und wenn er (ständig) um seinen Job bangt - dann ist er meiner Meinung auch falsch besetzt. Jemand der viel arbeitet und umsetzt, macht auch viele Fehler. Wer gar keine Fehler macht, der tut auch nichts.


Booth schrieb:
Naja - vielleicht bildet mein kleiner Erklärungsversuch aber auch nur einen klitzekleinen Bruchteil der vielfältigen Ursachen und Widrigkeiten im Arbeitsleben ab. Wir sind halt alle nur Menschen ;)

Sicher. Darum geht's auch nicht.
 
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