Was ist Amerikanisch für eine Sprache?

agentP

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Ich hatte dieses Thema ja schon mal irgendwo in einem anderen Thread angeschnitten, aber in letzter Zeit fällt es mir wieder öfter auf, daher dachte ich mir ich stelle es mal zur Diskussion.

Warum spricht man speziell im Deutschen von "Amerikanisch" als Sprache?
In der Presse ist der Ausdruck üblich und selbst Bücher werden aus dem "Amerikanischen" übersetzt.
Was mich insofern wundert, weil z.B. meine Bücher des kolumbianischen Autors Gabriel Garcia Marquez laut Klappentext aus dem "Spanischen" übersetzt wurden und nicht etwa aus dem "Kolumbianischen". Und das obwohl, wie mir ein Bekannter aus Kolumbien versichert, viele lateinamerikanische Dialekt des Spanischen stärker von der Ursprungssprache abweichen, als das amerikanische Englisch vom britischen.
Auch in "Und die Eselin sah den Engel" des Australiers Nick Cave habe ich reingekuckt und siehe da "Aus dem Englischen von..." und nicht etwa "Aus dem Australischen..." wurde da übersetzt.
Die Eigenständigkeit der Sprache, sollte also der Grund nicht sein.
Jetzt halten ja die Amerikaner gemeinhin sehr viel von ihrer Kultur und man könnte annehmen, dass sie gewohnt patriotisch ihre Sprache selber "american" nennen, aber weit gefehlt: An amerikanische Schulen hat der Schüler von der Vorschule bis zum College "English" auf dem Stundenplan stehen und auch die Universitäten haben dort English Language Institutes
Was zum Teufel reitet also die deutschen Medien und Verlage vom "Amerikanischen" zu sprechen?
Und ist diese Unterscheidung eher positiv konnotiert oder eher negativ?


Vorschläge? Ideen? Theorien?
 

zerocoolcat

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...soweit ich mich noch an den "Studieninformationkurs" von damals erinnern kann, muss man sich hier in Ö beim Studieren von "Englisch" zwischen "anglistik" und "amerikanistik" entscheiden...
Da ich beides nicht genommen hab, kann ich aber nix genaueres dazu sagen...

Ich lese Bücher auch immer im original und ja, da steht immer "Aus dem Amerikanischen übersetzt von blablabla"... :roll:

Und unabhängig von Aussprache etc.: ich kann schon unterscheiden, ob der Autor eines Buches aus England oder Amerika kommt, aber konkrete Beispiele, woran ich diese Unterscheidung festmache, hab ich jetzt auch nicht parat... :cry:
 

agentP

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zwischen "anglistik" und "amerikanistik" entscheiden...
Das ist mir bekannt, aber da geht es ja auch um mehr als Sprache:
Amerikanistik bezeichnet
das Studium der Literatur, Sprache und Kultur der USA/Nordamerikas.
http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanistik
Manche Amerikanistik-Institute bezeichnen sich ja sogar als "Institute für Amerikaforschung". Da leuchtet mir die Unterscheidung dann ja auch ein.
Ich weiß aber auch, dass an manchen Unis die Amerikanistik-Studenten, z.B. im Grundstudium die gleichen Sprachwissenschaftlichen Proseminare besuchen, wie die Anglisten und erst bei der Literaturwissenschaft dann aufgeteilt wird, was sich auch in etwa mit dem Eintrag bei wiki deckt:
An vielen Universitäten finden Veranstaltungen für das Grundstudium und teilweise auch Hauptstudium gemeinsam statt), statt englischer Literatur werden jedoch nordamerikanische Autoren/Künstler behandelt.

Vielleicht kann ja Tortenhuber erzählen, wie das bei ihm an der Uni ist.


Und unabhängig von Aussprache etc.: ich kann schon unterscheiden, ob der Autor eines Buches aus England oder Amerika kommt, aber konkrete Beispiele, woran ich diese Unterscheidung festmache, hab ich jetzt auch nicht parat... Crying or Very sad
Natürlich kann man das und nicht nur wenn es um Englisch geht. Ich würde nie auf die Idee kommen, wenn ich einen Brenner-Krimi lese, dass Wolf Haas ein Deutscher sein könnte. :)
 

antimagnet

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vielleicht hilft dir ja das hier weiter, aber um ehrlich zu sein, ich glaube, das ist einfach gewohnheitssache der verlage. die usa sind halt die größere nation, und da finden die es vielleicht komisch, deren sprache nach der kleineren zu benennen.

und wenn brasilianische texte als protugiesische bezeichnet werden, isses äh, ethnozentrismus. brasilien ist einfach weiter weg als portugal.

sonst bin ich auch ratlos, am besten mal so nen verlag anschreiben. aber danke für den hinweis...
 

Aphorismus

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Gibt es da nicht noch den Unterschied zwischen Sprache und Dialekt?

Österreicher sprechen die Sprache Deutsch, allerdings im österreichischen Dialekt. Brasilianer sprechen die Sprache Portugiesisch, allerdings im brasilianischen Dialekt. Und Amerikaner sprechen die Sprache Englisch, allerdings im amerikanischen Dialekt.

Man kann sich also aussuchen, ob man aus der Sprache allgemein oder dem Dialekt im Speziellen in eine andere Sprache übersetzt.
 

agentP

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die usa sind halt die größere nation, und da finden die es vielleicht komisch, deren sprache nach der kleineren zu benennen.
Hm, das könnte natürlich sein, wobei es natürlich dann schon interessant ist, dass es die Angehörigen der "größeren Nation" keineswegs komisch finden, ihre Sprache nach der "kleineren" zu nennen, aber Verlage aus Übersee.
:D

Wenn ich so drüber nachdenke: Vielleicht ist es auch eine "Handelsmarke". Amerikanische Literatur war und ist ja ausserordentlich populär in Deutschland. Vielleicht macht man deshalb die Herkunft so deutlich.

Sonst bin ich auch ratlos, am besten mal so nen verlag anschreiben.
Werde ich wohl mal machen.

edit: Jetzt habe ich gerade ein wenig mein Bücherregal zum Thema durchstöbert und siehe da: Das 2005 im Fischer Taschenbuch Verlag erschienene "Die erstaunliche Geschichte des Max Tivoli" der amerikanischen Autors Andrew Sean Greer ist "Aus dem Englischen" übersetzt, während das 2005 im Fischer Verlag erschienene "Eine zu 85% wahre Geschichte" von Chuck Klosterman aus New York "Aus dem Amerikanischen" übersetzt wurde.
Ich glaube ich werde mal den Fischer Verlag kontaktieren. :lol:
 

Tortenhuber

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agentP schrieb:
zwischen "anglistik" und "amerikanistik" entscheiden...
Das ist mir bekannt, aber da geht es ja auch um mehr als Sprache:
Amerikanistik bezeichnet
das Studium der Literatur, Sprache und Kultur der USA/Nordamerikas.
http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanistik
Manche Amerikanistik-Institute bezeichnen sich ja sogar als "Institute für Amerikaforschung". Da leuchtet mir die Unterscheidung dann ja auch ein.
Ich weiß aber auch, dass an manchen Unis die Amerikanistik-Studenten, z.B. im Grundstudium die gleichen Sprachwissenschaftlichen Proseminare besuchen, wie die Anglisten und erst bei der Literaturwissenschaft dann aufgeteilt wird, was sich auch in etwa mit dem Eintrag bei wiki deckt:
An vielen Universitäten finden Veranstaltungen für das Grundstudium und teilweise auch Hauptstudium gemeinsam statt), statt englischer Literatur werden jedoch nordamerikanische Autoren/Künstler behandelt.

Vielleicht kann ja Tortenhuber erzählen, wie das bei ihm an der Uni ist.


Und unabhängig von Aussprache etc.: ich kann schon unterscheiden, ob der Autor eines Buches aus England oder Amerika kommt, aber konkrete Beispiele, woran ich diese Unterscheidung festmache, hab ich jetzt auch nicht parat... Crying or Very sad
Natürlich kann man das und nicht nur wenn es um Englisch geht. Ich würde nie auf die Idee kommen, wenn ich einen Brenner-Krimi lese, dass Wolf Haas ein Deutscher sein könnte. :)

Bei uns ist es ähnlich. Im Grundstudium besucht man sogenannte Einführungskurse (EKs: diachrone Linguistik, synchrone Linguistik, Literaturstudien, Kulturstudien) und im Hauptstudium je nach Spezialisierung (Literatur-, Kultur- oder Sprachwissenschaft) Proseminare. Es ist aber von Semester zu Semester unterschiedlich, was für EKs angeboten werden, mal gibt es American Literature und mal nur British, mal nur British Cultural Studies und mal nur American Cultural Studies. Da wir gleichzeitig eine Sprachausbildung machen, habe ich von Anfang an nur Kurse über Amerika besucht (nicht dass das in der Nachbetrachtung soviel Sinn hatte, wenn ich mir die Aussprache der deutschen Profs. so ansehe, da läuft's einem kalt den Rücken runter).

Auch wenn Amerikanistik und Anglistik in der Kultur- und Literaturwissenschaft viele Überschneidungen gibt (Terminologie, theoretische Ansätze etc.), hat das AP schon genau richtig erfasst. Die Amerikanistik Profs befassen sich zum Großteil mit Amerika und die Anglistiker mit Britannien.

Zum eigentlichen Thema des Threads:

Meines Erachtens ist der Begriff "Amerikanisch" einfach nur eine Wortneuschöpfung, die synonym zu Amerikanisches Englisch verwendet wird. Warum diese genauere Bezeichnung ("Amerikanisch" statt schlicht "Englisch") aber neuerdings öfter gewählt wird ist offen für Interpretationen:

- höheres Kulturprestige Amerikas, kann ein Schriftstück aus Amerika besser verkauft werden, als eins aus Großbritannien?
- ...

Wäre ich nicht gerade durch den Studiengang in gerade diese Sprache involviert, wäre es mir auch ziemlich egal. Gibt es eigentlich schon das Neu Seeländische, das Australische oder vielleicht sogar das Indische? :lol:


Übrigens ist das genau die Art Fragestellung, die Professoren in ihrer Freizeit bevorzugt nachgehen.
 

Malakim

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Also in Miniweich Word gibt es mindestens auch den Unterschied English (USA) oder eben nicht (USA).

:O_O:

Aber ansonsten halte ich das für den typischen vorrauseilenden unterwürfigen Gehorsam den man in unserem Land gerne findet. (als gegenpol zu der Phase wo wir den anderen an die Gurgel springen).
 

paul20dd

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ein Bekannter meine mal Englisch sei mit einer Kartoffel im Mund sprechen und Amerikanisch mit zwei.. :roll:
 

agentP

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Torte!

Danke schön!

Ich durfte übrigens neulich mit einem Lektor vom C.H. Beck Verlag darüber reden, der tendierte auch dahin, dass der ursprüngliche Grund der von dir genannte war:
- höheres Kulturprestige Amerikas, kann ein Schriftstück aus Amerika besser verkauft werden, als eins aus Großbritannien?
Er meinte, das könne durchaus aus der Zeit nach dem Krieg kommen, als die amerikanische Literatur in Deutschland mit Hemingway und co. geboomt hat wie nix, weil sie die einzige anspruchsvolle zeitgenössische Literatur war, die greifbar war und die sich weder so noch so mit der jüngeren (deutschen) Vergangenheit auseinandergesetzt hat. Er meinte da könnte das fast so etwas wie eine "Marke" gewesen sein.
 

Giacomo_S

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zerocoolcat schrieb:
...soweit ich mich noch an den "Studieninformationkurs" von damals erinnern kann, muss man sich hier in Ö ...

Also manchmal tät man sich schon ein Lexikon Österreichisch - Deutsch wünschen ...
 

zerocoolcat

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...selbst innerhalb von Ö hätt ich gern mal "Übersetzungshilfen"...
Zillertalerisch, Vorarlbergerisch, Wienerisch, Oh mein Gott... :O_O:
 

TheUnknown

Großmeister
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Aphorismus schrieb:
Gibt es da nicht noch den Unterschied zwischen Sprache und Dialekt?

Österreicher sprechen die Sprache Deutsch, allerdings im österreichischen Dialekt. Brasilianer sprechen die Sprache Portugiesisch, allerdings im brasilianischen Dialekt. Und Amerikaner sprechen die Sprache Englisch, allerdings im amerikanischen Dialekt.

Man kann sich also aussuchen, ob man aus der Sprache allgemein oder dem Dialekt im Speziellen in eine andere Sprache übersetzt.

...hmmm...

ich als Österreicher frage mich nun wie man deiner Aussag nach z.B. den oftmals (für uns ösis) SEEEHR unverständlichen Dialekt unserer deutschen nachbarn betiteln würde...

"Deutsche sprechen Deutsch, allerdings mit deutschem Dialekt?"
:roll:

Blödsinn... es gibt keine nationalen Dialekte... es gibt nur Dialekte die sich in verschiedenen Nationen in verschiedenen Regionen, Gemeinden oder Städten etabliert haben. (wie zerocoolcat richtig bemerkt hat z.B. zillertalerisch, wienerisch, kärnterisch ect.) Man kann also nicht sagen das Österreicher generell "Deutsch mit österreichischem Dialekt" sprechen. Sonst wäre der von mir oben genannte Satz genauso zulässig. Schliesslich wird in ganz Österreich, mit ausnahme vielleicht auf ein paar winzige Unterschiede im Vokabular, dasselbe Deutsch bei uns unterrichtet wie in D-Land.
 

agentP

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Österreichisch ist eine Standardvarietätder deutschen Sprache (weil tatsächlich sprachwissenschaftlich -und im Fall des Österreichischen Deutsches auch staatlich- normiert), dh. österreichisches Deutsch ist eine eigene Hochsprache. Unter Dialekten versteht man nicht standartisierte Sprachvarietäten, z.B. die in Österreich gesprochenen bairischen und alemannischen Mundarten.
Amerikanisches Englisch zählt wohl auch als Standardvarietät des Englischen, die in den USA und in Kanada gesprochen wird, ist also auch kein Dialekt. Dialekte wären dann der "New England"-Dialekt oder "Texanisch".
 

Tortenhuber

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Ach und bevor die Diskussionen darüber ob und was für eine Kultur Amerika hat wieder aufflammen, hier gleich mal ein Präventivschlag:



Die Unterschiede zwischen dem Deutsch der BRD und dem Deutsch Österreichs kann man übrigens als Varietäten auffassen. Fragt also im Fachhandel nach einem Varietätenwörterbuch, ich find jetzt auf die Schnelle keins (Marktlücke? ^^).


agentP: jetzt weiß ich, dass ich abgehört werde :p
 
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