Eine wenn auch stark abgeminderte und aus medizinischer Sicht nachvollziehbare Form von 'Vermeidung' der Geburt von definitiv Behinderten / Erbgeschädigten wird auch in Deutschland praktiziert, allerdings hat es mit dieser früheren Eugenik nichts mehr zu tun.
Ihr kennt das ja, Geschwister dürfen nicht heiraten, keine Kinder zeugen, und Leuten mit vererbbaren Gendefekten wird davon oft abgeraten, auf gewöhnlichem Wege, per Zufallssystem Kinder zu haben.
An sich ist das auch eine Form von 'Selektion', wenn man diese Geburten vermeidet, eh.
Eine natürliche Selektion wie bei Wildtieren und - Pflanzen gibt es bei Menschen nun ja nicht mehr -- allerdings ist es unsere Wahl, eine Solche nicht zu zulassen, und unsere Kulturerrungenschaften heben sich immer weiter davon ab, eine Naturselektion ( wer überlebt, überlebt, wer nicht überlebensfähig ist, stirbt ) zu brauchen.
Fraglich ist nur, ob sich das gänzliche Abstellen einer Selektion auf die Dauer hinaus auf unsere Population irgendwie negativ auswirken wird oder nicht, ob wir Wege finden, zum Beispiel erblich weitergegebene Schäden zu beheben, bevor das Kind schwerstbehindert wird oder auf ein kurzes Leben hinaus entwicklungstechnisch 'fixiert' wird.
Wir können die Schwerstbehinderten mit uns leben lassen, sie wie jeden Anderen in unsere Gemeinschaft einbinden, aber wenn es möglich ist, ihnen so früh zu helfen, als dass sich ihre Behinderung vermindert oder gar nicht erst so gravierend bilden muss, sollten wir das dann auch nicht versuchen ?
Was meinen die Behinderten dazu eigentlich?
Wären sie lieber behindert oder unbehindert zur Welt gekommen ...( was immer das heißen mag, denn meistens ist die Gesellschaft im Umgang mit den Behinderten behindert, nicht der Behinderte selbst )
Nicht aussortieren oder verdammen, sondern weiter forschen und helfen versuchen.
Ob wir als Menschen diese mögliche Erbproblemsteigerung als gegeben hinnehmen wollen oder wie wir mit den Betroffenen umgehen unterliegt der Evolution unserer Vernunftbegriffe.
Die Eugenik der damaligen Zeit war nicht gerade von Verstand angeführt, das dürfte klar sein, die Idealbilder, nach denen man sich da richtete -- selbst für das mangelnde Verständnis von Mensch und Persönlichkeit damals atemstockend primitiv.
Viel Unterschied zu den Nazis gab es da auch nicht -- wenn Menschen nach der Physiognomie, Ethnologie, ihrem Intelligenzquotienten oder ihrem Privatlebensinhalt bewertet werden, kam noch nie Sinnvolles dabei heraus.