Wahlkampfprogramm der Union steht

Giacomo_S

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Unser Schulsystem ist starr und veraltet. In kaum einem europäischen Land gibt es noch diese klassische Dreiteilung aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium.
Aber daran wird eine konservative Regierung sicherlich kaum etwas ändern.
 

agentP

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Einen wesentlichen Unterschied bezüglich der Folgerungen kann ich da jetzt nicht wirklich ausmachen. Früher entschied nur das Geburtsprinzip über die Besitzverhältnisse und Bildungschancen, heute ist es ... genauso!

Nein, ist es nicht: Denn heute sind es eben nicht die Besitzverhältnisse, die entscheiden, da die Schulen meist staatlich und die Hochschulen entsprechend subventioniert sind. Früher bestand eine kausaler Zusammenhang zwischen Einkommensschicht und Bildung, heute gibt es lediglich eine Korrelation.
Daß heute Kinder aus sozial schwachen Familien weniger oft studieren liegt sicher nicht an den Besitzverhältnissen, sondern daran, daß sie vermutlich weniger ermuntert und unterstützt werden, als Kinder von besser verdienenden, deren Eltern ja in Regel auch schon eine höhere Bildung haben. Ein Kind zu motivieren und ihm das Gefühl zu geben, daß Bildung ein erstrebenswertes Gut ist kostet immerhin kein Geld (nur Zeit und Nerven :lol: ) und liegt meiner väterlichen Überzeugung in erster Linie im Verantwortungsbereich der Eltern und nciht des Staates.
.
 

Giacomo_S

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agentP schrieb:
Nein, ist es nicht: Denn heute sind es eben nicht die Besitzverhältnisse, die entscheiden, da die Schulen meist staatlich und die Hochschulen entsprechend subventioniert sind. Früher bestand eine kausaler Zusammenhang zwischen Einkommensschicht und Bildung, heute gibt es lediglich eine Korrelation.

agentP, das finde ich etwas eindimensional, was du hier postest.
Kostenlose Hochschulen sind das eine, aber man hat schliesslich auch als Student noch ein Leben, das man zu bezahlen hat.
Und ich möchte einmal annehmen, dass das je nach Studienort mit bis zu 1.000,- EUR zu Buche schlägt. Und das ist für einkommenschwache Familien in der Tat ein Problem.
 

Ein_Liberaler

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Giacomo_S schrieb:
Was verstehst Du unter "unfair" ?

Zum Beispiel, nach dem Tod meines Vaters das Gerücht zu verbreiten, wir hätten das Geschäft aufgegeben.

Aligatooo schrieb:

Ich hätte jetzt Marxismus als eine Geschichtstheorie, eine Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse Mitte des 19. Jahrhunderts und Zukunftsprognose definiert, also durchaus so ähnlich. Dann frage ich mich, was soll daran funktionieren oder nicht funktionieren? Ich halte die geschichtlichen Betrachtungen für fehlerhaft und die Analyse der Wirtschaft für oberflächlich unrichtig und im tieferen Sinne fundamental falsch, und die Prognose hat sich nicht erfüllt, aber ein System, etwas, was funktionieren oder nicht funktionieren könnte, kann ich nicht erkennen.

Funktionieren oder nicht funktionieren kann dagegen die utopische klassenlose Gesellschaft nach Marx oder die Planwirtschaft nach Lenin. Wenn Dich interessiert, wieso die meiner Ansicht nach nicht funktionieren kann, kann ich eine vernünftige Antwort geben.

Ich find das Thema Klassenkampf ganz interesant.

Ich nicht. Ich will weder zu einer Klasse gehören, noch kämpfen.

Wie würde die liberale Lösung aussehen?

Privatschulen. Wird Dir nicht gefallen.

Kommunistisch würde ich sagen: Alle Schulen/Hochschulen/Studiengänge werden in kostenlose Internate umgewandelt. Schuluniformen werden eingeführt. Die totale gleichstellung aller Schüler eben...

Warum nur Schuluniformen? Warum nicht Bürgeruniformen?
 

Giacomo_S

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Ein_Liberaler schrieb:
Giacomo_S schrieb:
Was verstehst Du unter "unfair" ?

Zum Beispiel, nach dem Tod meines Vaters das Gerücht zu verbreiten, wir hätten das Geschäft aufgegeben.

Ja, so eine Nummer kenne ich auch. Gleich Brief schreiben und mit Klage drohen, dann hört das auf.

Ein_Liberaler schrieb:
Wenn Dich interessiert, wieso die meiner Ansicht nach nicht funktionieren kann, kann ich eine vernünftige Antwort geben.
Nur: Der Kapitalismus funktioniert ja auch nicht. Eine liberale Gesellschaftsordnung mag sich den Anstrich von "Chancengleichheit" oder gar "Gerechtigkeit" geben, löst aber eine ganze Reihe von volkswirtschaftlichen Problemen nicht. Und bitte vergessen wir nicht: Der Liberalismus ist eine Idee des 18. Jh. (Adam Smith).
Die USA, sicherlich das Land, welches die Ideen eines ökonomisch liberalen Staates am ehesten verwirklicht haben, erkaufen sich ihre Liberalität mit einer hohen Gewaltkriminalität und abgesehen von einer prozentual kleinen Elite einem relativ ungebildeten Volk.
Und ehrlich gesagt hätte ich auch als Priveligierter in einem solchen System keine Lust, in einem beschaulichen Wohnviertel zu leben, dass nach außen hin einem Hochsicherheitstrakt gleicht.

Ein_Liberaler schrieb:
Warum nur Schuluniformen? Warum nicht Bürgeruniformen?

Vor kurzem habe ich einen Bericht über eine deutsche Schule gesehen, die das vor 2 Jahren eingeführt hat, um dem Markenklamotten-Statusobjekt-Hochrüsten einmal ein Ende zu setzen.
Klappt wohl ganz gut und die Schüler fanden das auch ganz positiv.
 

_Dark_

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Ein_Liberaler schrieb:
Ich nicht. Ich will weder zu einer Klasse gehören, noch kämpfen.

siehste, das ist auch dein problem.. erst wetterst du über marx und dann kommt so ein käse.. jeder gehört zu einer klasse, heute mehr denn je, und jeder muss darum kämpfen, dass er aufsteigt oder die klasse hält.. und die ganzen ahnungslosen trottel denen an den "runden tischen" oder den "bündnissen vor arbeit" vorgegaukelt wird, sie wären gleichberechtigt, laufen voll rein in die falle..
ich weiß, aus welcher klasse ich stamme, und werde zusehen, dass ich die auch halte.
marx hat in sehr vielen bereichen recht gehabt, wir sind im klassenkampf..
und wer nicht kämpfen will, hat schon verloren
 

th1nktanK

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Daß heute Kinder aus sozial schwachen Familien weniger oft studieren liegt sicher nicht an den Besitzverhältnissen, sondern daran, daß sie vermutlich weniger ermuntert und unterstützt werden, als Kinder von besser verdienenden, deren Eltern ja in Regel auch schon eine höhere Bildung haben. Ein Kind zu motivieren und ihm das Gefühl zu geben, daß Bildung ein erstrebenswertes Gut ist kostet immerhin kein Geld (nur Zeit und Nerven ) und liegt meiner väterlichen Überzeugung in erster Linie im Verantwortungsbereich der Eltern und nciht des Staates.

Da magst du zu einem gewissen Teil schon recht haben, aber wie gesagt:
Eltern die eher ungebildet sind und einen niederen Status im Schichtungsmodell haben können allein keine Bildungswerte vermitteln oder übertragen, schlicht deshalb weil sie in ihrer Lebenswelt nicht vorkommen. Deshalb ist es ja Aufgabe des Staates jedem Kind die gleichen Bildungschancen zukommen zu lassen, eben weil Bildung die Grundlage darstellt, überhaupt einen höheren sozialen Status erreichen zu können. Und selbstverständlich ist dies auch in der elterlichen Sorge inbegriffen, trotzdem obliegt die Aufgabe der schulischen Integration und Emanzipation dem Staat, doch in dem Umstand dass er gleichzeitig auch das Wächter-und Kontrollamt für Bildungseinrichtungen darstellt, ist auch schon die Problemlage geschaffen, die jetzt bemängelt wird:

Die Schulen werden den gewachsenen Aufgaben (mehr Schüler, größerer Einfluss außerschulischer "Miterzieher",mehr Stoff, weniger Mittel und dadurch überforderte und größtenteils überaltete Lehrkräfte) nicht mehr gerecht. Konsequenz ist die heutzutage fast schon obligatorische Nachhilfe und die kostet.

Diejenigen die es schaffen sehen sich dann im Studium der nächsten Benachteiligung ausgesetzt: neben den ohnehin hohen Semesterbeiträgen evtl. auch noch Studiengebühren.
Dann ist das Studium, wie es Giacomo_S schon erwähnte recht teuer, will man es schnell absolvieren bleibt auch nicht allzu viel Zeit zum arbeiten, weshalb hier eine entscheidende Diskrepanz aufklafft zwischen denen die sich finanzieren lassen und denen die es selbst finanzieren müssen.

Nun kann man sagen, wofür gibt es BAföG? - tja Kohls erste Amtshandlung 1983 war es die Richtlinien für die Ausbildungsförderung zu ändern und das mit Erfolg: die Zahl der BAföG-Empfänger sank von da an stetig, eigentlich unnötig zu erwähnen, dass damit gleichsam die Anzahl Studierender aus unteren Schichten sank!

Die SPD ist zwar stolz auf ihr "Neues BAföG", aber ansich stellt es auch kaum Verbesserung dar.

Und jetzt, die CDU will es ganz abschaffen und zusammen mit der Einführung von Studiengebühren die Weichen für neue Eliteuniversitäten stellen. Das wäre dann die endgültige Aufgabe gleicher Bildungschancen.
Ausschlaggebend wird also wieder das Geburtsprinzip. Das bei uns (angeblich) wirkende Leistungsprinzip kann bei Verwährung von Zugangschancen ebenso wie elterliche Einflussnahme kaum zum tragen kommen.
 

streicher

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Giacomo_S schrieb:
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht wozu wir Inlandeinsätze der Bundeswehr brauchen ?
Wir haben doch eine so moderne und gut ausgestattete Polizei (...)
Als 2002 die Union in die Bundestagswahl ging, hatte sie diesen Punkt auch schon im Programm gehabt. Der Unterschied zwischen SPD und Union war damals ein entscheidender: die SPD lenkte die BRD hinsichtlich der Irakfrage gegen den Kurs der USA und der Koalition der Willigen, wobei sie auf die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zählen konnte. Ein Anschlag wie in London wäre deutlich wahrscheinlicher gewesen, wenn die BRD seine Soldaten unter den Aggressoren gemischt hätte. Eine Beteiligung wäre wohl der Kurs der Union gewesen.
War es nicht auch nach Anschlag in London der Fall, dass die Einheiten der Armee Großbritanniens angerückt sind?
 

th1nktanK

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War es nicht auch nach Anschlag in London der Fall, dass die Einheiten der Armee Großbritanniens angerückt sind?

Ja zur Sicherung der "wichtigen" Gebäude und als schutz- bzw. angsteinflösende Gebärde.

Wenn man z.B. durch München geht und an jeder Ecke stehen Soldaten mit MPs und Panzer, dann schleicht sich einem doch wirklich Geborgenheit ein...

Nein wohl kaum, es dient der kontinuierlichen Abschreckung und ich denke die hat dann mehr Einfluss auf die Bürger als auf "internationale Terroristen".
 

Ein_Liberaler

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_Dark_ schrieb:
Ein_Liberaler schrieb:
Ich nicht. Ich will weder zu einer Klasse gehören, noch kämpfen.

siehste, das ist auch dein problem.. erst wetterst du über marx und dann kommt so ein käse.. jeder gehört zu einer klasse, heute mehr denn je, und jeder muss darum kämpfen, dass er aufsteigt oder die klasse hält..

Ist Dir nicht bekannt, daß es bei den Klassenkämpfen nach Marx nicht darum geht, welches Individuum in welche Klasse aufsteigt oder absinkt, sondern um den Kampf der Klassen als Kollektive um die Herrschaft?

ich weiß, aus welcher klasse ich stamme, und werde zusehen, dass ich die auch halte.

Kein Aufstieg mehr möglich? :lol: Dann solltest Du aber auch Deiner Klasse gemäß den Reserveoffizier machen, Hoheit.

marx hat in sehr vielen bereichen recht gehabt, wir sind im klassenkampf..
und wer nicht kämpfen will, hat schon verloren

Marx hat nicht einmal die Verhältnisse zu seiner Zeit sauber analysieren können. Seine Werttheorie ist Kappes, seine Vorstellung von der Ausbeutung einer Klasse durch die andere Mumpitz und seine Prognosen sind zum Totlachen. Ich sage nur Verelendung der Arbeiterklasse.

Dein Marxismus von oben ist aber ein interessantes Phänomen. Ausbeutung ist super, so hat das noch keiner formuliert. Paßt aber natürlich zu Deiner weltpolitischen Haltung. Bist Du der letzte Sozialdarwinist?

Giacomo_S schrieb:
Nur: Der Kapitalismus funktioniert ja auch nicht.

Das System, das wir haben, die USA und Schweden, funktioniert zumindest weitaus besser als das der Sowjetunion, leninistische Planwirtschaft.

Die freiere Marktwirtschaft der Wirtschaftswunderzeit funktionierte besser als unser heutiges System. Daß die Kriminalität in den USA Folge der wirtschaftlichen Freiheit ist, bezweifle ich. Das müßtest Du genauer erklären. Und wie nicht anders zu erwarten möchte ich der Vermutung Ausdruck verleihen, daß ein freiheitlicheres System als das amerikanische auch reicher wäre, denn von wirklich freier Marktwirtschaft sind die USA meilenweit entfernt. Die schlechten Schulen sind zum Beispiel alle staatlich.

Und bitte vergessen wir nicht: Der Liberalismus ist eine Idee des 18. Jh. (Adam Smith).

Ja, und? Die Idee der Menschenrechte ist noch älter.

Und ehrlich gesagt hätte ich auch als Priveligierter in einem solchen System keine Lust, in einem beschaulichen Wohnviertel zu leben, dass nach außen hin einem Hochsicherheitstrakt gleicht.

Ich habe überhaupt keine Lust auf Privilegien. Ich möchte nicht stehlen und unterdrücken.

Vor kurzem habe ich einen Bericht über eine deutsche Schule gesehen, die das vor 2 Jahren eingeführt hat, um dem Markenklamotten-Statusobjekt-Hochrüsten einmal ein Ende zu setzen.
Klappt wohl ganz gut und die Schüler fanden das auch ganz positiv.

Ich hätte aber keine Sweatshirts tragen wollen, obwohl grün natürlich eine schöne Farbe ist. Soll das jede Schule für sich entscheiden.
 

agentP

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Und ich möchte einmal annehmen, dass das je nach Studienort mit bis zu 1.000,- EUR zu Buche schlägt. Und das ist für einkommenschwache Familien in der Tat ein Problem.
Jetzt wird´s langsam albern. Mir fallen spontan mindestens 3 Bekannte ein, die komischerweise alle ohne jegliche elterliche Unterstützung studieren, sondern allein von Bafög, einem Nebenjob und dem leben, was sie in den Semesterferien erarbeiten. Eine davon ist darüberhinaus auch noch alleinerziehende Mutter. Einer davon in München, dem wohl neben Hamburg teuersten denkbaren Pflaster in Deutschland.
Auch meine Freundin hat komplett aus "eigener Kraft" und mit staatlicher Unterstützung studiert und wagt jetzt sogar nochmal ein paar Jahre für die Promotion anzuhängen. Auch bei ihr lösen solche Statements nur Kopfschüttlen aus (vor allem auch der geschätze Bedarf von 1000€ / Monat. So viel hätte sie gerne mal gehabt, sagt sie.)
Der Bafög Höchstsatz beträgt im Moment 585 €. Das heisst man müsste ungefähr 14 h / Woche bei Mc Donalds arbeiten um auf die von dir geschätzten 1000 € zu kommen, wobei McDonalds sehr wenig zahlt und keine "Ferienjobs" berücksichtigt sind.
 

Giacomo_S

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Ein_Liberaler schrieb:
Die freiere Marktwirtschaft der Wirtschaftswunderzeit funktionierte besser als unser heutiges System.
Da die Voraussetzungen auch andere waren, ist das wohl kaum vergleichbar.

Ein_Liberaler schrieb:
Daß die Kriminalität in den USA Folge der wirtschaftlichen Freiheit ist, bezweifle ich. Das müßtest Du genauer erklären.

Ich habe mir einmal den Spass gemacht, in einem Ami-Forum Kriminalitätsstatistiken zu vergleichen. Da ich wusste, dass man mir alles andere um die Ohren hauen würde, habe ich als Quellen nur die veröffentlichten Zahlen des FBI und ihrer Kollegen vom BKA zitiert.

Insgesamt, auf die Bevölkerung gerechnet, sind die Deutschen sogra krimineller als die Amis. Das liegt vor allem daran, dass in Deutschland einige Delikte Straftaten sind, in den USA jedoch nicht (vor allem Wirtschaftsdelikte). Dadurch sind die Statistiken natürlich nur begrenzt vergleichbar.
In beiden Ländern an der Spitze der Straftaten ist der Diebstahl, Ladendiebstahl usw. Interressant wird es, wie es weitergeht. An zweiter Stelle folgen in Deutschland Wirtschaftsverbrechen (von denen, wie gesagt, einige in den USA keine Straftaten sind), während in den USA Einbruchsdelikte an 2. Stelle stehen. Diese wiederum sind in Deutschland eher in den hinteren Reihen.
An 3. Stelle folgen in den USA dann sofort Gewaltverbrechen - auch diese haben bei uns längst nicht diese Spitzenposition.
Generell gibt es in Deutschland jährlich etwa 800 Morde, Mordversuche, Totschlag und Totschlagsversuche. In den USA sind es 16.000. Berechnet auf die Bevölkerung sind das in den USA 5x soviele Morde usw. als bei uns.
Obwohl ich anfangs sagte, dass die Deutschen insgesamt krimineller sind, wirkt es sich offenbar nicht auf die Zahl der Gefängnisinsassen aus:
Durchschnittlich sitzen bei uns jährlich 60.000 Menschen im Knast, in den USA sind es 2 Millionen. Berechnet auf die Bevölkerungszahl sitzen in den USA fast 10x so viele Menschen im Gefängnis als bei uns.

Unabhängig davon, wie man jetzt den logischen Zusammenhang zwischen Sozialsystemen und Kriminalitätsrate herleiten will: Die Zahlen sprechen für sich. Es gibt kaum ein Land, dass eine so hohe - und gewaltätige - Kriminalität aufweist wie die USA und schon gar nicht in der westlichen Welt. Die Zahlen beweisen - betreffend die Kriminalität - dass das amerikanische System offenbar schlechter funktioniert, als das unsere.

Ein_Liberaler schrieb:
Und wie nicht anders zu erwarten möchte ich der Vermutung Ausdruck verleihen, daß ein freiheitlicheres System als das amerikanische auch reicher wäre, denn von wirklich freier Marktwirtschaft sind die USA meilenweit entfernt.

Die USA haben in unseren Zeiten die gleichen Probleme wie wir: Die Billiglöhne der globalisierten Welt machen die Amerikaner arbeitslos.
Spiegel online: Sockenkrieg in den Südstaaten
Die "ausgleichende Gerechtigkeit" eines Nachtwächterstaates geht von Voraussetzungen aus die im 21. Jh. nicht mehr existent sind: Keine automatisierte Produktion, Vermeidung von Kartellbildung, weitesgehend manuelle Landwirtschaft usw.
Man kann die dadurch entsehenden Arbeitslosenheere in vermeintlicher "Wirtschaftsgerechtigkeit" ignorieren, aber die dahinter stehenden Menschen gibt es trotzdem ("Wir können keine Politik machen für bessere Menschen, denn wir haben keine anderen." K. Adenauer)

Ein_Liberaler schrieb:
Die schlechten Schulen sind zum Beispiel alle staatlich.

Und die anderen Schulen sind für die meisten unbezahlbar.
Lehrer zu sein ist in den USA ein dermassen schlecht bezahlter Beruf, dass alle helleren Leute in diesem Beruf auf andere Beschäftigungen umsatteln. Übrig bleiben nur die Pfeifen, die nichts besseres finden.
 

antimagnet

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@kriminalitätsrate:

die frage des liberalen hast du damit aber nicht beantwortet. im übrigen kann die höhere rate auch daren liegen, dass in den usa geringere ansprüche an beweismittel gestellt werden. so können mehr menschen verurteilt werden - ob nun zurecht oder nicht, sei mal dahingestellt.
 

agentP

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Eben. Alles was du damit beweist, ist, daß in den USA der Markt freier ist und bestimmte Straftaten häufiger vorkommen. Der Zusammenhang fehlt mir nach wie vor.
 

Giacomo_S

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agentP schrieb:
Eben. Alles was du damit beweist, ist, daß in den USA der Markt freier ist und bestimmte Straftaten häufiger vorkommen. Der Zusammenhang fehlt mir nach wie vor.

Richtig: Bestimmte Straftaten kommen häufiger vor, vor allem aber Eigentumsdelikte und Gewalttaten. Ich erlaube mir festzustellen, dass das Wort "häufiger" im zusammenhang mit einer 5-fachen Mordrate (!) ein ziemlich profanes Attribut ist.

Eine direkte Beweisführung von schlechter sozialen Lage und erhöhter Eigentums- und Gewaltkriminalität dürfte schwierig zu führen sein.
Allerdings halte ich eine solche Beweisführung auch für unnötig.
Die Amerikaner leben in einer Gesellschaft, die solche Kriminalitätsraten hat - und damit beweisen die Zahlen genug.
Es sei denn man möchte postulieren, dass Amerikaner a priori, per Geburt, genetisch usw. gewalttätiger sind als Europäer.
 

agentP

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Fein. In Norddeutschland gibt es in den Gebieten in denen mehr Störche brüten auch eine höhere Geburtenrate. Nachdem du ja eine Beweisführung die einen Zusammenhang zwischen diesen Daten herstellt für überflüssig hältst, können wir das auch als Beweis dafür stehen lassen, daß die alte Theorie vom Storch, der die Kinder bringt wohl bestätigt ist.

Es sei denn man möchte postulieren, dass Amerikaner a priori, per Geburt, genetisch usw. gewalttätiger sind als Europäer.
Natürlich. Denn ganz bestimmt gibt es nur 2 denkbare Wege kriminell zu werden: Niedriger sozialer Status oder Gene. :roll:
 

Giacomo_S

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agentP schrieb:
Fein. In Norddeutschland gibt es in den Gebieten in denen mehr Störche brüten auch eine höhere Geburtenrate. Nachdem du ja eine Beweisführung die einen Zusammenhang zwischen diesen Daten herstellt für überflüssig hältst, können wir das auch als Beweis dafür stehen lassen, daß die alte Theorie vom Storch, der die Kinder bringt wohl bestätigt ist.

Der alte Trugschluss von den Störchen wird durch erneute Erwähnung nicht origineller.
Sicherlich sind die Gründe für die Kriminalitätsraten komplexer Natur.
Das aber eine gewisse soziale Absicherung eine bedeutende Rolle spielt - das ist in meinen Augen unübersehbar.
Auch die Verfügbarkeit von Waffen spielt sicherlich eine Rolle. Aber trotzdem die Kanadier sogar über mehr Waffen/Einwohner verfügen, ist deren Gewaltkriminalität dennoch im europäischen Maßstab.

Darüber hinaus ist doch unzweideutig weltweit eine Korrelation zwischen Armut und Gewalt unübersehbar. Außer es handelt sich um Diktaturen.
Und falls nicht, dann würde ich von Euch gern mal ein Beispiel - nur ein einziges Land - genannt haben, in dem Armut und Arbeitslosigkeit nicht mit Kriminalität einhergeht.

Es sei denn man möchte postulieren, dass Amerikaner a priori, per Geburt, genetisch usw. gewalttätiger sind als Europäer.
Natürlich. Denn ganz bestimmt gibt es nur 2 denkbare Wege kriminell zu werden: Niedriger sozialer Status oder Gene. :roll:[/quote]

Meine Bemerkung war durchaus ironisch gemeint.
Außerdem: Wo sind denn in Deutschland die höchsten Kriminalitätsraten ? Doch in den Trabantenstädten, in denen Menschen mit "niedrigem sozialem Status" geballt zusammengefasst leben.

Es ist immer leicht, eine Argumentation zu zerfleddern. Ich hätte dann aber im Gegenzug einmal gern von Euch gewusst, worin ihr denn die Gründe für erhöhte Kriminalität seht.
 

antimagnet

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na, armut ist doch ein prima grund (wenn auch nicht der einzige).

jetzt musst du nur noch den bogen zum freien markt schaffen, nach dem motto je freier der markt, desto ärmer die leute.

:roll:

ich kenn da einen, der sieht das anders...
 

Ein_Liberaler

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Giacomo_S schrieb:
Ein_Liberaler schrieb:
Die freiere Marktwirtschaft der Wirtschaftswunderzeit funktionierte besser als unser heutiges System.
Da die Voraussetzungen auch andere waren, ist das wohl kaum vergleichbar.

Du wußtest nicht genau, was Du darauf antworten solltest, hab ich recht? Wieso sollte das nicht vergleichbar sein?

Die USA haben in unseren Zeiten die gleichen Probleme wie wir: Die Billiglöhne der globalisierten Welt machen die Amerikaner arbeitslos.

Globalisierte Welt, also ehrlich. War die vorher viereckig? Sei bitte nicht beleidigt, aber den Ausdruck kann ich hassen. Die Billiglöhne machen auch die Produkte für arme Leute erschwinglich. Und natürlich finden sich auch wieder unflexible Unternehmer, die die Speerspitze der Lobby formen... Ekelhaft. Ganz Amerika soll überhöhte Preise zahlen, damit Herr Cole sein Geschäftsmodell nicht ändern muß.

Daß die Amerikaner arbeitslos würden, ist falsch. Daß sie es bleiben, noch falscher. Einige verlieren ihre Stelle, aber sie finden wesentlich schneller als bei uns eine neue. Was ihre Mitbürger dank billigerer Socken mehr in der Tasche haben, geben sie schließlich anderweitig aus. Die beneidenswert niedrige Arbeitslosenquote wirst Du ja nicht leugnen wollen.

Die "ausgleichende Gerechtigkeit" eines Nachtwächterstaates geht von Voraussetzungen aus die im 21. Jh. nicht mehr existent sind: Keine automatisierte Produktion, Vermeidung von Kartellbildung, weitesgehend manuelle Landwirtschaft usw.

Woher hast Du das denn? Das mit der manuellen Landwirtschaft, insbesondere? Die Mechanisierung der Landwirtschaft ist doch gerade die Quelle des Arbeiterpools, sozusagen.

Man kann die dadurch entsehenden Arbeitslosenheere in vermeintlicher "Wirtschaftsgerechtigkeit" ignorieren, aber die dahinter stehenden Menschen gibt es trotzdem

Wer ignoriert die Arbeitslosen? Die Arbeitslosigkeit ist eines der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft. Ich bin lediglich der Ansicht, daß ein freierer Markt sie in Lohn und Brot bringen würde, und daß der ausufernde Sozialstaat an ihrer Arbeitslosigkeit schuld ist. (Arbeit besteuern, Arbeitslosigkeit bezuschussen, wie ich immer sage.)

("Wir können keine Politik machen für bessere Menschen, denn wir haben keine anderen." K. Adenauer)

"Nehmen Sie die Menschen wie sind, andere gibt's nicht." Bester Spruch Adenauers überhaupt.

Und die anderen Schulen sind für die meisten unbezahlbar.

Ja, weil staatliche Schulen der Tod der billigen Privatschule sind. Normalerweise sollte es doch zwanzig Elternpaaren ein leichtes sein, einem Lehrer zu bezahlen, und wenn die Großeltern noch mit einspringen, erst recht. Aber wenn es kostenlose Schulen gibt, wer schickt dann seine Kinder auf private? Höchstens zahlt er einen Nachhilfelehrer. Das Nachsehen haben die Kinder der eher verantwortungslosen Eltern. An einer privaten Schule kämen auch die in den Genuß guter Lehrer und Unterrichtsmaterialien, jetzt, da sie auf eine staatliche gehen, bräuchten sie dazu die Nachhilfe und die außerschulischen Programme, die sie nicht bekommen.

Lehrer zu sein ist in den USA ein dermassen schlecht bezahlter Beruf, dass alle helleren Leute in diesem Beruf auf andere Beschäftigungen umsatteln. Übrig bleiben nur die Pfeifen, die nichts besseres finden.

Und wer gibt sich mit Pfeifen zufrieden? Privatschulen oder der Staat? Und widersprichst Du nicht Deiner These von der umsichgreifenden Arbeitslosigkeit?

Nebenbei ist die Schule in den USA natürlich auch ein Tummmelplatz von Sozialingenieuren und Experimentatoren. Wenn es mit dem Lesen hapert, soll das nicht selten an der neuen ganzheitlichen Lernmethode liegen, und speziell im Fall der Jungen an der vorgeschriebenen Lektüre, die sie nicht gerade ansprechen soll.

Zur Kriminalität. 50 % der amerikanischen Gefängnisinsassen sollen Rauschgiftdelikte begangen haben, wobei unter Rauschgift in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle Hanf zu verstehen ist. Sie sind bedauernswerte Opfer des "Krieges" gegen die Drogen. Was die Verfügbarkeit von Schußwaffen angeht, bezweifle ich, daß die eine Rolle spielt. Es ist auch in Deutschland kein Problem, an eine illegale Waffe zu kommen.
 

Giacomo_S

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antimagnet schrieb:
na, armut ist doch ein prima grund (wenn auch nicht der einzige).

jetzt musst du nur noch den bogen zum freien markt schaffen, nach dem motto je freier der markt, desto ärmer die leute.

:roll:

ich kenn da einen, der sieht das anders...

So pauschal kann und will ich das nicht formulieren.

Zitieren wir doch mal Adam Smith, sicherlich einen der bekanntesten Vertreter des Liberalismus:

Adam Smith schrieb:
Zu berücksichtigen ist hierbei aber, was Smith unter "Gemeinwohl" versteht. Im "Wohlstand der Nationen" definiert er den Reichtum eines Staates über die "Summe aus dem Ertrag von Boden und Arbeit". Der Wohlstand eines Staates steigt also mit der (arbeitsfähigen) Einwohnerzahl. Um den Faktor Arbeit zu vermehren, muss die Nachfrage nach Arbeit (und damit die Lohnhöhe) so weit steigen, dass die unteren Schichten mehr Kinder aufziehen können. Steigt der Lohn über die zur Aufzucht ausreichender Arbeitskräfte nötige Höhe, so wird ihn die übermäßige Vermehrung bald wieder auf die nötige Höhe herabdrücken. Dies funktioniert auch umgekehrt: Vermehrt sich die "Spezies Mensch" zu stark, so wird ihr durch Nahrungsmittelknappheit eine Grenze gesetzt. Dies geschieht dadurch, dass die meisten der in den fruchtbaren Familien der unteren Schichten geborenen Kinder sterben. Nachzulesen in Kapitel 8: Der Lohn der Arbeit. Die unsichtbare Hand sorgt also dafür, dass die unteren Schichten immer genau die richtige Menge an Arbeitskraft reproduzieren.

Quelle: Wikipedia

Bezogen auf die heutige Zeit hat dieses Modell einige Schwächen, die Smith im 18. Jh. unmöglich voraussehen konnte:

- Kinderreichtum ist kein Vorteil (=Altersversorgung), sondern ein Karrierehindernis. Ausserdem gibt es eine funktionierende Empfängnisverhütung.

- Bodenerträge wurden seit dem 18. Jh. erheblich gesteigert (Faktor 5-10). Nahrungsmittelknappheit ist - zumindest in der westlichen Welt - kein Problem mehr.

- Menschliche Arbeitskraft ist nicht mehr der wesentliche Faktor der Produktion. Und das ist in meinen Augen der wesentliche Punkt.
Daher ist der Gedanke, dass eine freie, gewinnorientierte Wirtschaft die Jobmaschine schlechthin ist, falsch.
Die technischen Möglichkeiten, insbesondere durch die Digitalisierung, führen dazu, dass Investitionskapital nicht mehr in die Schaffung neuer Arbeitsplätze gesteckt wird, sondern in die Vernichtung von vorhandenen durch Automatisierung der Produktion oder die Verlagerung dieser in Billiglohnländern. Das sind zwar letztlich auch keine neuen Phänomene, aber das Ausmaß ist es. Durch die Digitalisierung wurde das praktikabel.

Es ist richtig, dass dadurch auch Arbeitsplätze entstanden sind, aber nicht in dem erhofften Ausmass. Vielleicht kann man die Internetblase als einen Versuch ansehen, Geld & Menschen im digitalen Bereich einzusetzen.
Und dieses Experiment ist in diesem Sinne gescheitert, weil es von falschen Voraussetzungen ausging. Was durften wir uns damals alles für Wunderversprechen anhören: New Economie usw. Aber was blieb ?
B to C = Back to Cleveland, B to B = Back to Businesschool.
Es zeigten sich erneut alte Wahrheiten: Eine Dienstleistungsgesellschaft ist nur dann realisierbar, wenn sie auf dem Rücken einer leistungsstarken Produktionsgesellschaft stehen kann.

Auf längere Sicht werden sich einflussreiche Kreise der Wirtschaft etwas einfallen lassen müssen. Die Rechnung hohe Produktion = viel Beschäftigung geht nicht mehr auf.
Wenn aber durch diese Entwicklung immer mehr Menschen arbeitslos werden und Einkommen nur durch Arbeit entsteht, dann verliert die Wirtschaft auch ihre Kunden. Das wenige andere dabei reicher werden, nutzt wenig: Auch ein reicher Mensch kann nur begrenzt konsumieren.
Und am Horizont kann man mit etwas Mühe schon die digitalen Entwicklungen der Zukunft sehen, die auch Arbeitskraft ersetzen, die kognitiver Natur ist.
Daraus schliesse ich, das man auf die eine oder andere Art und Weise auch dem nicht arbeitenden Menschen Geld in die Hand geben muss, sonst kann er keine Produkte kaufen.
Und da sind wir bereits an einem nicht-liberalen System angelangt.

Oder aber der Mensch wird kriminell. q.e.d.
 
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