Powell: Keine Belege für Iraks Terrorkontakte
USA machen Druck wegen Massenvernichtungswaffen
WASHINGTON/LONDON, 15. September. Die USA haben nach den Worten von US-Außenminister Colin Powell keine Beweise für eine Zusammenarbeit des Terrornetzwerks El Kaida mit dem Irak. "Es gibt Indizien, dass es einige Kontakte gab. Aber wir haben keine Lunte, die den Irak mit den Anschlägen vom 11. September in Verbindung bringt", sagte Powell am Sonntag dem US-Fernsehsender CBS. Der US-Druck auf das Regime in Bagdad habe weniger mit Terrorismus als mit der Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen zu tun, sagte Powell.
Dagegen sprach US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice davon, dass die irakische Führung Verbindungen zum Extremistennetzwerk von Osama Bin Laden habe. "Irak hat ganz klar Verbindungen zum Terrorismus, darunter auch El Kaida", sagte sie dem US-Fernsehsender Fox. Die britische Zeitung "Sunday Telegraph" hatte zuvor berichtet, das von der Londoner Regierung zur Veröffentlichung geplante Irak-Dossier enthalte auch Beweise dafür, dass führende Mitglieder der El Kaida in Irak eine Terror-Ausbildung erhalten hätten und weiterhin in Kontakt mit der Führung in Bagdad stünden.
Bush: Uno muss Rückgrat zeigen
US-Präsident George W. Bush hat die künftige Bedeutung der Vereinten Nationen an deren Verhalten in der Irak-Frage geknüpft. Die derzeitige Krise biete der Uno "die Chance, ihre Relevanz unter Beweis zu stellen", sagte Bush am Wochenende in Camp David. Entweder die Vereinten Nationen erwiesen sich als "friedenserhaltende Organisation" oder sie würden "irrelevant". Nach einem Treffen mit dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi sagte Bush, die Uno müsse in der Frage der Entwaffnung "Rückgrat" zeigen. Berlusconi sicherte den USA Unterstützung für eine Beilegung der Krise zu, machte aber keine Angaben darüber, ob Italien auch einen Alleingang der USA gegen Irak unterstützen würde. Bush hatte am Donnerstag vor der UN-Vollversammlung einen Angriff auf Irak als unvermeidlich bezeichnet, sollte die Uno nicht eine Entwaffnung Iraks erreichen.
Der britische Außenminister Jack Straw sagte in einem BBC-Interview, die Uno müsse Saddam Hussein klarmachen, dass seinem Regime "ein Ende bereitet" werde, wenn die Massenvernichtungswaffen nicht beseitigt würden.
Einem Bericht des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" zufolge hat die US-Regierung Saddam Hussein zur Produktion von biologischen Waffen verholfen. Im Krieg Iraks gegen Iran hätten die USA damit begonnen, Saddam mit "Vorräten und militärischer Ausrüstung zu versorgen". Darunter seien Schiffsladungen mit Bakterien für die irakische Atomenergiebehörde gewesen. Das Magazin beruft sich auf frühere und amtierende US-Beamte. (AFP, dpa)