An Frankreichs Bildungsstätten hat das Verbot religiöser Symbole seltsame Folgen. Zu Weihnachten trifft es die Christen - ein Kindergarten schickte sogar Schokogeschenke zurück. US-Christen werden dagegen mächtig böse, wenn man ihnen beim Einkaufen nicht "Fröhliche Weihnachten" wünscht.
Frankfurter Nikolausinitiative e.V.
Chancenlos: Bibelfester Weihnachtsmann
Paris/Raleigh - Wie jedes Jahr hat die Bürgermeisterei der nordfranzösischen Gemeinde Coudekerque-Branche auch diesmal Weihnachtsgeschenke für den örtlichen Kindergarten gestiftet. Doch die Erzieherinnen schickten nach einigen Stichproben sämtliche 1300 Päckchen ans Rathaus zurück. Der Grund: Sie hielten die Schokoladenstücke in der Form eines christlichen Kreuzes oder des heiligen St. Nikolaus für unvereinbar mit dem neuen Gesetz, das keine religiösen Symbole in öffentlichen Bildungsstätten erlaubt.
"Hier werden Kinder für etwas bestraft, was in der Öffentlichkeit heftig umstritten ist", kritisiert Bürgermeister Andre Delattre. Das neue Gesetz, das mit Beginn des französischen Schuljahrs im September in Kraft trat, sollte der Debatte um das Für und Wider des Kopftuchs für Musliminnen ein Ende setzen. Nunmehr sind sowohl für Schüler als auch für Lehrer jegliche Kleidungs- oder Schmuckstücke mit eindeutig religiösem Charakter verboten. Neben dem Kopftuch gilt dies auch für die Kippa der Juden, den Turban der Sikhs oder eben das christliche Kreuz.
"Phobie gegen alles Katholische"?
Seitdem sind mehrere muslimische Mädchen sowie ein Sikh-Junge wegen Verstößen gegen diese Regelung von der Schule verwiesen worden. Mit dem Streit um die scheinbar harmlose Weihnachtsschokolade sind erstmals auch die Christen von dem neuen Gesetz betroffen.
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Doppelt schlimm: Weihnachts-Osterhasen
Der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung "La Croix", Bruno Frappat, hält die gesamte Debatte für absurd: "Im Jahre 1968 lautete der Slogan: 'Es ist verboten, etwas zu verbieten.' Heute, im Jahr 2004, heißt es: 'Das Verbot ist das Gebot der Stunde.' Und dabei scheint vor allem eine Phobie gegen alles Katholische geradezu schick zu sein."
Die Trennung von Staat und Kirche ist im traditionell katholischen, aber heute betont säkularen Frankreich schon seit 1905 in der Verfassung verankert. Doch erst das neue Gesetz vom September versucht dieses Prinzip im Schulwesen bis ins kleinste Detail zu regeln. Papst Johannes Paul II. ermahnte damals die Christen, ihren Glauben in anderen Bereichen der Öffentlichkeit umso stärker zu demonstrieren.
Christfest nur mit Christus
Genau dies ist das Ziel christlicher Bewegungen in den USA. Ihnen geht es erklärtermaßen darum, "Christus im Christfest" zu lassen. So werden in der Gemeinde Terrebonne im US-Staat Louisiana Karten angeboten mit der Aufschrift "Wir glauben an Gott. Fröhliche Weihnachten (Merry Christmas)" - um der weit verbreiteten politischen Korrektheit entgegenzuwirken, um die Weihnachtszeit nur noch "Fröhliche Ferientage" (Happy Holidays) zu wünschen. Oder die traditionellen Firmen-Weihnachtsfeiern als "Jahresendfeiern" zu deklarieren.
In Raleigh im US-Staat North Carolina schaltete eine Kirche eine 7600 Dollar teure Anzeige in der örtlichen Zeitung. Darin werden alle Christen aufgefordert, ihre Weihnachtsgeschenke nur in Läden zu kaufen, die ihren Kunden auch tatsächlich "Fröhliche Weihnachten" wünschen. Auch in Kalifornien hat eine Gruppe zum Boykott sämtlicher Warenhäuser aufgerufen, denen das Weihnachtsfest keine spezielle Betonung seines christlichen Charakters wert ist.
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Wissen Weihnachten zu würdigen: George W. und Laura Bush
"Wir werden es nicht zulassen, dass sich dieses Land weiter von einem Linkstrend in die Tiefe ziehen lässt", betont der Pfarrer Patrick Wooden aus Raleigh. Wie er sehen sich in den USA viele Anhänger der politisch meist rechtsgerichteten Religionsgruppen im Aufwind, seit der bekennende Christ George W. Bush abermals die Präsidentenwahl gewonnen hat. Das wiederum gibt dem Amerikanischen Verband für die Trennung von Kirche und Staat zu denken. Der Vorsitzende Barry Lynn meint, dass gerade Christen sich einer solchen Vermischung von religiösen und säkularen Symbolen widersetzen sollten.
In Frankreich schlägt das Pendel nach Meinung vieler Beobachter allerdings zu stark in die entgegengesetzte Richtung. In der Ortschaft Coudekerque-Branche hat man die umstrittenen Schokoladenstücke inzwischen gegen unverfängliche ausgetauscht. Dennoch beklagt Bürgermeister Delattre, dass den Kindern damit die Freude eines besonders festlichen Moments genommen worden sei.
oh mann... ich weis nicht ob ich weinen oder lachen soll...
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