Schicksalswahl in Simbabwe

streicher

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In Simbabwe stehen die Wahlen an. Das Land hat in jüngster Zeit u.a. Schlagzeilen mit Vertreibungen von Weissen Farmern gemacht. Der Präsident Mugabe greift zu radiaten Mitteln, um seine Wiederwahl und eine Zweidrittelmehrheit zu erhalten.
Wenn auf die Lebenden kein Verlass mehr ist, dann muss man auf die Toten zurückgreifen. Hunderttausende Verstorbene sind bei den Parlamentswahlen in Simbabwe aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben, und sie alle werden nach dem Urnengang für die regierende Partei Zanu-PF gestimmt haben.
(...)
Und selbst die Essensverteilung im Land der Hungernden hängt von der politischen Gesinnung ab.
Und wenn er die Zweidrittelmehrheit hat, dann auch das Amt auf Lebenszeit. Kein Wunder, das Oppositionsführer Tsvangirai den amtierenden Präsidenten ins Gefängnis sperren will. Mit welchen Mitteln wollte er das erreichen, sollte er wider Erwarten gewählt werden?
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St-Germain

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Wenn auf die Lebenden kein Verlass mehr ist, dann muss man auf die Toten zurückgreifen. Hunderttausende Verstorbene sind bei den Parlamentswahlen in Simbabwe aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben, und sie alle werden nach dem Urnengang für die regierende Partei Zanu-PF gestimmt haben.
Schon makaber: von einer Urne zur nächsten...
 

streicher

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Mogabe hat so viele Tücken eingebaut. Selbst bei Stimmenmehrheit der Opposition bleibt er höchstwahrscheinlich trotzdem noch Sieger.
Noch liegt die Opposition vorne.
Ausgezählt wurden zunächst aber nur Stimmen aus städtischen Wahlkreisen, in denen die Opposition traditionell stark ist. Beobachter gehen weiter davon aus, dass die Partei Zanu-PF von Robert Mugabe als Gewinnerin aus der Wahl hervorgeht. Sie muss nicht einmal eine Mehrheit der 120 zur Wahl stehenden Sitze gewinnen, da der Präsident 30 weitere Parlamentsabgeordnete selber ernennen kann und seiner Partei 46 Sitze für die einfache Mehrheit genügen - die MDC dagegen benötigt 76 Sitze. Wahl in Simbabwe
 

Eskapismus

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Einschüchterung und Wahlmanipulation haben wieder einmal tadellos funktioniert.

Waren tolle Voraussichten:

New York Times schrieb:
While they monitored the actual voting, election observers could not verify either the number of ballots printed or the accuracy of voter rolls, which are widely reported to be padded with vast numbers of dead or nonresident citizens.

Lässt sich nur hoffen, dass Mugabe mit seinen 81 Jahren bald einmal....abschied nimmt von der Politik
 

InsularMind

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Da hab ich gestern so eine Reportage mitbekommen, in der davon die Sprache war, dass er mit dem Anordnen zum Einstellen der Ausgabe von Nahrungsmittelrationen in entlegenen Regionen die Leute so dazu veranlasst ihn zu wählen... :evil:

Da verschlägt es Einem die Sprache! Vogel wähl oder iss...
Wenn's nicht so traurig wäre.

Wahlbeobachter oder sowas wird es da ja wohl auch nicht geben, und wennschon, was würde das schon nützen? DerKerl hat die Macht und mit der macht er was er will.
 

streicher

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Leider hat er die Zweidrittelmehrheit errungen, der Wahlbetrüger und Despot.
Die Partei ZANU(PF) errang bei der Abstimmung am Donnerstag mindestens 73 der 120 per Wahl vergebenen Mandate. Da Mugabe weitere 30 der insgesamt 150 Abgeordneten selbst ernennt, steht die Zwei-Drittel-Mehrheit damit fest. Die Wahl war von Manipulationsvorwürfen überschattet. Opposition bekam 41 Sitze
 

agentP

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In welcher amtlichen Einheit misst man denn die "Schlimmheit" eines Diktators?

Dein Artikel erklärt übrigens überhaupt nicht, warum soviel Aufhebens um Simbabwe gemacht wird, er erklärt nur, warum möglicherweise keines um Äquatorial Guinea gemacht wird. Und man lässt auch nicht alle anderen unbehelligt. In den Kongo hat man sogar internationale Tuppen geschickt, Libyen ist gerade erst ein nicht-Schurkenstaat geworden und Darfur war in den letzten Jahren mindestens so präsent wie Simbabwe.
Dass Äquatorialguinea nicht ganz so viel Aufmerksamkeit bekommt, kann natürlich auch unmöglich daran liegen, dass das Land im Gegensatz zu Simbabwe ein Fliegenschiss auf der Landkarte ist (etwa so wie Togo, das auch einen Diktator hat, den wir natürlich alle genau kennen, weil die ja kein Öl haben und der nicht wie der in Äquatorialguinea totgeschwiegen wird :roll: ) und natürlich auch nicht daran, dass dort bis vor Kurzem noch eine Menge europäischer Einwanderer gelebt haben und vor allem die Briten auch daher eine besonders enge Beziehung dorthin haben.
 

wintrow

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Die Wahl war ne Farce...Mugabe ist das Letzte. Aber wen interessierts? Wenn es nicht mal die afrikanische Union für richtig hält ihn zu verurteiln, warum sollen wir es dann tun? Wir Europäer sind noch so blöd und schicken Milliarden Euro als angebliche Aufbauhilfe darunter, die in Wirklichkeit solche Diktatoren helfen ihr Regime zu finanzieren udn Bürgerkriege am Leben erhalten. Lassen wir doch die Afrikaner ihre eigene Politik machen, Bürgerkrieg scheint da eh die anerkannteste Staatsform zu sein.
 

Eskapismus

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agentp schrieb:
Und man lässt auch nicht alle anderen unbehelligt.

Es gibt aber auch noch einige andere, die man unbehelligt lässt solange sie mit gewissen westlichen Mächten kooperieren:

Da wäre z.B. Einmal der Mubarak, der seit bald 27 Jahren im das Land im Ausnahmezustand regiert. Im Januar hat Bush ihn besucht und ihn für seine demokratischen Reformen gelobt (ob es etwas mit der Bereitschaft Ägyptens zu tun hat, für die USA Menschen zu foltern?)

Oder Ghadhafi in Libyen: Lässt man auch machen, solange er keine Atombomben baut und Schmerzensgeld für Terroropfer bezahlt.

(man bedenke, dass diese Länder keine Fliegenschisse sind)

Es stellt sich einfach immer wieder die alte leidige Frage: Was braucht es damit in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates eingegriffen wird? Erstens muss etwas zu holen sein und zweitens darf keiner der Vetomächte im Sicherheitsrat etwas dagegen haben.

Jedoch sollten eigentlich humanitäre Einsätze immer den Schutz der Bevölkerung zum Ziel haben. Alles andere ist einfach heuchlerisch.


@wintrow
Jepp: In den letzen 50 Jahren flossen etwa 600 mrd Dollar nach Afrika....
 

Magna

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Was genau wollt ihr denn tun?
Die 3 bekanntesten Einsätze der letzten Jahre sind Katastrophen (daran könnte das mit der Bekanntheit natürlich auch liegen). Kroatien, Afghanistan, Irak. Auch davor hatten wir mit einer Politik des Eingreifens nur sehr begrenzt Erfolg. Unser größter Eingriff ist der Export unseres Systems. Vielleicht braucht es einfach ein wenig Zeit, zu einem eigenen zu finden.
Es hat keinen Sinn aus blindem Aktionismus einfach den nächstbesten Diktator absetzen zu wollen. Damit erzeugen wir im schlimmsten Fall eine andauernde Abhängigkeit.
Mir fällt kein sinvoller Weg ein, die Menschen zu stützen ohne das Regime zu stützen oder militärisch einzugreifen. Und das steht für mich schlicht nicht zur Debatte.

Liebe Grüße,
Magna
 

agentP

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Erstens muss etwas zu holen sein und zweitens darf keiner der Vetomächte im Sicherheitsrat etwas dagegen haben.

Was war gleich nochmal in Somalia, Kosovo, Mazedonien, Tschad und Bosnien zu holen?
Und sehr richtig es darf keine der Großmächte was dagegen haben und es muss irgendwas zu holen geben und das erweitert den Kreis der "üblichen Verdächtigen" gehörig.
Erdöl zum Beispiel bezieht die China aus dem von dir genannten Äquatorialguinea genau so viel, wie die USA. Trotzdem wird China komischerweise weder von dir noch in dem Artikel in den Kreis der Verdächtigen aufgenommen und das obwohl die nicht nur da ordentlich mitmischen.
 

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