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Ehrenmitglied
- Registriert
- 20. März 2003
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- 3.651
Juergen B. Donges ist euch vielleicht ein Begriff: er war bis 2002 Vorsitzender der "Wirtschaftsweisen" (Sachverständigenrat zu Betrachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung). Beim Lesen eines älteren Interviews in der com.pass 1/03 (ein kleines Wirtschafts-/Anlagemagazin von comdirect) fielen mir einige Aussagen besonders auf:
"Neben einer glaubwürdigen Haushaltskonsolidierung durch Ausgabenkürzung sind grundlegende Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt und bei den Sozialsystemen notwendig. Wir müssen uns endlich vom Besitzstandsdenken verabschieden und flexibler werden."
"[...] Aber jede ernsthafte Strukturreform, die den Namen verdient, ist besitzstandfeindlich. Das gilt auch für das Renten- und Gesundheitssystem. Wer das nicht wahrhaben will, der kann kein Reformer sein."
Mir stellte sich eine Frage:
Wo sind denn die bitte die großen Besitzstände in unserer Gesellschaft??
Was zaehlte Donges bisher auf?
Beispiel Rentensystem:
Sind die Bezieher der Rente wirklich geeignete Beispiele des unsäglichen Besitzstandsdenkens in unserer Gesellschaft, oder zeigen sie nicht viel eher eine vollkommen legitime Erwartungshaltung?
Beispiel Sozialsystem:
Hier gilt das gleiche: Wenn schon das Wort Besitzstandsdenken aufgeführt wird, warum ausgerechnet in der Verbindung mit den am- Besitzstand- Ärmsten unserer Gesellschaft?
Er will die "Sozialausgaben zurückfuehren" - Und das sollen also "besitzstandfeindliche" Reformen sein??
Vorläufiges Fazit meinerseits: Der Begriff Besitzstandsdenken wurde hier zum Mindesten stark entfremdet und stand nunmehr fuer die (imho berechtigte) Erwartungshaltung der Empfänger diverser sozialer Unterstützungsleistungen...
Und weiter:
"Hier sehe ich die kritischen Punkte eher in den ausgeuferten sozialen Sicherungssystemen und dem überregulierten Arbeitsmarkt."
"[...] trotz der Verunsicherung, die die Regierungspläne zur Versteuerung von Kursgewinnen ausgelöst haben[...]"
Alles in allem fordert er also eine Politik nach - grob gesagt - neoliberalen Richtlinien (mehr Markt, Sozialabbau, Eigenverantwortung statt staatlicher ~ etc.) und benutzt zu dessen Rechtfertigung den Terminus "Besitzstandfeindliche Reformen"...
Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Ist das eurer Meinung nach eine Form der anhaltenden Verhinderung wirklich besitzstandfeindlicher Reformen (-> Großunternehmen zurueck zur staatlichen Verantwortung zu bringen, soziale Umverteilung etc.) oder eine gerechtfertigte Bezeichnung der geforderten (und teilweise - nur noch nicht in gefordertem Maße - vollzogenen Politik)?
Stört sich ausser mir niemand an derartigen Begriffsverwendungen/
-änderungen?
Oder hänge ich mich eurer Meinung nach an Bagatellen auf?
Danke für eure Aufmerksamkeit
Bin gespannt auf Reaktionen!
Der Rat der Fünf Weisen (falls jemand Infos braucht):
www.sachverstaendigenrat.org
peace
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"Neben einer glaubwürdigen Haushaltskonsolidierung durch Ausgabenkürzung sind grundlegende Strukturreformen auf dem Arbeitsmarkt und bei den Sozialsystemen notwendig. Wir müssen uns endlich vom Besitzstandsdenken verabschieden und flexibler werden."
"[...] Aber jede ernsthafte Strukturreform, die den Namen verdient, ist besitzstandfeindlich. Das gilt auch für das Renten- und Gesundheitssystem. Wer das nicht wahrhaben will, der kann kein Reformer sein."
Mir stellte sich eine Frage:
Wo sind denn die bitte die großen Besitzstände in unserer Gesellschaft??
Was zaehlte Donges bisher auf?
Beispiel Rentensystem:
Sind die Bezieher der Rente wirklich geeignete Beispiele des unsäglichen Besitzstandsdenkens in unserer Gesellschaft, oder zeigen sie nicht viel eher eine vollkommen legitime Erwartungshaltung?
Beispiel Sozialsystem:
Hier gilt das gleiche: Wenn schon das Wort Besitzstandsdenken aufgeführt wird, warum ausgerechnet in der Verbindung mit den am- Besitzstand- Ärmsten unserer Gesellschaft?
Er will die "Sozialausgaben zurückfuehren" - Und das sollen also "besitzstandfeindliche" Reformen sein??
Vorläufiges Fazit meinerseits: Der Begriff Besitzstandsdenken wurde hier zum Mindesten stark entfremdet und stand nunmehr fuer die (imho berechtigte) Erwartungshaltung der Empfänger diverser sozialer Unterstützungsleistungen...
Und weiter:
"Hier sehe ich die kritischen Punkte eher in den ausgeuferten sozialen Sicherungssystemen und dem überregulierten Arbeitsmarkt."
"[...] trotz der Verunsicherung, die die Regierungspläne zur Versteuerung von Kursgewinnen ausgelöst haben[...]"
Alles in allem fordert er also eine Politik nach - grob gesagt - neoliberalen Richtlinien (mehr Markt, Sozialabbau, Eigenverantwortung statt staatlicher ~ etc.) und benutzt zu dessen Rechtfertigung den Terminus "Besitzstandfeindliche Reformen"...
Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Ist das eurer Meinung nach eine Form der anhaltenden Verhinderung wirklich besitzstandfeindlicher Reformen (-> Großunternehmen zurueck zur staatlichen Verantwortung zu bringen, soziale Umverteilung etc.) oder eine gerechtfertigte Bezeichnung der geforderten (und teilweise - nur noch nicht in gefordertem Maße - vollzogenen Politik)?
Stört sich ausser mir niemand an derartigen Begriffsverwendungen/
-änderungen?
Oder hänge ich mich eurer Meinung nach an Bagatellen auf?
Danke für eure Aufmerksamkeit
Bin gespannt auf Reaktionen!
Der Rat der Fünf Weisen (falls jemand Infos braucht):
www.sachverstaendigenrat.org
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