Re-Nazifizieruzng nach ´45 statt Aufarbeitung

sensei

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@ Lilly

Richter haben natürlich eine gesellschaftliche Sonderstellung innerhalb eines jeden Systems, da hast du natürlich recht.
Aber in der Not frisst der Teufel fliegen. Ich sprach ja auch von formaljuristischen Gründen.
Wie gesagt man brauchte die Leute die Ahnung von Gesetzen und Staatsverwaltung hatten. Also ließ man sie mehr oder weniger in Amt und Würden und ließ ein paar Soldaten da zur Absicherung.
Wenn man erst neue Juristen oder andere Spezialisten ausgebildet hätte, hätte der Wiederaufbau viel länger gedauert und das deutsche Wirtschaftswunder wäre wesentlich später wenn überhaupt eingetroffen.
Wie gesagt gilt das ja auch für andere Bereiche, siehe mein Beispiel mit den Landwirten.

@ agentp

Die Justiz des 3.Reiches war natürlich alles andere als unabhängig, wie sollte sie auch in einem totalitären Regime. Schauprozesse bei denen der Schuldspruch schon vor Verhandlungsbeginn feststand gab es genug.
Interessant wäre in diesem Zusammehang ein Prozess gegen Roland Freisler gewesen.
Dennoch bestand die Justiz im 3.Reich ja nicht nur aus dem Volksgerichtshof. Viele Richter führten in ihrem Leben ja keinen Prozess am Volksgerichtshof und hatten mit solchen Schauprozessen relativ wenig zu tun. Diese Richter strafrechtlich zu verfolgen wäre unmittelbar nach Kriegsende wie ich Lilly schon erklärt habe nicht ziehlführend gewesen.
 

agentP

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Einverstanden. Ich wollte nur dem widersprechen, daß alle Urteile im dritten Reich dem geltenden Recht entsprechen. Aber am Volksgerichtshof waren laut wikipedia immerhin ca. 500 Richter beschäftigt und nicht alle Prozesse am Volksgerichtshof waren Schauprozesse.
 

sensei

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Die Aussage das Urteile innerhalb der gültigen Gesetze gefällt wurden ließe sich wahrscheinlich eher auf den zivilrechtlichen Bereich als auf den strafrechtlichen Teil und da insbesondere die Schauprozesse, anwenden.
Ein Zivilrichter hatte ja allein auf Grund seiner Fälle relativ wenig Gelegnheit zu derartigen Urteilen.
 

Artaxerxes

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hier noch was Erhellendes, den "Mustergau" des NS-Regimes betreffend:

Uwe Danker -Stand der historischen Forschung zum Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein schrieb:
Schleswig-Holstein weist einige Besonderheiten auf, die in unserem Zusammenhang interessieren: In dieser Provinz erzielte die NSDAP im Juli 1932 mit 51% der Stimmen ihr reichsweit bestes Ergebnis; Schleswig-Holstein galt innerhalb der NSDAP als 'Mustergau'.

Die überwiegende Agrarstruktur entsprach den Idealvorstellungen des zukünftigen Deutschland mit einer schollengebundenen, bäuerlichen "arischen" Bevölkerung. Gauleiter Hinrich Lohse, aus einer kleinbäuerlichen Familie stammend, mit begrenztem Horizont, aber nationalsozialistischem Tatendrang, ein zuverlässiger Gefolgsmann des Führers, wurde 1941 auserkoren, als Chef der zivilen Verwaltung das aus besetzten sowjetischen Gebieten gebildete Reichskommissariat Ostland zu beherrschen, eine Region, die die baltischen Staaten und Weißrußland umfaßte, mithin größer war als das heutige Deutschland.

Lohse baute seine Verwaltung vorwiegend mit alten Kämpfern und Verwaltungsexperten aus seinem Heimatgau auf, so daß im fernen Ostland auch ein Stück schleswig-holsteinischer Regionalgeschichte stattfand: Allein mindestens 500 000 baltische und weißrussische Juden wurden 1941 bis 1944 hier systematisch und planmäßig ermordet. Und wenn in den letzten Wochen in Zeitungen zu lesen war, daß überlebende Juden endgültig keine individuelle deutsche Wiedergutmachung erhalten, dann ist das auch regional zu verorten. Von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, wurden nach dem Ende des II. Weltkrieges Lohse und seine Vasallen von der Zivilverwaltung - inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt - für diese Verbrechen juristisch nicht zur Rechenschaft gezogen.

Und nicht nur das, die schleswig-holsteinische Nachkriegsgeschichte läßt sich für ihre ersten Jahrzehnte chronologisch nach NS-Skandalen ordnen: Lina Heydrich erstritt hier ihre Witwenrente; überdurchschnittlich viele ehemalige Angehörige der Gestapo, des Reichssicherheitshauptamtes und der NS-Justiz fanden neue leitende Betätigungen als Juristen und Polizisten; Werner Catel, Obergutachter der Kindereuthanasie, wurde Chef einer Universitätsklinik; KZ-Ärztin Hertha Oberhäuser praktizierte in Stocksee; Oberreichsanwalt Ernst Lautz vom Volksgerichtshof und der Polizeipräsident von Lübeck und SS- und Polizeiführer Lettland, Walther Schröder, bezogen stattliche Pensionen; der an der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes beteiligte Höhere SS- und Polizeiführer Heinz Reinefarth saß für den Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) im Landtag; der hauptverantwortliche Euthanasie- und KZ-Arzt Werner Heyde agierte hier unter dem Decknamen Dr. Sawade als gefragter Gutachter des Landessozialgerichts, obwohl ein internationaler Haftbefehl vorlag und manch vornehmer Jurist und Arzt die wahre Identität kannte. - Kurz: Unser Land geriet mehr als einmal in Negativschlagzeilen.

Vor diesem Hintergrund ist es schon verwunderlich, aber vielleicht auch erklärlich, daß auf eine dezidierte wissenschaftliche Analyse der regionalen Zeitgeschichte verzichtet wurde.....

Weitere Infos hier: http://www.akens.org/akens/texte/info/27/55.html

Gruß Artaxerxes
 

Paradewohlstandskind

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Sorry für die fehlende Quellenangabe... Hole ich sofort nach:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3360010337/weltverschwoerun&tag=ask12020-21

Dies war allerdings nur eine kleine Auswahl, von dem was in diesem Buch zu finden ist.

Ich erinnere nur an die letzte Wahl des Bundespräsidenten. In der Bundesversammlung befand sich zum dritten Mal ein ehemaliger NS-Richter, der etliche Todesurteile verhängte. (http://www.vvn-bda.de/freiburg/wette.pdf)

Natürlich ist dies nicht nur ein deutsches Phänomen (Österreich zähle ich in diesem Fall zu Deutschland) doch ich kenne kein Beispiel, wo eine Heuchelei in solchem Maße geschah.

Die Herausgeber des o. g. Buches verweisen im Vorwort darauf, dass die Bundesregierung verschiedenste Versuche unternommen hat, das Erscheinen dieses Buces zu verhindern.

Es geht weiter...

11. Dr. Otto Geigenmüller

vor ´45 Regierungsassesor und Leiter der GESTAPO in Halöl un später Berlin

nach ´45 Regierungsrat Finanzamt Köln-Land

12. Richard Gerken

vor ´45 SS-Hauptsturmführer

nach ´45 Regeirungsdirektor im Bundesinnenministerium und Leiter der Abt. IV im Bundesamt für Verfassungsschutz

@ Rupert

Es geht nicht, darum ob und wie irgendetwas möglich gewesen wäre, sondern darum, dass die BRD als postfaschistischer Staat personell noch sehr stark faschistoid durchdrungen gewesen ist und dass sich dies vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht nicht geändert hat. Eine echte Aufarbeitung im Sinne von Strafverfolgung oder wenigstens Berufsverboten hat nicht stattgefunden, wohingegen ein Lehramtsstundent als Mitglied der ANTIFA kein Leherer werden darf.

@ all

Die Nürnbereger Prozesse waren zu einem Großteil einfach lächerlich, da nach ein paar Jahren die meisten Gefangenen Rehabilitation erfahren haben. Die notwendige Strafe haben nur wenige erhalten. Doch dies wollte ich nicht zum Diskurs bringen, sondern vielmehr es in diesem thread einen Schritt weiterdenken. Wir wissen alle, wie sehr es in den hohen Positionen der Justiz, Politik und Wirtschaft das Vitamin B eine Rolle spielt. Wenn man die Nazis bis in die siebziger Jahre zurückverfolgen kann, könnte man doch feststellen wem sie ihre einflussreichen Posten >>vererbt<< haben. Ich glaube nicht, dass sie diese Posten an >>Andersdenkende<< weitergegeben haben. Desweiteren prägten viele ihre Parteien (meist CDU/CSU), was auch heute noch zu spüren ist (Hohmann, Verhältnis Stoibers zu den Sudetendeutschen Landsverbänden).

Was glaubt ihr... Man kann den Begriff des >>Postfaschismus<< nicht mit dem Begriff der >>Postmoderne<< vergleichen, da es auf keinen Fall so ist, daß damals Faschismus herrschte und wir uns heute im >>Post<< befinden. Diese Strukturen wirken bis heute nach und es wird nach Michael Naumann und dem (Herausgeber der >>Zeit<<) noch Generationen dauern, bis dies >>herausgewachsen<< ist.

Ich glaube der Antisemitismus und Rassismus ist in Europa und insbesondere in Deutschland stetig schwelend und wird durch Krisen (wirtschaftliche und gesellschaftliche) mit Öl begossen und kann also ständig entfacht werden. Deshalb: ANTIFA HEISST ANGRIFF!
 
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