Polizei konfisziert "Zeitungszeugen"!

haruc

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Die schreiben ja nichts, was wir hier nicht auch schon gesagt hätten^^

Jedenfalls ein weiterer Beweis für Willkürherrschaft und ein Bote für das nahe Ende der Demokratie. Spätestens nach diesem Vorfall muss Bayern verhindern, dass seine Bevölkerung überhaupt irgendwas über die Methoden von Diktaturen erfährt, es sei denn am eigenen Leibe...
 

vonderOder

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haruc schrieb:
Die schreiben ja nichts, was wir hier nicht auch schon gesagt hätten^^

Jedenfalls ein weiterer Beweis für Willkürherrschaft und ein Bote für das nahe Ende der Demokratie. Spätestens nach diesem Vorfall muss Bayern verhindern, dass seine Bevölkerung überhaupt irgendwas über die Methoden von Diktaturen erfährt, es sei denn am eigenen Leibe...
wohl nicht nur Bayern, denn ich lebe ja nicht in Bayern, sondern im Land Brandenburg.
 
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Ihr habt das alle nicht verstanden. Was ist schon eine alte Zeitung.

In Bayern hat man erkannt, daß "Gegen das Vergessen"
nur interaktiv vermittelt werden kann.

Bayern führt die Maßnahmen der Naziherrschaft live vor.
Polizeiliche Säuberungen von Kiosken - das hatten wir schon lange nicht mehr.

Da kann man endlich mal am eigenen Leib (oder Kiosk) erleben wie das damals war.

Dagegen sehen Vulgär Historiker wie Knopp mit ihren öden Filmchen blass aus.

Bei uns sitzen sie in der ersten Reihe.
Nazi Reenactment und Living History at it´s best.
 

haruc

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Aha, jetzt also auch im Norden.

Polizei beschlagnahmt in Oldenburg.

Wahrhaft ein echtes Trauerspiel, das hier gerade abläuft. Eigentlich nur eine kleine Angelegenheit, aber - zumindest ich empfinde es so - von gewaltiger Symbolkraft. Gestern eine Holocaustgedenkfeier abgehalten - und heute versucht, die NS-Zeit zu verschleiern. Wenigstens passt diese Ambivalenz zu dem, was unsere "Führer" sonst so veranstalten.[/quote]
 
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agentP schrieb:
Eigentlich passiert sowas immer wieder. Ein Fall an den ich mich erinnere ist folgender, aber es gibt da sicher noch mehr Beispiele

Wow! 8O 8O

Ist irgendwie an mir vorbei gegangen.
Wurde warscheinlich auch nicht dermaßen an die Glocke gehängt.
 

haruc

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Hm das ist aber ein kleinwenig anders: Damals sah sich ein seltsamer Außenseiter dazu berufen, die Jugend vor schlüpfrigen Comics zu bewahren, heute ist es der Staat, der seinen angeblich mündigen Bürgern Einblicke in die Lebensrealität des nationalsozialistischen Deutschlands verweigern will.
Das ist meiner Meinung nach ein Unterschied.
 

vonderOder

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Zeitungszeugen Nr.3 ist da.

ZZAUSGABE3START.jpg


23. März 1933: Das Ende der Demokratie
Zensierte Sonderausgabe für € 1,00
In dieser Sonderausgabe finden Sie aufgrund des Vorgehens des bayerischen Justizministeriums keine Nachdrucke historischer Zeitungen vor!
Die Sonderausgabe nimmt Stellung zu den aktuellen Geschehnissen und Diskussionen in Deutschland.
http://www.zeitungszeugen.de/ausgaben/ausgabeninformation/ausgaben/nummer-3/
 

agentP

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Hm das ist aber ein kleinwenig anders: Damals sah sich ein seltsamer Außenseiter dazu berufen, die Jugend vor schlüpfrigen Comics zu bewahren, heute ist es der Staat, der seinen angeblich mündigen Bürgern Einblicke in die Lebensrealität des nationalsozialistischen Deutschlands verweigern will.
Das ist meiner Meinung nach ein Unterschied.

Sehe ich nicht so: Der "Aussenseiter" von damals war ein schliesslich Staatsanwalt, genauso wie jetzt die Staatsanwaltschaft München den Antrag gestellt hat.

Ob der Staat nun denkt mich davor bewahren zu müssen durch die Lektüre alter Zeitungen Nazi zu werden oder durch die Lektüre von "Kondom des Grauens" ein... ja was denn eigentlich?, das finde ich so gesehen eher unwesentlich. Was ich grundsätzlich skandalös finde ist, dass sich der Staat sivh herausnimmt mir als mündigem Bürger vorzuschreiben, was ich lesen darf und was nicht und das passiert in beiden Fällen.
 

erik

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Also ich habe mir jetzt die Zeitungszeugen Seite mal angesehen - und festgestellt, dass es ja nicht um den Nachdruck historischer Zeitungen geht, sondern schon explizit um den Zeitraum von 1933-45.

Außerdem ist auch im Impressum der Seite nicht zu ersehen, welche Person denn jetzt eigentlich hinter dem Projekt steht.

Das fände ich dann doch mal interessant.

So langsam riecht es hier nämlich etwas....

Hat jemand von euch da detaillierte Informationen?

edit: Jetzt hab ich doch was gefunden. Peter McGee ist wohl der Herausgeber. Und das Team und die jeweiligen Autoren werden ja auch genannt.

Ich nehme den Geruchsverdacht mal zurück, behaupte aber das der Publicity Krawall durchaus einkalkuliert war.
 

Mr. Anderson

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erik schrieb:
behaupte aber das der Publicity Krawall durchaus einkalkuliert war.
So fände ich das auch viel cooler. 8) Was für eine Gelegenheit, die deutschen Paradigmen über die Behandlung der Pressefreiheit vorzuführen!
 
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erik schrieb:
So langsam riecht es hier nämlich etwas....

Sollte sonst noch jemand irgendwelche "Zwifel" haben,
nur zur Information:

Die Naziblätter sind nur ein Teil der Zeitschrift.

Außerdem bisher mit drin:
Vorwärts: Postille der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (zuerst von den Nazis und jetzt von der Bayerischen Regierung verboten)
Vossische Zeitung: Liberales Blatt aus dem jüdischen Ullstein-Verlag
Deutsche Allgemeine Zeitung, die Herrn Hitler mit ihren Artikeln zum rasen brachte.
Das KPD Blatt "Der Kämpfer"

Mit welcher Berechtigung die anderen Zeitungen ebenfalls der Säuberungsaktion zum Opfer gefallen sind ist mir allerdings unklar.
Oder hat das Bayerische Finanzministerium daran auch angebliche Rechte?
 

vonderOder

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erik schrieb:
Jetzt hab ich doch was gefunden. Peter McGee ist wohl der Herausgeber. Und das Team und die jeweiligen Autoren werden ja auch genannt.
Ich nehme den Geruchsverdacht mal zurück
schön, dass es Dir nicht mehr riecht. vielleicht wär mit erst informieren geruchlos zugegangen.

erik schrieb:
behaupte aber das der Publicity Krawall durchaus einkalkuliert war.
wieso? in anderen Ländern ist es doch auch gegangen.
 

vonderOder

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aus einer Mitteilung der Fritzenschaft & Partner GmbH (Pressegrosso [Pressegroßhandel]) an ihre Handelspartner:
Ausgabe 4 der Zeitungszeugen kommt am Donnerstag, dem 5. Februar 2009, in den Verkauf.
Auch diese Ausgabe beinhaltet keine Ausgabe von "Völkischer Beobachter", keine Ausgabe von
"Der Angriff" und auch kein Poster mit einem Hakenkreuzemblem. Diese Ausgabe kann folglich
auch NICHT vom Freistaat Bayern mit rechtlichen Mitteln angegriffen werden. Der Verkauf erfolgt
wieder zum Normalpreis von € 3,90.
 
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Na ja, was den angeblich kalkulierten "Publicity Krawall" betrifft, kann man nur sagen, daß der Verlag das Projekt in acht anderen europäischen Ländern ohne entsprechende Aufmerksamkeitserregungsstrategien durchgezogen hatte. Deshalb scheint es mir warscheinlicher, daß acht andere Regierungen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung für bedeutender halten als dies die Bayerische/Deutsche tut.

Genau wie ich schon früher gesagt habe, soll vorallem verhindert werden, daß das Knoppsche Weltbild ins wanken gebracht wird.

Da wurde Jahrzente lang - mit viel Geld und Mühe - ein Bild des NS Staates in die Köpfe induziert, das nach dem lesen solcher Blätter (und nicht nur der Nazi Blätter) womöglich nicht mehr Deckungsgleich mit der eben erlesenen Wirklichkeit ist.

Außerdem ist Schäuble bestimmt nicht scharf darauf, daß jemand merkt wie ähnlich seine Verlautbarungen denen von Göbbels sind.


Peter Mühlbauer schreibt auf Teleopolis dazu:

Interessant ist solch eine Zusammenstellung unter anderem als Korrektiv zur knoppisierten Aufbereitung der Selbstdarstellung des Nationalsozialismus, die ein deutlich anderes Bild als eine Direktschau in die Quellen liefert....

....der Eifer, mit dem nach dem Reichstagsbrand Pornographieverbotsverschärfungen und höhere Strafen für Propagandadelikte als "Durchgreifen" verkauft wurden, findet sich nicht unbedingt in den Geschichtsbüchern,....
...dass Hitler den Abgeordneten in einer Rede zum Ermächtigungsgesetz zusicherte, "nur bei lebensnotwendigen Maßnahmen [davon] Gebrauch zu machen" ist ein "Detail", das die Zustimmung der Zentrumspartei, der Deutschen Volkspartei und der liberalen Staatspartei ein wenig besser erklärt....

....Ebenfalls könnte den durchschnittlichen Leser überraschen, dass in der Reichstagsbrand-Ausgabe des Völkischen Beobachters dem Antikommunismus weit mehr Platz eingeräumt wird als dem Antisemitismus. ....
..sind Vorwürfe gegen Juden eher im hinteren Teil der Artikel und der ganzen Zeitung zu finden und nehmen sich demgegenüber fast schon zurückhaltend aus..

... "Wer weiß schon, dass die Goebbels'schen Presseanweisungen bis zum Kriegsbeginn häufig dazu dienten, außenpolitische Schwierigkeiten zu vermeiden....

... Noch weniger bekannt ist eine Praxis, die Gabriele Töpser-Ziegert ebenfalls in dieser Ausgabe schildert: Danach setzte der Propagandaminister den nicht hundertprozentig gleichgeschalteten FAZ-Vorläufer "als Vehikel für seine Informationspolitik ein, indem er Artikel in das Blatt lancierte, die er anschließend verbieten ließ, um die Aufmerksamkeit ausländischer Beobachter und Regierungen auf die darin enthaltene Thematik zu lenken."

.....Vielleicht hätte es auch die Staatsregierung interessiert, warum 1933 der Altöttinger Liebfrauenbote vier Wochen lang nicht erscheinen durfte.

... Während sich der Völkische Beobachter ganz der Terror-Hysterie hingibt, ist in der Vossischen Zeitung viel über eine Bankenkrise und US-Staatsgelder zu lesen, was mit ein paar Änderungen und einigen zusätzlichen Nullen fast als aktuell durchgehen könnte.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29637/1.html
 

vonderOder

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frage mich ob es eine solche Hysterie auch bei Nachdrucken von "Neues Deutschland ", "Junge Welt " und anderen Zeitungen aus dem DDR-Blätterwald geben würde. -
aber wohl eher nicht.
 

Winston_Smith

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Mal so in die Runde gefragt. Ist der Vertrieb jetzt wegen irgendwelcher Symbole eingestellt worden? Das kann ich mir nämlich schlecht vorstellen, weil doch jedes Geschichtsbuch diese Symbole abbildet.

Oder geht es letztendlich nur um die Verletzung irgendwelcher Rechte, welche der Freistaat Bayern besitzt? Hat also der Herausgeber ganz simpel gegen gängiges Recht verstoßen?

ws
 

Ein_Liberaler

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Meines Wissens hat Bayern beide Argumente angeführt, entweder weil es zwei gute Gründe für das Verbot gab, oder weil man einen oder zwei Vorwände gesucht hat, um eine selbstverständlich gute Sache zu legitimieren.
 
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