Polizei konfisziert "Zeitungszeugen"!

haruc

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Focus Online schrieb:
Die Justiz greift gegen das Projekt „Zeitungszeugen“ durch. Polizisten klappern Zeitungskioske ab und beschlagnahmen die Ausgaben, der ein Nachdruck einer NS-Zeitung beiliegt.

Hier weiterlesen


Dass es so oder so ähnlich kommen musste, war irgendwie abzusehen.

Justizministerin Beate Merk (CSU) kritisierte den Aufbau des Magazins: „Die Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda wird hier billigend in Kauf genommen. Die Beilagen sind aus dem Mantelteil der Zeitung leicht herausnehmbar. Sie liegen lose bei. Sie können aus dem Zusammenhang gerissen und von Neonazis missbraucht werden“

Ich persönlich kann die Argumentation von Frau Merk nicht nachvollziehen.
Das Projekt "Zeitungszeugen" hat einen interessanten und neuen Ansatz: Fakisimile-Drucke von Tageszeitungen (hier geht es um den "Völkischen Beobachter") sollen dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Statt auf aus dem Kontext gerissene Ausschnitte zu lesen, könnte man sich hier ein Bild davon verschaffen, wie das Nationalsozialistische Regime die Bevölkerung manipuliert hat. Könnte, wenn nicht das bayrische Innenministerium den Neonazis einen Gefallen tun und die Zeitschrift kurzerhand konfiszieren würde.
Denn ich bin überzeugt, dass sich durch diese Publikationen kaum jemand zum Nazi bekehren lässt. Das Gegenteil ist der Fall!
Je mehr man sich mit der Thematik auseinander setzt, umso deutlicher wird das Bild, das man vom Nationalsozialismus hat und umso mehr, müsste sich ein gesunder Mensch davon distanzieren.

Dass Neonazis die Zeitungsnachdrucke mißbrauchen könnten, wage ich zu bezweifeln, schließlich sind die propagandistisch ausschlachtbaren Passagen mehr oder minder im Umlauf.
Da hilft es nichts, diese Zeitschrift, für die sich sowieso nur ein kleiner Teil der Bevölkerung interessieren dürfte, zu beschlagnahmen.

Abgesehen davon finde ich die Anklagepunkte des Verfahrens unsinnig.
Das Verwenden "verfassungsfeindlicher Symbole" - dem Hakenkreuz - ist nur verboten, wenn es offensichtlich nicht Zwecken der Bildung oder Aufklärung dient. Aufklärung ist nun aber genau das, was die Herausgeber der "Zeitungszeugen" wollen - und das geschieht auch, wenn der Nachdruck aus dem eigentlichen Magazin entnommen wird. Dafür sorgt der "Völkische Beobacher" von selbst.

Wie seht ihr das?
 
G

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Seh ich genauso.
Das Ganze ist nicht nur peinlich sondern auch noch lächerlich.

1. "Neonazis" haben originale oder wenigstens Transskripte.
Ich kann nicht sehen wie sie die Zeitung "missbrauchen" sollten.
Steht da was drin, was sie nicht sowieso schon wissen?

2. Das mit dem Hakenkreuz ist extrem albern.
Man kann kaum den Fernseher einschalten oder ein beliebiges Nachrichtenmagazin aufschlagen ohne daß einem Hakenkreuz um die Ohren gehauen werden.

3. Die Behauptung, die Urheberrechte lägen beim Freistaat Bayern widersprechen dem Urheberrecht (oder war Bayern der Urheber des Völkischen Beobachters?). Im besten Fall hat Bayern die Verwertungsrchte, was aber juristisch höchst fragwürdig und eher unwarscheinlich ist.

Hier sehen sie Ihre Steuergelder bei der Arbeit: Zensur in der Tradition des Naziapperates. Fehlt nur noch, daß die konfiszierten Zeitschriften öffentlich verbrannt werden, statt hiner verschlossenen Türen vernichtet.

Vollgas in den neuen Faschostaat - Freifahrtscheine für jeden.

Und das ist erst der Anfang...
 

Mr. Anderson

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Eine Frage, die sich sofort aufdrängt: ist unsere Gesellschaft bereit dafür, sowas zu lesen (und zwar selbst ohne den Kommentar im "Mantel" der Zeitung)?
Dafür spricht zwar, dass wir schon in der Schule umfassend über das Thema unterrichtet werden und auch ansonsten tonnenweise Info-Material zur Verfügung haben, ganz zu schweigen von den unzähligen TV-Dokus.
Dagegen spricht aber, dass wir Leute an die "Macht" lassen, die so denken und entscheiden wie oben im Spiegel-Artikel beschrieben, und ich fürchte, das sagt ebenfalls eine ganze Menge aus.
Von daher... bin ich irgendwie enttäuscht. Naja, meine 2 Eurocents zum Thema... ^^
 

Ein_Liberaler

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Na, was soll man davon halten? Die bayerische Regierung hat wieder einmal klargestellt, was sie von uns hält, nichts schmeichelhaftes. Aufregung wird es nicht geben, mehrheitlich wollen wir ja gar keine Freiheit. Ja, wenn's die Rote Fahne wäre, das wäre was anderes.
 

vonderOder

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Wir Deutschen sind halt nicht reif genug für unsere Geschichte. Ein Engländer will uns nun auf die Sprünge helfen, aber nein, dass darf nicht sein.
 

haruc

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Ich wüsste nicht, warum Nazis auf 70 Jahre alte Propaganda angewiesen sein sollten. Die erfinden sich ihren Kram auch selber, ohne Inspiration von Anno 33...


Wir Deutschen sind halt nicht reif genug für unsere Geschichte.

Leider scheint es wirklich so, als seien wir es nicht. Ein wichtiger Schritt wäre es, zu versuchen, sich möglichst neutral, den Gegenständen zu nähern.(Gerade die NS-Zeit betreffend) Und dazu gehört es eben auch, "Mein Kampf" unzensiert lesen zu können, ebenso wie den "Völkischen Beobachter". Jede Zensur verhindert, dass man sich jemals mit möglichst ungetrübtem Blick ein Bild verschaffen kann.

Also zuerst mal wichtige Dokumente des 3. Reiches "für alle"! Die meisten Leute heute glauben immernoch, dass Hitler "ein genialer Redner" gewesen sei. Wer sich mal ein paar Hitlerreden durchliest, stellt fest, dass die Sprache fürchterlich ist und weit davon entfernt, "genial" zu sein. Fast hat man den Eindruck, er hätte Deutsch als Fremdsprache gelernt und das nur aus Grammatikbüchern und Vokabelheften.

All dies sollte der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden. Sonst halten sich solche Mythen weiterhin. Und je länger ein Mythos kursiert, umso hartnäckiger setzt er sich fest bis er schließlich zu dem wird, was man dann in der Rückschau "Wahrheit" nennt
 

Ein_Liberaler

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Das ganze ist doch total sinnlos. Eine kommentierte Ausgabe wird eingezogen, während mich schon vor über zehn Jahren ein Kamerad (naja) bei einem Wiedersehen ungefähr so begrüßte: "Willst Du mal meinen Dienstanzug sehen? Ich hab jetzt fünf verschiedene Springerabzeichen! Hier, hör mal, alle Wehrmachtsberichte auf CD, aber natürlich nur die, in denen es um Fallschirmjäger oder Waffen-SS geht!"

Das Zeug ist längst unkommentiert im Umlauf, und in wesentlich leichter verdaulicher Form. Siebzig Jahre alte Zeitungen werden niemand zum Nazi machen, und Exnazi wird man nicht durch Medienentzug und nicht durch Agitation und Propaganda, sondern durch Nachdenken. Tja, tut mir leid.

Kann ja sein, daß es hilfreich wäre, eine Art heilige Scheu vor den Nazis aufrechtzuerhalten, wenn man dem Volk nicht traut, gewissermaßen eine instinktive Ablehnung zu züchten. Ich bezweifle, daß es funktioniert und daß die regierung das Recht dazu hat.
 
G

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!?

haruc schrieb:
Also zuerst mal wichtige Dokumente des 3. Reiches "für alle"!

...Wer sich mal ein paar Hitlerreden durchliest, stellt fest, dass die Sprache fürchterlich ist und weit davon entfernt, "genial" zu sein.

Irgendwie hab ich den Eindruck, daß die nicht wollen, daß eine breite Masse eine komplette Zeitung aus der Zeit liest und nicht nur - aus dem Zusamenhang gerissene - Abschnitte, die uns zur "Aufklärung" hingeworfen werden.

Der geneigte Leseser könnte ja merken, daß es abseits von Partei und Propaganda auch ein ganz normales, gesellschaftliches Leben gab.
Ich weiß nicht wie das im Völikchen Beobachter ist, aber z.B. in den Berliner Zeitungen aus der Zeit kann man die Anzeigen der Theater/Kabarets, Ausstellungen usw. lesen und merkt recht schnell daß es von internationalen Künstlern mit Jazz, Burleske und jeder Menge weiterer "Entarteter Kunst" nur so wimmelt.

Des weiteren soll wohl verhindert werden, daß der Leser Paralellen zu heutigen Zuständen findet. Oft sind die Spüche, Begründungen und Argumentationen doch sehr gleich.
Z.B. "Du bist Deutschland" oder Staatliche Kiosk Säuberungsaktionen gegen unliebsame Zeitschriften

Ich kann mich noch gut erinnern, daß es 1973 eine ganze Serie von Nachdrucken des
Völkischen Beobachters gab. Auch die waren als Zeitungs-Nachdruck nicht
geheftet, also aus dem Umschlag "lösbar".
Die Bayerische Provinzregierung hat das damals allerdings nicht interresiert.

Was Reden aus dieser Zeit betrifft, ich war erst kürzlich sehr erstaunt als ich feststellen konnte, daß die alle so klingen. Egal welcher politischer Richtung. War halt der Duktus und die Mode damals.

Ist ja heute auch nicht anders, kaum ein Politiker, der einen vernünftigen Deutschen Satz zustande bringt (obwohl, Gregor Gysi geht eigentlich).

Update:

Ende letzter Woche waren es noch "geistige Eigentumsrechte", mit denen das Finanzministerium in München das Erscheinen der Geschichtszeitschrift Zeitungszeugen verhindern wollte. Die beanspruchten Monopolrechte wollte man dort zwar nicht näher konkretisieren, schickte dem britischen Albertas-Verlag aber trotzdem eine Unterlassungserklärung, mit der dieser auf den Nachdruck nationalsozialistischer Zeitungen in seinem Vergleichswerk verzichten sollte.

Albertas ließ sich jedoch nicht von den Ansprüchen beeindrucken und brachte die zweite Ausgabe der Zeitschrift am Donnerstag trotzdem in den Handel. Darauf reagierte die Bayerische Staatsregierung mit einer Strafanzeige wegen Verletzung von Urheberechtsvorschriften und – weil man möglicherweise von der Haltbarkeit der eigenen Ansprüche doch nicht so überzeugt ist – zusätzlich mit einer wegen der Verwendung nationalsozialistischen Symbolguts. Anlass dazu gab möglicherweise auch ein NSDAP-Plakat mit einem gut sichtbaren Hakenkreuz, das der Nummer, die sich mit dem Reichstagsbrand beschäftigt, beigelegt ist.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29596/1.html

NSDAP-Plakat mit einem gut sichtbaren Hakenkreuz!? 8O 8O 8O

Die Erzblasphemie also! :read:

Mein Lieber Herr Gesangsverein,
die lassen sich aber nicht lumpen - Respekt!

Weis jemand ob die Polizei bei ihrer Säuberungsaktion nur den Völkischen Beobachter beschlagnahmt oder auch die liberale Vossische Zeitung und den sozialdemokratischen Vorwärts?
 

Ein_Liberaler

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Da kann man sehen, wie der Schuß nach hinten losgeht - schon blühen die Verschwörungstheorien.
 
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:?!?: UUPS!

Bitte alle bis auf einen löschen


MODEDIT:
Doppelposts entfernt
~ Trasher
 

haruc

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Nur mal um das Verhalten der Bayrischen Landesregierung weiter in Frage zu stellen:

"Unkommentierte Nazi-Dokumente"

Hier gibts jede Menge Texte, Tonaufnahmen und Filme aus dem Dritten Reich. Unkommentiert. Ich hab mir gerade ein paar Reden angeguckt und fühl mich gleich schon viel brauner - natürlich nicht!


Großartig ist natürlich die Zensur, die von Seiten unseres Staates ergriffen wird: Die meisten Youtube-Videos werden nach einiger Zeit für deutsche User gesperrt. Warum verbietet es der deutsche Staat seinem Volk, bestimmte historische Dokumente zu sehen? Vllt ein Stück Selbsterhaltung? Honi soit qui mal y pense.....
 

erik

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Naja, vielleicht etwas unglücklich so ein Zeitungsnachdruckprojekt ausgerechnet mit "Der Angriff" und dem "Völkischen Beobachter" einzuleiten, oder?

Als ob es keine interessanten Zeitungen gäbe, die des Nachdrucks würdig sind.

Ansonsten kann man, wenn man sich für den Originalzusammenhang von Artikeln und Zeitungen interessiert in jeder Bibliothek danach suchen und lesen.

Insofern ist der Einwand möglicherweise schon berechtigt, dass es leute gibt, die mit einer Ausgabe des "Völk.Beo." angeben gehen oder diesen für bare Münze nehmen, wenn der restliche Kommentarteil dazu fehlt.

Ich dahcte damals auch mit dem Faksimilie der ersten Ausgabe der "Micky Maus" ein unglaublich wertvolles Stück in der Händen zu haben, einfach aus dem Grund, weil mir nicht so ganz klar war, was Faksimilie bedeutet.
 

Ein_Liberaler

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Insofern ist der Einwand möglicherweise schon berechtigt, dass es leute gibt, die mit einer Ausgabe des "Völk.Beo." angeben gehen oder diesen für bare Münze nehmen, wenn der restliche Kommentarteil dazu fehlt.

Sind das nicht ohnehin schon Nazis? An denen ist doch nichts mehr zu verderben.
 

antimagnet

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erik schrieb:
Naja, vielleicht etwas unglücklich so ein Zeitungsnachdruckprojekt ausgerechnet mit "Der Angriff" und dem "Völkischen Beobachter" einzuleiten, oder?

besser hätts doch kaum laufen können. :wink:
so viel publicity, und dann auch noch kostenlos.
 

erik

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Klar, unter der Zielvorgabe "größtmögliche Aufmerksamkeit"... sicherlich.

Unter dem Aspekt "Zielgruppe: zeitungsgeschichtliche Interessierte" wohl eher ein Rohrkrepierer. :kerze:
 

vonderOder

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erik schrieb:
Insofern ist der Einwand möglicherweise schon berechtigt, dass es leute gibt, die mit einer Ausgabe des "Völk.Beo." angeben gehen oder diesen für bare Münze nehmen, wenn der restliche Kommentarteil dazu fehlt.
also soll man solche Artikel aus dem 'Kampfblatt' und Zentralorgan der NSDAP mit dem Titel Völkischer Beobachter von Mittwoch, 1.März 1933
wie z.B.:
"Jetzt wird rücksichtslos durchgegriffen",
"Alle kommunistischen Abgeordneten in Haft",
"Alle marxistischen Zeitungen verboten" oder auch
"Schutzbestimmungen für das deutsche Volk - Neue einschneidene Beschlüsse der Regierung Hitler"
wie Du schreibst, nicht "für bare Münze nehmen" wenn es keinen Kommentar dazu gibt?

weißt Du, um das was da geschrieben steht zu verstehen, da brauche ich keinen Kommentar. dass das so passiert ist, habe ich in der Schule gelernt.
vielleicht solltest Du ihn doch mal lesen.
 

haruc

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Unter dem Aspekt "Zielgruppe: zeitungsgeschichtliche Interessierte" wohl eher ein Rohrkrepierer.

Glaube ich eher nicht, schließlich haben sich jah sehr viele Fürsprecher für dieses Vorhaben gefunden - gerade auch "vom Fach".

Nazis oder solche die eine gewisse "Grundsympathie" mitbringen, brauchen wie gesagt keinen Fakisimile-Nachdruck des Völk.Beob. um ihr "Weltbild" zu festigen.

Und es ist einfach ein Unterschied, ob ich nun in einer Bibliothek mir unter zig Auflagen von nem Mikrofilm eine Kopie runterziehe, oder ob ich Zugriff auf eine Momentaufnahme habe. Mich würde z.b. daran auch INtressiere, welche Kulturellen Angebote es damals gab, welche Werbung, welche Bekanntmachungen etc. Eben die gesamte Zeitung, nicht nur die paar Artikel.


Edit:
Was mir eben auf der Zugfahrt noch als Vergleich aufgefallen ist:

Es ist eine Sache, Werke über den Deutsch-Französischen Krieg zu lesen (Wie zb. Fontanes "Der Krieg gegen Frankreich 1870/71" oder Moltkes Buch) oder aber die gesammelten Briefe und Berichte eines einzelnen Menschen, der den ganzen Krieg und seine Begleitumstände aus seiner Sicht beschreibt.
Dadurch lassen sich zwar keine großen politischen Zusammenhänge erkennen, aber man lernt gewissermaßen einen Teilnehmer kennen und die Auswirkungen des Themas auf ihn.

Dadurch - und nur dadurch - kann man zu gewissem Grade ein Gespür für die Zeit und die Umstände entwickeln, was letztenendes hilft, das Geschehene besser zu verstehehen und zu deuten.

Dass eine Zeitungsausgabe natürlich versagt, wenn es darum geht, einen einzelnen Menschen etwas näher kennen zu lernen, dürfte klar sein. Aber auch die Zeitung ist ein Fenster in diese Zeit und wenn man uns verbietet, durch dieses Fenster zu sehen, dann nur, weil man nicht will, dass wir sehen was dahinter liegt.
 

vonderOder

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vonderOder schrieb:
nun ja, dann warten wir mal auf den 29.Januar ob und wenn, was da erscheint.
heute wurde nun auch in Zeitungskiosken in meiner Heimatstadt kontrolliert und konfiziert.
auch ging heute ein Fax bei Zeitungsverkäufern ein.

hier der Wortlaut:
Zeitungszeugen Nr.2

Auf Grund einer Anordnung des Amtsgerichtes München und der zur Zeit noch nicht
abschließend geklärten Rechtslage verfahren Sie zum Heft 2 von Zeitungszeugen wie folgt:

Alle bei Ihnen vorhandenen Hefte sind sofort aus den Verkauf zu
nehmen und an ihr Grosso zu remittieren.

Das gilt auch für Filialen, in denen Teile des Heftes beschlagnahmt wurden.

Am 29.01. wird das Heft 3 von Zeitungszeugen erscheinen. Nach ersten Informationen wird
die Nr. 3 ein Sonderdruck zur aktuellen Situation ohne Beilagen aus der Zeit von 1933 - 1945
sein. Der Preis wird einmalig 1,00 € betragen. Wenn keine weiteren Informationen folgen,
kann Heft 3 normal in den Verkauf genommen werden.

nun ja, da war ja schon die Antwort.

Zeitungszeugen Nr. 3 sollte unter dem Thema "Das Ende der Demokratie"
ZZ_003.jpg
stehen, und sich mit dem "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" dem sogenannten "Ermächtigungsgesetz" vom 23.3.1933 befassen.

und Nr. 4 mit "Boykott"
ZZ_004.jpg
, dem sogenannten »Abwehrboykott«, den Boykott gegen Geschäfte jüdischer Eigentümer, Rechtsanwalts und Arztpraxen usw. behandeln,
der am o1. April 1933 stattfand.

vielleicht hätte dieser Ausgabe dann ein Flugblatt oder Plakat aus dieser Zeit beigelegen, auf dem dann gestanden hätte:
»Kauf deutsche Waren, aus deutscher Hand; Kaufst Du beim Juden, verrätst Du Dein Vaterland.«
also so was wie dieses
Image28.gif

das ich auf http://www.fasena.de/images/hamburg/Image28.gif fand.

Für diesen Boykottaufruf wurde die sogenannte "jüdische Kriegserklärung", die am 24. März 1933 vom Londoner Daily Express veröffentlicht worden war, als Grund genommen.
 

vonderOder

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bei Zeit-Online vom 24.01.2009 ist zu diesem Thema u.a. zu lesen
Zeitungszeugen: Polizei beschlagnahmt nachgedruckte Nazi-Zeitungen

Ob ein paar alte nachgedruckte Zeitungen aber wirklichen Kultcharakter in einer Szene erlangen können, die zur Verbreitung ihres Gedankenguts vor allem auf CDs setzt, ist fraglich. Wer die Ideologie des "Dritten Reichs" studieren und verbreiten möchte, kann beispielsweise Goebbels Tagebücher ganz selbstverständlich im Buchhandel erwerben. Und selbst Hitlers verbotenes Werk "Mein Kampf" ist im Internet problemlos auffindbar.

Laut deutschem Gesetz ist die Verwendung von "Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen" verboten – es sei denn sie dienen "der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken".

auch die sueddeutsche berichtete am 26. Januar 2009 über diese Aktion.
 
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