Mit Gas in die Zukunft

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Immer mehr Menschen tanken Gas - aber welches Gas ist besser, Erdgas oder Autogas?

Im Sommer diesen Jahres waren die Benzinpreise auf dem Weg, die 1,50€-Marke zu brechen.
Gas zu tanken ist die preiswerte Alternative.
Zur Auswahl stehen Autogas und Erdgas. Doch wo liegt da der Unterschied und welches Gas rentiert sich für den Käufer?

Für beide Gase wird entweder ein Neuwagen erworben, oder ein alter Wagen mit Benzinmotor aufgerüstet. Nach dem Umbau erhält der Kunde ein bivalentes Auto. Das ist ein Auto mit zwei Tanks, das sowohl mit Gas als auch mit Benzin fährt. Umgeschaltet wird an einem Knopf im Innern des Wagens. Es gibt zwei Tankanzeigen. Wenn der Gastank leer ist, schaltet das Fahrzeug selbständig auf das teurere Benzin um.
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Abbildung 1: Erdgastaxi in Bremen
Beide Gasarten werden an speziellen Zapfsäulen getankt, die im Vergleich zur üblichen Tankstellendichte in Deutschland eher selten vorkommen.
Die Alternative ist eine Umrüstung oder der Kauf eines monovalenten Gas-Fahrzeuges, welches ausschließlich mit Gas fährt. Darunter fallen auch Wagen, wie der Opel Zafira, mit einem kleinen Benzin-Nottank von maximal 14 Litern Fassungsvermögen. Monovalente Fahrzeuge haben klare Vor- und Nachteile. Ein bivalentes Fahrzeug verliert bei Gasbetrieb etwa 10% seiner Leistung, da der Motor auch mit Benzin funktionieren muss und deshalb nicht für den Gasbetrieb optimiert werden kann. Allerdings braucht ein monovalentes Fahrzeug ausschließlich Gas - und das ist manchmal gar nicht so leicht zu finden. Wer in einer fremden Stadt eine Gas-Tankstelle sucht, sollte die Adressen bereits bei sich haben und den Weg nur noch auf der Karte suchen müssen.
Immerhin sind die als Abbildung 2 und 3 gezeigten Beschilderungen seit 2006 amtlich und erleichtern dem Suchenden die Orientierung.
Die beiden Gase haben einiges gemeinsam, aber weit mehr unterscheidet sie .
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Abbildung 3: Verkehrszeichen 365-54

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Abbildung 2: Verkehrszeichen 365-53
Autogas (Liquified Petrol Gas) entsteht bei der Gewinnung und Raffinade von Erdöl. Das Gas besteht hauptsächlich aus Propan und Butan, das unter Druck verflüssigt wird und so noch etwa 1/260 des ursprünglichen Volumens einnimmt. Aus 1.000 Litern Gas werden so etwa 4 Liter Flüssiggas. Autogas ist schwerer als Luft und sammelt sich deshalb, wenn es freigesetzt wird, als geruchloser See am Boden.
Ähnlich dem Erdöl wird auch Erdgas mit Bohrtürmen und -inseln gefördert. Erdgas besteht hauptsächlich (80-99%) aus Methan, das unter starkem Druck gasförmig vorliegt und noch etwa 1/600 seines ursprünglichen Volumens hat. Wer ein Erdgas-Auto hat, kann statt Erdgas (Compressed Natural Gas) auch einfach Biogas tanken. Biogas besteht in der nach gängigen Verfahren gereinigten Form ebenfalls hauptsächlich aus Methan und bringt durch eine verfahrensbedingte Konzentrationsangleichung keine Leistungseinbußen mit sich.

Umbau oder Neukauf

Der Umbau eines Benzin-Autos zum bivalenten Erdgas-Fahrzeug kostet etwa 3000€. Um ein bivalentes Autogas-Auto zu erhalten, muss der Kunde zwischen 2.000 und 2.400€ ausgeben. Der höhere Preis für den Erdgas-Tank ist begründet. Während Autogas bei 5-10 bar Druck flüssig gespeichert werden kann, muss der Druck im Erdgas-Tank etwa 200-250 bar betragen. Zum Vergleich: Der normale Druck überall auf der Erde beträgt etwa 1 bar. Um diesen Druckverhältnissen dauerhaft stand zu halten, muss der Erdgas-Tank weit aufwändiger hergestellt und geprüft werden als der Autogas-Tank.
Beim Kauf eines Neuwagens ist der Aufpreis für den Gastank von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich hoch. Gerade wer gern ein Erdgas-Auto hätte, aber vor der teureren Umrüstung zurückschreckt, sollte sich beim Neukauf nochmals nach gasbetriebenen Fahrzeugen erkundigen.

Gas tanken in Deutschland

Wer Angst hat, keine Tankstelle zu finden, sollte sich vorerst für Autogas entscheiden. In Deutschland gibt es zur Zeit etwa 1800 Autogas-Tankstellen, jedoch nur etwa 700 Erdgas-Tankstellen. Bis 2007 soll es 2.000 Autogas-Tankstellen und 1.000 Erdgas-Tankstellen geben.
Zum Vergleich: In ganz Deutschland gibt es etwa 15.000 normale Benzin- und Diesel-Tankstellen.
Wer einen Umbau zum Erdgas-Auto favorisiert, sollte unbedingt über eine Erdgas-Tankstelle in der Nähe seines Wohnorts verfügen können. Die kleineren Tanks, die beim Umbau eingebaut werden, haben nur eine Reichweite von etwa 250km.
Sowohl Autogas als auch Erdgas kann man in Deutschland in den unterschiedlichsten Konzentrationen und Gemischen tanken. Während beim Autogas das Verhältnis zwischen Propan und Butan von Tankstelle zu Tankstelle variiert, kann man Erdgas als H-Gas (High Gas z. B. aus der Nordsee mit 89% bzw. 98% Methangehalt aus den GUS-Staaten) und L-Gas (Low Gas mit ca. 85% Methangehalt) kaufen. Die verschiedenen Gemische unterscheiden sich im Energie-Gehalt und dadurch in ihrer Reichweite. Auswirkungen auf den Motor gibt es nicht. Die Behauptung, es könnten bei bestimmten Autogas-Gemischen, die deutlich mehr Propan enthalten, Betriebsschäden auftreten, ist falsch. Manfred Gross, Redakteur für alternative Kraftstoffe beim ADAC: "Diese Behauptung konnte nie bewiesen werden. Die verschiedenen Autogas-Gemische wirken sich ausschließlich auf Verbrauch und Reichweite aus." So fährt ein Erdgas-Auto mit dem billigeren L-Gas nur 250km, mit dem teureren H-Gas 350km.

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Abbildung 4: LPG-Tanksäule
Die Tankstutzen für Erdgas und Autogas sehen völlig unterschiedlich aus, was einer Verwechslung der Gastankstelle vorbeugt. Für beide Gasarten gibt es in Deutschland einheitliche Adapter.
Autogas tankt man in Litern, Erdgas in Kilogramm. Das neue Maß für Erdgas entstand aus dem Wunsch heraus, eine genauere Maßeinheit für die Abgabe von Gas zu finden. Die Behauptung bei der Abgabe von Autogas könne problemlos betrogen werden, ist allerdings fragwürdig.
Grund für diese Behauptung ist die Tatsache, dass Liter ein Maß für Volumina ist. Volumen ist abhängig von Temperatur und Druck. Wenn jetzt also in der Zapfsäule die Temperatur erhöht würde, könnte man theoretisch das Volumen des Autogases vergrößern, dabei würde allerdings auch der Druck steigen. Das würde bedeuten, dass ein Kunde weniger Propan und Butan innerhalb seines Liters Autogas erhält.
Laut ADAC ist ein solcher Fall aber noch nie aufgetreten. "Natürlich geht das," sagt Sonja Schmidt, Physikerin beim ADAC, "aber das geht theoretisch auch bei Benzin und Diesel. Wenn sich das lohnen würde, hätte das doch längst jemand gemacht!"
Auch darum muss sich der deutsche Autogas-Fahrer also keine Sorgen machen.

Gas tanken im Ausland

Innerhalb Deutschlands gibt es nur ein Tanksystem für die jeweilige Gasart; man braucht also keinen Adapter. Anders verhält sich das, sobald man Deutschland mit dem Auto verlässt. Bis die genormten Adapter "Euronozzle" erhältlich sind, muss der Autogas-Fahrer verschiedene andere Adapter entweder kaufen oder ausleihen, um sich in ganz Europa fortbewegen zu können. Auch der Erdgas-Fahrer ist auf solche Adapter angewiesen; allerdings ist unklar, wann es einen europäischen Norm-Adapter für Erdgas-Fahrzeuge geben wird.
Auch mit den Gemischen verhält es sich anders als in Deutschland: Die Qualität von Autogas ist europaweit durch eine Norm geregelt. Erdgas dagegen kann in verschiedenen Ländern in den unterschiedlichsten Konzentrationen (80 - 99%) getankt werden.
Eines steht allerdings fest: Ob Erdgas oder Autogas - Urlauber haben es nicht leicht.
In Dänemark gibt es erst gar keine Erdgas-Tankstellen sondern ausschließlich Autogas; in den meisten anderen europäischen Ländern lassen sich aber zumindest einzelne Erdgas-Tankstellen finden. In Italien ist ein Erdgas-Auto kein Problem, denn dort fährt man bereits seit über 50 Jahren mit Erdgas. Alles, was man braucht, ist ein Adapter für den Tankstutzen - und den kauft man entweder oder versucht, ihn an den Tankstellen vor Ort zu leihen. Erdgasfahrer Martin B. berichtet auf der Internetseite www.gibgas.de aus der Toskana: "Wir sind ca. 2.500 km in Italien im Bereich Gardasee und Toskana unterwegs gewesen. Den Adapter haben wir nicht einmal benötigt! Selbst in den abgelegensten Örtchen haben sie den Adapter parat gehabt (alle Tankstellen mit Bedienung)."
In Österreich gab es im Juni 2006 39 öffentliche Erdgastankstellen. Das ist nicht eben viel, aber es gibt Aussicht auf Besserung. Auch in Österreich wird Erdgas gefördert; bis 2010 soll es immerhin 200 Erdgastankstellen geben. Wo der Urlauber diese Tankstellen findet, findet er am einfachsten im Internet heraus.
In der Schweiz wird Erdgas nicht staatlich gefördert und ist deshalb deutlich teurer. Allerdings kann man an Naturgastankstellen Gas tanken, das durch die Einspeisung von Biogas billiger ist.
Als Autogas-Fahrer hat man es in Holland oder Polen leicht. Nur ein anderer Adapter muss eventuell angeschafft werden, dann ist Gas tanken kein Problem mehr, denn beide Nachbarländer und auch Italien und Frankreich haben mehr Autogas-Tankstellen als Deutschland. Auch Belgien verfügt bereits über ein dichtes Netz von Autogas-Tankstellen. Nicht so Dänemark, Österreich oder die Schweiz, wo der Autogas-Fahrer schon mal länger nach Tankstellen suchen muss. Im besten Fall hat er die entsprechenden Tankstellen längst auf der Karte markiert hat. In Spanien ist Autogas nur für Busse, Taxis und Behördenfahrzeuge vorgesehen; seit 1998 dürfen auch ausländische Touristenfahrzeuge nicht mehr betankt werden.

Sicherheit

Erdgas ist leichter als Luft und verteilt sich, falls das Fahrzeug leckt. Bei ausreichender Durchlüftung ist Erdgas genauso sicher wie Benzin. Obwohl Autogas schwerer ist als Luft und bei einem Leck eine Art Gassee am Boden bildet, genügt auch hier eine ausreichende Durchlüftung, um Explosionen zu verhindern. Die Zeitschrift Ökotest schreibt dazu: "Beide Gasarten bergen auch keine Sicherheitsrisiken. Im Gegenteil: Gasfahrzeuge sind sogar weniger explosiv und feuergefährlich als Benzin-Pkw."
Oft ist die Rede von dem Verbot von Gasfahrzeugen in Tiefgaragen. Dieses Verbot ist nicht mehr aktuell. Trotzdem darf der Garagenbesitzer Gebrauch von seinem Hausrecht machen und selbst entscheiden, welche Fahrzeuge in seiner Garage parken dürfen.

Preis

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Abbildung 5
Obwohl die Preise für den Kraftstoff Erdgas pro Kilometer zunächst höher aussehen, sind sie tatsächlich niedriger. Während Autogas in Litern gerechnet wird, rechnet man Erdgas in Kilogramm und muss erst umrechnen, um einen Vergleich ziehen zu können. Der ADAC hat einen umfassenden Kostenvergleich für Umrüstungen bereits durchgeführt, wonach bei einem Audi A4 mit 1,6 Litern Hubraum auf 100 Kilometer Distanz ein Verbrauch von 7,1 l Superbenzin ermittelt wurde.
Auf die selbe Distanz wurden 8,2 l Autogas bzw. 5,2 kg Erdgas verbraucht.
Wo die Reichweite mit einer Tankfüllung Superbenzin 775 km beträgt, liegt sie mit Erdgas nur bei 288 km - bei einem Kostenpunkt von ca. 3.900 Euro amortisiert sich die Investition nach einer Laufleistung von stolzen 74.000 Kilometern.
Autogas stellt hier die eindeutig bessere Investition dar. Die Kosten für die Fahrzeugumrüstung liegen bei ca. 2.400 Euro - und damit um geschätzte 1.500 Euro unter denen eines Erdgas-Aggregates.

Dadurch, dass sich damit die Umrüstung auf Autogas bereits nach einer Laufleistung von 57.000 Kilometern bezahlt macht, ist der um zehn Euro höhere Treibstoffpreis von 53 Euro pro 1.000 Kilometer gegenüber der Erdgas-Variante durchaus hinnehmbar.

Der Umwelt zuliebe

Im Umweltvergleich schneiden beide Gasarten etwa gleich gut ab.
Trotzdem: Wer wirklich umweltschonend Auto fahren möchte, der steigt auf Erdgas um. Erdgas hat einen 7% niedrigeren CO2-Ausstoß als Autogas und wird, wie Autogas auch, bis 2018 gefördert. Das allein macht das Gas aber nicht umweltfreundlicher.
Die Zeitschrift "Ökotest" schrieb 2003:
"Für Erdgas sind also nicht nur spezielle druckfeste Autotanks notwendig, sondern auch noch Tankstellen, die unter hohem Energieaufwand den Druck erzeugen. So verschlingen Aufbereitung und Lagerung zehn bis 15 Prozent des Energiegehalts des Erdgases. Doch bei der Umweltbilanz wurden bisher nur der reine Fahrtverbrauch und die daraus resultierenden Emissionen betrachtet."
Bis 2010 soll dem Erdgas nach dem Willen der Erdgaswirtschaft bis zu 10% Biogas beigemischt werden, sofern es auf Erdgasqualität aufbereitet wird. Davon abgesehen kann mit einem Erdgas-Fahrzeug jederzeit auch Biogas getankt werden. Eine allererste deutsche Biogas-Tankstelle gibt es auch schon, im niedersächsischen Jameln. Ob und wann man in in Deutschland allerdings flächendeckend Biogas tanken kann, ist unklar.
Abgesehen von der Möglichkeit Biogas zu tanken, sind beide Gase also etwa gleich umweltfreundlich.

Umweltvergleich diverser Energieträger
(Bezugsgröße: Benzinbetriebener Ottomotor mit Katalysator)

Otto-
kraftstoff
Diesel-
kraftstoff
Flüssiggas mit Katalysator Erdgas mit Katalysator Biodiesel Elektro-
energie
Wasserstoff
Eignung
<=> <=> <=> <=> <=> - <=>
Verfügbarkeit
<=>
<=> - <=> - - - - - -
Wirtschaftlichkeit
<=>
+ <=> - - - - - - - -
Infrastruktur
<=>
<=> - - - - - - -
Kohlenmonoxid
<=>
+ + + + + + + + + + + +
Kohlendioxid
<=>
+ + + + + + + - + + +
Kohlenwasserstoffe
<=>
+ + + + + + + + + + +
Stickstoffoxide
<=>
- + + + + + - + + +
Partikel
<=>
- + + + + + + - + + + + +
Legende: <=> gleich + + + sehr viel besser - etwas schlechter
+ +deutlich besser - - deutlich schlechter
+ etwas besser - - - sehr viel schlechter
Abbildung 6

Fazit

Wer kostengünstig Auto fahren möchte und dabei gern die Umwelt schont, kann beide Varianten wählen.
Wer Wert darauf legt, eventuell in Zukunft Biogas zu tanken, sollte sich allerdings für ein Erdgas-Auto entscheiden.
Viele andere Faktoren, so zum Beispiel die Tankstellendichte im In- und Ausland oder der Umrüstungs- oder Kaufpreis sprechen vorerst deutlich für Autogas, auch wenn der Preis für Erdgas niedriger ist.


von Eva Küper


Quellenverzeichnis:

Abbildung 1: Erdgastaxi in Bremen von www.greenfleet.info.
Lizenz: CreativeCommons Version 2.5 siehe http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/

Abbildung 2 und 3: Verkehrszeichen 365-53 und 365-54 nach StVO Verkehrszeichen Katalog

Abbildung 4 und 5:
Copyright holo @ ask1.org für ask1.org

Abbildung 6:
Datenerhebung: TüV Bayern Sachsen e. V., München
 

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