Lohnt es sich noch in Deutschland zu leben bzw. zu arbeiten?

Hegg

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Ich stehe hier vor einer Sinnfrage - lohnt es sich noch in Deutschland zu arbeiten als junger Mens?

Als junger, männlicher Single mit 25 hat man real 68% Abzüge (Steuer, Krankenkasse, Rentenversicherung etc.)

Das hat die Bedeutung, dass von 50.000 € Jahreseinkommen noch etwa 16.000 € übrig bleiben!!!

Das System ist doch total krank, was für einen Anreiz bekommt man da noch einen freien Beruf wie Arzt oder Rechtsanwalt zu studieren bzw. in diesem zu arbeiten, wenn diese nächstes Jahr zusätzlich noch Gewerbesteuer zahlen müssen?
 

Fantom

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Re: Lohnt es sich noch in Deutschland zu leben bzw. zu arbei

Hegg schrieb:
Das System ist doch total krank, was für einen Anreiz bekommt man da noch einen freien Beruf wie Arzt oder Rechtsanwalt zu studieren bzw. in diesem zu arbeiten, wenn diese nächstes Jahr zusätzlich noch Gewerbesteuer zahlen müssen?

ha! als wenn gerade diese beiden berufsgruppen ein problem hätten!
 

sillyLilly

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Wenn ich mir als Beispiel Amerika nehme .... da müßtest du meines Wissens nach mindestens 2 jobs haben ... um leben zu können... mal gar nicht zu reden von ihrgendeiner Krankenversicherung
Einige andere Länder mag ich gar nicht aufzählen ... wie es da Menschen geht ...*grübel*
naja ..die nordischen Länder ... Schweden.... Norwegen... die vielleicht.

Namaste
Lilly
 

Hegg

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@ sillyLilly

Wenn ich aber z.B. die Schweiz, Irland oder Luxemburg nehme ist der jeweilige Spitzensteuersatz unter 25%

Ebenfalls funktionieren die Renten- und Krankenversicherungssysteme dort, im Vergleich zu Deutschland.

Ausnahmsweise kann man sich ja auch mal an den Guten orientieren oder? In Kambodscha, Ruanda oder Liberia gibts z.B. gar keine Krankenversicherungssystme.
Ebenfalls erübrigt sich hier der 0815 - Systemvergleich mit der USA, dort steckt eine vollkommen andere Lebensauffassung und -führung dahinter. Grundlegend sind die Steuern dort sehr viel tiefer. Es gibt dort zwar keine gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung, dass System funktioniert aber trotzdem, weil die Leute sich dort privat versichern müssen -> Freiheit eben!

@Fantom
Natürlich nagen diese im Beispiel erwähnten Berufsgruppen nicht am Hungertuch, wenn man den Ärzten und den Anwälten jedoch die Steuern erhöht, werden diese bestimmt nicht verärgert in den Keller gehen und schmollen - sie werden die Kosten einfach durch höhere Gebührenordnungen an den Kunden, Mandanten, Patienten weitergeben und damir triffts dann wieder alle! Verstanden?

Die Ökosteuer traf ja auch nur die "bösen" Mercedes SL600 - Fahrer die 19l/100km verbrauchten, dass es jedoch auch die Spediteure trifft und diese es auf die transportierte Ware umlegen (Die Chips wurden einfach 10 Cent teurer) wurde erst danach erkannt!
 

Gurke

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Irland geht es noch nicht lang so gut, die sind erst seit "kurzen" ein Aufsteigender Stern.
Schweiz und Luxemburg sind auch nicht so die Einwanderungsländer.

Mit Fuhrunternehmen und Ökosteuer war glaub auch noch was am laufen. Ach werd alt und vergesslich.
 

Xist

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Hat hier jemand schon mal in Kanada gelebt oder weiss da mehr drüber?
Wäre dankbar für Infos und links.
 

Fantom

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Hegg schrieb:
@Fantom
Natürlich nagen diese im Beispiel erwähnten Berufsgruppen nicht am Hungertuch, wenn man den Ärzten und den Anwälten jedoch die Steuern erhöht, werden diese bestimmt nicht verärgert in den Keller gehen und schmollen - sie werden die Kosten einfach durch höhere Gebührenordnungen an den Kunden, Mandanten, Patienten weitergeben und damir triffts dann wieder alle! Verstanden?

wozu gibt es rechtsschutz und krankenversicherung? :lol:
 

jausa

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Xist schrieb:
Hat hier jemand schon mal in Kanada gelebt oder weiss da mehr drüber?
Wäre dankbar für Infos und links.

ja, ich lebe seid fast 6 jahren in canada. davor 3 jahre in usa.
was willste genau wissen?
 

Ehemaliger_User

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Hegg schrieb:
Ausnahmsweise kann man sich ja auch mal an den Guten orientieren oder? In Kambodscha, Ruanda oder Liberia gibts z.B. gar keine Krankenversicherungssystme.
Ich glaube, in Monrovia würde sich eine Krankenversicherung auch kaum rentieren...

Steckt doch nicht gleich den Sand in den Kopf, wenn es hier mal nicht so läuft. Wo kämen wir hin, wenn alle auswandern würden? Vielleicht wird es ja in zehn, zwanzig Jahren besser.
 

agentP

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Als junger, männlicher Single mit 25 hat man real 68% Abzüge (Steuer, Krankenkasse, Rentenversicherung etc.)
Also ich komme als 34-jähriger männlicher Single (zumindest steuerrechtlich) und freiwillig in einer teuren gesetzlichen Krankenkasse Versichterter ( also Höchstsatz zahlender) bei weitem nicht auf 68 % Abzüge, sondern gerade mal auf 46%. Würde ich mal endlich den Popo hochkriegen und in die private KV wechseln wäre es noch etwas weniger.
Auch mit dem steuerlichen Höchstsatz von 47 % ab einem jährlichen Einkommen von 52.293,00 EURO wird man kaum die 68% erreichen, da man an dem Punkt die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherungen schon überschritten hat und diese Abgaben nicht mehr weiter steigen.
Die Zahl von 68% halte ich ergo für höchst unrealistisch. Bitte um Aufklärung, wie sich die berechnet, denn nicht mal ein lohnempfangender Topmanager (von denen es herzlich wenige im Alter von 25 gibt) würde würde einen solchen Satz erreichen.
 

agentP

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Jepp, und wenn ich mir so einen Rechner schnappe und ein passables Uniabgängerstartgehalt (3500 €) eingebe und einen hohen KV-Satz dazu (15 %), dann komme ich auf ein Nettogehalt von 1901,63 €. Da brauche noch nicht mal den Dreisatz bemühen um zu sehen, daß das mehr als 50% sind.

Ergebnis der Brutto-/Nettoabrechnung:

Arbeitnehmer
Bruttobetrag 3500.00
Lohnsteuer -810.66
Kirchensteuer 0.00
Solidaritätszuschlag -44.58
Krankenversicherung -258.75
Rentenversicherung -341.25
Arbeitslosenversicherung -113.75
Pflegeversicherung -29.33
Nettobetrag 1901.68
 

trashy

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Re: Lohnt es sich noch in Deutschland zu leben bzw. zu arbei

Hegg schrieb:
Das System ist doch total krank ....

Das stimmt wohl eindeutig, aber um das System heilen zu können muß man wohl die Ursache kennen, denn sonst betreibt man nur eine Symptombehandlung und das bringt ja wohl nicht viel!

Also - was war/ist die Ursache(n) das unser Sozialsystem so kränkelt!

trashy
 

captainfuture

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ich denke, was hegg meint, sind neben der lohnsteuer und sv-beiträge auch andere steuern.

selbst wenn wir nur 40% unseres bruttoverdienstes weiterreichen dürfen, fallen bei den restlichen 60% weitere steuern an wie mwst, öko, zinsbesteuerung.

ob es sich lohnt, hier zu leben, würde ich nicht unbedingt vom geld abhängig machen. norweger, schweden, amerikaner, alle schimpfen über gestiegen kosten und abgaben, die schweiz mag niedrige besteuerung haben, aber wer dort mal gelebt hat, weiß, dass das durch tägliche lebenshaltungskosten "kompensiert" wird.
 

LordGosar

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Richtig hardcore finde ich, daß bei der Ökosteuer noch die Mehrwertsteuer angerechnet wird. Eine Steuer auf die Steuer. Oh mann!
 

Mother_Shabubu

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Fantom schrieb:
Hegg schrieb:
Das System ist doch total krank, was für einen Anreiz bekommt man da noch einen freien Beruf wie Arzt oder Rechtsanwalt zu studieren bzw. in diesem zu arbeiten, wenn diese nächstes Jahr zusätzlich noch Gewerbesteuer zahlen müssen?

ha! als wenn gerade diese beiden berufsgruppen ein problem hätten!
Hegg schrieb:
@Fantom
Natürlich nagen diese im Beispiel erwähnten Berufsgruppen nicht am Hungertuch, wenn man den Ärzten und den Anwälten jedoch die Steuern erhöht, werden diese bestimmt nicht verärgert in den Keller gehen und schmollen - sie werden die Kosten einfach durch höhere Gebührenordnungen an den Kunden, Mandanten, Patienten weitergeben und damir triffts dann wieder alle! Verstanden?
Da vergesst ihr aber zwei Sachen. Erstens war geplant, die Gewerbesteuer für Freiberufler aufkommensneutral zu gestalten, d. h., sie wäre bis zu einem bestimmten Betrag mit der Einkommensteuer verrechnet worden und zweitens verdienen sich die wenigsten Ärzte heutzutage noch eine goldene Nase.
Hegg schrieb:
Ebenfalls erübrigt sich hier der 0815 - Systemvergleich mit der USA, dort steckt eine vollkommen andere Lebensauffassung und -führung dahinter. Grundlegend sind die Steuern dort sehr viel tiefer. Es gibt dort zwar keine gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung, dass System funktioniert aber trotzdem, weil die Leute sich dort privat versichern müssen -> Freiheit eben!
In den USA fragt der Notarzt auch nicht als Erstes nach Blutgruppe oder Allergien, sondern ob man bar oder mit Kreditkarte zahlt und wer sich teure Medizin nicht leisten kann, wird mit Aspirin behandelt. Tolle Freiheit, wirklich.
sillyLilly schrieb:
Einige andere Länder mag ich gar nicht aufzählen ... wie es da Menschen geht ...*grübel*
naja ..die nordischen Länder ... Schweden.... Norwegen... die vielleicht.
In der SZ war dazu heute dieser Artikel:http://www.sueddeutsche.de/sz/politik/red-artikel1108/
In Schweden ist es also auch nicht mehr so rosig.
trashy schrieb:
Also - was war/ist die Ursache(n) das unser Sozialsystem so kränkelt!
Ganz kurz:
1. Es zahlen zu wenig Menschen in die Sozialversicherungen ein.
2. Die Sozialversicherungen geben zu viel Geld für versicherungsfremde Leistungen aus.
http://www.lexsoft.de/aktuelles/18161
3. Die Krankenkassen sind nicht fähig, ihre Verwaltungskosten zu reduzieren.http://www.pharmazeutische-zeitung.de/online.htm
Kassen sollen Verwaltungskosten offenlegen
04.08. dpa. Die Regierung will im Zuge der Gesundheitsreform auch die Verwaltungskosten der Krankenkassen stutzen, die 2002 auf ein Rekordhoch geklettert waren. Dazu sollen die Kassen künftig gegenüber ihren Versicherten ausweisen, wie hoch der jeweilige Anteil der Verwaltungs- und Personalausgaben ist, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums am Montag in Berlin. Darauf werde es einen Anspruch geben. Dies schaffe Transparenz, da Versicherte dann über die Effizienz ihrer Kasse Bescheid wüssten. Ziel sei es, die überproportional gestiegenen Verwaltungsausgaben zurückzuführen. Für 2004 wurde den Kassen bereits eine Null-Runde verordnet. Nach den Reform-Eckpunkten von Regierung und Opposition sollen zudem die Verwaltungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ab 2004 nur entsprechend den Einnahmen steigen dürfen. Für Kassen mit bereits heute hohen Verwaltungsausgaben sollten diese «gedeckelt» werden, sagte die Sprecherin. Wichtig sei, dass «die Rationalisierungsreserven gehoben werden». 2002 hatten sich die Verwaltungskosten der Gesetzlichen Krankenversicherung nach der aktuellen Jahresstatistik des Ministeriums von knapp 7,7 auf gut 8 Milliarden erhöht. 1991 hatten die Kassen pro Mitglied noch 94 Euro für die Verwaltung ausgegeben, im vergangenen Jahr waren es 157 Euro.
4. Die Preise für Medikamente sind zu hoch.http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,257885,00.html
Diese Probleme werden bestimmt nicht gelöst, indem wir auswandern.
 

Hegg

Lehrling
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Wenn mich meine Augen nicht täuschen sind wir im Forum "Politik, Zeitgeschehen und Geschichte", wohin denn sonst?
 

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