Ist der Zufall wirklich Zufall?

Hans Dunkelberg

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Was Giacomo S behauptet, ist alles bloßes Dogma. Bei genauer Prüfung der Wirklichkeit stellt man nämlich fest, dass tatsächlich immer gerade das Unwahrscheinlichste passiert.

Beim Lotto verhält es sich natürlich auch nicht anders. Denn Lottospieler ist ja nicht gleich Lottospieler. Würde man die Namen der Lottogewinner untersuchen, so könnte zum Beispiel wohl Hochinteressantes herausbekommen.

Wie absurd das heute so weit verbreitete Zufalls-Dogma ist, das den Menschen so schnell hoffnungslos machen (und auch an die Hoffnungslosigkeit von anderen glauben lassen) kann, kann man unter anderem auf

www.buchaufschlagen.de

und

www.wahrtraum.de

nachvollziehen.

Trotzdem gibt es womöglich weitaus kompliziertere kausale Zusammenhänge, die auch noch bei einer theoretisch angenommenen Gleichmäßigkeit in der Statsitik (die aber eben nicht existiert!) vieles ganz normal erklären könnten, was Otto Normalverbraucher schon wie ein furchtbar großer Zufall vorkommt.

Das Faszinierende ist ja eben gerade, dass die meisten Menschen sehr schnell etwas Übersinnliches hinter einem Ereignis vermuten, das ihnen spanisch vorkommt, und dann meistens schnell wieder von dieser Vermutung ablassen - aus gutem Grund, weil sie nämlich irgendwo halbbewusst oder unterbewusst bemerken, dass es durchaus Gründe dafür geben könnte, oder aber eben auch einfach, dass sie selbst vielleicht nur zufällig der eine aus einer Million sind, dem so etwas begegnet, dass ihnen aber dafür in 999.999 anderen Situationen sowas nicht begegnet, so dass eine gottlose Wahrscheinlichkeit wieder zu ihrem Recht kommt.

Und auch vieles, was selbst einem Mathematiker als unwahrscheinlich erscheint, stellt sich bei genauerer Betrachtung als durchaus womöglich kausal verursacht heraus.

Und trotzdem muss man bei einer wirklich umfassenden Analyse der Welt und der Weltgeschichte sagen, dass gerade die wichtigsten Ereignisse (die man also auch nicht einfach ob ihrer Unwahrscheinlichkeit heraussuchen könnte, sondern die sich einem einfach schon durch ihre weltpolitische Wichtigkeit aufdrängen) absolut unwahrscheinlich sind.

So ließe es sich zum Beispiel durch Tiefenpsychologie kausal erklären, dass die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan und ihre Antagonistin, die Grund- und Hauptschullehrerin Fereshta Ludin, die sich darüber streiten, ob man als Lehrerin im Unterricht ein islamisches Kopftuch tragen darf, beide genau dasjenige zum Namen haben, was sie dem anderen immer und immer wieder an den Kopf werfen - wovon sie also irgendwo wollen, dass es beim anderen an den Kopf kommt. Frau Schavan wirft Frau Ludin immer wieder an den Kopf, dass ihre angebliche Religion in Wirklichkeit ein fundamentalistischer politscher Wahn sei, der irgendwo in Persien seinen Ursprung habe - dort, wo einst der Schah regierte. Und genau dadurch offenbart sie, dass sie in Wirklichkeit selbst sich einfach nichts anderes vorstellen kann als ein fundamentalistisches und politisches Denken. Deshalb trägt sie dasjenige, was sie ihrer Gegnerin vorwirft und was sie in Wirklichkeit selbst auszeichnet - das Bundesverfassungsgericht hat das in einem gewissen Sinne bestätigt - zum Namen.

Frau Ludin dagegen sagt: "Ohne Kopftuch fühle ich mich nackt." Sie behauptet also irgendwo durchaus, dass es von einer Frau als liederlich, als das Verhalten eines Luders, empfunden werden könnte, ohne Kopftuch herumzulaufen. Und sie beruft sich auf ihre grundgesetzlich garantierte religiöse Freiheit - womit sie natürlich auch vollkommen Recht hat -, diejenige Religion ausüben zu dürfen, die sie ausüben will, und nicht die, die ihr irgendeine Kultusministerin vorschreibt. Sie wirft Frau Schavan also in einem gewissen Sinne vor, eine neue und verfassungswidrige DIN-Norm in einem Bereich einführen zu wollen, in den DIN-Normen nun einmal wirklich nicht hineingehören. Und weil sie als Grund- und Hauptschullehrerin nicht so viele Möglichkeiten hat, in der Öffentlichkeit zu sprechen, wie Frau Schavan, muss sie sich kurz fassen und zieht die beiden Worte "Luder" und "DIN" zusammen zu "Ludin". Nur kann man in ihrem Fall, im Gegensatz zu dem von Frau Schavan, nicht sagen, dass Frau Ludin in Wirklichkeit dasjenige, was sie ihrer Gegnerin vorwirt, selbst praktiziert. Schon allein daran - an diesen Namen und dem fehlenden Bumerang-Effekt auf der Seite von Frau Ludin - könnte ein Bundesverfassungsrichter, wenn er nicht wüsste, wie er sich entscheiden soll, sehen, wer von den beiden Kontrahentinnen im Recht ist - nämlich eben Frau Ludin, deren Vorwurf nicht auf sie selbst zurückfällt (sie trägt ja ihr Kopftuch!).

Nun ja - und kurz gesagt, könnte es eben durchaus sein, dass sowohl Frau Schavan überhaupt nur Kultusministerin in Baden-Württemberg wurde, weil ihre Unterstützer unterbewusst den Konflikt mit den Ajatollahs schon kommen sahen und unterbewusst eine Frau mit einem Namen im Kultusministerium haben wollten, der dem Gegner so richtig schön sauer vorwirft, was er, der Gegner, angeblich falsch macht. Und es könnte - theoretisch - sein, dass Frau Ludin nur deshalb so sehr an ihrem Kopftuch hängt, weil sie irgendwo schon mal die Worte "Luder" und "DIN" gehört hat und eine furchtbare Angst davor hat, die Verbindung von diesem beiden zu verkörpern. - Futsch ist das Wunder - und bloß noch ein bisschen Tiefenpsychologie ist übriggeblieben.

Es ließe sich sogar auch noch tiefenpsychologisch erklären, dass der dänische Dichter Hans Christian Andersen (1805 - 1875) aufgrund seines Namens "Das Christliche an der sehn" darauf gekommen ist, sein berühmtestes Werk zu schreiben, das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, in dem zwei Hochstapler, die sich für begabte Schneider ausgeben, behaupten, es "sehe nur so aus", als trage der von ihnen eingekleidete Kaiser überhaupt nichts auf dem Leib, und drohen: Wer nicht einsieht, wie toll unsere Kleidung ist, ist entweder dumm oder für seinen Beruf nicht geeignet.

So ließe sich sogar - noch immer tiefenpsychologisch - erklären, warum Frau Schavan tatsächlich Frau Ludin mit der Begründung vom Schuldienst ausgeschlossen hat, dass ihr "die Eignung fehlt", diesen Beruf auszuüben, weil sie nicht einsieht, wie toll ein Frauenhaupt bekleidet ist, wenn es nicht bekleidet ist. Denn sie kann unterbewusst ihre undankbare vorgestrige Rolle durchaus in diesem ihren Charakter durchschaut und nur aus einer gewissen oberflächlichen Bequemlichkeit heraus trotzdem sich weiter vorbereitet haben, in ihrer Umgebung einstmals den Buhmann im Kopftuchstreit abzugeben - denn das Publikum kann sich durchaus schon mal ganz gerne auch seine zukünftigen Buhmänner züchten, indem es sie anfeuert, das und das Dumme zu tun, nur um sich danach nur umso hemmungsloser über sie lustig machen zu können.

Und ganz einfach durch einen geistigen Analogieschluss ließe sich auch noch erklären, warum das Maß der Unwahrscheinlichkeit durch jenen sibyllinischen Spruch vom Vorsitzenden des Bundesverfassungsgerichts voll gemacht worden ist, der behauptet hat, es könnte so erscheinen, als halte das Bundesverfassungsgericht dafür, das Tragen eines Kopftuchs im Schuldienst entspreche dem Grundgesetz - aber es sei nicht so, nein: "Es sieht nur so aus." Kapito? Es sehe nur so aus, als könnte man über den Befehl zum kopftuchlosen Unterrichten einfach sagen "Aber das ist doch nur große Klappe, und nichts ist dahinter - denn Frau Schavan ersetzt das Kopftuch ja durch nichts wirklich Neutrales!", und es sehe nur so aus, als könnte man die Kleidungs-Vorstellungen von Frau Schavan mit den schneiderischen Luftnummern der beiden Hochstapler aus dem Märchen "Des Kaisers neue Kleider" vergleichen.

Aber schwierig - sehr schwierig - wird es schon, wenn man sich fragt, warum denn nun Hans Christian Andersen, der wie kein anderer dazu geschaffen war, solche Märchen wie "Des Kaisers neue Kleider" zu schreiben, ausgerechnet diesen seinen Namen "Hans Christian Andersen" und keinen anderen getragen hat. Denn es widerspricht jeder pädagogischen Forschung, dass ein Mensch bloß durch seinen Namen dazu gebracht würde, so und so und nicht anders zu sein.

Um aber einzusehen, dass Hans Christian Andersen wirklich derjenige war, der am besten geeignet war, das Märchen "Der Kaisers neue Kleider" zu schreiben, und auch, um einzusehen, dass eine Person nicht bloß durch ihren Namen dazu gebracht wird, so und so und nicht anders zu sein, braucht man schon einen ziemlich guten pädagogischen und geisteswissenschaftlichen Hintergrund.

Letztlich lässt sich deshalb die Frage, ob alles in der Welt nur Zufall ist oder aber nicht, nur beantworten, wenn man irgendwo über eine gewisse pädagogische und geisteswissenschaftliche Bildung verfügt.

Und deshalb ist es so wichtig, dass mehr Waldorfschulen gebaut werden.

Denn nur dort wird wirklich gnadenlos auch von Geistigem und Seelischem gesprochen.

Und nur dort lernt jeder einzelne Schüler während seiner Schulzeit auch wirklich etwas über Pädagogik.

Denn ein Waldorfschüler schreibt sich seine Lehrbücher selbst.

Und so etwas nennt man dann ein Epochenheft.
 

antimagnet

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he, du hast noch was vergessen:

frau schavan ist eigentlich ganz a nette und eine ludin ist eine zuhälterin. irgendwelche vorschläge für fereshta?
 

Hans Dunkelberg

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Die Schwaben sagen für das Präfix er- "ver-". Demnach heißt Fereshta mit einem gewissen Akzent "erfrischend".

Nein, um beim einfachen Zuhören zu bleiben (wir sind schließlich in der Schule, da soll man nicht abschweifen!):

"Vvvär escht da!" ("Ich würde wirklich unterrichten, wenn es mir nur nicht verboten worden wäre!")
 

sillyLilly

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Lilly, es tut mir leid so direkt werden zu müßen, aber in diesem Falle benutzt du das Wort Zufall schlichtweg FALSCH!

Deswegen verstehst du dann die Leute, die das Wort richtig benutzen, nicht, wenn sie sagen, dass sie nicht an Zufall glauben. Leider scheinst du nicht zu verstehen, dass es schlichtweg falsch ist, Zufall so alltäglich zu definieren wie du.

Wenn jemand sagt, er "glaube nicht an Zufall", dann meint er die allgemein gültige Definition von Zufall, und nicht deine alltägliche Silly-Lilly-findet-aber-das-Zufall-ist-wenn-man-nicht-weiß-wieso-Definition, okay?
Wissen.de schrieb:
Zufall


Begriff für alles, was nicht notwendig oder beabsichtigt geschieht; das Zusammentreffen von nicht absehbaren Ereignissen. Setzt man die absolute Gültigkeit des Kausalitätsprinzips voraus, d. h. einen Weltmechanismus, nach dem alle Geschehnisse vorausbestimmt sind, so wird das Zufällige zur bloßen Erscheinungsform des Notwendigen.

Meine Definition ist falsch?
Ich habe nicht meine Definition zurgrunde gelegt. Denn ich habe nicht die Definition von Zufall, die du mir in deinem Posting zugeschrieben hast. Ich habe versucht den Widerspruch in diesem satz offensichtlich zu machen.


Irgendwie fühle ich mich ziemlich missverstanden von dir. Vielleicht konnte ich meine Gedanken einfach nicht rüberbringen.

Ich sehe einfach in der Aussage eine Unklarheit ... die eigentlich in ihrem Widerspruch: "ich glaube nicht ...." schon Bände spricht.
Das habe ich versucht in meinem Posting zum Ausdruck zu bringen. Und irgendwie ist mir das wohl nicht gelungen. :roll:

Namaste
Lilly
 

Giacomo_S

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Hans Dunkelberg schrieb:

Und was Hr. Dunkelberg da behauptet, ist dafür an den Haaren herbeigezogen.

Ich muß natürlich so antworten: denn ich heiße mit Nachnahmen Baranek, was aus dem polnischen übersetzt Widderchen heißt und deshalb bin ich natürlich bockig.

So eine wissenschaftliche Dünnbrettbohrerei ist mir schon lange nicht mehr untergekommen und mit Tiefenpsychologie hat das genauso wenig zu tun, wie Deine merkwürdige "Farbentheorie" mit Wissenschaft. Selbst bei gutem Willen: deine Gleichheit von Farben könnte ich mit Leichtigkeit widerlegen: Wird man in die Farben reinmessen, wird man völlig unterschiedliche Farbwerte erhalten, sofern angeblich "gleiche" Farben überhaupt vorhanden sein mögen. Der Begriff der Farbe ist nämlich alles andere als ein festzulegender physikalischer Begriff, sondern ein Wahrnemungs-neurologischer. Ein jeder, der sich mal mit der - recht umfangreichen und alles andere als einfachen - mathematischen Farbtheorie beschäftigt hat, wird das verstehen. Z.B. das Phänomen der Mesomerie: unterschiedliche Wellenlängen (physikalisch messbar ) = gleicher Farbeindruck (nicht messbar, aber empirisch ermittelbar) um nur ein Problem der Farbwahrnehmung zu nennen.

Von der statistischen Relevanz mal zu schweigen.

Ich möchte das, was Du "Dogma" nennst mit einem historischen Beispiel illustrieren:
Ödon von Horvath, seines Zeichens kritisch-satirischer Autor und Gegner der Nazis, entkam rechtzeitig der Nazi-Diktatur - und überlebte dadurch seinen sehr wahrscheinlichen Tod im Konzentrationslager. Er Entkam ins damals noch freie Frankreich, was ihm allerdings nichts nützte, der er wurde im Sturm in Paris von einem Ast erschlagen.
Ironie des Schicksals ? Bestimmung ? Man möchte fast meinen, es ist wie in einer alten Gruselgeschichte, wo jemand seinem Schicksal entkommen möchte - nur damit es ihn dann genau auf seiner Flucht erwischt, die sein wirkliches Schicksal ist.

Das Ganze hat aber einen Haken: Wir finden das eben nur deshalb bemerkenswert, weil es Ödon von Horvath war.
Wir vergessen dabei, wie viele Menschen die Fritze Müller heißen, jährlich durch Unfälle umkommen. Ich schätze, daß allein letztes Jahr Dutzende von Menschen durch herabstürzende Bäume erschlagen wurden.
Aber es ist nicht wichtig wie: Währe Horvath durch einen Autounfall gestorben, wir würden das genauso bemerkenswert finden.
Weil wir seinem Tod durch seine Verfolgung eine Bedeutung zuweisen, die sie gar nicht hat. Immerhin sterben allein in Deutschland (heutzutage) ca. 30.000 Menschen jährlich bei Verkehrsunfällen.

Ich behaupte nicht, daß es nicht Vorgänge geben kann, die wir heute als "zufällig" bezeichnen, für die wir morgen einen kausalen Zusammenhang finden. Allerdings finde ich nicht, das "Zufälle" hoffnungslos machen. Determinismus jedoch kann es. Z.B. Opfern von Vorfällen auch noch im nachhinein die "Schuld" an ihrem Schmerz zuzuweisen ist nicht nur eine Verhöhnung ihrer, sondern schlicht dumpfester Aberglaube.

Wie so etwas aussehen kann, hat mir ein Freund erzählt, der sich in Thailand um zwei Mädels kümmerte, die einen Motorradunfall hatten.
Er war der einzige der es tat - die Thais gingen vorbei. Während in unseren Augen, letzlich christlich dominiert, der Zeuge zur Nächstenliebe verpflichtet ist - und aus diesem Gedankengut kommt die Unfallhilfe letztlich - hat der Buddhist damit kein Problem.
Der Unfall ist Ergebnis in früheren Leben verfehlter Handlungsweisen, somit Schicksal. Warum also helfen ?
 

Hans Dunkelberg

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Giacomo_S schrieb:
Ödon von Horvath, seines Zeichens kritisch-satirischer Autor und Gegner der Nazis, entkam (...) ins damals noch freie Frankreich, was ihm allerdings nichts nützte, denn er wurde im Sturm in Paris von einem Ast erschlagen. Wir finden das eben nur deshalb bemerkenswert, weil es Ödon von Horvath war.

Und damit haben wir auch Recht.

Bei der Stochastik (der Lehre von den Wahrscheinlichkeiten) muss man sich natürlich zunächst mal darüber klar sein, was man überhaupt untersuchen will.

Wir untersuchen hier in diesem Thread schon von Anfang an einfach die Frage, ob es Dinge gibt, bei denen eine derartige Häufung von Zufällen auftritt, dass man sich das schlicht nicht mehr als Zufall im herkömmlichen Sinn vorstellen kann.

Wenn jetzt also Fritz Müller in Paris von einem Ast erschlagen wird, hilft uns das bei unserer Untersuchung nicht weiter, weil es eben genauso gut Knut Mut hätte gewesen sein können.

Bei Ödön von Horvath allerdings ist es schon außerordentlich erstaunlich. Denn Ödön von Horvath ist nicht ein willkürlich herausgegriffener Mensch, sondern er stand schon vor seinem mysteriösen Tod im Mittelpunkt des Interesses.

Zudem zeichnen sich seine Stücke (zum Beispiel die "Geschichten aus dem Wienerwald") bei allem handwerklich sauberen Naturalismus durch eine ganz bestimmte Groteskheit und Klammheit aus - durch genau jenes Moment, das wir in seinem Tod wiederfinden.

Sagen wir mal, dass es zur Zeit von Ödön von Horvaths Tod auf der Welt - großzügig geschätzt - fünf Personen gab, bei denen man, wenn sie eines so eigenartigen Todes gestorben wären, wie Ödön von Horvath ihn erlitt, gesagt hätte: "Das ist jetzt aber eigenartig!", dividieren wir die Zahl der damals insgesamt lebenden Menschen durch diese Zahl fünf, so dass wir also ungefähr auf 400 Millionen kommen, und schauen wir nun noch, jeder wievielte in einer dramatisch so typisch horvathisch motivierten Situation ums Leben gekommen ist, und setzen wir diesen Wert auf, sagen wir mal, jeden tausendsten Menschen an, so können wir also konstatieren: Der (eigentlich in punkto Groteskheit und Klammheit weltgeschichtlich allein an der Spitze der Weltrangliste stehende) von Horvath konnte nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 400.000 ein so klammes und groteskes Ereignis produzieren.

Die Parapsychologie (also die Wissenschaft von den übersinnlichen Phänomenen) geht aber davon aus, dass schon bei einer Wahrscheinlichkeit von bloß 1 : 10.000 kein Zufall mehr vorliegt!

Allerdings ist es durchaus denkbar, dass im Fall von Ödön von Horvath sein so mysteriöser Tod sich einfach dadurch erklärt, dass ein so eigenwilliger Autor eben viel, viel eher bei Sturm über die Straße läuft als irgend jemand anderes.

Sehen Sie jetzt Ihre eigene Dünnbrettbohrerei?
 

Giacomo_S

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Hans Dunkelberg schrieb:
Sehen Sie jetzt Ihre eigene Dünnbrettbohrerei?

Nicht wirklich. Oder überhaupt nicht.
Nicht jede statistische Relvanz - sofern überhaupt vorhanden - läßt einen logischen Umkehrschluß zu.

Der Klassiker der statistischen Wissenschaft:
Mehr Huren rauchen, als Nicht-Huren. Also kann man daraus den Schluß ziehen, daß das Rauchen bei Frauen zur Prostitution führt.
Aufgrund der Zahlen lässt sich tatsächlich eine solche Signifikanz tatsächlich nachweisen. Dennoch ist der Schluß unzulässig: Andere, viel mächtigere Rahmenbedingungen wurden nicht in Betracht gezogen.

Die Werke Ödon von Horvaths sind mir bekannt. Die Signifikanz seiner Naturbeschreibungen (Titel: Jugend ohne Gott ? Worauf beziehen Sie sich ?) und seinem durch den Ast erlittenen Tod will sich mir nicht erschließen.
Außerdem ist mir über die Häufung von Autoren mit Naturbeschreibungen und Toden durch herunterfallende Äste nichts bekannt.
Ihrer Argumentation folgend, hätten da ein Goethe oder Eichendorff ein weitaus höheres Risiko gehabt.
 

Hans Dunkelberg

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Giacomo_S schrieb:
Hans Dunkelberg schrieb:
Sehen Sie jetzt Ihre eigene Dünnbrettbohrerei?

Nicht wirklich. Oder überhaupt nicht.

(...)

Die Werke Ödon von Horvaths sind mir bekannt. Die Signifikanz seiner Naturbeschreibungen (Titel: Jugend ohne Gott ? Worauf beziehen Sie sich ?) und seinem durch den Ast erlittenen Tod will sich mir nicht erschließen.

Haben Sie`n Flatscreen?

Giacomo_S schrieb:
Außerdem ist mir über die Häufung von Autoren mit Naturbeschreibungen und Toden durch herunterfallende Äste nichts bekannt.
Ihrer Argumentation folgend, hätten da ein Goethe oder Eichendorff ein weitaus höheres Risiko gehabt.

Da ist was dran. Diese Leute standen offenbar in einem Bund mit Gott. Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, dass Goethe und Eichendorff besser auf sich aufgepasst haben, wenn sie draußen unterwegs waren.

Aber wenn Sie schon mit`m Goethe anfangen: Was halten Sie denn von seinem Gespür für Erdbeben? Was halten Sie davon, dass er nachts in Weimar wach lag und am Morgen zu seinen Freunden sagte, es müsse etwas passiert sein, eine große Naturkatastrophe oder etwas Ähnliches? Und was halten Sie davon, dass ihn seine Umgebung hänselte ("Goethe spintisiert mal wieder!"), bis nach ein paar Tagen - damals gab es ja noch kein Telefon - langsam die Meldungen von dem furchtbaren Erdbeben in Messina nach Weimar durchsickerten?

Erklären Sie sich das durch Elektromagnetismus? Oder womöglich sogar durch Zufall? Glauben Sie wirklich, dass Goethe sehr oft sowas gesagt hat?

Eigentlich faszinierend, nicht wahr? In Messina passiert ein furchtbares Erdbeben, und in Weimar lebt man in aller Seelenruhe weiter vor sich hin, einen Tag, zwei Tage, drei Tage - und dann macht`s auf einmal "Wusch", und meine Ruh` ist hin, mein Herz ist schwer, ich finde sie nimmer und nimmermehr.
 

Teufelchen

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historiker verfälschen die vergangenheit, die ideologen die zukunft

ich glaube wir werden nie die wahrheit erfahren und daher auch nich ob es zufall gibt oder nich

Teufelchen :twisted:
 

HeinrichDreier

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glurp

<<<Es hängt allein von uns ab ---- das Zentrum sind wir , da bin ich mir sicher

ich mir auch, denn alles ist in uns.


@
Teufelchen

<<<ich glaube wir werden nie die wahrheit erfahren und daher auch nich ob es zufall gibt oder nich

Du kannst es erfahren, wenn du willst, denn die Antwort ist schon in dir.
MfG
Heinrich
 

Giacomo_S

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Hans Dunkelberg schrieb:
Giacomo_S schrieb:
Außerdem ist mir über die Häufung von Autoren mit Naturbeschreibungen und Toden durch herunterfallende Äste nichts bekannt.
Ihrer Argumentation folgend, hätten da ein Goethe oder Eichendorff ein weitaus höheres Risiko gehabt.
Da ist was dran. Diese Leute standen offenbar in einem Bund mit Gott. Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, dass Goethe und Eichendorff besser auf sich aufgepasst haben, wenn sie draußen unterwegs waren.

Aha.
Die einen sehen sich der Unausweichlichkeit ihres Schicksals konfrontiert, die anderen nicht, denn: Sie haben einen Bund mit Gott.
So einfach ist das also.

Tut mir leid, Hans Dunkelberg, aber Deine ganze Argumentation ist nicht schlüssig. Wenn man sich seine Begründungen duch Ausnahmen nach Maß zurechtschustern kann, entbehrt dieserart gebildete Logik leider jeder Beweiskraft. Es ist dann ein Glauben an Axiome. Mit so einer Verfahrensweise läßt sich alles beweisen, auch das alle Kühe lila sind (die anderen hat Gott anders angemalt).

Hans Dunkelberg schrieb:
Aber wenn Sie schon mit`m Goethe anfangen: Was halten Sie denn von seinem Gespür für Erdbeben? Was halten Sie davon, dass er nachts in Weimar wach lag und am Morgen zu seinen Freunden sagte, es müsse etwas passiert sein, eine große Naturkatastrophe oder etwas Ähnliches? Und was halten Sie davon, dass ihn seine Umgebung hänselte ("Goethe spintisiert mal wieder!"), bis nach ein paar Tagen - damals gab es ja noch kein Telefon - langsam die Meldungen von dem furchtbaren Erdbeben in Messina nach Weimar durchsickerten?

Grundsätzlich halte ich so eine Wahrnehmung für denkbar. Sie widerspricht auch nicht zwingend fundamentalen Gesetzmäßigkeiten der Physik.
Bekannt sind ja auch ungewöhnliche Reaktionen von Tieren im Vorfeld von Erdbeben. Aber dafür sind auch naturwissenschaftliche Erklärungen möglich.
Jenseits dessen ist die Aussage Goethes viel zu allgemein, als das man hier von einer Signifikanz sprechen kann. Wenn ich jetzt sage: "Es muß etwas passiert sein", dann wird sich dafür immer eine Übereinstimmung finden lassen, weil weltweit immer "etwas passiert". Man kann das dann zurechtbiegen, wie es einem passt.

Das ist genauso wie mit selbsternannten Propheten wie Nostradamus.
Kryptisch, wie die Texte sind, lassen sie sich eben beliebig interpretieren.
Interessant ist dabei, daß alle Autoren, die ihn interpretieren, für ihre jeweilige Vergangenheit verblüffende Übereinstimmungen finden - leider aber nur bis zum jeweiligen Erscheinungsdatum ihres Werks. Machen wir uns doch mal den Spaß und lesen zwei Interpretationen, die damals eine Zukunft vorhersagten, die heute bereits Geschichte ist:

So sieht Kurt Allgeier 1982 bei Nostradamus u.a. folgendes vorausgesagt:

1987: Eine grosse Hungerkatastrophe sucht vor allem den Süden Europas heim. Die schlimmen Zustände lösen in Italien eine blutige Revolution aus. Anschlag auf den Papst, auf die Regierung. Im August bricht der Dritte Weltkrieg aus. Vielleicht noch im selben Jahr wird New York durch einen Atomangriff zerstört.
 
1988: Erdbebenkatastrophe im Mai bringt ein grosses Stadion oder Theater zum Einsturz. Das ist das Zeichen dafür, dass im Oktober die 3tägige Sonnenfinsternis stattfindet. 72 Stunden lang ist es völlig dunkel. Die Luft ist giftig, viele Menschen kommen ums Leben.
 
1989: Um diese Zeit mündet die Revolution in Italien in eine Diktatur. Das Christentum wird verboten, die Gläubigen blutig verfolgt...
 
1998: Die "kosmische Revolution" ist auf ihrem Höhepunkt. Die Erde beginnt zu torkeln und steht schliesslich schief. Die Erdachse ist gekippt, die Pole haben sich verlagert.

Z.T. ganz anderes schliesst N. Alexander Centurio fünf Jahre zuvor (1977) aus den Centurien des Nostradamus. Er sieht folgendes voraus:

Letztes Drittel des 20. Jahrhunders:
- Ein islamitischer Führer greift Spanien und Italien an.
- Anarchie im Mittelmeer.
- Frankreich von fünf Seiten überfallen.
- Die Vernichtung des Vatikans durch die arabische Aggression.
 
Gegen Ende dieses Jahrhunderts:
- Der atlantische Bruderkrieg beginnt.
- Eine anglikanische Aggressionsflotte naht sich la Rochelle. Letztes Friedensagebot.
- Die Aggressionsflotte läuft in die Girondemündung ein.
- Die Angelsachsen nehmen Südfrankreich in Besitz.
- Schwere Niederlagen Frankreichs durch das mit den anglikanischen Mächten verbündete Italien.
- Deutschland wird eine Monarchie.
- Krieg zwischen den USA und China.
- Der grosse Neptun (USA) vertreibt China aus dem Stillen Ozean.

Glaubst Du, das diese Vorkommnisse eingetreten sind, nur leider haben wir aber nichts davon erfahren ? Die Autoren haben Nostradamus nur falsch interpretiert ? Schön, gut, aber wo bleibt denn dann die Aussagekraft anderer Autoren, die wieder mal bei Nostradamus bis zum diesjährigen Erscheinungsjahr alle Entwicklungen so wunderbar bestätigt sahen ?
Richtig: sahen.
Alles andere ist reine Spekulation und das muß es auch sein: Es würde sonst das Prinzip der Kausalität, von Ursache und Wirkung, aushebeln.
 
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Bushist schrieb:
War hier schon mal einer in der Wüste und hat dort jemanden wiedergetroffen? Das wäre echter Zufall. Paris, JFK ect. sind doch Sammelpunkte. Das man sich dort trifft ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Mein Vater, Afrika-Fan, hat schon ein paar Mal die Sahara durchquert. Er macht das immer zusammen mit ein paar Freunden von ihm, wie er selbst alles Juristen. Bei einer Reise sind sie wirklich mitten im Niemandsland unterwegs (= alle 2-3 Tage mal ein anderes Auto), da sehen sie am Horizont ein Auto entgegenkommen. Als sie das Nummernschild erkennen können wundern sie sich schon mal: Ist aus unserer Heimatstadt! Sie halten nebeneinander und der Typ im anderen Auto ist ein ehemaliger Klient meines Vaters.

Andere Sache: Ein Freund von mir will seinen Kumpel in Berlin anrufen. Er nimmt den Hörer ab, aber es ertönt kein Freizeichen. Statt dessen sagt eine Stimme nur: "Hallo?" Und? Es war genau der Kumpel, den mein Freund eigentlich anrufen wollte. Der hatte in Berlin im selben Moment den Hörer abgenommen und auch kein Freizeichen gehört.
So kommt´s.
 

sillyLilly

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Andere Sache: Ein Freund von mir will seinen Kumpel in Berlin anrufen. Er nimmt den Hörer ab, aber es ertönt kein Freizeichen. Statt dessen sagt eine Stimme nur: "Hallo?" Und? Es war genau der Kumpel, den mein Freund eigentlich anrufen wollte. Der hatte in Berlin im selben Moment den Hörer abgenommen und auch kein Freizeichen gehört.
So kommt´s.

Wenn nochnichtmal jemand wählen brauchte --- dann ist das aber kein Zufalle sondern eher schon ein Wunder ;)

Namaste
Lilly
 

antimagnet

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wieso, der hat einfach abgehoben, genau in dem moment, als die leitung schon stand, aber das telefon noch nicht geklingelt hat....
 

-ayC-

Geselle
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Freizeichen ist doch das Tuten am Anfang, dass hiesse er habe noch nicht gewählt genau wie der erste "Anrufer".
Das klingt wirklich nach einem Wunder....

-ayC-
 

Milendra

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Zwei Arten von Zufall

Mir persönlich sind auhc shcon so viele unerklärliche "Zufälle "passiert.Ich hab auch viel darüber nachgedacht und glaube das es zwei arten von "Zufällen" gibt.Einmal den der nix mit dem schiksal zutun hat und einmal den der etwas damit zutun hat. ein einfacher zufall ,ein ereignis ist das keine wirkung auf das weitere leben hat,ein einmaliges ereignis was zwar überraschend,mysteriös und total unerklärlich ist (wie die saceh mit dem zusammentreffen mit der shculfreundin am flughafen),aber wie gesagt keine weitere manipulierende wirkung auf das leben desjeniegen hat der es erlebt.Dann gibt es noch den ZUfall der wirkung auf das leben hat,zwei leute treffen sich und zum beispiel verlieben sie sich oder irgendetwas anderes passiert mit ihnen....Man könnte sagen eine "schiksalshafte zufällige begegnung."
 

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