Angeblicher Doppelagent belastet Mzoudi schwer
Im zweiten Hamburger Terrorprozess hat heute der umstrittene Zeuge mit dem Decknamen "Zakeri" ausgesagt. Der angebliche iranische Ex-Geheimagent belastete den Angeklagten Mzoudi schwer.
AP
Abdelghani Mzoudi: Der Angeklagte stapfte durch den Schnee zum Gericht
Hamburg - Abdelghani Mzoudi soll nach Angaben des Zeugen in die Vorbereitung der Anschläge vom 11. September 2001 eingebunden gewesen sein. Der angebliche iranische Ex-Geheimagent sagte am Freitag vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht aus, Mzoudi sei "verantwortlich für einen Teil der Organisation" der Anschläge gewesen. Als Verbindungsmann des Terrornetzes al-Qaida sei Mzoudi für das Empfangen von Codes zuständig gewesen.
Diese Informationen stammten von einer sicheren Quelle in Iran, sagte der Zeuge. Den Namen des hochrangigen Funktionärs der Revolutionsgarden werde er aber nicht preisgeben. Über diesen Mann habe er auch erfahren, dass Mzoudi bereits im Jahr 1997 in einem Lager der al-Qaida in Iran eine dreimonatige Ausbildung durchlaufen habe. "Zakeri" hat sich nach eigenen Angaben bereits im Juli 2001 aus Iran abgesetzt. Seine Informationen über den Angeklagten habe er erst danach erhalten. "Ich kenne Mzoudi nicht und habe ihn nie gesehen", räumte der Zeuge ein.
"Zakeri" hatte bei einer Vernehmung durch Beamte des Bundeskriminalamtes ausgesagt, Iran sei der Urheber der Anschläge vom 11. September gewesen. Auch im Zeugenstand berichtete er über enge Verbindungen der Führung in Teheran mit al-Qaida. So habe der stellvertretende Chef der iranischen Revolutionsgarden am 16. Dezember 2003 mit iranischen Geheimdienstmitarbeitern und einem ranghohen Verbindungsmann der al-Qaida einen Mordplan zur Beseitigung Mzoudis erörtert. So sollte laut "Zakeri" verhindert werden, dass Mzoudi Informationen über bisher nicht bekannte Hintermänner der Anschläge weitergibt.
Während sich einige frühere Zeugen mit Perücken oder Sonnenbrillen unkenntlich gemacht hatten, erschien "Zakeri" ohne Verkleidung in einem eleganten grauen Anzug. Die Fragen des Vorsitzenden Richters Klaus Rühle wurden dem Zeugen durch einen Dolmetscher übersetzt. Der Richter hatte allerdings Mühe, vom Zeugen Informationen über den Angeklagten zu bekommen. Nach mehreren Widersprüchen und unverständlichen Satzteilen in der Aussage meinte Rühle: "Ich verstehe Sie nicht. Ich weiß nicht, ob sie sich bewusst unklar ausdrücken."
"Zakeri" berichtete in seiner Aussage auch von der Ausbildung von Terroristen in Iran. Demnach werden in einem Camp 38 Kilometer nordöstlich von Teheran Freiwillige für Terroranschläge oder Flugzeugentführungen trainiert. Im Jahr 1998 sei auch der spätere Todespilot vom 11. September 2001, Ziad Jarrah, dort gewesen.
Der iranische Außenminister Kamal Kharazzi hatte "Zakeri" vor wenigen Tagen als "Schwindler" bezeichnet, der nie Agent des iranischen Nachrichtendienstes gewesen sei und "solche Geschichten aufbringt, um damit Geld zu machen". Der Zeuge wies diese Darstellung am Freitag nochmals zurück und berichtete, der Bundesnachrichtendienst habe ihm für jede Befragung 1000 Euro geboten. "Das empfand ich als Beleidigung. Ich wollte überhaupt nicht", sagte er.
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