Iran überprüft Hauptstadtverlegung

streicher

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Das Erdbeben hat seine Spuren in der nationalen und internationalen Politik hinterlassen. Die Hauptstadt Teheran liegt an einer tektonischen Bruchstelle; ein Erdbeben sei in relativ naher Zukunft zu erwarten - mit katastrophalen Folgen. Experten befürchten über eine Million Tote, wenn Teheran eine Erdbeben wie dasjenige in Bam treffen würde. Eine Entscheidung darüber, ob Teheran in ein erdbebenarmes Gebiet verlagert wird, soll bis zum Persischen Neujahr am 21. März getroffen werden.
Und nun nehme man einen Atlas in die Hand und sehe auf einer 'Karte über Plattentektonik und Erdbeben' nach.
Iran prüft Hauptstadtverlegung
 

Kendrior

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Wie will man denn eine ganze Stadt verlegen? Wenn, dann doch wohl nur die Regierung und der Beamtenapparat, aber die arme Bevölkerung wird doch wohl kaum KOMPLETT evakuiert, oder nicht? 8O
Ich kann mir schwer vorstellen wie man Millionen Menschen einfach mal eben in ein anderes Gebiet umziehen lassen will...
 

blur

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Mehr als eine Million Tote befürchten Experten, wenn ein Erdbeben wie in Bam die iranische Zwölf-Millionen-Metropole Teheran treffen würde. Die Regierung prüft deshalb, die Hauptstadt kurzerhand an eine andere Stelle zu verlegen.
Demnach scheint es so als wollten sie tatsächlich die ganze Hauptstadt verlegen und nicht nur die Regierung.
Wenn ein großes Erdbeben in naher Zukunft erwartet wird, halte ich das allerdings für kaum machbar. Eine Stadt mit 12 Millionen Einwohnern kann man nicht mal so eben umlegen.
 

Hans Dunkelberg

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Ich weiss nicht, was es bringen soll, Teheran zu verlegen. Soweit ich mich erinnere, verlaeuft die Bruchlinie sowieso ein Stueck noerdlich von Teheran am Suedufer des Kaspischen Meeres. Und Bam hat ja gezeigt, dass im Iran praktisch jeder Punkt getroffen werden kann.

Sinnvoller waere es, Teheran umzubauen. Also an Stelle der jetzigen Haeuser neue, erdbebensichere zu errichten.

Aber das wuerde wahrscheinlich mehr Geld verschlingen und dadurch auch mehr auslaendische Hilfe erfordern als eine blosse Verlegung, und da man ja gerade so lustig dabei ist, sich mit dem amerikanischen Erzfeind zu raufen, kommt das ungelegen.

Brasilien hat unterdessen auch schon mal eine komplette Grossstadt mitten im Urwald aus dem Boden gestampft (Brasilia, versteht sich), und genauso hat es die Sowjetunion in Sibirien getan.

Dass aber eine Stadt, zumal eine Hauptstadt, planmaessig aufgegeben worden waere, ist mir aus der Weltgeschichte bisher nicht bekannt. Ich weiss nur, dass von Troja, Persepolis, Ktesiphon, Karthago, Ninive, Uruk, Ur, Halappa, Mohenjo-Daro, Angkor nichts mehr uebrig geblieben ist - dass die Einwohner aber in irgendeinem dieser Faelle angewiesen worden seien, die Stadt zu verlassen, wage ich zu bezweifeln. Wie will man das denn ueberhaupt durchfuehren? Solange im heutigen Teheran noch irgendwelche Ruinen stehen, wird es immer Leute geben, die sich dort niederlassen, und so lange wird man ihnen dort auch eine gewisse Infrastruktur zur Verfuegung stellen muessen. Ergo: Teheran wird nicht verschwinden, sondern ein Aufhaenger fuer eine neue Weltordnung, in anderen Worten: eine neue Weltwirtschaftsordnung werden.
 

streicher

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Gibt es im Iran überhaupt ein erdbebensicheres Gebiet? Teheran liegt nicht direkt auf einer Spalte. Im Süden ist die tektonische Bruchstelle jedoch weiter entfernt als im Norden. Denkt die Regierung in Teheran möglicherweise auch an eine weitere Möglichkeit, nämlich die Hauptstadt nicht nur von Punkt zu Punkt zu verlegen (die Stadt hat als 12 Millionen Einwohner), sondern die Bevölkerung zu 'verteilen'?

Hans Dunkelbert: Brasilien hat unterdessen auch schon mal eine komplette Grossstadt mitten im Urwald aus dem Boden gestampft (...)
Brasilia hat heute in etwa eine Million Einwohner und liegt mitten im Urwald. Das ist eine beachtliche, beinahe aber auch eine absurde Leistung. Kennst du die Gründe für diese 'Unternehmung'?
 

forcemagick

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ich denke auch es macht wenig sinn die stadt zu verlegen... mal abgesehen davon, das es technisch schlicht nicht möglich sein dürfte.

das einzig sinnvolle und wohl auch kostenmäßig zu realisierende vorhaben dürfte wohl ein umbau sein... so schnell wie möglich so viel wie möglich umbauten und erdbebensichere neubauten vornehmen wie es nur geht....
 

Rosskeule

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Erfolgreiche Konzeption von Hauptstadt-Neubauten im 20. Jahrhundert:
- Canberra
- Bahia

"Erfolgreiche" Umsiedlung von mehreren Millionen Menschen:
-Dreischluchendamm

Beim letzten Bespiel sollte man bloß nicht an das "wie" denken und ohne es weiter auszudiskutieren, ist der Umzug von Teheran dagegen weder unmöglich, noch besonders bemerkenswert.

Im Gegenteil, freuen wir uns jetzt schon auf die neue Architektur der Verwaltungs-, Regierungs- und Repräsentationsviertel mit ihren geometrischen Straßen. Da lässt sich bestimmt wieder so mancher Blickfluchtwinkel und so manches pyramidenförmige Dach für allerlei unterhaltsame Threads hier ausschlachten ...

Nachtigall, ick hör Dir trapsen ... "Illus verlegen ihren Weltsitz von Karlsruhe nach Teheran", während die Bevölkerung in Plattenbauten an der Peripherie untergebracht wird oder auf dem Haufen Backsteinen ihrer alten Häuser hockt, weil die Umzugshilfen in den Hosentaschen einiger Lokalhonorationen verschwunden ist ...
 

Hans Dunkelberg

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streicher schrieb:
Brasilia hat heute in etwa eine Million Einwohner und liegt mitten im Urwald. (...) Kennst du die Gründe für diese 'Unternehmung'?
Die brasilianische Regierung wollte in den fuenfziger Jahren, dass das Amazonasgebiet erschlossen und seine vermutete ungeheuerliche Fruchtbarkeit zur Grundlage fuer ein sowohl demo- wie geographisch ausgewogenes Land wird.

Die vermeintliche Fruchtbarkeit des tropischen Regenwaldes hat sich unterdessen als optische Taeuschung herausgestellt (eigentlich seltsam, dass man das vorher offenbar noch von nirgendwo her wusste!), waehrend Rio de Janeiro noch immer die heimliche Hauptstadt ist und seine Elendsviertel so gross sind wie nie...

Immerhin hat Brasilien aber durch seine neue Hauptstadt einen gewissen Hauch von Weltlaeufigkeit und Reichtum bekommen - die wichtigsten Repraesentationsbauten wurden von LeCorbusier entworfen -, und wer weiss, ob das dem Land nicht vielleicht ueber lange Zeit doch noch viel bringt.
 

Hans Dunkelberg

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Rosskeule schrieb:
"Erfolgreiche" Umsiedlung von mehreren Millionen Menschen:
-Dreischluchendamm
1,9 bis 2 Millionen wurden fuer den Dreischluchtenstaudamm umgesiedelt.

In Indonesien wurden allerdings - ueber mehrere Jahrzehnte - ungefaehr 10 Millionen Personen von Java auf andere Inseln zwangsumgesiedelt.

Teheran hat 10 bis 12 Millionen Einwohner.
 

Ihlenam

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Ich verstehe nicht, wieso gerade jetzt eine Erdbebengefahr für Teheran besteht, bisher hat es ja schließlich auch keines gegeben; die Wahrscheinlichkeit ist weder höher noch geringer als vor dem anderen Beben.

Übrigens hat man am Beispiel Brasilia gesehen, das Städteneugründung nicht unbedingt "erfolgreich" sein müssen; Brasilia (insbesondere die Regierungsgebäude) stehen schon seit Gründung zum größten Teil leer...
eine immense Geldverschwendung.
 

Devon

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Falsch, Theran und die gesamte Arabische östliche Halbinsel, liegen auf einer geotektonischen Bruchlinie und es ist nur eine Frage der Zeit bis ein solches Erdbeben wieder kommt.

Anstatt die Hauptstadt zu verlegen, sollten die mal bessere Häuser bauen. Und solche stürzen auch nicht bei einem Beben der Stärke 5-6 nicht ein.

Ist das gleiche wie die Amis, bauen hauptsächlich ich Einfamilienhäuser aus Holz und wundern sich dann, wenn ein Wirbelsturm die zerstört.
 

Hans Dunkelberg

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Bei einem Beben von der Staerke und geographischen Unguenstigkeit desjenigen in Bam / Iran mit ueber 35000 Toten sterben in Kalifornien vielleicht zehn Leute, in Japan null. Denn Japan ist auf seinem ganzen Gebiet stark erdbebengefaehrdet, wodurch sich wohl die entsprechenden Bauvorschriften politisch haben durchsetzen lassen.
 

Ihlenam

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Mag sein, aber woher soll der Iran das Geld für solche Sanierungen nehmen (wenn nicht stehlen)?
 

Hans Dunkelberg

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Er sollte einen internationalen Spendenaufruf starten, damit durch eine aehnliche Aktion wie die Verlegung von Abu Simbel die Bevoelkerung von Teheran aus der Gefahr geholt werden kann.
 

InsularMind

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Schwierig zu verwirklichen, schätze ich mal. Ich glaube nicht, dass es unmachbar wäre.

Man könnte sich eine allmähliche Verlagerung vorstellen, aber die ärmeren Leute würden darunter doch nur wieder den Kürzeren ziehen, oder im Endeffekt noch um ihr weniges Land betrogen werden -- ich nehme mal frei nicht an, dass in Teheran nur Heilige zuhause sind.

Erdbeben - taugliche Gebäude sind vielleicht eher machbar, bautechnisch könnte man sich mit den Japanern poolen, die haben da jede Menge Erfahrung und praktikable Lösungen zur optimierten Sicherheit / Statik gefunden.
Finanzhilfen werden wohl nicht zu umgehen sein, egal ob Erbebenabsicherung oder Versetzung der Stadt, klar.

Dass Iran die amerikanische Hilfe für Bam annahm, fand ich ein gutes Zeichen, hoffentlich lässt sich daraus wieder eine auftauendere Gesprächsbasis formen, und auch daher wäre Hilfe für ne insgesamt bautechnische Verbesserung in dem Gebiet schon eher denkbar.
Ob es großartig nützen würde, die Stadt zu verlegen, bleibt streitbar, ja, denn Erdbeben finden nun mal nicht immer ausgerechnet haargenau auf der tektonischen Grenzzone statt.
Das kann auch mal weiter davon entfernt passieren, wenn sich Grenzzonen erweitern oder Bruchteile bilden, bzw. kaum noch aktive Stellen wieder neu beleben.

Auch uns könnte so ein Szenario irgendwann um den Hohenzollern - Graben blühen.
 

Hans Dunkelberg

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Der Iran ist ja so schon abgeschottet genug. Da koennten ihm die Hersteller von moderner Bautechnologie Blaupausen ihrer Plaene schicken, ohne ein Risiko einzugehen, dass dadurch irgendeine Konkurrenz erstarkt. Und wenn doch jemand was verschwinden laesst, gibt`s halt ein Boembchen.
 

Leviathan

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In Tehran (und besonders in der politisch-religiösen Führungsschicht) ist die Angst vor einer amerikanischen Invasion um einiges grösser als vor einem Erdbeben.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die US-Regierung mit aller Macht versuchen wird, den Iran zu amerikanisieren. Die Empire Builders von der AIPAC, PNAC, AEI usw. haben da ziemlich deutliche Pläne:
http://www.aei.org/news/newsID.19645,filter./news_detail.asp

Vielleicht wurde ja auch deshalb die Oscarverleihung 2004 auf 29. Februar vorverlegt - mit der fadenscheinigen Begründen, man könne im Februar höhere Einschaltquoten erreichen als im März. Der März ist aber auch als idealer Kriegsbeginns-Monat für die Region bekannt. Man darf also gespannt sein.
 

Fry

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Ihlenam schrieb:
Ich verstehe nicht, wieso gerade jetzt eine Erdbebengefahr für Teheran besteht, bisher hat es ja schließlich auch keines gegeben;

Ich bin in Teheran geboren, und habe ein etw. stärkeres Erdbeben wärend den Fussballweltmeisterschaften 90 mit erlebt. Da war ich noch ein kleines Kind und hab nicht viel mitbekommen, aber das soll auch schon recht schlimm gewesen sein, wie mir erzählt wurde.

Desweiteren muss ich sagen das bei einem Erdbeben in Teheran mit der Stärke von dem Erdbeben in Bam mehrere Millionen Menschen das Leben Kosten würde und nicht etwa 1.

Das Problem ist das dort 5 Stöckige Häuder dicht an dicht über tausende km² das Land bedecken. Das überlebt dort niemand.
Die Straße in der wir gewohnt haben, ist Wohnsitz von einer Million Menschen! Eine Straße - eine Million Menschen, sowas kann sich in Deutschland keiner vorstellen.

Dabei handelt es sich nicht um Hütten oder Schlumms wir in Mexiko Stadt sondern um richtige Häuser.


Ein Erdbeben in Teheran würde das ganze Land in Chaos stürzen, Mehrere Millionen Toten bei über 60 Millionen Einwohner, das ist ein sehr großer Teil, was noch dazu kommt ist das ausser den 10 Millionen die in Teheran Leben, ca. 2-3 Millionen Menschen jeden Tag dort zur Arbeit fahren müssen...Menschlich und Wirtschaftlich, würde das ganze Land den Bach untregehen!
 

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