Globales Artensterben; stärker als erwartet!

streicher

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Dass weltweit Tausende, ja Zehntausende von Arten aussterben, wird beinahe wie selbstverständlich hingenommen bzw. bekommt noch lange nicht so viel Aufmerksamkeit wie der Klimawandel. Jedes Jahr verschwinden bis zu 58.000 Tierarten

Nun wird hierzulande diskutiert, denn laut einer Studie ist die Masse an Insekten um drei Viertel innerhalb weniger Jahrzehnte gesunken. Zahl der Insekten um 75 Prozent gesunken.

Manche Zeitgenossen mögen sich darüber freuen: Die Windschutzscheibe bleibt länger sauber, und das hektische Gefuchtel an der sommerlichen Kuchentafel auf der Terrasse könnte demnächst weniger heftig ausfallen. Für die biologische Vielfalt jedoch ist das eine schlechte Nachricht.
Weniger Bienen, Fliegen, Schmetterlinge
Dramatischer Rückgang der Fluginsekten
Grund sind unter anderem hochwirksame Insektizide.
Und den Vögeln fehlt die Nahrung...
 

Telepathetic

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Das RWI Essen schreibt in ihrer "Unstatistik des Monats" zu den 80% Insektensterbens:
Woher kommt aber die Zahl „80 Prozent“? Sie stammt wohl aus einer Studie im Orbroicher Bruch, einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld, wo man 1989 und 2013 jeweils zwei sogenannte Malaise-Fallen aufgestellt hat. Die Insekten fliegen in ein kleines Zelt und landen in einer Fangflasche mit hochprozentigem Alkohol. Die Falle wurde wöchentlich geleert und die toten Insekten gewogen. Über einem Zeitraum von 24 Wochen fand man 1989 insgesamt pro Falle etwa 1270g Biomasse und 2013 nur 280g – also fast 80% weniger. Die Krefelder Insektenforscher sehen allerdings die Grenzen ihrer Studie: die veröffentlichten Daten betreffen nur diese beiden Jahre (die Daten für die Jahre dazwischen wurden bisher nicht publiziert) und man kann über die Zeit zuvor und danach wenig aussagen; die Falle fängt im wesentlichen nur flugaktive Insekten, nicht jene die nur krabbeln; und der Rückgang gilt für die Messpunkte im Orbroicher Bruch und nicht für ganz Deutschland.
http://www.rwi-essen.de/unstatistik/70/

Dann folgt die Aussage, dass die genannte Studie eben nicht von allen Insekten in ganz Deutschland spricht.

Aber die Wissenschaftler vom RWI sehen gute Hinweise, dass Insektenarten durch Überdüngung, Pestizide und Monokulturen seltener vorkommen.

Der wissenschaftliche Blog "ScienceFiles" hat sich der Studie, die einen Rückgang der Insektenbiomasse um 75% herausgearbeitet hat, angenommen.

Kernaussagen sind:

1.) Die Studie verfügt über keine longitudinalen Daten, d.h. über Daten, die an den selben Orten zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen worden sind. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Menge der Stichproben an einem Ort zu gering, um Aussagen machen zu können, die für den gesamten Zeitraum von 27 Jahren gelten.

2.) Die Daten sind in lediglich drei Bundesländern aufgenommen worden, weswegen sie nicht repräsentativ für alle Bundesländer sein können.

3.) Es sind nicht einmal an allen Messstationen Rückgänge verzeichnet worden.

4.) Die 75% sind durch Subtraktion aller Daten der Daten entstanden, das Insektensterben ist als ein linearer Prozess aufgefasst worden und wenn die Daten an anderer Stelle voneinander abgezogen werden, dann kommt dabei eine geringere Prozentzahl heraus.

5.) Die Studie gibt keine Informationen her, weshalb die Insekten sterben.

6.) ScienceFiles würde aufgrund der genannten Daten zwar auch einen Rückgang sehen, aber das Ergebnis wäre weniger dramatisch und damit weniger medienwirksam und damit weniger politisch verwertbar.

[Ich habe mich auf die in meinen Augen wichtigsten Kernaussagen beschränkt. Kann auch sein, dass ich Kernaussagen übersehen habe.]


Ein paar Tage nach dem Artikel auf ScienceFiles ist in dem Blog ein weiterer Artikel veröffentlicht worden, in dem die Autoren darauf verweisen, dass das RWI in einer weiteren Unstatistik ScienceFiles bestätigt.

Jedoch war keine einzige dieser 63 Fallen über den gesamten Zeitraum an einem Ort aufgestellt. Stattdessen – wie die Autoren der Studie selbstkritisch anmerken – wechselten viele Standorte von Jahr zu Jahr. An den meisten Standorten wurde keine einzige Wiederholungsmessung durchgeführt.

Genauso wichtig für die Bewertung der „76 Prozent“ ist aber auch ein allgemeines Prinzip des kritischen Denkens: Jede berichtete Abnahme zwischen zwei Zeitpunkten hängt davon ab, welchen Anfangszeitpunkt man wählt. Dies gilt besonders bei drastisch schwankenden Werten, wie bei Börsenkursen und Biomassen von Insekten. Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen. Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen – eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet. Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen.
 

streicher

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Was wollten die Krefelder Forscher erreichen? Wollten sie den Blick auf ein Phänomen lenken, dass nicht nachgewiesen ist? Oder darf man auch diese Studie, mit ihren methodischen Mängeln trotzdem noch als Hinweis darauf sehen, dass die Zahl der Insekten (insbesondere Fluginsekten) in Deutschland abnehmen?

Zu den Aussagen des RWI:
Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen.
Wie kommt jetzt das RWI auf die 30%? Ist das ein Bezug auf die kritisierte Studie?

Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen – eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet. Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen.
30% ist allerdings auch alarmierend, insbesondere wenn es sich im Jahre 1991 um ein "Börsenhoch" handelt.

Und jetzt beziehe ich mich auf den Artikel vom NABU:
Alleine im Großraum Krefeld sind mehr als 60 Prozent der ursprünglich dort heimischen Hummelarten ausgestorben, in Düsseldorf sind es 58 Prozent der Tagfalterarten.
Ab wann gilt eine Art in einem Raum als ausgestorben? Darf sie in einem bestimmten Zeitraum nicht mehr gesichtet werden?

Grundsätzlich würde ich mich aber auch fragen, was man als Hinweise dafür sehen darf, dass die Anzahl der Insekten tatsächlich zurückgeht. Keiner mehr würde wohl die Hand dafür ins Feuer legen, dass sie in der BRD an Masse zunehmen und die Anzahl der Arten stagniert.
Wissenschaftliche Methoden sind eines, nicht unwichtig fände ich auch die Auswertung von Aussagen von Leuten, die zum Beispiel diese Jahrzehnte am selben Ort erlebt haben. Oder die Erfahrung der Imker.

Dass Monokulturen in der Landwirtschaft für die Insektenwelt beeinträchtigend sind, ebenso der Einsatz von Insektiziden, wird wohl auch niemand bestreiten. Phänomenal scheint auch, dass sich Bienenvölker in einer Stadt leichter tun können als in manch Agrarraum.

Dies in solideren Zahlen zu kleiden, wird wohl eine Herausforderung bleiben. Vielleicht ist die Forschung der Krefelder ein Hinweis darauf, dass dem in Zukunft mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, denn ein Verlust von Biodiversität ist praktisch unumkehrbar.
 

Telepathetic

Großmeister
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streicher schrieb:
Was wollten die Krefelder Forscher erreichen? Wollten sie den Blick auf ein Phänomen lenken, dass nicht nachgewiesen ist? Oder darf man auch diese Studie, mit ihren methodischen Mängeln trotzdem noch als Hinweis darauf sehen, dass die Zahl der Insekten (insbesondere Fluginsekten) in Deutschland abnehmen?
Den Blick auf eine Entwicklung lenken und Hinweise geben ist etwas anderes, als Panik machen und den Weltuntergang zu datieren. Ich weiß, dass der Weltuntergang nicht explizit in Artikeln über das Artensterben mitthematisiert worden ist (und wenn doch, dann habe ich es schlicht vergessen).

streicher schrieb:
Zu den Aussagen des RWI:
Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen.
Wie kommt jetzt das RWI auf die 30%? Ist das ein Bezug auf die kritisierte Studie?
Der Bezug sollte vorhanden sein, das RWI hätte auch einen anderen Anfangspunkt wählen können, dann wären es vielleicht 90 Prozent weniger Insekten gewesen. Es ging in dem Artikel auch darum zu zeigen, wie eine Statistik medial verwertet werden kann.

streicher schrieb:
Ab wann gilt eine Art in einem Raum als ausgestorben? Darf sie in einem bestimmten Zeitraum nicht mehr gesichtet werden?
Klingt sinnvoll. Zeiträume müßten über dem üblichen Zeitraum liegen, in dem eine Art von Natur aus weniger wird, bzw. verschwindet. Wenn ich mich recht erinnere, dann unterliegen die natürlichen Populationen einer bestimmten Insektenart natürlichen Schwankungen, weil die Nachkommen noch unter der Erde reifen, während die Elterngeneration bereits größtenteils gestorben ist. Außerdem kann es zu besonders kalten Wintern kommen, die die Nachfahren, die in der Erde am Reifen sind, teilweise erfrieren lässt.

streicher schrieb:
Wissenschaftliche Methoden sind eines, nicht unwichtig fände ich auch die Auswertung von Aussagen von Leuten, die zum Beispiel diese Jahrzehnte am selben Ort erlebt haben. Oder die Erfahrung der Imker.
Oder der Bauern oder allgemein von Leuten, die viel Zeit in und mit der Natur verbringen.

streicher schrieb:
Dass Monokulturen in der Landwirtschaft für die Insektenwelt beeinträchtigend sind, ebenso der Einsatz von Insektiziden, wird wohl auch niemand bestreiten. Phänomenal scheint auch, dass sich Bienenvölker in einer Stadt leichter tun können als in manch Agrarraum.
Ist deswegen nicht die Zwei-, bzw. Vierfelderwirtschaft eingeführt worden? Es liegt immer mindestens ein Feld brach, um sich auf natürliche Weise regenerieren zu können, während die anderen Felder benutzt werden.

streicher schrieb:
denn ein Verlust von Biodiversität ist praktisch unumkehrbar.
Ist es sicher, dass der Verlust von Tierarten wirklich so einen tiefgreifenden Einfluß auf die Biosphäre hat?

Mir scheint, dass der Versuch sozusagen einen Schnappschuß der momentanen Erdverfassung für die Ewigkeit zu erhalten, gelinde gesagt vermessen ist, nicht zuletzt, weil mancher Mensch (wie z.B. Jeremy Rifkin) der Ansicht zu sein scheint, die Erdentwicklung steuern zu können und daher fordert, dass zukünftigen Generationen das Bewußtsein ein Teil der planetaren Biosphäre zu sein anerzogen werden soll. Okay. Wie soll das funktionieren? Derselbe Mensch, der mit Gemeinschaften, die größer sind als ein paar hundert Leute, überfordert ist, soll dazu erzogen werden, ein planetares Bewußtsein zu entwickeln? Also, ich finde ja schon das normale New Age-/Kosmischer Jesus-Weltbild für äußerst bedenklich und irreführend. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.
 

streicher

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Telepathetic: Den Blick auf eine Entwicklung lenken und Hinweise geben ist etwas anderes, als Panik machen und den Weltuntergang zu datieren. Ich weiß, dass der Weltuntergang nicht explizit in Artikeln über das Artensterben mitthematisiert worden ist (und wenn doch, dann habe ich es schlicht vergessen).
Okay. Eines sollte klar sein: Die Welt geht nicht unter, und letztlich kommt die Natur ohne uns aus. Die Frage ist freilich, welche Motivation die Panikmache hat. Ist es letztendlich nur die Sorge um die eigene Zukunft bzw. die eigene Art?

Ist es sicher, dass der Verlust von Tierarten wirklich so einen tiefgreifenden Einfluß auf die Biosphäre hat?
Da würde ich sagen, dass das Aussterben einer bedeutenderen Art (also verbreiteter zum Beispiel als der Bad Segeberger Höhlenkäfer) einen Treppeneffekt nach sich zieht, da wir in der Natur komplexe Vorgänge vorfinden. Oder das Zurückgehen einer Gruppe (Fische) zieht nach sich, dass die Quallen sich stärker ausbreiten können.

Es ging in dem Artikel auch darum zu zeigen, wie eine Statistik medial verwertet werden kann.
Und darum, dass es wichtig ist, dass genau und nachvollziehbar gezeigt wird, wie man zu den Daten gekommen ist.
Das Artensterben gehört jedoch allerdings auf die Agenda, wie es auch der Klimawandel schon ist.

Ist deswegen nicht die Zwei-, bzw. Vierfelderwirtschaft eingeführt worden? Es liegt immer mindestens ein Feld brach, um sich auf natürliche Weise regenerieren zu können, während die anderen Felder benutzt werden.
Und die hat eine lange Tradition.
Schonend und nicht so intensiv ist auch die Die Mischkultur- ein Anbauprinzip für Gemüse nach dem Vorbild der Natur.

weil mancher Mensch (wie z.B. Jeremy Rifkin) der Ansicht zu sein scheint, die Erdentwicklung steuern zu können und daher fordert, dass zukünftigen Generationen das Bewußtsein ein Teil der planetaren Biosphäre zu sein anerzogen werden soll. Okay. Wie soll das funktionieren? Derselbe Mensch, der mit Gemeinschaften, die größer sind als ein paar hundert Leute, überfordert ist, soll dazu erzogen werden, ein planetares Bewußtsein zu entwickeln?
Wäre ja auch nicht wirklich etwas neues, denn Religionen haben auch schon ein Weltsichten vermittelt und einen Weltuntergang schon beinahe beschworen. Das planetare Bewusstsein bekommt vielleicht sogar ein wenig eine religiöse Konnotation.
Aber vielleicht ist, auch aus deinen Ausführungen, ein anderes Problem erkennbar. Wir haben unheimlich große Systeme - Staaten, Unternehmen, Gemeinschaften - die sehr stark miteinander verflochten sind, die zum Teil auch praktisch unkontrollierbar sind oder riesige Macht haben (Big Data), die kaum überblickbar sind, auch kaum zu bändigen. Vielleicht wäre eine gewisse Rückbesinnung auf kleinere Einheiten gar nicht so von Übel.
 

Telepathetic

Großmeister
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streicher schrieb:
Okay. Eines sollte klar sein: Die Welt geht nicht unter, und letztlich kommt die Natur ohne uns aus. Die Frage ist freilich, welche Motivation die Panikmache hat. Ist es letztendlich nur die Sorge um die eigene Zukunft bzw. die eigene Art?
Ich bin fest überzeugt davon, dass die Sorge um die eigene Zukunft eine große Rolle spielt. Ich würde ja gerne glauben, dass sich jemand tatsächlich aus komplett uneigennützigen Motiven für das Artensterben und generell für die Auswirkungen der Umweltverschmutzung interessiert. Aber im Endeffekt lautet die Grundwarnung immer: "wenn wir so weitermachen, dann berauben wir uns selbst unserer Lebensgrundlagen". Und selbst der Altruismus weist egoistische (<- in einem positiven Sinne gemeint) Züge auf. Helfe ich anderen, wirkt sich das auch auf mich aus. Ich fühle mich besser, weil ich die Dankbarkeit der anderen fühle, oder weil ich eben doch auch was Materielles, etwas Praktisches zurückbekomme.

Was wäre, wenn die Spezies "Mensch" tatsächlich auch nur eine begrenzte Zeit auf diesem Planeten hat? Was ist, wenn das Artensterben eben über kurz oder lang auch die Menschheit erfasst und der erbitterte Kampf gegen das Sterben nichts weiter ist als ein Aufschieben des Unvermeidlichen? (Kurz vom Thema weg: Was ist, wenn dasselbe für Identitäten im Allgemeinen, nationale Identitäten im Speziellen gilt?)

streicher schrieb:
Tele schrieb:
Ist es sicher, dass der Verlust von Tierarten wirklich so einen tiefgreifenden Einfluß auf die Biosphäre hat?
Da würde ich sagen, dass das Aussterben einer bedeutenderen Art (also verbreiteter zum Beispiel als der Bad Segeberger Höhlenkäfer) einen Treppeneffekt nach sich zieht, da wir in der Natur komplexe Vorgänge vorfinden. Oder das Zurückgehen einer Gruppe (Fische) zieht nach sich, dass die Quallen sich stärker ausbreiten können.
Dazu fällt mir eine Passage aus einem Buch ein "Das geheime Leben der Bäume - Was sie fühlen, wie sie kommunizieren" von Peter Wohlleben (ich habe nur mal reingeblättert), da ging es um die Strategie von Eichbäumen, die die Menge an Widschweinen verkleinern soll. Ich habe aber in der Zwischenzeit wieder vergessen, wie die Strategie funktioniert. Wenn die Natur Strategien anwendet, um eine bestimmte Balance ungefähr einzuhalten und der Mensch ein Teil der Natur ist, dann würde das ja auch bedeuten, dass die Natur der zu großen Ausbreitung des Menschen einen Grenze setzen würde. Nach deren Überschreitung würde die Natur die Zahl der Menschen wieder auf einen Stand unterhalb dieser Grenze bringen wollen. Wenn der Mensch ein Teil der Natur ist, dann würde aber auch sein Wirken in der Natur unbewußt dieser Voreinstellung folgen. Der Mensch würde auf seine Art anderen Spezies Grenzen setzen, damit eine bestimmte Balance ungefähr eingehalten wird. Das wirft für mich wiederum die Frage auf, ob der Mensch in seinem panischen Bestreben sich selbst, die Natur, die Umwelt, das Klima, gar die komplette Erde schützen zu wollen, nicht vielleicht sogar dem Programm der Natur entgegenwirkt, so dass die Natur umso aggressiver gegenhalten muß. Oder aber das Bestreben zu schützen, folgt genau diesem Programm. Was ich damit sagen will, ist dass der Mensch im Endeffekt nicht zu sagen vermag, was Sache ist und ich befürchte, dass all die Programme, und das massive Umverteilen von Steuern, das "Gelddrucken" und die ständigen Versuche und Aufrufe nach "Einheit" (siehe Papst Franziskus, der Kritischsein in Sachen Klimawandel für pervers erklärt hat oder die Dauerpropaganda gegen Sezessionen wie den Brexit und die Gewalt der spanischen Zentralregierung gegen die Sezessionisten in Katalonien) im Endeffekt mehr Schaden hervorrufen als das sie durch und durch, also nicht nur an der Oberfläche, Gutes bewirken.

streicher schrieb:
Es ging in dem Artikel auch darum zu zeigen, wie eine Statistik medial verwertet werden kann.
Und darum, dass es wichtig ist, dass genau und nachvollziehbar gezeigt wird, wie man zu den Daten gekommen ist.
Ja, unbedingt.

streicher schrieb:
Aber vielleicht ist, auch aus deinen Ausführungen, ein anderes Problem erkennbar. Wir haben unheimlich große Systeme - Staaten, Unternehmen, Gemeinschaften - die sehr stark miteinander verflochten sind, die zum Teil auch praktisch unkontrollierbar sind oder riesige Macht haben (Big Data), die kaum überblickbar sind, auch kaum zu bändigen. Vielleicht wäre eine gewisse Rückbesinnung auf kleinere Einheiten gar nicht so von Übel.
Dieser Meinung bin ich. Vor Ort lernt man seine Mitmenschen nach und nach kennen. Bis man sich einigermaßen gut kennt und so zusammenwächst, dass man ein gefühltes Vertrauen stärker wird, vergehen meiner Erfahrung nach Jahre. Und die Politiker vor Ort, selbst wenn ich sie nicht häufig zu Gesicht bekomme, so sind sie doch auch im Ort bekannt, und man kann sich über sie ein besseres Bild machen, als über Politiker, die irgendwo weit weg leben und die viel Geld dafür ausgeben, damit ihre Medienpräsenz einem bestimmten Image entspricht. Die Person dahinter wird einem kaum erkennbar.

Schließlich, und das schreibe ich jetzt mal, gerade weil ich immer so klinge als wäre ich gegen alles, kann man in seiner direkten Nachbarschaft am besten Einfluß nehmen. Vorbild sein. Man kann sich jedermann gegenüber freundlich verhalten, man kann mit den Anderen reden, man kann Freundschaften knüpfen und man kann wie schon gesagt nach und nach zusammenwachsen und dann auch was zusammen tun. Also genau das, was all die teuren staatlichen Programme bewirken sollen. All das läuft bereits tagtäglich überall ab. Das ist ein weiterer Grund, warum ich diese staatlichen Programme überflüssig halte wie einen Kropf: sie sollen etwas bewirken, was nicht bewirkt werden braucht. Gemeinschaften bilden sich auch ohne staatliche Anleitung und Betreuung durch Quartiersmanager, Quartiersbüros und andere Pädagogen. Ich muß aber auch einschränkend zugeben, dass ich die Einrichtung des Schulsozialpädagogen gutheiße, weil Schüler vor Ort einen Ansprechpartner haben, der mehr Kapazitäten frei hat, um zuzuhören, Streit zu schlichten und dabei hilft, gewaltfreie Konfliktbewältigung einzuüben.
 

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Telepathetic schrieb:
Was wäre, wenn die Spezies "Mensch" tatsächlich auch nur eine begrenzte Zeit auf diesem Planeten hat? Was ist, wenn das Artensterben eben über kurz oder lang auch die Menschheit erfasst und der erbitterte Kampf gegen das Sterben nichts weiter ist als ein Aufschieben des Unvermeidlichen? (Kurz vom Thema weg: Was ist, wenn dasselbe für Identitäten im Allgemeinen, nationale Identitäten im Speziellen gilt?)
Der Mensch hat sicher nur eine begrenzte Zeit auf diesem Planeten. Natürlich ist die große Frage, welche Faktoren zu seinem Aussterben beitragen. Ein schwerer Atomkrieg würde es wahrscheinlich schaffen. Das dafür notwendige Arsenal ist schon da.
Ob ein großer Brocken aus dem Weltall viel Leben auslöschen könnte - auch möglich. Wann kommt der nächste riesige Brocken denn vorbei: gibt es da schon Daten?
Natürlich wird der Mensch um sein Überleben kämpfen.
Allerdings liegt das Wort "Anthropozän" in der Luft. Hat jemals eine Spezies so starke Spuren auf dem Planeten hinterlassen? Hat jemals zuvor ein Säugetier seine Population weltweit binnen weniger als 40 Jahren verdoppelt - bei einer Zahl mit ZEHN Ziffern? Da überrascht es sicherlich nicht, dass der Mensch über seine eigene Spezies, sein eigenes Verhalten, ins Grübeln kommt.

Telepathetic: Das wirft für mich wiederum die Frage auf, ob der Mensch in seinem panischen Bestreben sich selbst, die Natur, die Umwelt, das Klima, gar die komplette Erde schützen zu wollen, nicht vielleicht sogar dem Programm der Natur entgegenwirkt, so dass die Natur umso aggressiver gegenhalten muß. Oder aber das Bestreben zu schützen, folgt genau diesem Programm.
Nun ja, wie viel Natur steckt in einer Stadt wie Las Vegas oder in Dubai. Der Mensch hat eben ein grundlegende Sache geschafft: er entzieht der Natur seine Elemente, um sie zum Beispiel zu konzentrieren, oder die Elemente neu anzuordnen, so dass sie die Natur erst nach langer Zeit abbauen kann. Da denke ich zum Beispiel an Kunststoffe oder chemische Stoffe, die in den Boden gelangen oder gezielt gegen Unkraut eingesetzt worden sind und/oder noch werden. Monokulturanbau in Mitteleuropa: das ist hoch unnatürlich.
Meiner Meinung müsste man sich an der Natur (in der Schaffung von Kultur) orientieren, um das Leben auf lange Sicht für alle angenehmer zu gestalten.
Keine Frage ist allerdings auch, dass die Natur uns überleben wird, die Frage ist offen, in welcher Form.
 
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