Freimaurer im Osten!

Beskania

Meister
Registriert
14. August 2002
Beiträge
157
Weis einer von euch, ob es in der ehemaligen DDR auch Freimauer gab? Wenn ja wurden sie verfolgt oder waren sie die Verfolger???
 

SentByGod

Ehrenmitglied
Registriert
10. April 2002
Beiträge
2.189
Was ist denn ne Freimauer? Ich kenn nur DIE Mauer aus der DDR. ;-) Also du meinst bestimmt Freimaurer, dabei kann ich leider keine Hilfe geben.

GreetZ
 

katharsis5

Meister
Registriert
3. September 2002
Beiträge
104
In der Hitlerzeit waren u. A. die Zeugen Jehovas und die Freimaurer (auch Parteien wie das Zentrum, die SPD oder KPD) aufgelöst und verboten und sie wurden für die ehemalige "Mitgliedschaft" in diesen Organisationen mit KZ-Haft bestraft. Als Verfolgte des Nazi-Regimes bzw. als Opfer des Faschismus konnten diese Ex-Häftlinge dann in der DDR verhältnismäßig hohe Renten beziehen und andere Privilegien geniessen.

Diese Verbote wurden nach 1945 bis zur Wende 1989 in der DDR nicht aufgehoben.
In der Ulbricht-Ära sind viele Zeugen Jehovas zu Zuchthaus (kein Schreibfehler) verurteilt worden. Meist wurden diese Urteile mit dem Spionagevorwurf (!) begründet.
Ob auch Freimaurer verfolgt wurden, ist nicht bekannt.

Erklärung zum Zuchthaus: Das Strafgesetz war zum größten Teil von der Weimarer Republik übernommen worden, danach wurde der Strafvollzug in Festung (in der DDR nicht angewandt), Zuchthaus (bekannt sind die u. A. Zuchthäuser Bautzen und Brandenburg, später erfolgte die Umbenennung in Gefängnisse bzw. Haftanstalten) und Gefängnis unterschieden. Einige wenige §§ waren außer Kraft gesetzt oder wurden nicht mehr offiziel angewandt. So gab es noch den alten § 175. Nach diesem Paragraphen hätten männliche Homosexuelle mit Zuchthaus bestraft werden können. Solche Verurteilungen sind ebenfalls nicht bekannt geworden.

Erst spät in den 60-ziger Jahren hat sich dann die DDR ein eigenes Strafrecht und statt des BGB ein Zivilgesetzbuch gegeben.

Nach dem Honnecker die Macht übernahm, wurde es etwas lockerer.
Obwohl die Verbote bestehen blieben, war der Bevölkerung (und damit sicher auch der Stasi) bekannt, dass sich die Zeugen J. heimlich versammelten. Diese Zusammenkünfte wurden stillschweigend geduldet.

Über Freimaurer war der Öffentlichkeit wenig oder nichts bekannt. Derartige Literatur wurde nicht verlegt und so konnten sich die Ossis darüber nur über klassische Romane (z. B. Leo Tolstoi, Krieg und Frieden) informieren. Masonica waren zwar in den Universitäts-Bibliotheken vorhanden, wurden aber nur gegen den amtlichen Nachweis schriftstellerischer oder wissenschaftlicher Tätigkeit ausgeliehen. Ähnlich verhielt es sich mit esoterischer, okkultistischer oder anderer verbotener Literatur.

Zu Stalins Lebzeiten wurden noch gelegentlich Weltverschörungs-Theorien in der Presse usw. erwähnt. Später wurden dann die "Bonner Ultras", der Imperialismus bzw. der Kapitalismus für die Übel dieser Welt verantwortlich gemacht.

Die okkultistischen Hintergründe des Nazionalsozalismus wurden in der DDR ebenfalls totgeschwiegen. Dagegen wurde selbst an Grundschulen gelehrt, das die Nazis nur durch finanzielle Unterstützung der "bösen Kapitalisten" an die Macht gelangt sind. Dabei wurden die gleichen Rösser und Reiter genannt, die noch heute in rechten Publikationen erwähnt werden.
 

Falk

Meister
Registriert
10. April 2002
Beiträge
131
In der DDR gab es keine Freimaurerei. Das gesamte Eigentum der Logen (Häuser, Grundstücke usw.) wurde vom Staat verstaatlicht. Erst nach der Wiedervereinigung wurde das freimaurerische Leben in den neuen Bundesländern wieder belebt und ehemals bestehende Logen wieder reaktiviert. ebenso wurden auch viele grundstücke und Häuser wieder an die Großlogen zurückgegeben bzw. Ausgleichszahlungen gezahlt.

Offiziell stand die Regierung der DDR zwar positiv zu den humanistischen Zielen der Freimaurerei, jedoch war nach dem sozialistischen Weltbild die Existenz von humanistischen Logen überflüssig geworden, da ja das sozialistische Weltbild humanistisch ausgeprägt war. (Dies ist nicht meine Meinung, sondern war die offizielle Einstellung der DDR).

Inoffiziell ging es darum, dass man keine Gruppierung haben wollte, die antidogmatisch denkt und bei der es sich um eine geschlossene Gesellschaft handelt.
 

Beskania

Meister
Registriert
14. August 2002
Beiträge
157
Mächtig danke. Ist echt interessant. Hat mich nur interessiert, weil ich aus der DDR komme und da nie etwas darüber gehört habe. Naja, nu bin ich mal wieder schlauer geworden, so ist das eben.

Gruss, Beskania...
 

Ähnliche Beiträge

Oben