Feste Bindungen / Partnerschaftsprinzip

Heuli

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Hallo erstmal euch allen ! :D

Zu allererst muss ich wohl eine kleine Erklärung zu diesem Thread geben. Es gibt vielleicht schon einige dazu, aber ich will einen bestimmten Bereich ansprechen und meine, er wäre noch nicht / nur nebenbei behandelt worden. Und alte Threads krame ich nicht gerne aus, der Leichenruhe wegen. :wink:

Es geht mir darum das Prinzip der Partnerschaft besser zu beleuchten und einfach Meinungen zu sammeln. Ich würde auch gerne mal begründete Gegenmeinungen hören, vom Ist-halt-so werde ich nicht schlauer. :)


Das Idealbeispiel der Partnerschaft ist wohl die Ehe. Man findet sich und schließt einen auf die Ewigkeit (wenigstens bis zum Tod) angelegten "Pakt", ein Bündnis.
Meiner Meinung nach schwingt dort Machtdenken mit. Der andere "gehört" (zu) mir und er wird, besonders in dieser Konsumgesellschaft, regelrecht zum Pokal. (Dazu empfehle ich das Buch "Ausweitung der Kampfzone" von Michel Houllebecq)
Ich finde, dass sowas regelrecht "typisch deutsch" (aber nicht nur) ist - mein Haus, meine Arbeit, mein Ehepartner. Kuckt nur wie stolz ich sein kann, was ich nicht alles hab und an was niemand außer mir ran darf. Das ist sicher überspitzt dargestellt, aber praktiziert wird es _unter anderem_ so.

Liebe ist eine sehr starke Energie und sollte nicht künstlich eingeschränkt werden, indem man sie auf einen Menschen begrenzt und versucht sie zu kontrollieren. Man sollte sie wirken lassen, ohne jede Festlegung. Es ist wie der Versuch Murphy zu definieren. :wink:

Ich kann über Sprüche wie "Ich brauche einen Mann / eine Frau !" oder über Partnerschaftsbörsen nur lächeln und bekomme auch eine kleine Träne in die Augen. Wie tiefsttraurig müssen Menschen in ihrem Inneren sein damit sie gerne und freiwillig pervertierte Formen der Liebesbeziehungen eingehen ? Welchen Nutzen kann eine künstlich aufgebaute "Liebe" haben außer finanzieller und sexueller Sicherheit ? Da kann ich auch zum Steuerberater gehen oder in den Puff. :wink:

Vielleicht wird es etwas deutlicher, wenn ich einen (subjektiven) Vergleich bringe :

Menschen sind die Zellen eines riesigen Organismus, die mit einander kommunizieren und die von einer Energie zusammengehalten werden - ob man sie Liebe, Chi oder Kartoffelpuffer nennt, ist jetzt egal. *g* Bei Lebewesen bevorzuge ich Liebe. Der Organismus funktioniert nun am besten, wenn alle Zellen möglichst altruistisch agieren und in Kooperation arbeiten. Setzt sich aber mein Herz mit meiner Leber ab, gibt's mächtigen Ärger. :lol: Es ist möglich, dass das Herz besonders gerne Kontakt mit der Leber hat, aber sobald ein "Nachteil", und sei es "nur" die soziale Kälte gegenüber anderen Zellen, entsteht, wird etwas falsch gemacht. Dann wird ein "Allgemeingut" - Liebe - zum "persönlichen Gut".
Daher finde ich beispielsweise Kommunen besser als (klischeehaft-spießige) Ehen.


Aber jedem sein Weg, ich gehe meinen, denn für mich ist er gut.

Auf ein fröhliches Meinungensammeln. =)
 

Magna

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Ich denke jeder sollte für sich selbst entscheiden, was er möchte. Ich bin ein großer Fan offener Beziehungen, habe aber zuletzt 2 Jahre völlig monogam gelebt, weil mein Ex das so wollte.
Ich halte nichts davon, jemanden auf ein monogames Leben festzulegen, genausowenig aber finde ich den Hang einiger linker richtig, die Idee zu verbreiten, dass monogam völlig falsch sei.
Chi hin oder her, jeder sollte lieben dürfen wie er/sie möchte.
Liebe Grüße,
Magna
 

Rosskeule

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@heuli:
Was sind für Dich pervertierte Liebesformen?
Was ist in diesem Zusammenhang mit künstlicher Liebe?

Auch ich pflege es offen. Trotzdem (oder deswegen) halte ich es für durchaus möglich, gut und praktisch eine Beziehung einzugehen, die weder auf Liebe, noch auf Sex aufbaut. Einfach zu wissen, zu Hause ist jemand, der ist froh, dass es mich gibt - mehr aber auch nicht. Hält einfach länger und wenn es doch mal kaputt geht, tut's nicht so weh.

Ich bin mir aber immer noch nicht sicher, welchen Namen das Kind hat: Manchmal ist mir so, als ob ich sagen möchte, Liebe kann mir gestohlen bleiben, ich habe was ich brauche.
Manchmal ist es aber auch so, dass ich meinen Partner anschaue und weiss: genau diese tiefe Freundschaft, die wir haben, das ist Liebe.
 

Tortenhuber

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Also ich kann mir Rosskeule so ziemlich anschliessen aber wenn ich an Polygamie denke weiss ich für mich sicher, dass das nichts mit Liebe zu tun hat. Es ist vielleicht spannender aber hm ich kann mir das absolut nicht vorstellen, weder von meiner noch von ihrer seite.
 

kalsoom

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Heuli!

E s gibt sie noch immer, die Liebe, die gute und schlechte
Zeiten durchsteht, die kein Problem mit der Treue hat und
die Beziehung nicht zur Gewohnheit wird. Auch die körperliche
Seite der Liebe kann sogar nach Jahren noch besser werden.
Man braucht nicht ständig seinen Partner für einen neuen
Kick zu wechseln.
Leid und Tränen gehören auch dazu, aber ständige Trennungen
um wieder einen besseren zu finden, sind auch nicht schmerzlos.
In einer guten Beziehung muss man sich ständig wieder neu
für einander entscheiden. Glaube mir es lohnt sich.
 

LtHinterheimer

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polyamory! polyamory! kauft ein, kauft ein! wer einen menschen besitzen will, hat schon verschissen. jeder darf gehen wohin und mit wem er will und so oft er will und mit so vielen wie er will. sie natürlich auch. ich versuche, das in meinen beziehungen von vorne herein klar zu stellen. dann klappts auch mit dem nachbarn! :D http://www.brusa.ch/polych/

dabei 'habe' ich eine frau und drei kinder. das erkläre ich jetzt aber nicht, ist mir zu dämlich. probiert es einfach aus.
 

sillyLilly

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schwieriges Thema *amkopfkratz*
feste Bindung hört sich so nach Mechanik an.
Zwei Menschen die sich begegnen .... Augenblicke die ineinander gleiten ... Gefühle die sich berühren .... Wahrnehmung die sich vereint ....
Wenn sich die Träume berühren dann ist das so unfassbar schön.... es in eine Form zu bringen wie eine feste Bindung (Holz oder Metallbindung?:wink: ), ist das als würde ich feinen Sand versuchen mit den Händen zu greifen ............ nur noch fühlend wie die Körner mir durch die Finger rieseln. Ohn_mächtig etwas davon festhalten zu können.
Viele Beziehungen die ich kennengelernt habe rufen in mir dieses Bild hervor... Der Sand den ich durch Finger rieseln sehe ... der Schmerz über jedes Körnchen das dort rieselt .... aber nur ganz fein ... und ganz tief innen .... kaum zu fühlen wie die Sanduhr tickt ... vor allem nicht für den der den Sand versucht zu halten.

Karlsoom das hast du schön geschrieben und es trifft ein Gefühl und eine Sehnsucht von vielen Menschen denke ich. (naja vielleicht stimmt das auch nicht und ich verstecke mich hinter den vielen anderen jetzt nur *nachdenk*)
Sich trauen ... dem anderen vertrauen .... sich einlassen .... fallenlassen ... sich auf jemanden beziehen können
Den Wunsch und die Sehnsucht nach so einer Verbundenheit kenne ich ... hatte auch schon mal gedacht das ich es gefunden hätte. Schwer war es ab einem Punkt der Nähe, sich wirklich noch zu sehen ....... und nicht wie in einem Spiegellabyrinth umherzuirren.........

Kennst du das auch ...

...das brennende Verlangen des Herzens das sich aufbäumt und sucht
nach Verbundenheit und Verstehen

...das schmerzliche Verlangen nach der Berührung des Unaussprechlichen
nach dem Wasser das einen umspült und die Wunden kühlt

.... das Meer dessen Oberfläche nie ruht
vom Sturm gepeitscht und vom Wind liebkost

...Die Stille darunter die alles umwebt und vereint
Dessen Teil ich bin ... wir alle sind


Wie läßt sich Gefühl binden?

Namste
Lilly
 

LtHinterheimer

Großmeister
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DAS ist eine feste bindung:
teufel_rw.jpg
 

sillyLilly

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Das ist so wie du sie empfindest.

Vielleicht empfinden andere Menschen das ja auch anders ... die Karte "Teufel" ist schon starker Tobak :wink:
Hättest ja auch das As der Kelche nehmen können *g*

Namaste
Lilly
 

cyberwotan

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also ich hab mir da auch schon oft gedanken drüber gemacht und da ich ein wirklich extremes unabhängigkeitsbestreben habe hatte ich da in meiner vergangenheit schon so einige probleme. ich denke durch unsere begrifflichkeiten und definitionen machen wir uns relativ viel kaputt. ich meine was ist denn eine beziehung oder was genau ist eine freundschaft.
ich hatte früher, so von 15 bis anfang 20, immer die situation, dass ich immer ne freundin hatte, die aber so alle 2 monate gewechselt hat und nebenher immer einen besten freund, mit dem ich dann den grossteil meiner zeit zusammen verbracht habe. (man muss vielleicht dazu ssagen, dass die freundin aber nicht als sexobjekt oder sowas hergehalten hat).
irgendwann ist mir dann mal klargeworden, dass diese besten freunde eigentlich meine beziehung waren, denn eine beziehung ist doch einfach ein mensch mit dem ich zusammen meinen weg gehe. viele verheiratete menschen haben garnicht so eine wirkliche bindung, ausser der die in ihrem kopf entsteht durch den gedanken "wir sind jetzt verheiratet". da wird der andere mensch garnicht mehr direkt wahrgenommen, sondern nur noch über die definition die ich von ihm habe.
ich habe auf der anderen seite bei menschen die unbedingt ihre lust total ausleben möchten manchmal das gefühl, das da irgendeine angst oder eine unfreiheit mitspielt.

fazit:
es ist schwachsinn zu sagen "wir sind jetzt ein paar", sowas geschieht nur aus einem sicherheitsbedürfnis heraus. entweder man verbringt seine zeit aus einem ernsthaften, ständig aktuellem wunsch miteinander oder nicht.
 

Tortenhuber

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Also um nochmal auf das was Heuli sprach zurückzukommen: was ist schlimm daran, auf seinen Partner stolz zu sein? (Hypothetisch) Ich habe einen Partner, ich liebe ihn / sie, er / sie liebt mich, wir sind glücklich. Darauf wäre ich stolz, aber nur weil ich darauf stolz bin heisst das nicht dass ich es gleich breittragen muss.
Wenn man sich beieinander geborgen und somit sicher fühlt, kann man durchaus sagen "wir sind jetzt ein paar" um damit das Sicherheitsbündniss noch zu stärken. Das man dadurch aber auch verwundbarer wird ist klar, aber "wer nüscht macht, däm passiert nüscht" (oder: "Wo gehobelt wird fallen Späne.").

Im Endaffekt hängt es bloß von der persönlichen Neigung ab und wenn beide / alle Partner das wünschen ....
.... das mit dem Machtcharakter der Ehe ist auch etwas abstrus. Ich schliesse keine Ehe weil ich den Anderen besitzen möchte, sowas ist krank. Für mich ist dieses Eheschliessen auch etwas "veraltet" bzw. zumindest nicht mehr so wichtig. Ich brauche keine Ehe um zuwissen dass er / sie mir vertraut / mich liebt ....
Wenn ich etwas besitzen möchte kaufe ich mir ein Haustier.

Um diesen Vergleich mal zu transformieren: dann muss der große Organismus eben akzeptieren, dass Herz und Leber sich jetzt von ihm trennen und einen seperaten Organismus bilden. Sicher hinkt der Vergleich, nein er hinkt sogar tatsächlich und zwar in dem Punkt, dass die Bestandteile eines Organismus sich nicht gegenseitig Schaden zufügen sondern höchstens Fremdeinwirkungen eindämmen.
 
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