- Ersteller
- #21
Vorbemerkung: Eigentlich wollte ich zum 10. Bildeintrag einen etwas umfangreicheren Beitrag schreiben, aber der letzte Kampf gegen die liebevoll süß-bittere Suppression der Schule nimmt mich gerade doch recht intensiv in Anspruch. Außerdem wurde meine eigene Interpretation des Motiv, was ich eigentlich ansprechen wollte, nicht „rechtzeitig“ fertig. Wird wohl auch noch etwas dauern. Vielleicht schaffe ich es, sowohl Bild als auch Texte dann bis zum 15. oder 20. – sofern der Blog solange überlebt bei der relativen Kurzlebigkeit der Userblogs im Forum; aber wird schon. Durch die In-Beschlagnahme seitens der Schola sind auch die letzten kaum beschriebenden Bilder zu erklären, wobei nicht die Tatsache, dass ich wenig zu ihnen geschrieben habe darauf beruht, sondern dass ich sie zu dieser Zeit gepostet habe. Denn diese Bilder sind meines Erachtens mehr zum Eintauchen und Fallenlassen gedacht, als zu essayistischen Aufsätzen über Intention, Motiv oder diskussionswürdige Sachverhalte.
Naja, dann fange ich mal wieder an.
Viele Grüße,
Laokoon
X. Boris Wladimirski – Rosen für Stalin (1949)
"Der signifikante Bart, die gut bekannte Pose. Stalin! Kommunist! Tyrannischer Oligarch!", höre ich es erschallen in den ehernen Sälen derer, die sich für historisch gerecht aburteilende Kritiker der Weltordnung des 20. Jahrhunderts halten. Aus anderen Lagern wird er, war nicht in dem selben Umfang wie Marx oder Lenin, als Wegbereiter der kommunistischen Idee verehrt. Doch ich will die Leserin/den Leser nicht in der endlosen Debatte einer historischen Bewertung ermüden. Dies steht mir auch nicht zu, da ich als heute lebender Mensch eine zu große zeitliche Distanz habe, um wirklich alle Faktoren (ob politisch, gesellschaftlich oder psychisch) zu berücksichtigen um ein wirklich allumfassendes Profil der Zeitumstände und des Menschen und Staatsmannes Stalin anzufertigen.
Vielmehr würde ich meinen Augenmerk gerne auf die Darstellung dieser Person richten.
Vorab sollte ich vielleicht ein paar Worte an die Strömung des Sozialistischen Realismus verwenden, eine Stilrichtung, die typisch für den kommunistischen Sowjetstaat war und als Verherrlichung der kommunistischen Prinzipien dort eine hegemoniale Stellung in der Kunst einnahm. Eine auch von Wikipedia zitierte Textstelle der verfassten Grundsätze des ersten Allusionskongresses, der sich mit der Aufgabe der Künste in der sozialistischen Gesellschaft befasste, trifft den Kern des S.R. doch recht differenziert:
Wladimirski’s Bild ist geradezu archetypisch für die Verehrungskulte, mit denen die Schöpfer und Former der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken bedacht wurden.
Stalin, in blütenreiner weißer Uniform , strenger Staatsmann und doch herzlicher, kinderfreundlicher und dadurch sympathischer Staatsmann, bei dem der Betrachter gar auch den Menschen Stalin zu sehen vermag, so wird zumindest der Eindruck geschaffen. Stolz blickt er in die Ferne, aufrecht, visionär. Vor ihm eine Gruppe von Kindern, die ihm scheu und merklich erregt einen Blumenstrauß überreichen. Ihre großen, erstaunten Augen gleichen Kindern , die zum ersten Mal den Weihnachtsmann sehen, der groß, mächtig und unnahbar, doch gleichzeitig auch gütig, sorgevoll und herzlich wirkt. Einem der Kinder wurde gar die Ehre zuteil, den Arm des unumstrittenen Machthabers des sowjetischen Weltreiches auf seiner Schulter zu spüren. Dadurch wirkt Stalin noch volksnäher, doch fehlt im die liebevolle Gestik eines hocherfreuten Großvaters,. Es scheint, als gäbe es eine Verschmelzung der Gegensätze, Stalin charismatisch und unnahbar auf der einen, und menschlich und gefühlvoll auf der anderen Seite. Diese Projektion ist das eigentliche Kunstwerk Wladimirskis, hier mit vollendender Perfektion geschaffen. Bezeichnend ist auch die positive Grundstimmung des Bildes, die frischen und strahlenden Farben, die mediterran anmutende Szenerie.
So schuf Wladimirski ein beeindruckendes Werk, Abbild und doch nicht Abbild seiner Zeit, eine Aufgehen ideologisch-utopischer Perfektion in naturgetreuer Darstellungsweise.
Der Künstler ist zu bewundern, nicht die Ideologie oder Ausrichtung, da er die makellose Vollendung von Kunst und Doktrin schuf und dieses Bild vom künstlerisch-ausdrückenden Standpunkt selbst erklärte Kritiker der kommunistischen Gesinnung ins Staunen versetzen muss.
Naja, dann fange ich mal wieder an.
Viele Grüße,
Laokoon
X. Boris Wladimirski – Rosen für Stalin (1949)
"Der signifikante Bart, die gut bekannte Pose. Stalin! Kommunist! Tyrannischer Oligarch!", höre ich es erschallen in den ehernen Sälen derer, die sich für historisch gerecht aburteilende Kritiker der Weltordnung des 20. Jahrhunderts halten. Aus anderen Lagern wird er, war nicht in dem selben Umfang wie Marx oder Lenin, als Wegbereiter der kommunistischen Idee verehrt. Doch ich will die Leserin/den Leser nicht in der endlosen Debatte einer historischen Bewertung ermüden. Dies steht mir auch nicht zu, da ich als heute lebender Mensch eine zu große zeitliche Distanz habe, um wirklich alle Faktoren (ob politisch, gesellschaftlich oder psychisch) zu berücksichtigen um ein wirklich allumfassendes Profil der Zeitumstände und des Menschen und Staatsmannes Stalin anzufertigen.
Vielmehr würde ich meinen Augenmerk gerne auf die Darstellung dieser Person richten.
Vorab sollte ich vielleicht ein paar Worte an die Strömung des Sozialistischen Realismus verwenden, eine Stilrichtung, die typisch für den kommunistischen Sowjetstaat war und als Verherrlichung der kommunistischen Prinzipien dort eine hegemoniale Stellung in der Kunst einnahm. Eine auch von Wikipedia zitierte Textstelle der verfassten Grundsätze des ersten Allusionskongresses, der sich mit der Aufgabe der Künste in der sozialistischen Gesellschaft befasste, trifft den Kern des S.R. doch recht differenziert:
- Der sozialistische Realismus als Hauptmethode der sowjetischen künstlerischen Literatur und Literaturkritik, fordert vom Künstler wahrheitsgetreue, historisch konkrete Darstellung der Wirklichkeit in ihrer revolutionären Entwicklung. Wahrheitstreue und historische Konkretheit der künstlerischen Darstellung müssen mit den Aufgaben der ideologischen Umformung und Erziehung der Werktätigen im Geiste des Sozialismus abgestimmt werden.
Wladimirski’s Bild ist geradezu archetypisch für die Verehrungskulte, mit denen die Schöpfer und Former der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken bedacht wurden.
Stalin, in blütenreiner weißer Uniform , strenger Staatsmann und doch herzlicher, kinderfreundlicher und dadurch sympathischer Staatsmann, bei dem der Betrachter gar auch den Menschen Stalin zu sehen vermag, so wird zumindest der Eindruck geschaffen. Stolz blickt er in die Ferne, aufrecht, visionär. Vor ihm eine Gruppe von Kindern, die ihm scheu und merklich erregt einen Blumenstrauß überreichen. Ihre großen, erstaunten Augen gleichen Kindern , die zum ersten Mal den Weihnachtsmann sehen, der groß, mächtig und unnahbar, doch gleichzeitig auch gütig, sorgevoll und herzlich wirkt. Einem der Kinder wurde gar die Ehre zuteil, den Arm des unumstrittenen Machthabers des sowjetischen Weltreiches auf seiner Schulter zu spüren. Dadurch wirkt Stalin noch volksnäher, doch fehlt im die liebevolle Gestik eines hocherfreuten Großvaters,. Es scheint, als gäbe es eine Verschmelzung der Gegensätze, Stalin charismatisch und unnahbar auf der einen, und menschlich und gefühlvoll auf der anderen Seite. Diese Projektion ist das eigentliche Kunstwerk Wladimirskis, hier mit vollendender Perfektion geschaffen. Bezeichnend ist auch die positive Grundstimmung des Bildes, die frischen und strahlenden Farben, die mediterran anmutende Szenerie.
So schuf Wladimirski ein beeindruckendes Werk, Abbild und doch nicht Abbild seiner Zeit, eine Aufgehen ideologisch-utopischer Perfektion in naturgetreuer Darstellungsweise.
Der Künstler ist zu bewundern, nicht die Ideologie oder Ausrichtung, da er die makellose Vollendung von Kunst und Doktrin schuf und dieses Bild vom künstlerisch-ausdrückenden Standpunkt selbst erklärte Kritiker der kommunistischen Gesinnung ins Staunen versetzen muss.