Der Blick in die Geschichte ist sicher sinnvoll und notwendig, aber aus meiner Sicht kann er uns für diese spezielle Frage, die sich uns weltweit immer wieder aufdrängt keine Antwort geben:
Wie verhalten sich demokratische, hochindustrialisierte Länder (und deren Bürger, wozu eindeutig auch Unternehmer und Manager gehören) gegenüber weniger bis gar nicht demokratischen Ländern, die in vielen Bereichen aus unserer Sicht "hinterherhinken"?
Die Antwort der Liberalen heisst Handel treiben, bis die Nähte platzen. Die Folge sind z.B. Nationen, wie China. Ein sich selber als kommunistisch bezeichnendes Regime führt puren Kapitalismus ein, und die auf dem Papier existierenden Rechte der Arbeitnehmer (die eh schon nicht besonders hoch sind) werden überall mit Füssen getreten. Manager und Unternehmer aus industrialisierten Nationen machen gerne mit, zahlen teilweise Löhne deutlich unterhalb des chinesichen, gesetzlichen Mindestlohns und scheren sich wenig um Arbeitsplatzsicherheit. Ist ja auch nicht nötig, da es insgesamt noch ein paar hundert Millionen weiterer Arbeitssuchender auf dem Land gibt. Wir Konsumenten der Industrienationen nehmen die Vorteile natürlich gerne in Kauf, denn nun gibt es T-Shirts für 5 Euro, Digitaluhren für 10 Euro, TFT-Monitore für 150 Euro, etc etc.
In Afrika werden viele Ressourcen, wie z.b. Coltan und Öl, abgebaut. In den Abbaustätten arbeiten die Mitarbeiter teilweise ebenfalls zu unmenschlichen Bedingungen. Wird der Abbau von Unternehmen aus Industrienationen maßgeblich durchgeführt, mag es hier und da etwas bessere Bedingungen geben - wenn nicht, stört das aber auch keinen Manager, solange nicht irgendeine internationale Presse aufdringlicher recherchiert. Die Einheimischen "Unternehmer" (oftmals irgendwelche paramilitärischen Organisationen) sind zuweilen noch brutaler, da sie halt eher mit Kalaschnikow und Militärkutte rumlaufen, statt mit Nadelstreifenanzug und Aktenkoffer - aber in der Skrupellosigkeit sind sich beide Parteien recht ähnlich.
Tja - und wir Konsumenten in den hochindustrialisierten Ländern würden sicher aufschreien, wenn die Handies plötzlich allesamt 50-100 Euro teurer würden, wenn der Coltanabbau so durchgeführt würde, daß die Arbeiter dort auch gut entlohnt würden, und sichere und humane Arbeitsbedingungen hätten. Da ist uns das billige Handy in der Tasche deutlich näher als der mit 30 an Staublunge krepierende Afrikaner.
Und was können wir nun tun? Einfach jedwede staatliche Unterstützung streichen?`Würde dadurch das Engagement der Unternehmer und die Skrupellosigkeit vieler Unternehmer geringer werden?
Und wenn wir mehr Geld reinpumpen? Würden dadurch undemokratische, antihumanistische Regimes eher durch humanere ersetzt werden? Oder einfach überall mit amerkanischem Eifer militärisch einmaschieren und alles "besser" machen?
Ich glaube leider, daß es keinen Königsweg für diese Probleme gibt. Unter den Unternehmern dieser Welt wird es auch in Zukunft enorm viele geben, denen es relativ wurscht ist, unter welchen Bedingungen ihre Produkte von irgendwelchen Arbeitnehmern hergestellt werden. Und es wird auch in Zukunft noch enorm viele Despoten und inhumane Regimes geben.
Das einzige wofür ich plädieren würde: Jede staatlich organisierte Hilfe von den reichen Nationen sollte vor allem in Bildung und Infrastruktur für Bildung fließen, und nicht in irgendwelche Mammutprojekte, wie Staudämme oder große Kraftwerke.
gruß
Booth