Tarvoc schrieb:
"Frage nicht nur, was Andere für dich tun können, sondern auch und vor Allem, was du für Andere tun kannst."
Auch "Das Glücksprinzip" genannt.
So sieht's aus! Die Demokratie ist an sich ein System, das absolut zu befürworten ist. Jeder hat genügend Freiheit, sich und seine Interessen bzw. Stärken in die Gesellschaft mit einzubringen. Viele wünschen sich jedoch ein System, in dem jeder nur Rechte genießen kann und keine Pflichten hat. Nur leider geht das nicht. Wir sind quasi alle voneinander abhängig, keiner kann ohne irgendwelche anderen Menschen sein. Dieser biologisch-soziologische Umstand kann meines Erachtens nur und wirklich nur in einer Demokratie richtig funktionieren. Das fängt dann in kleinen Einheiten an: soziologisch in der Familie, politisch in irgendwelchen Ortsgruppen, etc. Schon da müssen ständig irgendwelche Entscheidungen getroffen werden. Als aktiver Vereinsmeier kann ich aber durchaus behaupten, dass innerhalb einer demokratischen Grundausrichtung schon mal diktatorisch bestimmt werden muss. Irgendwann ist man nämlich in endlose Diskussionen verstrickt, jeder hat seine und vor allem eine andere Meinung. Einer muss dann voran gehen und eine Entscheidung herbei führen, selbst wenn am Ende sogar die Mehrheit des Gremiums dagegen ist. Nicht selten stellt sich dann diese Art der Entscheidungsfindung als die bessere heraus. Hartz IV lässt grüßen ...
Das große Problem, das wir derzeit haben, ist, dass wir uns eben immer mehr von den kleinen Einheiten entfernen. Durch die ewige Forderung von Flexibilität und Allzeit-bereit-für-jeden-Job-in-ganz-Deutschland geraten wir zunehmend in eine Situation, die uns unserem sozialen Gefüge entreißt. Wenn ich den BDI-Rogowski richtig verstanden habe, dann sollten wir Individuen uns jederzeit für die Wirtschaft opfern, ohne dafür einen gerechten Ausgleich zu erhalten, uns komplett ausliefern. Versklaven sozusagen.
Um wieder auf die Demokratie zurückzukommen: Das oben angesprochene Problem rührt eindeutig vom verlorenen Rennen zwischen Politik und Wirtschaft her. Die Wirtschaft hat die Politik in der Hand. Alle politischen Entscheidungen werden zugunsten wirtschaftlicher Forderungen gefällt. So wird im Ländle die zu bauende neue Stuttgarter Messe mitten in bestes Ackerland geplant, zig Landwirten quasi die Existenz entzogen. Diese werden zwar von Steuergeldern finanziell entschädigt, aber nur dann, wenn sie einer Zahlung landesregierungsseits zustimmen, um einer Enteignung per eigens dafür erlassenen Messebau-Enteignungsgesetz zu umgehen. Das ist Bestechung. In Reinform. Gesetzlich angeordnet. Der BaWü-Teufel sagt: Der Bau der Stuttgarter Messe ist lebensnotwendig (für wen?) und von öffentlichem Interesse (welches öffentliche Interesse?). Die Wirtschaft will das so. Bundesweit werden Straßen über Straßen gebaut. Gut, und wichtig. Ich fahre gerne Auto und auch gerne auf tollen Straßen, komme auch gerne schneller von A nach B. Aber für wen werden die Straßen gebaut? Für die ganzen LKW, die die Güter von A-land nach B-land karren und wieder zurück. Und für Automobilkonzerne werden sie gebaut. Und als Zufahrtstraßen für Industriegebiete. Ganz selten nur als Umgehungsstraßen für überlastete Wohngebiete und vom Verkehr geplagte Bürger. Die Politik ist auf gut deutsch nur ein Marionettenspiel, das die entsprechenden Entscheidungen treffen muss. Völlig austauschbar.
Ich sage deshalb, dass nicht unser derzeitiges politisches System falsch ist, sondern unser Wirtschaftssystem. Der Kapitalismus frisst uns auf! Er führt schlichtweg zu Habgier, Neid, Missgunst, Mord und Totschlag. Korruption ist doch die Motivations- und politische Entscheidungshilfe Nummer eins. Mein Vorschlag wäre: Lasst die Politiker gar nichts verdienen. Die kriegen nichts. Keinen Cent. Kein Gehalt, keine Diäten, gar nichts. Aber sie dürfen Kraft Ihres Amtes in jedem Laden des Landes die Güter besorgen, die sie für sich selbst, für Ihre Familie, für Ihr Amt benötigen. Kostenlos. Abgerechnet wird entweder so, dass der Laden, der soeben "beehrt" wurde, beim nächsten Formularkontakt mit dem Finanzamt einen steuerlichen Vorteil in Höhe des vom jeweiligen Würdenträger begehrten Warenwerts erhält, quasi rückerstattet bekommt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob er sich eine Wurstsemmel holt oder ein Kfz, ob er zum Friseur geht oder in den Zoo. Völlig egal. Dadurch wäre er absolut frei. Er könnte sich alles holen, alles leisten, alles begehren und bräuchte keinen Cent. Er wäre frei von der Gefahr, der Korruption zum Opfer zu fallen. Sie hätte absolut keine Angriffsfläche, denn er braucht keine Kohle. Für nichts. Thema Parteien: Diese müssen zwangsläufig zu einer reinen Interessensgemeinschaft zurückschrumpfen. Warum wählen wir Parteien? Das ist doch eh ohne Belang. Marionetten. Siehe oben. Völlig austauschbar. Sollen wir als Wähler wirklich Parteiprogramme studieren? Uns komplett informieren? Was nutzt es? Wir wählen eine Seite, weil das und das und das Argument uns besser gefallen hat als jenes und jenes und jenes der anderen Seite. Nachher ist eh alles anders. Komplett! Ist ja auch logisch. Bestimmen tun nämlich andere. Also, wählt nur die fähigsten Leute, die Entscheider, die Verantwortungsträger, die Polarisierer. Nur: wenn ich unsere kleinen lokalen Politiker so anschaue, dann weiß ich nicht, ob das die fähigsten Leute sind. Nein. Die hocken nämlich in der Wirtschaft und werden einen Teufel tun und sich politisch engagieren. Dann würden sie nämlich ihre Zügel aus der Hand geben ... Wenn aber der Anreiz da wäre, komplett für gar nichts zu bezahlen, dann würde es sich vielleicht auch ein fähiger Manager überlegen, in die Politik zu wechseln. Er wäre komplett frei von finanziellen Zwängen. Durchaus lukrativ, und mitunter lukrativer, als für eine x-beliebige Drecksfirma den Jokus zu spielen. Irgendwann nach einer Legislaturperiode wird abgerechnet: Hat er gut gespielt, darf er diese unendlich gütigen Vorzüge weiter genißen. War er schlecht, wird er abgewählt. Einen Job in der Wirtschaft kriegt er allemal, wenn er gut ist. Davon gehe ich bei diesem System aber aus. Zurück zu den Parteien: Im Idealfall sollten es dann wirklich nur Interessensverbände sein, die eine gewisse Richtung vorgeben und durchaus auch Rechenschaftsforum für ihre gewählten Politiker sein sollen. Jedenfalls dürften sie nicht diese Rolle spielen, wie derzeit. Das behindert nur. Das Parlament müsste auf alle Fälle schrumpfen, nur die wirklich fähigen Leute sollten da rein. Deshalb wären durchaus auch Vorwahlen sinnvoll, um aus den Wahlkreisen nur ein paar wenige herauszufiltern, die dann das Finale um den Einzug ins Parlament bestreiten dürfen.
Hm, und wir selbst sollten einfach erkennen, dass neben verdammt vielen Rechten in unserem Paradies, in dem wir Leben, eine ganze Latte an Pflichten existieren, die uns bei Einhaltung schon ein ganzes Stück weiter bringen würden.
Tarvoc schrieb:
"Frage nicht nur, was Andere für dich tun können, sondern auch und vor Allem, was du für Andere tun kannst."
Auch "Das Glücksprinzip" genannt.
Sehr gut ... gefällt mir dieses Glücksprinzip
Nur: Wie kommen wir in Sachen Demokratie weiter? WV-Partei ........ 8)
mfg.
racingrudi