die spinne aus der yucca-palme - urban legends

SALZinDERsuppe

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wenn man an etwas ganz fest glaubt, isses dann nicht moeglich dasses sogar "real" wird?

na logo!
self-fulfilling-prophecy :wink:

ansonsten steckt in den meisten geschichten ja irgendwie ein funken wahrheit - der piano-mann beispielsweise konnte nicht klavier spielen aber immerhin: zeichnen konnte er eines! :)
 

Ellinaelea

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...

SALZinDERsuppe schrieb:
etwa daß der Weihnachtsbaum ein uraltes heidnisches Symbol ist (falsch)
Nicht falsch, sondern unbewiesen, wird aber vermutet und es existieren deutliche und belegte Zusammenhänge.
Zitat Wiki: " Bereits die Römer bekränzten zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen. Einen Baum zur Wintersonnenwende zu schmücken, ehrte auch im Mithras- Kult den Sonnengott. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter schon früh Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen und Einnisten zu erschweren und das Grün gab Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings."
http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsbaum

SALZinDERsuppe schrieb:
der Weihnachtsmann wegen Coca-Cola rot ist (falsch)
Der Weihnachtsmann ist tatsächlich nicht wegen Coca-Cola rot. Aber der rote Weihnachtsmann hat sich wegen Coca-Cola so verbreitet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsmann

SALZinDERsuppe schrieb:
das Osterei ein Fruchtbarkeitssymbol ist (falsch)
Auch nicht korrekt so. Dieser Hintergrund ist ungeklärt, bzw. nicht historisch belegt und wird je nach Historiker anders betrachtet. Die Betrachtungsweise des Ostereis als Fruchtbarkeitssymbol kann bisher jedenfalls nicht eindeutig ausgeschlossen werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Osterei

SALZinDERsuppe schrieb:
daß es das "Recht der ersten Nacht" gab (falsch, zumindest nicht einmal halbrichtig)
Davon weiss ich nun gar nichts und hab auch noch nie gehört. Könntest du mir Quellen nennen?

SALZinDERsuppe schrieb:
daß sich die Gebrüder Grimm in dunklen Bauernstuben die bekannten Märchen erzählen ließen und diese dann aufschrieben (komplett falsch)
Zumindest haben sie die Märchen gesammelt. Und sicher nicht selbst geschrieben. Nur leider in den meisten Fällen zu Tode korrigiert und gereinigt. Übrig geblieben sind eigentlich nur noch christlich gefärbte Worthülsen. http://de.wikipedia.org/wiki/Gebrüder_Grimm

Mir scheint, Salzindersuppe, du glaubst auch jeweils zu schnell, was du liest. Nur halt auf der Skeptikerseite. Aber ob das viel schlauer ist? Ich würd in Zukunft erst recherchieren, bevor du Gelesenes reihenweise wiedergibst.


SALZinDERsuppe schrieb:
Auch sehr interessant sind z.B. die vermeintlichen "Tatsachen", die man über die Inquisition und die Hexenverbrennung "weiß"... ich empfehle da die entsprechenden Wikipedia-Artikel.
Die meisten dieser "Tatsachen" hat die SS unter Heinrich Himmler verbreitet. Es waren nicht 9 Mio. Tote, sondern nach aktuellen Forschungs-Zahlen (Auswerten von alten Gerichtsakten) um die 60'000 tote Opfer in Europa.
Der Zusammenhang von Rothaarig und Hexe stammt aus der gleichen Nazi-Quelle. Himmler versuchte die Inquisition umzudeuten in die Ausrottung einer germanischen Religion. Und die rothaarige Hexe passt ja prima ins arische Bild.

Und wenn wir schon bei Mythen zum Thema Hexen sind, hab ich grad nen ZweiINeins dazu.
Die Inquisition wurde nicht gegründet, um Hexen zu jagen, sondern um allgemein Häretiker zu verfolgen. Dazu gehörten nicht nur christliche Splittergruppen, sondern auch Juden. Es haben also nicht die Deutschen den Antisemitismus erfunden, sondern diese Ehre gebührt dem Vatikan.
 

SALZinDERsuppe

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Was Inquisition und Hexenverbrennung anbelangt stimme ich Dir zu - genau das meinte ich in meinem Posting auch. Z.T. sind die Verzerrungen sogar noch älterer Natur (protestantische Propaganda) und die Opferzahlen liegen wohl auch eher im vierstelligen Bereich.

Bereits die Römer bekränzten zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen. Einen Baum zur Wintersonnenwende zu schmücken, ehrte auch im Mithras- Kult den Sonnengott. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter schon früh Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen und Einnisten zu erschweren und das Grün gab Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings.

Das bezweifle ich gar nicht, aber der heutige Brauch, sich einen Baum ins Haus zu stellen, stammt eben nicht von den Römern, sondern aus dem Elsaß des 18. Jahrhunderts.
Es sind zwei völlig unterschiedliche Bräuche, die sich eben einfach ähneln, aber nichts miteinander zu tun haben.

Zu den Gebrüdern Grimm: Die haben die Märchen tatsächlich gesammelt, aber die Märchen waren eben NICHT Teil des Volksglaubens und wurden auch nicht in Bauernstuben erzählt, sondern waren damals Teil des Unterhaltungsprogramms für betuchte Damen. Entsprechend trieben sich Grimms eher in noblen Häusern herum und ließen sich berieseln.

Zum Osterei: Eier sind ein altes Zahlungsmittel, eine leicht handelbare Ware, entsprechend war das Eierschenken einfach eine Art "Geldgeschenk". Und die Eier werden auch nicht überall vom Hasen gebracht, da gibt's regional GROSSE Unterschiede.

Zu dem was ich "glaube" oder nicht "glaube": Ich glaube wenig und ich glaube auch nicht das, was die "Skeptikerseite" vorträgt, ich mußte mich mit dem Themenkomplex "Volksglauben" einfach 8 Jahre lang mehr oder minder gezwungenermaßen beschäftigen, da ist einfach ein wenig hängengeblieben.
Ansonsten habe ich keine besonders tiefe Beziehung zu dem Themenkomplex.
 

SALZinDERsuppe

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Nachtrag: Das "Recht der ersten Nacht" soll ein verbrieftes Recht für Lehnsherren o.ä. gewesen sein und bezog sich auf den höchstselbst durchzuführenden Erstvollzug des Geschlechtsaktes bei angehenden Ehefrauen.
 

zerocoolcat

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Das "Recht der ersten Nacht"
...oder auch "ius primae noctis" soll von Edward the Longshanks (siehe Braveheart) als Anreiz gewährt worden sein, im "hohen Norden" Englands ein Lehen anzunehmen, hätt ich nie bezweifelt, der Mel macht das schon brav mit der Recherche seiner Filme...
 

Ellinaelea

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SALZinDERsuppe schrieb:
Nachtrag: Das "Recht der ersten Nacht" soll ein verbrieftes Recht für Lehnsherren o.ä. gewesen sein und bezog sich auf den höchstselbst durchzuführenden Erstvollzug des Geschlechtsaktes bei angehenden Ehefrauen.
Das mein ich doch. DAS hab ich schon öfter gehört. Aber noch nie, dass das nur eine Legende sein soll. Daher wollte ich wissen, ob du Quellen hast.
 

SALZinDERsuppe

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Das mein ich doch. DAS hab ich schon öfter gehört. Aber noch nie, dass das nur eine Legende sein soll. Daher wollte ich wissen, ob du Quellen hast.

Schulligung, mein Fehler.
Also im freenet-Lexikon ist z.B. ein aufschlußreicher Eintrag http://lexikon.freenet.de/Ius_primae_noctis , ansonsten gibt es umgekehrt aber keine einzige mir bekannte seriöse Quelle, die die Existenz eines solchen Rechtes verbrieft. Gleiches gilt übrigens auch für den Keuschheitsgürtel und für zahlreiche "mittelalterliche" Folterinstrumente.

Der Grund ist recht einleuchtend: Das Mittelalter, als geschichtliche Periode, wurde in der Renaissance und später im Zeitalter des Bürgertums "erfunden" und weil insb. das Bürgertum unter einem Höhenrausch litt und sich epochal für etwas Besseres hielt, erfand man für die vorangegangene Epoche allerlei Schauerlichkeiten, um selbst in einem (noch) besseren Licht dazustehen. Das geht schon mit dem Begriff "Mittelalter" los: links die glorreiche Antike, rechts das liberal-aufgeklärte Bürgertum, dazwischen das Mittelalter, Barbarei, Finsternis.
Nichts liegt mir ferner, als das Mittelalter posthum zur Gänze zu rehabilitieren, aber die Annahme, es habe sich um absolut finstere Jahrhunderte gehandelt, entspringt der Vorstellungswelt des Bürgertums des beginnenden 19. Jahrhunderts und Teil dieser Vorstellungswelt waren eben Märchen wie das "Recht der ersten Nacht", der Keuschheitsgürtel oder die Folter (viele Folterinstrumente, die in Museen ausgestellt sind, sind "Nachbauten" aus dem - Überraschung! - 19. Jahruhundert. Steht auch meist dran. Womit ich NICHT bestreiten will, daß im "Mittelalter" nicht auch gefoltert wurde.)
 

agentP

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Die Hexenverfolgungen werden ja auch gerne dem Mittelalter zugeschrieben, obwohl sie grösstenteils in der Neuzeit stattfanden.
 

Ellinaelea

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SALZinDERsuppe schrieb:
Was Inquisition und Hexenverbrennung anbelangt stimme ich Dir zu - genau das meinte ich in meinem Posting auch. Z.T. sind die Verzerrungen sogar noch älterer Natur (protestantische Propaganda) und die Opferzahlen liegen wohl auch eher im vierstelligen Bereich.
Nun hörts aber auf!

Gerade die letzten Monate habe ich mich intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und etliche Bücher und andere Dokumentationen dazu studiert. Einerseits weil mich das Thema von Grund auf schon seit jeher interessiert. Andererseits weil ich gerade eine Webseite zum Thema bastle, die in ungefähr 1-2 Wochen online geht. Dort habe ich u.a. eine Zusammenfassung der aktuellen Forschungsdaten zum Thema Hexenverfolgung in einem vierseitigen Artikel zusammengefasst.

Hier ein paar Ausschnitte (Die Pünktchen dazwischen zeigen an, dass es halt nur Ausschnitte sind. Den kompletten Text könnt ihr lesen, sobald meine HP online ist.):

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Gleich vorausschicken möchte ich, dass die angeblich Millionen von toten Hexen durch die Inquisition ein Märchen des hitler'schen Nationalsozialismus waren. Genauer gesagt ein Gerücht, dass der spiritistisch besessene Heinrich Himmler in die Welt gesetzt hatte, der fest daran glaubte, die Reinkarnation des ersten deutschen Königs – Heinrich (876-936) – zu sein. Die Nazis suchten in den alten Hexen-Geschichten die Wurzeln für eine neue deutsche und antichristliche Religion.
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Die heilige Institution der Inquisition wurde nicht – wie viele heute fälschlich annehmen – gegründet, um Hexen zu jagen, sondern vielmehr um Ketzer und Häretiker zu jagen.
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Als Häretiker galten Gruppierungen wie die der Albigenser, Bogomilen, Katharer, Waldenser oder Templer. Allesamt Abspaltungen der üblichen Christenlehre. Der Vatikan befürchtete aufgrund der grossen Zahl von deren Anhänger eine Teilung der Kirche. DAS war der Grund für die Entstehung der Inquisition und die Kirche konzentrierte sich auf die Verfolgung solcher und – natürlich wie immer – anderer Fremdgläubiger.
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In europäischen Ländern wurden Männer und Frauen als Zauberinnen verbrannt, lange bevor die Kirche sich damit beschäftigt hatte.
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Die Idee einer Hexen-Sekte entstand ungefähr um 1390. Die Vorstellung eines Kults, der nächtlich Satan anbete und sich gezielt gegen alle Christen verschworen hatte. Ab nun flogen Hexen durch die Nacht und brauten ihre Zaubertränke während sie Babys für den Teufel opferten oder zu Zauberzutaten schlachteten.
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Nach der Verbrennung der lebendigen Pierina in Mailand begannt die erste Grosszeit der Inquisition. Anklagen wegen eingebildeter Zauberei verwandelten sich ab sofort in Anklagen zum Bund mit dem Teufel.
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Der Begriff "Hexerei" tauchte erstmals 1419 in Luzern (Schweiz) auf. Hier wurde ein Mann gefoltert weil er "gehext" haben soll. Zu dieser Zeit wurden Männer und Frauen noch gleichmassen angeklagt. Männliche Angeklagte überwogen sogar ein wenig.
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Ende des 15. Jahrhunderts nahm das Unglück seinen grössten Anlauf. Der deutsche Dominikaner-Mönch – genannt Institoris – Heinrich Kramer erschien in der Geschichte. Er scheint ein sehr paranoider Kerl gewesen zu sein, der überall Hexenverschwörungen sah. Hexen galten als häretische Sekte, die sich weltweit (!) gegen den christlichen Glauben verschworen hatte. Bis heute gilt Heinrich Kramer als DER Inquisitor schlechthin. Er reiste durch halb Europa und wo er auftauchte, hatten die Folterer Arbeit und lodderten die Scheiterhaufen auf.
Seinen ersten Einsatz als Inquisitor im italienischen Trient, wo Juden angeblich einen Ritualmord an einem zweijährigen christlichen Kind begangen haben, schloss er mit neun zum Tode Verurteilten ab.
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Auf eigenes Betreiben hin wurde Heinrich Kramer 1475 vom Papst zum Inquisitor der Ordensprovinz Alemannia berufen. Noch mehr unterzeichnete 1484 der Papst persönlich ein von Kramer für sich selbst entworfendes Dokument – die sogenannte Hexenbulle. Diese Bulle wies die Behörden in Deutschland an, den Inquisitor mit jedem erdenklichen Mittel zu unterstützen. So wurde aus dem einfachen Dominikaner-Mönch ein "Gesandter Gottes", der die Welt von der Hexenplage befreien sollte.
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Nach einer rechtlichen Niederlage in Innsbruck unterbrach Kramer seine Inquisitionsreisen und zog sich in ein Kloster zurück, wo er das berühmte Buch "Malleus Maleficarum", den Hexenhammer verfasste. Dieses Buch wurde zum Leitfaden für alle folgenden Hexenjäger. Unter anderem forderte Kramer darin, die Gerichtsbarkeit über Hexen den weltlichen Gerichten zu übergeben. Die Inquisition selbst durfte nämlich erst bei Rückfällen, also Zweitverurteilungen, die Todesstrafe aussprechen.
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Da Kramer – wie aus vielen seinen und anderen Schriften klar ersichtlich ist – ein grosser Frauenfeind war, legte er auf die weiblichen Hexen den Schwerpunkt seines Buches. Erst seit Erscheinen des Hexenhammers wurden bevorzugt Frauen verdächtigt, gejagt und verurteilt.
Dabei verhalfen zwei Dinge dem Hexenhammer zu seiner grossen Verbreitung. Einerseits die vierzig Jahre zuvor erfundene Buchdruckkunst, die wesentlich mehr und schneller Exemplare zum Verteilen zur Verfügung stellen konnte, als das mit Handabschriften jemals möglich gewesen wäre.
Zum anderen stellte Kramer seinem selbst geschriebenen Text des Hexenhammer's die vom Papst verfasste Bulle voraus, was den Eindruck hinterliess, das Buch sei vom Papst selbst abgesegnet worden. Was dieser aber tatsächlich niemals getan hatte. Bis ins Jahr 1523 hatte man bereits dreizehn Auflagen des Hexenhammers gedruckt. Und Kramers Rechnung ging auf. Wie er in seinem Buch gefordert hatte, ging die Gerichtsbarkeit über Hexen auf die weltlichen Gerichte über. Nach Kramer's Tod im Jahr 1505 lag die Hexenverfolgung vor allem in der Hand von studierten Juristen und kaum mehr irgendwelchen kirchlichen Institutionen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich bei den deutschen Juristen gar die Meinung durch, dass Hexerei ein Ausnahmeverbrechen sei, bei dem die üblichen Standarts für Belastung und Beweisführung stark gesenkt werden konnten.
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Um 1550 herum begann das, was man heute die Kleine Eiszeit nennt. Das Klima in Europa (und andernorts) kühlte stark ab, was reichlich Folgeschäden wie Missernten, vermehrte Krankheiten mit sich brachte. Das einfache Volk zu dieser Zeit konnte sich das nicht anders als durch Teufelswerk erklären. Damit erfolgten ab ca. 1590 nochmals ganze Wellen von Hexenprozessen, denn schliesslich brauchte man Schuldige, um sich die Folgen der Klimakatastrophe erklären zu können. Bürger und Bauern waren erleichtert, dass sich die Obrigkeit in Form von Juristen und Gerichten um die Verfolgung der Schuldigen am kalten Klima und dessen Folgeschäden, also Hexen, kümmerte.

Den Höhepunkt der Hexenverfolgungen finden wir schliesslich am Anfang der Barockzeit . Die als Barock bezeichnete kunsthistorische Stilepoche war grösstenteils parallel zur Kleinen Eiszeit und in dieser Zeit sank die durchschnittliche Lebenserwartung auf 35 Jahre ab. Die meisten Hexen in Europa wurden in der Zeit von 1560 bis 1640 verbrannt.

Erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts begannen die Verfolgungen wieder abzunehmen. Allem voran vermutlich dank dem deutschen Jesuiten und Dichter Friedrich Spee. Zuerst anonym schrieb er das Buch "Cautio Criminalis, in dem er Irrsinn und Unlogik der Hexenjagden sehr deutlich aufzeigte. Im Jesuitenorden und anderen katholischen Kreisen wurde allerdings schnell bekannt, wer der Verfasser des Werkes war. Es wird vermutet, dass Spee's Inspiration zu dieser sehr deutlichen Schrift vor allem der Tatsache entsprang, dass er ab 1626 als Seelsorger in Speyer, Köln und Peine als Beichtvater die Verurteilten zur Hinrichtung begleitete.
Nach der Veröffentlichung seiner "Cautio Criminalis" wurde Spee selbst in Deutschland kriminalisiert. In Rom und bei den römischen Inquisitoren hingegen wurde er hoch geschätzt.
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Die Kirche selbst war längst nicht mehr an Hexenverfolgungen interessiert. Sie hatte ihre Inquisitoren inzwischen auf die Jagd nach den Anhängern des Galileo Galilei angesetzt, die sich vehement für die Unabhängigkeit der Naturwissenschaften von der Kirche einsetzten.
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Abschliessend ist es auch noch interessant, einen Blick auf die demografische Verteilung der Hexenprozesse zu werfen. Die Wissenschaftler haben die Gerichtsakten der Prozesse zusammengetragen und auf Karten übersichtlich zusammenfasst. Dabei fand man, dass die meisten Prozesse und schlimmsten Verfolgungen zum einen in Gebieten mit relativ wenig Staatlichkeit statt fanden, also zB in den Kleinterritorien wie West- und Südwestdeutschland.
Die zweiten Anhäufungen von Hexenprozessen gab es in Ländern, wo Adel und Städte die Gerichtsbarkeit unabhängig vom Vatikan oder einem König selbst ausübten, wie zB Mecklenburg (ca. 2000 Hinrichtungen). Geografische Gebiete mit einem professionellen Justizsystem dagegen, wie etwa Kurpfalz oder Kursachsen, verzeichneten historisch unterdurchschnittliche Mengen von Hexenverurteilungen.

Jede vierte verurteilte Hexe im deutschen Sprachraum war ein Mann, viele davon wurden als Hexer, die sich (meist mit Hilfe eines Zaubergürtels) in Werwölfe verwandeln "überführt" und hingerichtet.

Neusten Erhebungen zufolge wurden während der europäischen Hexenverfolgung etwa 60'000 Menschen hingerichtet. Die letzte Hexe, Anna Göldi (auch Göldin), in Europa wurde 1782 in Glaurs (Schweiz) hingerichtet.

Und noch eine kleine Schlussbemerkung: Apotheken in Deutschland verkauften bis ca. 1970 Enthexungsmittel, Flugsalben und andere ähnliche magische Elixiere.

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Wenn es schon allein Mecklenburg auf 2000 Hexen-Hinrichtungen gebracht hat, würde das nach deiner Theorie bedeuten, dass quer über das restliche Europa verteilt noch maximal 8000 Hexen getötet wurden.

Nachdem nun also das Nazi-Märchen mit den Millionen Toten geklärt ist, meinst du tatsächlich, die Wissenschaftler haben diese gesammelten Gerichtsdokumente, die ca. 60'000 Tote belegen, selbst geschrieben, bzw. gefälscht und damit ein neues Märchen geschaffen? Oder haben sie die Dokumente gleich in der historischen Zeit gefälscht?
Wie kommst du nur darauf?
 

SALZinDERsuppe

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Wahrscheinlich ist's einfach nur ein Mißverständnis... 60.000 getötete "Hexen" ist wohl ne realistische Größe, ich meinte die Inquisition und da sind's wohl europaweit nicht einmal 10.000 Todesopfer gewesen. Ich kenne die genaue Zahl nicht, ich habe nur geschätzt - in Spanien wurden meines Wissens etwa 1.500 Todesurteile gesprochen, wenn man die übrigen Toten addiert (aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden...), kommt man sicherlich auf eine Zahl, die unter 10.000 liegt. Darum ging's.

Was die Nazis und deren "Geschichtsdeutung" im Zusammenhang mit den Hexenprozessen angeht stimme ich Dir absolut zu, interessanterweise haben Himmler und Konsorten auch viele der Mythen über Weihnachten (~Weihnachtsbaum) oder das Osterfest (~Fruchtbarkeitssymbolik etc.) im "Volksglauben" hinterlassen. Selbst Begriffe wie das "eiserne Sparen" usw. gehen auf die Nazis zurück (hat jetzt nichts mit dem Thema zu tun, fiel mir aber gerade ein).
 

Larstolani

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Ich kenne auch mehrere urban legends.
ZB die :in einer Brauerei wurde anstatt Bier die Säure(!)mit der die Flaschen ausgewaschen werden nicht ausgeschüttet und anstatt mit
Bier gefüllt.Ein Mann trank davon und musste sterben.

Eine weitere urban legend ,die aber eher den Schauergeschichten zugeordnet werden kann,wäre die von der Frau dievorzugsweise nachts auf der Strasse auftaucht und Autofahrer bittet sie mitzunehmen da ihr Auto eine Panne hatte.Sobald die Frau in das AUTO steigen will sieht der Auofahrer das die alte Frau ganz beharrte Hände und Arme hat.Er fährt mit Vollgas los nur die Tasche bleibt noch im Auto.Als der Autofahrer im Hellen in die Tasche schaut,findet er ein riesiges blutiges Küchenmesser.

Die mit deR kATZE in der Microwelle kennt wohl auch jeder.
Angeblich hatte eine Frau in den USA eine Microwellenfirma verklagt weil
ihr Tierchen in der Micro getrocknet werden sollte.Leider stand in der Beschreibung nichts davon dasman dieses nicht sollte.
Die Frau bekam Recht und bekam Schadensersatz.
 

Bo

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Larstolani schrieb:
Die mit deR kATZE in der Microwelle kennt wohl auch jeder.
Angeblich hatte eine Frau in den USA eine Microwellenfirma verklagt weil
ihr Tierchen in der Micro getrocknet werden sollte.Leider stand in der Beschreibung nichts davon dasman dieses nicht sollte.
Die Frau bekam Recht und bekam Schadensersatz.

Die Geschichte wäre den ominösen Stella Awards zuzuordnen, frei erfundene Gerichtsurteile, die durch jedes Board gehen.

Wie beispielsweise der Anwalt, der seine extrem teuren Zigarren gegen Feuerschaden versicherte, rauchte und den Schaden von seiner Versicherung erstattet bekam.

Oder der Einbrecher, der in der Gagage des Hauseigentümers fast verhungerte und deswegen Schmerzensgeld zugesprochen bekam.

nachzulesen hier
oder hier

Nachtrag:
Die Stella Awards gibt es tatsächlich, allerdings mit weit unspektakuläreren Urteilen als die oben angegebenen.

Gewinner 2003
Gewinner 2004
 
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fällt mir grad ein weil es so schön aktuell ist.

stimmt es das an strassen an denen wahlwerbeschilder stehen keine geschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden?

hätte doch sinn, is ja net weit geholt dass die politiker nicht wollen das man ihre schnauze mit nem schlechten erlebniss verbindet.
 

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