die kelten

Eireannach

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Die Kelten


1 Die Ethymologie des Wortes K e l t e n ist bei keltoi zu Hause: die Verschwiegenen. Nora Chadwick bemerkte in ihrer Studie "The Druids": Das hervorstechendste Merkmal der druidischen Lehre könnte man als Naturphilosophie oder Naturwissenschaft zusammenfassen - die Natur des physikalischen Universums und seine Beziehung zum Menschen. Und Diodorus Siculus (ein römischer Autor) schreibt: Die Druiden verbanden die Betrachtung der Natur mit der Sittenlehre; sie glaubten an die Unzerstörbarkeit der menschlichen Seele und des Universums, wenn auch Feuer oder Wasser vorübergehend die Oberhand gewinnen" konnten
2 Diogenes Laertius schreibt über die Druiden (die Führungselite der Kelten): "Die oberste Maxime der Druiden sei, daß die Menschen die Götter ehren, nichts Böses tun und Tapferkeit üben sollen. Man solle in Harmonie mit der Natur leben, Schmerz und Tod nicht als etwas Böses betrachten, sondern sie als TEIL DES GÖTTLICHEN Plans achten - das einzige Übel besteht in der menschlichen Schwäche. "An Fhirinne in aghaid an tSaoil" - "Wahrhaftigkeit gegenüber der Welt" ist den Kelten das höchste Prinzip und von nachhaltiger Schöpferkraft.
3 Es gibt in den Kirchen vermehrt der Trend, alt-irische also keltische Segenssprüche in Gottesdiensten oder anderen Zusammenkünften christlicher Gemeinden zu benutzen.
4 Auf eigenartige Weise sprechen uns diese Segenssprüche mehr an, als die agendarisch ausgewogenen Formeln aus dem Anfang dieses Jahrhunderts. Diese keltischen Segenssprüche haben aber ihre Wurzeln in vorchristlicher Zeit. Sie sind älter als die Frömmigkeit, die die römische Kirche prägte - heute teilweise auch beliebter. Woran mag das liegen?
5 Ein Grund liegt darin, daß sich die Rolle des Religiösen und damit auch der Kirche heute verändert hat. Ihre Aufgabe ist nicht mehr völkische oder familiäre Identität zu bilden. Religion hat unter der Hand wieder eher die Aufgabe bekommen, das eigene Leben zu meistern.
6 Es gibt inzwischen einen Markt von Angeboten, "mein" Leben zu meistern.
7 Auf diesem Markt sind die Kirchen wichtige Stimmen, aber nicht mehr die einzigen, die sich zu Wort melden.
8 Finanzkräftige Vereinigungen im Gewand von Kirchen und unter dem Deckmantel der verfassungsgemäßen Religionsfreiheit haben z.B. eine nicht zu unterschätzende Wirkung gerade auf jene Teile der Bevölkerung gewonnen, die vermögend sind und Schlüsselpositionen besetzen.
9 Während der überwiegende Teil der Kirchenmitglieder die Kirche als Trostinstanz in Anspruch nehmen und als zeitliche Verlängerung ihrer kirchlich geschehenen Sozialisation sieht (die sie einmal erfahren haben) und auch als Nische, in der man das schlichte Leben leben kann und aus der man begrenzt politisch aktiv wurde (in Bürgerrechtsaktionen u.ä.) - suchen viele die Religion als Erkenntnismittel für etwas, was sie noch nicht kennen, zu entdecken, - etwa für das Selbst oder die Geheimnisse des Kosmos.
10 Auf dieses Interesse geht inzwischen ein großes Angebot von Literatur und Medien ein. Gerade auch viele Publikationen über die Kelten, über Arthus ihrer sagenhaften König und Merlin seinen weisen druidischen Berater.
11 Religion hat sich im Protestantismus inzwischen vielfach auf Ethik reduziert. Im katholischen Raum wird die Religion wegen ihrer vielfältigen Spröde eher im Verdeckten praktiziert. Oft hat die Stimme der Kirche keine Brisanz und Durchschlagskraft mehr (denken wir dagegen an die Zeit der Kreuzzüge!).
12 Auf der anderen Seite ist gerade unsere moderne Welt voller Sehnsucht nach Religion, voller Inbrunst sich mit dem All-Einen zu verbinden. Nacktbadekultur, die politische grüne Bewegung, Drogen- und Musikszene, Loveparade, Wochenend-Discokultur und Gruppenbildung in jugendlicher Subkultur - das ist vielfach nicht nur Religionsersatz, sondern hat sich zu mobilen kirchenähnlichen Systemen entwickelt.
13 Es ist so wie bei dem Phänomen der AKE. Die Kirchen liegen ausgezehrt am Boden und der Geist hat sich aufgemacht. Wir (als kirchliche Restgrupe) sind die, die in dem schlafenden Körper ausharren, obwohl der eine oder die andere sich schon gerne einmal auf die Reise gemacht hätte.
14 Wer sich aber in der neureligiösen Szene aufmacht, wird merken, daß ihr etwas Gravierendes fehlt. Der vielfach auf Fun reduzierten über den Fun eingefädelte Neureligiosität fehlt der Ernst, und die Substanz, für die man auch sterben könnte. Eine Sache beweist ihren Wert erst darin, daß man sich für sie nicht nur begeistert, sondern prinzipiell für sie auch sterben kann.
15 Es gälte sich die Frage stellen, ob ich für die Kirche bzw. die Form meiner Frömmigkeit sterben könnte. Wenn das nicht der Fall ist, sollte ich versuchen, meine Religion so weit herunterzuholen von imaginären Podesten, bis sie mir so verwandt ist, dass ich für sie sterben könnte - aber vorher erst mit ihr leben will.
16 Denn Religion ohne tödlichen Ernst will keiner. Religion ohne lebendigen Ernst braucht keiner.
17 Wir leben in einer Zeit, in der die traditionelle Religion von den meisten Menschen abgestoßen wird wie ein unpassendes zu kleines und schmutziges Kleid, ein zu eng gewordenes Gewand, nur wenn es einem schlecht geht schlüpft man noch in dieses Gewand, wie vormals man in Sack und Asche ging.
18 Innerhalb der neureligiösen Szene spielt nun das Keltentum eine deutlich herausgehobene Rolle. Das liegt daran, daß nach den fernöstlichen Trips nach Indien und die Welt des Buddhismus die westlichen Menschen gemerkt haben, daß es auch einen westlichen Weg geben muß und der östliche interessant, aber für uns nur ergänzend sein kann.
19 Auch Goethe sprach in hohen Worten von den Kelten und sprach von sich selbst im Bezug auf seine Naturreligion als "ich alter Merlin" und "ich alter Druide".
20 Das Keltentum selbst stellt nun eine der typisch autochtonen (hier in unserer Gegend ansässig gewesenen) Religionen dar. Das Keltentum verband sich sehr früh mit der christlichen Botschaft und beinhaltete zwei wichtige Dinge, die die östlichen Religionen so nie ausprägen konnten: 1. Eine positive Lehre von der Wiedergeburt des Menschen und 2. eine Durchdringung der Welt mit dem triadischen Denken. 3. Eine hohe Bewertung des Willens des Einzelnen. 4. Zugleich eine große Hochachtung vor der Natur, also dem mit uns geborenen.
21 NATURA heißt das Geborene - das auf dem Wege eines natürlichen Prozesses Hervorgekommene. Im Gegensatz zu dem künstlich Befohlenen, das sich dem Leben gegenüber oft sträubt und demgegenüber sich das Leben oft berechtigt sträubt. Die keltische Religiosität, soweit wir davon wissen, war untrennbar verbunden mit den Wäldern, dem Flug der Vögel, dem Beobachten der Gestirne, mit der Meditation an Quellen und dem Besuch der heiligen Hügel und Haine.
22 Gibt es deshalb? seit dem 15. Jahrhundert einen Trend, das Keltentum mit seiner Führungselite, dem Druidentum zu reaktivieren. Seminare für Geomantie, Schamanismus, Internet-News-Groups, Zeitschriften, die Gothik-Szene, Mittelaltermärkte belehren uns darüber, daß die versunkene Welt der Kelten ihre Anziehungskraft nicht verloren hat. Im Gegenteil: der nach Vergegenwärtigung des Religiösen suchende moderne Mensch gebraucht lieber ein naturnahes, ihm als geborenen Menschen nahes hochspekulatives System und steigt lieber darauf ein, als auf ein hochkomplexes philosophisches Begriffssystem, wie die Kirche es über Jahrtausende hat ausprägen dürfen.
23 Wir ernten heute bei kirchlichen Nichtinsidern müdes Abwinken oder peinlich berührte Zurückhaltung, wenn wir sagen: "Christus ist auch für dich gestorben". Wir ernten interessiertes Aufhorchen, wenn wir sagen, "in jedem Baume wohnt ein guter Geist". Beide Sätze sind wahr - trotzdem gibt es eine Hierarchie der Wahrheiten, die zu befolgen nachgedacht werden kann. Die Basis der Pyramide ist eben Basis und die Spitze ist erst die Krönung der Basis. Eine Spitzen-Krone ohne König ist verloren. Und ein König braucht auf dem Thron eine Krone. Das Keltische hat keine durchdachte Lehre von der Einheit Gottes hervorgebracht, aber es hat eine stabile Basis für eine später zu leistende religiöse Systematik praktiziert. Das Göttliche für die Kelten spricht nicht aus der schriftlichen Offenbarung, sondern redet aus Stein und Baum, Vogelflug und Wolkenbildung. Dieses kann nie exakt kultisch vorhergesagt werden, aber es ist in einer Form erlebbar, die den Einzelnen erfaßt.
24 Während das Christentum zuerst immer den historischen Verstand und die geschichtliche Erinnerung anspricht, spricht das Keltentum zuerst das Gefühl an, dasjenige, wo wir mit der Schöpfung dieselben Wurzeln haben.
25 Bevor die christliche Kirche sich aus dem Mittelmeerraum in die Bereiche des Barbarisch geltenden Germaniens, Britanniens und Galliens ausbreitete, gab es dort bereits Menschen und diese hatten auch eine Frömmigkeit. Frömmigkeit möchte ich mit Arnold Gehlen (Soziologe) wie folgt beschreiben: "Frömmigkeit ist die Klammer um die Gesamtheit meiner persönlichen Lebensäußerungen, insofern ich versuche, mit mir und dem Anderen durch meine Lebenspraxis in Übereinstimmung zu kommen."
26 Die ersten christlichen Missionare bei den Inselkelten in Irland versuchten nicht die Lebensäußerungen der keltischen Druiden vollständig auszurotten. Stattdessen absorbierte die neue Religion die heiligen Haine, Hügel und Quellen und gaben ihnen christliche Namen ... Diese im Volke verwurzelte unabhängige Frömmigkeit war von Anfang an ein wesentliches Merkmal z.B. des irischen Christentums. Aus der Kraft dieses zuerst bestehenden friedlichen Miteinanders schöpft die Kirche noch heute, wenn sie die beeindruckende Tiefe der alt-irischen Segensprüche sagt und auf Kirchentagen singt. Man zerstörte die Baumheiligtümer, Dolmen und Menhire nicht, um Kirchen hinzubauen, sondern baute die Kirchen dort hin, weil man wußte, daß dort die Orte der Kraft mit religiöser Tradition waren
27 Die ursprüngliche Frömmigkeit der Kelten und der frühen keltischen Kirchen hatte die Besonderheit, daß mit mächtigen Naturbildern die Menschen sich segneten, das heißt sich Gutes zusprachen und damit in Gang setzen. Das rührt viele heute positiv an.
28 z.B.: "Der Segen der Erde" Der Segen der Erde, der guten, der reichen Erde, sei für dich da. Weich sei die Erde dir, wenn du auf ihr ruhst, müde am Ende des Tages, und leicht ruhe die Erde auf dir, am Ende des Lebens, daß du sie schnell abschütteln kannst - und auf und davon auf deinem Weg zu Gott".
29 Erst später ist es dazu gekommen, daß aus den einheimischen Naturreligionen Verlierer wurden und aus dem imperialen Kirchenwesen Roms die Gewinner. Wir müssen davon ausgehen, daß ein solcher Sachverhalt sich über Jahrhunderte stillschweigend vererbt hat. So haben wir es im Kosovo gesehen, so sehen wir es an Hand der Ossi-Wessi Problematik. Der Verlierer ist immer der Gedemütigte. Und das macht sich an der Art und Weise seines Umgangs mit dem Sieger deutlich. Er möchte es denen doch noch heimzahlen.
30 Es war fast beängstigend schön, als wir 1993 in einem Gottesdienst auf den alten Bülziger Hügelgräbern einen Steinhaufen gesammelt hatten, die ersten Steine für die Abtsdorfer Kirche. Am Ende des Gottesdienstes las Pfarrer Weller einen keltischen Segen vor. Es war ein windstiller Tag, - beim Sprechen dieses Segens machte sich ein Windstoß auf und peitschte die Kiefern über uns. Dann war alles wieder still. Wenn wir für solche Phänomene eine gewisse kritische Aufgeschlossenheit haben, ist das ein Zeichen dafür, daß wir die Welt und das Göttliche gern als komplexe Einheit erfahren können und wollen. Dann sind wir den Druiden schon etwas näher gekommen, die bekanntlich ebenfalls aus dem Wind und den zufälligen Ereignissen Fingezeige dafür sahen, daß die Welt nicht allein gelassen, sondern mit Manifestationen der Anderswelt beschenkt wird.
31 ich bin der Meinung, daß das teilweise fanatische Interesse an der Natur und ihrem Schutz sowie es sich in manchen Öko-Gruppen zeigt ein Rückgang zu den Quellen des Religiösen ist. Zu einem unreflektierten Heidentum, vielleicht auch als Hilfskonstruktion für ein neuverstandenes lebendiges und weltzugewandtes Christentum.
32 Wer aber waren die Kelten und wer die Druiden? Die Druiden waren die Führungselite eines westlichen Zweiges der sogenannten Indogermanen, die ausgehend von den Siedlungsgebieten in Bayern und Mähren auf ihren weiten Wanderungszügen ein großes Gebiet besiedelt haben. Und zwar vom 8. Jhdt vor Chr. bis zum 1.Jhdt nach Christus. Die Blütezeit des Einflusses der Kelten liegt um 250 vor Christus. Die Kelten drangen in dieser Zeit bis nach Kleinasien (Galatien) vor und gaben der Landschaft auch eben dieser Namen - die Galater. Zeitweise hatten die Kelten auch Rom in ihrem Besitz.
33 Wegen des Mangels aber an staatlicher Organisation der zahlreichen keltischen Stämme und wegen der militärischen Übermacht Roms und dem starken Vordringen der Germanen war die Unabhängigkeit der Kelten ab 52 v.Chr. auf gallischem Boden beendet. Die Inselkelten und Festlandskelten hatten eine eigene Sprache. Auf dem Festland ist sie verstummt, im Irischen hat sich das Inselkeltische als Gälisches Idiom erhalten.
34 Mit dem Andrängen der Normannen und Sachsen geschah dann bald der Rückzug der Römer - im ersten nachchristlichen Jahrhundert trat im Bezug auf das Religiöse ein Vakuum auf. Der römische Kaiserkult muß den Kelten als etwas Abstrus vorgekommen sein. Gehalten hat sich in den keltischen Gebieten die von den Römern gebrachte Verwaltungsstruktur, - ohne Religion. Inzwischen waren aber als Kriegsgefangene auch Christen nach Britannien gekommen. Es bilden sich dort sehr früh unabhängige keltische, bretonische und britannische Kirchen, die von der späteren Kirche Roms unabhängig waren. Druiden und frühchristliche keltische Heilige waren sich ähnlich.
35 Einige wichtige Kirchenlehrer aus dieser Zeit waren etwa der Bischof Hilarius von Poitiers um 315-367. Er schrieb ein herausragendes Traktat über die Dreieinigkeit Gottes, das heute Hauptbestandteil christlicher Dogmatik ist. Ein weiterer wichtiger Mann war Pelagius, der sich besonders dafür einsetzte, daß dem Menschen theoretisch ein freier Wille zuerkannt würde. Auch zu nennen ist Columbanus, der auf dem Festland unabhängige Klöster errichtete.
36 Die Ausrottung der keltischen Religion aber, die Abholzung der heiligen Haine ist genuin das Werk der vorchristlichen römischen Besatzungszeit. Die iro-schottischen Mönche dagegen, die die ersten unabhängigen keltischen Kirchen gründeten waren dem Herkommen nach Erben der Druiden. So ist das Druidentum also nicht ganz ausgelöscht worden, sondern hat sich selbst in die ersten Kirchen hinein transformiert und sich so erhalten.
37 Originär schriftliche Zeugnisse keltischer Autoren gibt es nicht mehr bzw. sind nicht älter als aus dem 8.Jahrhundert stammend. Die Kelten durften ihre Religion schriftlich nicht fixieren, sondern das Wissen wurde nur mündlich weitergegeben. Der Besuch einer Druidenschule dauerte 21 Jahre. Im Fehlen der schriftlichen Zeugnisse sehen wir also nicht eine gewisse Primitivität der Kelten, sondern ihr Wissen um die Macht des Wortes und des geschriebenen Wortes. So war es auch verboten, den Namen der Götter auszusprechen, man umschrieb die Namen mit anderen Namen, - für den Mond gab es drei Namen, die nicht genannt wurden.
38 Alle schriftlichen Zeugnisse über die Kelten sind also jünger als der Untergang des keltischen Heidentums. Alles was sich uns bietet ist entweder "interpretatio romana" oder "interpretatio christiana".
39 Von einem System keltischer Gottheiten kann man nicht sprechen. Bekannt sind etwa 400 Götter, darunter sind viele Regionalgottheiten, die nach einer sichtenden Systematisierung auf dreiunddreissig zusammenschmelzen. Diese Systematisierung führte also nicht bis zum Monotheismus wie im Judentum, oder bis zur Auflösung des Gottesbegriffs im Buddhismus, sondern bleibt auf halber Ebene stehen. So kennen wir Dana als terra mater ... sie habe sich nach dem Untergang des keltischen Heidentums in die Erdhügel zurückgezogen. Es gibt Lug, der für den Handel verantwortlich ist, Dagda- den Allvater und Zuwender des Überflusses, Ogma - den Erfinder der Schrift, Manannan Mc Lir - den Sohn des Meeres und Schutzheilige der Seefahrer, Esus (von Ehre), Taranis - Donner, Teutates - Volkskönig, Goibniu - den Schmied für unfehlbare Waffen, Epona - Pferdegöttin, Damona - Kuhgöttin, Artia - Bärengöttin, Arduinna - Jagdgöttin. Nicht zu vergessen ist Kernunnos - eine Gottheit mit Hirschgeweih, auf dem Silberkessel von Gundestrop sehr gut zu sehen (1891 in Jütland in einem Moor gefunden). Im großen und ganzen spricht man davon, daß die Kelten wie die Bramanen 33 Götter verehrt haben - ähnlich sagen es auch die vedischen Schriften.
40 Dabei ist zu beachten, daß die Kelten die Götter als ihre mythischen Vorfahren betrachten, mit denen sie verwandt sind, zu denen sie gehören und zu denen sie auch wieder gehen, weil sie von ihnen gekommen sind.
41 Eine wichtige Rolle spielten bei den Kelten die Druiden. Sie waren die Führungskaste und die einzige feste stämmeübergreifende Institution. Es gab jährlich einen Druidenkonvent. Das Wort Druide kommt vom griechischen drus für Eiche und der indogermanischen Wurzel vid für wissen und sehen. Also kann man das Wort Druide mit Eichenkundiger, oder weil die Eiche als Baum der Götter angesehen wurde, mit "der wahrhaftig Sehende" übersetzen.
42 Der Druide Mirakulix im Asterix-Comix ist bekannt, ebenso gibt es eine Internet Druidenszene, die zu besuchen ganz interessant ist. Hier tummelt sich alles, was Wohlgefallen am Druidentum gefunden hat auf absonderlichste Weise. Eine virtuelle Kirche englischsprachiger Freaks, die ihre Träume besprechen und Bücher- und Musiktips austauschen und Harfen feilbieten.
43 Feste der Kelten waren der 1. November, Samhain (Hier taten sich die Türen der Anders-Welt auf), 1. Februar, 1.Mai und 1. August.
44 Als Stätte der Kultausübung galt das sogenannte Nemeton, eine Lichtung, oder ein Hain, es gab auch Tempel, es wurden die heilige Mistel geschnitten. Druiden waren Philosophen, Rechtsverwalter, Historiker, Dichter und Musiker, Ärzte, Seher, Astronomen und Magier.
45 Die Kelten waren von der Existenz einer Parallelwelt zu der ihrigen so überzeugt, daß römische Autoren dieses feste Wissen dafür verantwortlich machten, daß die Kelten im Kampf keine Angst hatten und sich todesmutig in die Schlacht stürzten. Man schloß sogar Kontrakte ab, die nicht in diesem Leben abzugelten waren, sondern erst nach dem Tode in der Anderswelt. Die Kelten waren hochreligiöse Menschen, Klemens von Alexandrien, ein Kirchenvater des 3. Jahrhunderts schrieb, lange vor der Ankunft Christi hätten die Druiden schon den dreieinigen Gott angerufen und die Doktrin von der Einheit Gottes verkündet - eine Äusserung, die mit Vorsicht zu genießen ist.
46 Die Namen für das Elysium der Kelten, die Anderswelt lauten: Tir n-aill, Tir sorcha (das leuchtende Land), Tir na m-beo (das Land der Lebenden), Tir na n-óg (Land der Jugendlichen), Mag Mell (das liebliche Gefilde) auch Avalon (Apfelinsel - Apfelort).
47 Die Vorstellung von einer Wanderung der Seele durch verschiedene Behausungen war bei den Kelten gern gelehrte Überzeugung, vieles erinnert hierbei an die Religion der Hindus. Es gibt Historiker, die den indogermanischen Zusammenhang der Sprache zum Beweis dafür nehmen, daß die Druiden und Bramanen eine Wurzel haben und die proto-Kelten von Indien über Sibirien nach Europa kamen und dort Carnac und Stonhenge bauten. Auch einige Kirchenschriftsteller der ersten Jahrhunderte behaupten das.
48 Den Kelten galt der Kopf als Sitz der Seele, deshalb spielt in ihrer Ikonographie der Kopf auch eine besondere Rolle.
49 Im Raum der Kirche setzten die Kelten zwei Highlights. Es geht dabei um zwei theologische Überzeugungsspielarten, die später zu Ketzereien erklärt wurden. Nämlich die des Arius und die des Pelagius. Arius lehrte, daß Christus zwar ein besonderer Mensch gewesen ist, der für uns eine Vorbildwirkung für die Beziehung auch zu Gott haben kann, - in diesem Sinne ist ihm nachzueifern. Arius konnte sich aber nicht im Sinne der Ostkirchen erklären, die behaupteten, Christus sei mehr als Gott zu verstehen und es käme darauf an, daß der Mensch durch mystische Teilhabe an der göttlichen Natur Christi vergottet würde. Die westliche Kirche fand in der Zweinaturenlehre später einen riskanten Ausgleich, in dem sie behauptete Christus sei g a n z Gott und g a n z Mensch, - wie das zu denken sei blieb bis in die Hochscholastik eines Thomas v.Aquin ungeklärt, also etwa 800 Jahre. Das Instrumentarium für ein spezifiziertes Nachdenken war noch gar nicht gegeben. Die aristotelische Philosophie kam ja erst mit den Kreuzzügen an die Universitäten und Klosterschulen. Viele Jahrhunderte hat der Arianische Streit gedauert und er wurde z.T. von Seiten Roms mit unlauteren Mitteln geführt.
50 Das andere typisch keltische Theologumenon war der sogenannte Pelagianismus. Pelagius war im 4. Jahrhundert ein keltischer Theologe, der sich gegen die von Augustin stammende Erbsündenlehre und Prädestinationslehre wandte, nach der jeder Mensch, wenn er geboren wird, im sündhaften Zustand geboren wird, weil Adam als erster Mensch sich schuldig machte und nur wenige erwählt sind für das heil, andere aber eo ipso verloren gehen müssen. Der Kelte Pelagius war aber der Meinung, daß der freie Wille ein Geschenk Gottes an den Menschen ist und nicht diskreditiert werden darf. Der Pelagianische Streit dauerte viele Jahrzehnte. Augustinus hat sich hier einen unrühmlichen Namen gemacht und trotzdem gewonnen. Der Pelagianismus als eine genuin irische Lehre vom freien Willen des Menschen wurde auf verschiedenen Synoden verdammt, und erfuhr immer wieder Neuauflagen bis hin in die Zeit der Reformation ...
51 Ein anderer wichtiger Kirchenlehrer war Beda der Ehrwürdige und ein weiterer Columbanus, der dadurch von sich reden machte, daß er noch in der Zeit der römisch kirchlichen Dominanz, die mit den Jahrhunderten immer stärker wurde, eigenständige Klöster gründen ließ bis hin ins Gebiet der heutigen Schweiz, - Klöster, die sich mit den damaligen Stammesgrenzen deckten - deren verworrene Gestalt deutet auf sehr alte Gründungen hin mit dem Einverständnis der Stammesfürsten. Die Keltischen Stämme müssen die Form des Christentums als etwas im Sinne der Pyramidenstruktur Vervollkommnendes erkannt haben.
52 Erst Bonifatius oder Willibald hat im 8.Jahrhundert seinen Einfluß geltend gemacht, so daß die unabhängigen keltischen Kirchen unter den Einfluß Roms gezwungen worden sind. Bonifatius als der oft zitierte "Apostel der Germanen" hat nicht so viel christianisiert, sondern eher im schon vorhandenen christianiserten Bereich Kirchen mit Rom gleichgeschaltet. Es gab eine Zeit, da war man in der protestantischen Kirche auf Bonifatius sehr schlecht zu sprechen, - er galt als Zerstörer des Columbanischen keltischen und freien Christentums auf dem Festland. Aber auch Bonifatius war ein Brite, der jedoch sehr lange in Rom gelebt hat.
53 Trotzdem haben sich in Irland, Cornwall und der Bretagne Lokaltraditionen zur Verehrung keltischer Heiliger gehalten bis auf den heutigen Tag.
54 Bei den Kelten galt Astrolgie nicht als etwas Besonderes, sondern als weiteres natürliches Werkzeug dafür, die Einflüsse der Dinge im Universum auf den Menschen zu erklären.
55 dem Keltentum wurde Rom und dann das Christentum aufgepflanzt. jetzt muß dem Christentum wieder etwas vom Keltentum hilfreich zur Seite stehen, so wie es mit den Segenssprüchen schon begonnen hat.


(gepostet im alten forum von ibrahim_fischl)


das schien mir wert gerettet zu werden.




:wink:
 

Sephiroth

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Gibt es eigentlich Seiten im Web, auf denen man keltische oder germanische Vornamen mit Bedeutung nachschlagen kann?
Kennt da jemand einen Link?
 

Sephiroth

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Hmm, nenne meinen Sohn Argentocoxus, meine Tochter Afrika...

:)

Vielen Dank für den Link! :D
 

Crow

Meister
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Hey Seph darf ich die Mutter deiner Kinder sein?
Ich würde meinen Sohn aber gerne Arnold und meine Tochter Ferun nennen!
Also da müssten wir uns schon einig werden, oder? ;-)
 

Sephiroth

Meister
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Da würde meine Freundin wohl von ihrem Vetorecht Gebrauch machen.. :?

Aber DANKE für das Angebot... :wink: :lol: :lol: :lol: 8)
 
A

Anonymous

Guest
Wo kann man bei Kelten und Germanen (abgesehen von der geographischen Nähe!) die Verbindung zwischen germanischer und keltischer Kultur bzw. Religion sehen?
Die germanische Götterwelt mit Odin, Thor usw. stellt doch einen ziemlich gravierenden Unterschied zum keltischen, matriarchalisch angehauchten dualistischem System, oder?
:?: :?: Ich kenn mich ja nicht so 100%ig aus, aber mir mir ist aufgefallen, daß es wohl in beiden Kulturen so was wie ne "Gralslegende" gab!
Rührt das von der gemeinsamen "Nordischen" Herkunft her? :?:
Wo sind denn genau die Unterschiede in Gesellschaft und Philosophie gewwesen? Weiß das irgendwer?
 

Francis

Meister
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studium?

hey, kann man "keltentum" und/oder "germanische mythologie" eigentlich irgendwo studieren? das fände ich nämlich sehr interessant...!
und wenn ja, was jobt man dann damit?

nocte obducta,
Francis.
 

Eireannach

Großmeister
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he francis,
du kannst keltologie meines wissens nach nur in bonn studieren.
was damit machen?
arbeitlos werden :)

im ernst, eignet sich wohl nur als nebenstudienfach just for fun.
 

Sephiroth

Meister
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@ Tarvoc

Kann man nicht beides interessant finden, ohne größere Gemeinsamkeiten zu sehen?!
Man kann ja auch Computer und Fußball als Interessen haben, oder?
 
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