Die Atomkraft in Deutschland nach den Unglücken in Japan

POW

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wintrow schrieb:
@helika
Und nu. Alles abschalten, leben wie im Mittelalter?

Immer wieder amüsant mitanzusehen, wie einfach gestrickt die Denkmuster der ach so aufgeklärten Atomkraftbefürworter sind. OK Priscilla, dann hau´ doch mal so´n richtiges Pfund raus. Wieso denkt die Gattung der Atombefürworter denn, dass bei einer normalen Loslösung von der Atomkraft alles ins dunkle Mittelalter verkommt. So, das ist Deine Bühne. Vertell mi mal watt....
 

Telepathetic

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Das Risiko, dass der nächste Reaktorunfall die Laufzeitverlängerung wieder in Frage stellen würde, sind Politik und Wirtschaft gemeinsam eingegangen. Es war mehr als ein vernachlässigbares Restrisiko: Die Frage, ob Kernenergie ein Irrweg sei, hat Deutschland längst mit Ja beantwortet.

und

Selbst in ruhigen Zeiten, in denen kein Castor rollte und kein Kurzschluss in Krümmel zu nationaler Aufwallung führte, war selten mehr als die Hälfte der Bevölkerung für die friedliche Nutzung des Atoms. Mehr als achtzig Prozent Zustimmung werden dagegen seit den neunziger Jahren für „saubere“ Energie aus Sonne und Wind gemessen.
Der Deal ist geplatzt


Her mit Alternativen und überlegen, an welchen Stellen in den privaten und betrieblichen Haushalten Energie gespart werden kann. Was brauchen wir unbedingt und was ist (für uns zum Lebensstandard gewordener) Luxus?
 

Angel of Seven

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Ist schon irre wie sich hier verschiedene Menschen ihre Kausalzusammenhänge stricken.
Viele denken immer genau an eine Ursache für diese Katastrophe.
Z.B. "Der Tsunami" war es, nicht das Erdbeben! "
Die Steigerung ist: "Wenn dieses oder Jenes nicht gewesen wäre, wäre das alles gar nicht passiert!"
Und dann werden diese Denkweisen, ungeeignet um ein komplexes Ereignis zu begreifen, mit Hilfe von zweifelhaften Fakten auf unsere Region übertragen ...... was soll dabei rauskommen?

Dann könnte man auch sagen: Die Japaner hätten wissen müssen, auf was für einen gefährlichen Minikontinent sie Leben. Genau auf der Grenze von verschiedenen Erdplatten gibt es schwere Erdbeben, Vulkanaubrüche und der Begriff "Tsunami" kommt aus dem Japanischen.
Dort bauen sie einen 30-Millionenmoloch mit zig Wolkenkratzern, eine Wahnsinnsindustrie die immense Energie verbraucht, und da man über keine eigene Ressourcen verfügt, baut man auf Atomkraft. Trotz der hunderttausenden von Toten, die der nukleare Albtraum Hiroshima gefordert hat.
Die AKWs baut man direkt ans Meer,... wegen der Kühlung. Durch die Enge gibt es auch keine großen Auswahlmöglichkeiten um einen großen Sicherheitsabstand zur Bevölkerung einzurichten ....
Der Konzern der diese Werke betreibt, fällt seit Jahrzehnten durch Vertuschung, Verharmlosung von Störfällen und Schlampereien auf.
Was könnte daraus folgen..?

Was ich damit sagen will ist: dass eine einzige scheinbare Ursache, z.B. "das Erdbeben", viel zu kurz gedacht ist, um so ein Wahnsinnsereignis in seiner Gesamtheit zu erfassen... Ohne den "Faktor Mensch" mit seinem Dazutun, sind vergleichbare Großkatastrophen in unserer heutigen Zeit gar nicht möglich, Weltkriege eingeschlossen.

Verzeiht mir diese Abschweifung ins Philosophische. Angesichts des Leids komme ich mal wieder ins Grübeln....

:|
 

antimagnet

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bissl spät, aber trotzdem:

haruc schrieb:
Das Erdbeben ohne den Tsunami hätte vermutlich keinen Störfall verursacht.

ohne kernkraftwerk hätte auch der tsunami keinen störfall verursacht. und das nicht nur vermutlich.
 

dkR

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Angel of Seven schrieb:
Ohne den "Faktor Mensch" mit seinem Dazutun, sind vergleichbare Großkatastrophen in unserer heutigen Zeit gar nicht möglich, Weltkriege eingeschlossen.

Verzeiht mir diese Abschweifung ins Philosophische. Angesichts des Leids komme ich mal wieder ins Grübeln....

:|
antimagnet schrieb:
ohne kernkraftwerk hätte auch der tsunami keinen störfall verursacht. und das nicht nur vermutlich.

Und wäre Japan unbewohnt, wäre auch keiner gestorben.

´s is, wie´s is.
 

TheFreeman

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Tschernobyl (jaja, ich weiss, immer der selbe Vergleich...) hat bisher ca. 50.000 Todesopfer gefordert, die nachweislich an den Spätfolgen der erhaltenen Strahlendosis starben. Steht in keinem Verhältnis, oder? Eigentlich dürfte man bei den vielen Verkehrstoten auch kein Auto mehr fahren, aber nur zu Hause sitzen geht auch nicht, denn die meisten schweren Unfälle passieren schließlich innerhalb der eigenen vier Wände. 8)

@wintrow: Wie man nur angesichts der Abschaltung von Atomkraftwerken von 'Leben wie im Mittelalter' reden kann ist mir schleierhaft. Neigst zu Übertreibungen hm?

Ich weiss nicht, die Diskussionen hier hatten vor ein paar Jahren mal ein andres Niveau. Weniger Rechthabenwollen, mehr fundiert argumentieren!

Niemand kann leugnen, dass die Nutzung von Atomkraft große Risiken birgt. Es ist daher sinnvoll, nach vergleichsweise ungefährlichen Alternativen zu suchen und Schritt für Schritt darauf umzustellen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber in absehbarer Zeit.

Was die Politik betrifft, so halte ich das Moratorium von SchwarzGelb allmählich auch nur noch für ein Wahlkampfmanöver nach dem Motto 'Irgendwas müssen wir tun, also tun wir etwas, was uns wenig schadet.' Ich bin einerseits gespannt, wieviele AKWs in Deutschland letzten Endes wirklich stillgelegt werden und andererseits, wieviel teurer der Strom angesichts der vielen neuen Ausrede-Möglichkeiten für Energiekonzerne diesmal wird...


Gruß,
TheFreeman
 

Goatboy

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TheFreeman schrieb:
Tschernobyl (jaja, ich weiss, immer der selbe Vergleich...) hat bisher ca. 50.000 Todesopfer gefordert, die nachweislich an den Spätfolgen der erhaltenen Strahlendosis starben. Steht in keinem Verhältnis, oder?
Bei wie vielen Toten würdest du die Grenze ziehen?
 

Simple Man

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Sorry Goatboy, dein Vergleich hinkt nicht nur, dem haben sie die Beine weggeschossen ... der Unterschied besteht darin, dass beim größten anzunehmenden Unfall bei einem Windrad vermutlich zwanzig Menschen sterben ... bei einem Gaswerk lass es ein paar hundert sein ... bei einem Atomkraftwerk wären es zehntausende + die langfristige Verstrahlung ganzer Landstriche ...
 

Trasher

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Im Grunde ist es gesagt. Das Schicksal eines Mannes, der von einem Windrad erschlagen wird mit den unkontrollierbaren, überregionalen, langfristigen Folgen und Spätfolgen einer atomaren Verseuchung gleichzusetzen ist schon irgendwie grotesk. o_O

Ob die jetzt herunterzufahrenden Kraftwerke je wieder ans Netz gehen? Ich glaube nicht, dafür wären Antworten nötig die der Sachlage in Japan gerecht werden. Jede bauliche Verbesserung wird entweder lächerlich oder einfach nicht genug sein. Die Glaubwürdigkeit der Atomkraft wird so schnell nicht wieder herzustellen sein.
 
G

Guest

Guest
POW schrieb:
Wieso denkt die Gattung der Atombefürworter denn, dass bei einer normalen Loslösung von der Atomkraft alles ins dunkle Mittelalter verkommt.

Einfach mal alle für 4 Wochen AKWs abschalten und schauen was passiert (aber nicht heimlich Atomstrom aus Frankreich und der Tschechei kaufen).

Wenn die Braunohle, Steinkohle, Gas und Dieselkraftwerke die 23% Atomstrom zum gleichen Preis abfangen können, ohne daß es Engpässe gibt und sich die Strompreise verdoppeln, gut.

Glaub ich aber nicht.

Das Entsorgungsproblem bleibt natürlich weiterhin ungelöst.
Wo immer die Behälter eingelagert werden, besteht nach der Logik der Antiatom Gemeinde weiterhin das Risiko, daß ein Flugzeug drauf fällt, Wasser eindringt oder sich Terroristen des Materials bemächtigen.

Ja Atomkraft birgt enorme Risiken, aber keine größeren als das restliche Leben. Die meisten Menschen in Japan sind an einem Erdbeben/Tsunami gestorben - was machen wir dagegen?

Ausstieg aus erdbebengefährdeten Gebieten? Entvölkern wir jeden Landstrich, der von einer Tsunami, einem Tornado oder einem Flugzeug getroffen werden kann, nur weil dabei zigtausende von Menschen sterben können?
 

erik

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lest ihr auch, was die leute posten?
es werden jetzt 7 akws abgeschaltet, 2 sind im moment eh vom netz, kruemmel evtl auch noch. das sind 10 von 17. trotzdem muessen wir keinen strom zu kaufen.

wieso geht sowas erst jetzt?

mit dem liberalen braucht man ja nicht zu diskutieren, der ist ja ganz offensichtlich nur ein ignoranter klugscheisser.
 
G

Guest

Guest
Erstmal sind sie noch nicht abgeschaltet (und äußerst fraglich ob das juristisch so einfach überhaupt möglich ist) und zweiten, siehst du ja was gerade in Japan passiert.

Die haben einen Atomstromanteil von 29% und jetzt eine handvoll ihrer Kraftwerke verloren. Schon gibt es überall Blackouts und Strom nur noch stundenweise.

Edit: Ach ja, in Deutschland sind mittlerweile alle Geigerzähler ausverkauft - typisch Deutsche Angst wiedermal :roll:
 

Zerch

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Im Atomzeitalter einen Dosimeter im Haushalt zu haben ist ansich keine dumme Sache.
Habe mir schon letztes Jahr einen Radex 1706 zugelegt , und werde es wohl nicht bereuen.

*edit
-Verdammt , da wird aus der Not mal wieder richtig Geld gemacht.
http://www.absurde-zeiten.de/geiger...et-radex-1706-reich-werden-mit-dem-super-gau/

...also ich hatte es mir direkt von Quarta aus Rußland schicken lassen , was mich damals etwa 160 Euro kostete.
 

Telepathetic

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"Das Zeitalter der „billigen“ Energie ist vorbei&qu

Technisch wäre es wohl möglich, auch ältere deutsche Kernkraftwerke auf- und nachzurüsten, bei hohem finanziellen Aufwand und der offen bleibenden Frage, wie „sicher“ sie danach seien. Politisch aber ist die friedliche Nutzung der Kernkraft in Deutschland endgültig erledigt. Der Regierungskoalition blieb angesichts der Schreckensbilder aus Japan nichts anderes übrig, als die Flucht nach vorne anzutreten, unter Beachtung geltender Gesetze.
Verglüht
 

Ein_Liberaler

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Geschätzter erik, einer Deiner letzten gegen mich gerichteten Vorwürfe war:

erstaunlicherweise kam von dir kein mucks mehr zum thema "kann man gar nicht sofort abschalten"

Möglicherweise trügt mich die Erinnerung, aber ich glaube gar nichts in dieser Richtung geschrieben zu haben. Ich habe lediglich von einem "wichtigen Beitrag der Atomkraft" geschrieben. Leider muß ich daher konstatieren, daß Du unsauber argumentierst.

Auch mit dem Argument der sunk costs hast Du Dich auf sehr eigenwillige Art auseinandergesetzt, Du hast es nämlich wortreich zurückgewiesen, offenbar ohne wenigstens einmal zu googeln (oder, horribile dictu!, zu fragen), was überhaupt damit gemeint ist. Es handelt sich um einen Fachbegriff.

Das sind nur zwei Beispiele für den für mich enttäuschenden bisherigen Verlauf der Diskussion, die mich zu einem bedauerlichen Schluß kommen lassen:

Offenbar haben wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von Charakter und Ziel einer Diskussion, und dann wäre es uns natürlich tatsächlich unmöglich, eine solche zu führen. Ich vermisse bei Dir die Bereitschaft, Argumente zur Kenntnis zu nehmen, zu verstehen und zu prüfen, und außerdem die Bereitschaft, einen Dissens als Ergebnis oder Teilergebnis einer Diskussion zu akzeptieren. Imho handelt es sich dabei um unverzichtbare Bestandteile einer zivilisierten Debattenkultur.
 

Goatboy

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Lieber Simple Man, lieber TheFreeman, lieber Trasher. Ich dachte eigentlich, ich hätte recht deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich keinen Vergleich mit Japan beabsichtigte. Auch von "Gleichsetzen", lieber Trasher, kann keine Rede sein. Daher möchte ich alle bitten, mir keine Worte in den Mund zu legen. Vielleicht hätte ich deutlich machen sollen, dass auch kein Vergleich mit Tschernobyl beabsichtigt war. Übrigens auch nicht mit dem Tsunami in Südostasien, mit der Explosion der Challenger oder dem Erdbeben in Haiti.

Nun habt ihr ja offensichtlich sehr präzise Einteilungen für Unglücke parat, daher möchte ich die Frage wiederholen: bei wie vielen Toten zieht ihr die Grenze?
 

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