@Themis
(...) Jedoch weiss ich auch, das es viele Kurden in führenden Positionen gab (...) Mitlerweile gibt es jedoch auch Schulen mit kurdischem Unterricht. Darf ich Dich weiterhin daran erinnern dass in der letzten Legislaturperiode die HADEP, quasi für die PKK das, was die SinnFein für die IRA ist, in vielen Gemeinden und Großstädten stärkste politische Kraft war. Mich wunderte nur, das die Partei Landesweit lediglich um die 5% der Stimmen hatte, bei ungefähr 20% kurdischstämmiger Bevölkerung.
Übrigens, dass Du die Diskriminierungen auf die letzten 80 Jahre zurückdatierst, finde ich sehr löblich. In der Tat war im osmanischen Reich die Ethnie uninteressant. Es wurde keine Assimilation forciert.
Du hast recht, indem du von Kurden in führenden Positionen schreibst. Aber diese Geste sollte und darf man nicht so hoch loben, denn diese Personen konnten nur dann in führenden Positionen sein, wenn sie ohne jegliche Bedingungen die eigene Herkunft, also die eigene Identität leugneten. Und falls die doch nicht ganz leugnen, dann werden die eben gezwungen es zu leugnen oder die verlieren alles was die haben. Dass es Schulen mit kurdischem Unterricht geben soll entspricht nicht den Tatsachen, es sei denn du setzst lächerliche Sprachkursen für "türkische Dialekte" mit kurdischem Unterricht gleich, dann ist es ok. Diese lächerliche Kurse - ein Zugeständnis an die EU, also weiter nichts - finden nicht in Schulen statt, sondern "dürfen" nur privat geführt werden, d.h. diese Kurse haben keinen offiziellen Status, somit werden diese auch nicht vom Staat finanzierst, anders ausgedruckt: Diese Kurse haben Null Wert! HADEP und PKK mit SinnFein und IRA zu vergleichen finde ich einbisschen weithergeholt, denn sich allein die Geschichte der HADEP anzuschauen, reicht, um die Unterschiede zu erkennen. Dass HADEP in vielen Gemeinden und Grossstädte die stärkste politische Kraft wurde - ausschließlich in Südosten der Türkei - ist auch irgendwo logisch, denn der Südosten der Türkei ist bekanntlich Nordkurdistan. Jetzt das geringe landesdurchschnittliche Wahlergebnis der HADEP zu erklären würde zu weit gehen, aber ich versuche trotzdem dies kurz zu erläutern: Erstens lebt vielleicht mehr als die Hälfte des kurdischen Volkes auf dem Land und hier regiert das Militär, die Wahlen werden somit vom einzigen Staatsapparat auf dem Land, dem Militär, organisiert. Was das bedeutet, dürfte eigentlich klar sein, nämlich die Wahlen sind in keinerlei "geheim", "unmittelbar" oder "frei", ansonsten hat man das Militär am Hals, besonders wenn es um kurdische Parteien geht. Und zum zweiten lief zu dieser Zeit ein Verfahren gegen HADEP, sie konnte praktisch keine Wahlkampf machen oder Ähnliches und zum Schluss musste HADEP mit einer anderen sehr unbekannten Partei koallieren, um inoffiziell am Wahlen noch teilnehmen zu können, ansonsten wäre nichts mit HADEP und Wahlen. Und wenn ich die Diskriminierung des kurdischen Volkes auf die letzten 80 Jahren zurückdatiere, dann hat das bestimmt gar nichts mit dem osmanischen Reich zu tun, denn vor 80 jahren war der osmanische Reich schon ein Relikt der Vergangenheit, sondern ich rede vom "Türkiye Cumhuriyeti", auch T.C. genannt, auf deutsch "Republik Türkei".
OK, verbessere mich, falls ich mich irre: ich habe das so verstanden, das ausländische Iraker sich an den Wahlen beteiligen. Die Türkei hatte, wie Du Dich sicherlich erinnerst, während des Golfkrieges vom Papa Bush mehr als 1Millionen Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen, nachdem eine humanitäre Katastrophe in den Flüchtlingslagern im Grenzgebiet zwischen der Türkei und dem Irak drohte. Nun meines Wissens nach war von diesen Flüchtlingen (und denen im Iran und in Syrien) die Rede, von denen bis heute noch 400.000 in der Türkei verweilen und sich dort niedergelassen haben - eben dass ein Teil dieser Leute Ihre Stimmen in Kirkuk abgeben.
Es sollte uns eines klar sein: Viele dieser Flüchtlinge werden logisch gesehen aus Kirkuk und Umgebung sein, denn Saddam und sein Armee haben eben die Kurden von Süden noch Norden vertrieben, um Kirkuk und Umgebung zu arabisieren. Und wenn diese Kurden, die nachweisen können, dass die aus Kirkuk und Umgebung stammen, am Wahlen zur Klärung der Status von Kirkuk teilnehmen, dann wüsste ich nicht warum das den "Anderen" nicht-Iraker angehen soll. Es ist ein innerirakisches Angelegenheit und so sollte es auch behandelt werden. Gerade die Türkei betont immer wieder, man solle bitte "innertürkische Angelegenheiten" auch Innertürkisches bleiben lassen, dann frage ich mich, warum die Türkei sich in Angelegenheit anderer Länder einmischt. Gut, warum die Türkei das macht, weiß ich bestens, aber dennoch ...
(...) (Es gibt jetzt schon Zeltstädte am Stadtrand).
Diese Zeltstädte sind nicht jetzt entstanden, weil die Wahlen stattfinden, sondern diese Zeltstädte sind wenige Tage nach dem Sturz Saddams entstanden, weil die aus Kirkuk vertriebene Kurden wieder zurück kamen, die aber nicht nach Kirkuk konnten, weil dies der Türkei als "Kriegsgrund" ausreichte, also musste die am Stadtrand "Zeltstädte" aufbauen.
(...) Es sollte Dir aber auch klar sein, das eine kurdische Republik, auch wenn sie in eine Föderation in den Irak eingegliedert ist, ein Unruheherd in südost-Anatolien darstellen wird. Das eigentliche Problem ist jedoch, das diese Region seit der Besiedlung Anatoliens durch die Rum-Seldschuken beginnend im 11.Jahrhundert türkisch Besiedelt ist (Ich bitte vielmals um Entschuldigung für diese Völkerwanderung). Worauf ich hinaus will, ist die Tatsache, das ich persönlich keinen Kurden kenne, der nicht auch türkische Verwandte hat, vielmehr ist die Bevölkerung dermaßen durchmischt, das mittlerweile mehr Kurden in den Großstädten im Westen der Türkei leben als in Südostanatolien. (...) In keinem Personalausweis ist die ethnische herkunft der Staatsbürger vermerkt (Dieses wäre auch bei, ich glaube 38 Ethnien welche in der Türkei leben, ziehmlich blöd).
Es ist mir vollkommen klar, dass ein kurdisches Republik, wie der auch immer aussehen mag, so oder so ein Anziehungskraft auf die Kurden in Südosten der Türkei, in Nordwestiran und Nordsyrien ausüben wird. Nur wie soll denn die Lösung aussehen? Etwa so: Die Kurden sollen die ewige Unterdrückten bleiben, um nur die Interessen anderer Mächte nicht in Frage zustellen? Sollen die Kurden das auch noch akzeptieren und dies als "Schicksal" ansehen? Welche Opfer müssen denn die Kurden noch bringen, damit die künstlich gezogene Grenzen bestehen bleiben?
Der Rest deines Beitrages kann ich nicht nachvollziehen, denn genau das ist die offiziell türkische Version, wenn es um Kurden geht, um die kurdischen Forderungen soweit es geht zu relativieren. Die Völkerwanderung von Zentralasien nach Anatolien hat stattgefunden und ist nicht mehr rückgängig zu machen. Anatolien ist nicht ein kleines Gebiet, sondern ziemlich groß und erstreckt sich vielleicht über zwei Drittel der Türkei. Diese Bevölkerungsdurchmischung, was du beschrieben hast trifft in gewisse Maßen höchstens auf Westanatolien zu, aber nicht auf Südostanatolien. VIELE Menschen in Südostanatolien haben nie einen Türken live gesehen, VIELE Türken aus Westanatolien und Resttürkei waren nie in Südostanatolien, weil Südostanatolien für denen eine fremde Kultur, eine fremde Sprache usw. bedeutet. So gesehen, kann die Integration des kurdischen Volkes in die türkische Gesellschaft nicht so weit fortgeschritten, wie die türkische Politik uns weis machen will, denn das kurdische Volk in Südostanatolien und das Türkische in Resttürkei leben praktisch aneinander vorbei und das hat herzlichst wenig mit Integration zu tun. Dass mittlerweile mehr Kurden in den Großstädten im Westen der Türkei leben als in Südostanatolien entspricht nicht den Tatsachen, aber viele sind es trotzdem. Das sagt aber leider auch nichts über die Integration aus, weil diese Menschen dort Flüchtlinge in Slums von Istanbul und Izmir usw. sind, die wurden im Kampf gegen die PKK vertrieben, um die Unterstützung für die PKK zu unterbrechen. Jetzt haben diese Flüchtlinge in Städte Westtürkei's Parallelwelten gebildet.
Ob es in der Türkei 38 Ethnien gibt, lasse ich mal dahingestellt. Keine dieser Ethnien hat Bevölkerungsgröße in Millionenhöhe, die aller meisten dieser Etnien sind im Gegensatzt zu den Kurden vielmehr eine türkische Etnie, deren Identität nicht geleugnet oder bekämpft werden. Und jetzt alles zu relativieren, indem man die Kurden als eines dieser 38 türkische Ethnien bezeichnet ist einfach falsch, denn historisch gesehen hat das kurdische Volk mit seiner Herkunft nichts mit dem Türkischen zu tun. Den Kurden hätte es ausgereicht, wenn nur die kurdische Identität innerhalb der türkischen Grenzen anerkannt, also auch im Verfassung, und die Kurden als gleichberechtigte Bürger mit Respektierung seiner Kultur, Sprache ect. behandelt wären, dann wäre die ethnische Herkunft im Personalausweis die reinste Nebensache.
@Nitec
(...) Doch die Türkei entscheidet selbst, wann, wo und mit wieviel Mann sie einmarschiert. Das ist ihr gutes Recht. Die Türken sind niemandes Sklave und Söldner. Kirkuk ist geschichtlich gesehen, eine türkische Stadt. (...), in jedem Falle jedoch werden bei Grenzrevisionen die Türken ein gewichtiges, wohl das gewichtigste Wort mitreden. Schliesslich ist es noch keine 100 Jahre her, dass dies alles zum osmanischen Reich gehörte und die Turkmenen immer noch eine grosse Minderheit dort sind.
Du hast recht, die Türkei entscheidet selbst, was sie tut und was nicht. Und Kirkuk ist geschichtlich gesehen eine türkische Stadt? Weil ganz Balkan bis vor Wien, Nordafrika, Palästina, Teile Saudi-Arabiens und Mesopotamien zum osmanischen Reich gehörte? Warum hat die Türkei nicht Anspruch auf all diese Gebiete? Hat die Türkei Anspruch nur auf kurdische Gebiete? Oder soll ich aufzählen, welche Gebiete einst zur deutschen Reich gehört hat, ergo müsste BRD Anspruch auf diese Gebiete erheben? Achja Indien gehört ja auch geschichtlich gesehen den Engländern!?! Und der ganze Kaukasus und Zentralasien gehören geschichtlich gesehen den Russen!?! oder soll ich etwa aufzählen was alles den Römern zusteht?
Und das mit der große turkmenische Minderheit: Außer die Araber (Schiiten und Sunniten) und Kurden gibt es noch knapp 3% andere Minderheiten im Irak! Logisch gesehen können die Türkmenen höchstens 3% der Bevölkerung betragen. Man sollte aber nicht vergessen, dass in diese 3% nicht nur Türkmenen sind, sondern auch Aramaer und viele weitere Minderheiten. Bevor die Türkei bereit ist für im besten Fall 690.000 (3% von 23Mio.)Menschen Krieg zu führen, dann sollen die auch so ehrlich sein und 15 Millionen Kurden die selbstverständlichsten Menschenrechte gewähren. Denn dann wird man wissen, dass der Türkei nicht um den Missbrauch der Türkmenen geht, sondern dass die Türkmenen denen am Herzen liegen. Außerdem leben die aller meisten Türkmenen in Frieden mit Kurden, die sind im kurdischen Regionalparlament vertreten, die dürfen an Schulen türkisch lernen usw., also alles was die Kurden in der Türkei nicht können/dürfen. Nur diese eine "Türkmenische Front", der von der Türkei aufgestachelt wird, um die Türkei um Hilfe zu bieten, damit die Türkei einen Grund hat, sich in die innerkurdische Angelegenheiten einzumischen.
mfg
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