Ein_Liberaler
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Agarthe schrieb:Ein_Liberaler schrieb:Wir können vor allem wegen unserer eigenen harten Arbeit und unseres Erfindungsreichtums so verschwenderisch leben, und dank eines Systems, daß uns die Früchte unserer Arbeit zum größeren Teil auch genießen läßt.
Ist für mich ein anderer Gedankenansatz.
Dann habe ich das mißverstanden.
Mich interessiert nur bedingt, was dazu geführt hat, dass wir als erste im Wohlstand angekommen sind. Mich beschäftigt, was die Folgen sind und wie sich ein lebenswertes Modell für die gesamte Menschheit finden lässt.
Die Folge ist, daß wir uns nicht mehr darum sorgen müssen, wie wir das nächste Jahr überleben, daß wir darum die Muße haben, uns mit den Schattenseiten der Entwicklung zu befassen und Lösungen zu suchen. Ein einziges Modell für die Menschheit wird es nicht geben. Es wird, und muß, viele verschiedene geben, und es werden nur vernünftige Modelle sein, wenn sie dezentral, situationsangepaßt und freiwillig entwickelt und durchgesetzt werden. Wenn man ein großes, übergeordnetes Modell postulieren will, kann es nur "Freiheit und Vielfalt" heißen.
Von Gleichmachen rede ich nicht, denn das Wasser ist nunmal ungleich verteilt. Nichtsdestotrotz ist es völlig unverständlich, warum die Amis aus Vergnügungssucht ihre Wüsten zu Golfplätzen umfunktionieren. Da reicht aber auch der Blick auf die Golfanlagen auf Mallorca, während sich die Mallorciner ihr Trinkwasser vom Festland liefern lassen. Vielleicht begreifst Du, auf was ich hinauswill, wenn ich von Vorbildfunktion spreche.
Tun das die Amis? Ich weiß nur von Baumwollfarmen in der Wüste, die finde ich mindestens so sündhaft. Aber nicht unverständlich - das Wasser wird staatlich zugeteilt. Vorbildlich ist das sicher nicht, und das muß sich auch ändern, völlig richtig.
Während diese Länder aufholen, werden sie sich ändern. Werden Kläranlagen bauen, [...]
Sehe ich im Prinzip auch so, aber weniger optimistisch. Umweltfreundliche Technologien werden unterliegen, wenn sie nicht die wirtschaftlicheren sind.
Irgendwann entsteht aber auch eine Nachfrage nach Natur und sauberer Umwelt, dann wird man bereit sein, dafür zu bezahlen, und Andersdenkende sozialem Druck aussetzen. Aus keinem anderen Grund ist doch der Rhein heute wieder halbwegs sauber.
Jetzt ernsthaft, wie sollen wir das machen? Wo zeigt sich denn das Umdenken, das wir signalisieren sollen? Du willst es befehlen, oder?
Wenigstens fragst Du noch, was ich meine. Wie Du "befehlen" schreibst, scheinst Du in mir ja Deinen natürlichen Gegenpol zu sehen.
Du tust mir aber unrecht, wenn Du in mir eine blindwütige Aktivistin siehst.
Ach Gott, so weit würde ich nicht gehen wollen. Klingt ja fast wie Bombenlegerin...
Ich finde die dtsch. Umweltpolitik ist in der Vergangenheit schon sehr fortschrittliche Wege gegangen und ich würde mir wünschen, dass es fortgesetzt würde. Einerseits wurde im Bildungswesen ein Bewusstsein für Umweltbelange geschaffen, Forschungsgelder in umweltfreundliche Technologien investiert und diese auch exportiert.
Wenn es machbar ist: warum sollten wir nicht gesetzlich festlegen, dass beim Neubau eines Hauses ein Teil mit Solarzellen ausgestattet wird, um den allmählichen Ausstieg aus umweltkritischen Energiegewinnungsformen zu schaffen?
Ich habe große Bedenken, was die deutsche Umweltpolitik angeht, sowohl prinzipielle als auch fachliche. Prinzipiell bin ich gegen Zwang. Damit will ich nicht sagen, daß ich nicht zu Entschädigung oder Unterlassung verpflichtet bin, wenn ich einem anderen nachweislich schade. Solange ich das aber nicht tue, will ich über mein Leben selbst bestimmen. Da Du einen Solarzellenzwang ansprichst, möchte ich die Wärmeschutzverordnung (Wie heißt die noch gleich richtig?) anführen, die bei jedem Neubau und jeder Renovierung eine umfassende Isolierung vorschreibt. Ich würde heute kein Haus mehr bauen wollen. Vater Staat zwingt mich, wie ich es sehe, in Sondermüll zu leben, das will ich nicht. Außerdem sehe ich in diesen Vorschriften immer auch eine Subventionierung der betreffenden Industrie (Abnahmezwang für ihre Produkte) und eine Verteuerung des Wohnraumes, die vor allem die unteren Einkommen schwer trifft. Ein Teil wird natürlich durch Zuschüsse kompensiert - Umverteilung. Vater Staat weiß am besten, was ich mit meinem Geld zu machen habe. Zum Beispiel einen Häuslebauer unterstützen, damit der einen Solarzellenfabrikanten unterstützen kann.
Und damit wären wir beim Fachlichen, denn ich bezweifle, daß die Regierung, auch mit noch so viel Expertenhilfe, besser als ich weiß, was gut für mich ist. Ich selbst bin natürlich kein Fachmann, aber ich verlasse mich viel lieber auf die Industrie, die Universitäten und auf unabhängige Organisationen als auf die Regierung. Krämer und Mackenthun schildern in ihrem Buch "Die Panik-Macher" so einige umweltpolitische Klöpse. Die willkürliche Grenzwertfestlegung, die bestellten Gutachten gegen die herrschende Meinung der Wissenschaft, die sinnlosen, willkürlichen Maßnahmen aus einer vorherrschenden Stimmung heraus...
Umweltbewußtsein ist wichtig. Aber wie so oft war unser Bildungswesen hier eher Getriebener als Treiber, denke ich.
Und wenn Du Solarzellen gesetzlich vorschreiben willst, dann kann ich nur sagen: Hab ich's mir doch gedacht!
Also: Alternativen schaffen - Atomenergieausstieg und nicht Atomenergieausstieg - dann mal gucken. Hier sollen dann die Schwellenländer auch einsetzen und nicht uns unsere ausgedienten
Technologien & Knowhow billig abkaufen.
Mir wäre es am liebsten, wenn Länder gar nichts kaufen würden, sondern Menschen. (Ich weiß immer nicht so genau, wie Du das genau meinst.) Am besten, einer unserer Stromversorger baut auf eigene Kosten ein schönes, modernes Atomkraftwerk in das Schwellenland und verkauft billigen Strom. In Ländern, wo man mit Enteignung rechnen muß, kann man auch ein Atomschiff im Hafen der Hauptstadt festmachen.
Wir könnten Wasseruhren in der Hausinstallation sukzessiv nachrüsten und verbrauchsgerecht abrechnen. Brauchwasser im Haushalt (Duschwasser z.B. für Toilettenspülung) wiederverwenden, Industriewässer (z.B. Kühlwasser) im Kreislauf fahren. Die Technologien gibt es, aber es wird in den seltensten Fällen gemacht, weil uns gutes Wasser billig zur Verfügung steht.
Tja, wir haben Wasseruhren nachgerüstet, sogar eine für jede Waschmaschine, weil uns das Wasser eben doch nicht so billig vorkommt, und weil Mieter auch über Kleckerbeträge streiten. Ansonsten kennst Du ja meine Meinung. Sicher ist Sparsamkeit eine Tugend an sich, aber wenn Du sie durchsetzen willst, dann wünsche ich viel Vergnügen.
Das einfache Leben macht aber nicht allen Spaß. Wie willst Du sie dazu erziehen? Und findest Du es nicht überheblich, sie erziehen zu wollen?
Irgendwie fühle ich mich davon überhaupt nicht angesprochen?
Ich will nicht zurück in die Steinzeit, ich mag meine Waschmaschine. Ich räume der Umwelt allerdings einen hohen Stellenwert ein und bin der Meinung, dass man erstmal alle Möglichkeiten ausschöpfen sollte.
Na gut, was soll das dann heißen?
man kann sich auf das notwendigste beschränken
Daß Du weder in die Steinzeit noch ins Mittelalter zurückwillst, hatte ich schon unterstellt.
Ich persönlich würde mich auch für eine Erhöhung des Wasserpreises aussprechen, wenn diese Erhöhung in voller Höhe den Kommunen zur Netzsanierung zugute kommt. Einen privaten Mittler, der gewinnorientiert arbeitet, braucht es da nicht. Die Erhöhung hätte zudem den positiven Effekt, dass die Bürger Wasser wortwörtlich als ein "teures" Gut verstehen würden.
Das würde ich eher über eine Umlage als über den Wasserpreis regeln wollen, obwohl es natürlich ein bedenkenswerter Aspekt ist, daß so der mehr zahlt, der die Leitungen mehr nutzt. Wenn ich es recht bedenke, ist es wahrscheinlich gerechter als eine Umlage. Ja, ich wünschte fast, man könnte es mit Bürgersteigen und Straßenlaternen auch so halten! Ich wollte aber eher auf Entwicklungsländer hinaus. Die Menschen da werden kaum einsehen, daß sie das Leitungsnetz bezahlen müssen. In Kolumbien ist, glaube ich, ein privater Versorger daran gescheitert. Niemand war bereit, die Anschlußkosten zu tragen.
Früher oder später müssen wir die Verteilungsnetze sanieren und durch neue, zeitgemässere Materialien austauschen. Dabei könnte man auch bereits mit der Runterdimensionierung (Rohrdurchmesser) des Netzes beginnen, was dem geringeren Verbrauch entgegen kommt.
Was den geringeren Verbrauch erzwingen soll, oder was sich dem geringeren Verbrauch anpaßt? Ich glaube übrigens, daß wir die Erneuerung so lange wie möglich aufschieben sollten.