hallihallo
ich wollte mich mal ein bischen konstruktiv einbringen.
ich bin kein fachmann, alle aussagen beruhen auf persönlichen erfahrungen, erfahrungen mit mitmenschen, und dingen die ich im laufe der zeit gelernt habe.
zu meiner krankheitsgeschichte:
ich habe depressionen(seit einigen jahren), und in der kindheit unerkanntes/unbehandeltes ADS.
Ich schreib einfach mal auf was ich so für Gedanken beim lesen des threads hatte, vll nehm ich auch auf den ein oder andern bezug.
zuerst einmal möchte ich über etwas sprechen was hier meine ich auch ein bischen anklang, nämlich diese diskussion über zb ADS/ADHS, inwiefern dass eigentlich überhaupt diagnose ist, oder die kinder sich nur mal austoben müssten, überforderte eltern/lehrer etc.
ich schließe mich der meinung an, dass es schwierig ist zu sagen, wann is ein kind einfach natürlich lebhaft/sprunghaft von der persönlichkeit, und wann beginnt eine krankheit. das ganze ist natürlich definiert, wenn es in dem und dem maße das leben beeinflusst und erschwert, spricht man halt von einer krankheit. genauso wie bei depressionen oder anderen krankheiten: der eine mensch ist vielleicht einfach ein bischen schwermütiger vom typ. aber wenn irgendwann zu stark die lebensqualität leidet, muss etwas geschehen.
um zum ADS zurückzukommen: für mich steht es außer frage dass diese diagnose real ist, und dass es durchaus wirksame ansätze gibt damit umzugehen. dabei geht es sicherlich in den wenigsten (wobei es bestimmt auch existiert) fällen darum nervige kinder ruhigzustellen, wie man es oft von kritikern der pharmaindustrie und moderner psychotheraien usw hört.
vielleicht sollten diese menschen das ganze mal aus einer anderen sicht sehen: es kann einen unheimlichen leidensdruck erzeugen, nicht in der lage zu sein sich auf bestimmte sachen zu konzentrieren, ständig springende gedanken zu haben, extremst schnell das interesse zu verlieren sobald etwas verstanden wurde uswusw. und dabei rede ich nich von "ach mathehausaufgaben sind so nervig ich krieg das garnich so richtig hin heute ich mach mal wa anderes". sondern von zuständen die dazu führen dass menschen angststörungen entwickeln, nicht in die schule/uni/wohinauchimmer gehen können, nicht in der lage sind einen stift hochzuheben um nur wenige sätze zu schreiben, sozialphobien entwickeln weil sie sich menschlich unzureichend fühlen, und einiges mehr. menschen denen es so geht sind höchstwahrscheinlich dankbar für mittel wie das oft gescholtene ritalin (es gibt heutzutage auch nebenwirkungsärmere alternativen btw), da sie ihnen überhaupt erst ermöglichen in einer zumindest ein bischen zufriedenstellenden form am leben teilzunehmen.
Menschen mit unbehandeltem ADS/ADHS haben eine sehr viel höhere wahrscheinlichkeit suchtkrank zu werden (stichwort selbstmedikation uA), und sekundärerkrankungen wie zb depressionen zu entwickeln.
heutzutage geht der trend ein bischen dahin eher zögerlich medikamente zu verschreiben, und noch mehr mit verhaltenstherapien, individueller förderung etc zu arbeiten, was ich sehr schön finde. trotzdem steht außer frage dass medikamente eine erhebliche besserung der lebensqualität herbeiführen können, wenn ein guter arzt mit dem patienten zusammen das richtige in der richtigen dosierung findet. die typischen ritalinleichen die man so im volksbewusstsein mit ad/hs in verbindung bringt haben entweder die falsche oder zu hohe medikation, oder sie sind ein fall von überforderte eltern stellen das kind ruhig, was aber keineswegs die norm ist.
das bringt mich zum nächsten punkt:
semiramis schrieb
neuroleptika und antihistamine werden oft zur behandlung von depressionen eingesetzt, nicht weil sie eine antidepressive wirkung haben, (gibt natürlich ausnahmen) sondern weil die nebenwirkungen erwünscht sind. zb machen viele neuroleptika und antihistamine schläfrig - bei vielen depressiven eine erwünschte wirkung um schlafprobleme ein wenig zu bekämpfen, ohne auf längere dauer wesentlich schädlichere benzos fressen zu müssen.
jemand sagte noch (sorry is spät und die konzentration lässt nach ) , gegen antidepressiva sprächen die nebenwirkungen und abhängigkeit. dazu ist zu sagen, dass die wenigsten modernen antidepressiva abhängigkeitspotential haben. moderne serotonin / noradrenalin / dopamin wiederaufnahmehemmer sind allgemein nicht süchtig machend. ausgeschlichen werden sie zur sicherheit trotzdem.
wenn ich mich recht erinner sind trizyklische antidepressiva da ein bischen anders, aber die sind heute sowieso maximal mittel der dritten oder vierten wahl.
zu den nebenwirkungen: es ist immer eine abwägung von kosten/nutzen. ist mir eine wesentlich gesteigerte lebensqualität durch etwas mehr antrieb, etwas weniger verzweiflung (auch hier ist das stereotype "ruhiggestellte" die ausnahme, und zeugt von falscher behandlung oder extrem schweren seltenen fällen) wert dafür ab und zu kopfschmerzen zu haben? definitiv. und so weiter. wenn der leidensdruck groß genug ist, nimmt man eine menge nebenwirkungen in kauf. in den meisten fällen aber lassen sich medikamente finden die ohne allzugroße komplikationen genommen werden können.
natürlich kann eine medikation niemals eine therapie ersetzen, soll sie auch garnicht, sondern nur unterstützend wirken, und zb eine therapiefähigkeit überhaupt erst herstellen.
und das letzte: ohne jetzt böse klingen zu wollen, aber für meinen geschmack wird zuviel von laien daran rumdiskutiert ob krankheit xy denn jetzt wirklich überhaupt existiert, und ob nich nur der lebenswandel ein bischen geändert werden müsste und alle wären glücklich, etcblabla. da sind im ansatz natürlich richtige gedanken bei. aber im endeffekt geht sowas an der realität der kranken vorbei. in der gesellschaft sind vorurteile und verschwörungstheorien gerade über den psychologischen teil der medizin, und pharmakonzerne, gang und gebe. und ich glaube es gibt nicht viele wissenschaftliche bereiche über die noch soviel missinformation und falsche vorstellung existieren wie über die psychatrie.
es geht nicht darum menschen wegzusperren ruhigzustellen zu entmündigen und all der mist auf den das ganze blabla anspielt.
es geht um kranke menschen die enorm leiden, denen geholfen wird.
ich hoffe ich bin nicht zu sehr abgeschweift?schwiffen? und dass das ganze einigermaßen zum thema passt
und denkt dran: die wirklichen vögel sind die ganze untherapierten die hier draußen frei rumlaufen
wenn irgendwelche fragen sind immer raus damit
edit: das sog. burnout syndrom ist eine verlegenheitsdiagnose um erfolgreiche arbeitstiere die zu cool für depressionen sind zum arzt zu bekommen. kein scheiss
ich wollte mich mal ein bischen konstruktiv einbringen.
ich bin kein fachmann, alle aussagen beruhen auf persönlichen erfahrungen, erfahrungen mit mitmenschen, und dingen die ich im laufe der zeit gelernt habe.
zu meiner krankheitsgeschichte:
ich habe depressionen(seit einigen jahren), und in der kindheit unerkanntes/unbehandeltes ADS.
Ich schreib einfach mal auf was ich so für Gedanken beim lesen des threads hatte, vll nehm ich auch auf den ein oder andern bezug.
zuerst einmal möchte ich über etwas sprechen was hier meine ich auch ein bischen anklang, nämlich diese diskussion über zb ADS/ADHS, inwiefern dass eigentlich überhaupt diagnose ist, oder die kinder sich nur mal austoben müssten, überforderte eltern/lehrer etc.
ich schließe mich der meinung an, dass es schwierig ist zu sagen, wann is ein kind einfach natürlich lebhaft/sprunghaft von der persönlichkeit, und wann beginnt eine krankheit. das ganze ist natürlich definiert, wenn es in dem und dem maße das leben beeinflusst und erschwert, spricht man halt von einer krankheit. genauso wie bei depressionen oder anderen krankheiten: der eine mensch ist vielleicht einfach ein bischen schwermütiger vom typ. aber wenn irgendwann zu stark die lebensqualität leidet, muss etwas geschehen.
um zum ADS zurückzukommen: für mich steht es außer frage dass diese diagnose real ist, und dass es durchaus wirksame ansätze gibt damit umzugehen. dabei geht es sicherlich in den wenigsten (wobei es bestimmt auch existiert) fällen darum nervige kinder ruhigzustellen, wie man es oft von kritikern der pharmaindustrie und moderner psychotheraien usw hört.
vielleicht sollten diese menschen das ganze mal aus einer anderen sicht sehen: es kann einen unheimlichen leidensdruck erzeugen, nicht in der lage zu sein sich auf bestimmte sachen zu konzentrieren, ständig springende gedanken zu haben, extremst schnell das interesse zu verlieren sobald etwas verstanden wurde uswusw. und dabei rede ich nich von "ach mathehausaufgaben sind so nervig ich krieg das garnich so richtig hin heute ich mach mal wa anderes". sondern von zuständen die dazu führen dass menschen angststörungen entwickeln, nicht in die schule/uni/wohinauchimmer gehen können, nicht in der lage sind einen stift hochzuheben um nur wenige sätze zu schreiben, sozialphobien entwickeln weil sie sich menschlich unzureichend fühlen, und einiges mehr. menschen denen es so geht sind höchstwahrscheinlich dankbar für mittel wie das oft gescholtene ritalin (es gibt heutzutage auch nebenwirkungsärmere alternativen btw), da sie ihnen überhaupt erst ermöglichen in einer zumindest ein bischen zufriedenstellenden form am leben teilzunehmen.
Menschen mit unbehandeltem ADS/ADHS haben eine sehr viel höhere wahrscheinlichkeit suchtkrank zu werden (stichwort selbstmedikation uA), und sekundärerkrankungen wie zb depressionen zu entwickeln.
heutzutage geht der trend ein bischen dahin eher zögerlich medikamente zu verschreiben, und noch mehr mit verhaltenstherapien, individueller förderung etc zu arbeiten, was ich sehr schön finde. trotzdem steht außer frage dass medikamente eine erhebliche besserung der lebensqualität herbeiführen können, wenn ein guter arzt mit dem patienten zusammen das richtige in der richtigen dosierung findet. die typischen ritalinleichen die man so im volksbewusstsein mit ad/hs in verbindung bringt haben entweder die falsche oder zu hohe medikation, oder sie sind ein fall von überforderte eltern stellen das kind ruhig, was aber keineswegs die norm ist.
das bringt mich zum nächsten punkt:
semiramis schrieb
dazu fiel mir nur grad ein, nur als kleine ergänzung für interessierte leser:Nebenbei dazu, dass Medikamente gegen Epilepsie oder Allergien gegen Depressionen eingesetzt werden: Wir sind so weit vom Verstehen der genauen chemischen Prozesse entfernt, und eine zugefügte Substanz wirkt nicht nur an einer einzigen Stelle, gleicht eher einem Breitbandhammer mit verschiedenen Auswirkungen an verschiedensten Stellen - das scheint mir eher der Grund dafür, dass sich solche Medikamente mit Erfolg (und m.W. werden sie gerade auch dann "durchprobiert", wenn die klassischen nichts bringen...) gegen Depressionen einsetzen lassen - dass man da einen (stärkeren) Zusammenhang zwischen Allergien und Depressionen ableiten könnte, erscheint mir sehr weit hergeholt.
neuroleptika und antihistamine werden oft zur behandlung von depressionen eingesetzt, nicht weil sie eine antidepressive wirkung haben, (gibt natürlich ausnahmen) sondern weil die nebenwirkungen erwünscht sind. zb machen viele neuroleptika und antihistamine schläfrig - bei vielen depressiven eine erwünschte wirkung um schlafprobleme ein wenig zu bekämpfen, ohne auf längere dauer wesentlich schädlichere benzos fressen zu müssen.
jemand sagte noch (sorry is spät und die konzentration lässt nach ) , gegen antidepressiva sprächen die nebenwirkungen und abhängigkeit. dazu ist zu sagen, dass die wenigsten modernen antidepressiva abhängigkeitspotential haben. moderne serotonin / noradrenalin / dopamin wiederaufnahmehemmer sind allgemein nicht süchtig machend. ausgeschlichen werden sie zur sicherheit trotzdem.
wenn ich mich recht erinner sind trizyklische antidepressiva da ein bischen anders, aber die sind heute sowieso maximal mittel der dritten oder vierten wahl.
zu den nebenwirkungen: es ist immer eine abwägung von kosten/nutzen. ist mir eine wesentlich gesteigerte lebensqualität durch etwas mehr antrieb, etwas weniger verzweiflung (auch hier ist das stereotype "ruhiggestellte" die ausnahme, und zeugt von falscher behandlung oder extrem schweren seltenen fällen) wert dafür ab und zu kopfschmerzen zu haben? definitiv. und so weiter. wenn der leidensdruck groß genug ist, nimmt man eine menge nebenwirkungen in kauf. in den meisten fällen aber lassen sich medikamente finden die ohne allzugroße komplikationen genommen werden können.
natürlich kann eine medikation niemals eine therapie ersetzen, soll sie auch garnicht, sondern nur unterstützend wirken, und zb eine therapiefähigkeit überhaupt erst herstellen.
und das letzte: ohne jetzt böse klingen zu wollen, aber für meinen geschmack wird zuviel von laien daran rumdiskutiert ob krankheit xy denn jetzt wirklich überhaupt existiert, und ob nich nur der lebenswandel ein bischen geändert werden müsste und alle wären glücklich, etcblabla. da sind im ansatz natürlich richtige gedanken bei. aber im endeffekt geht sowas an der realität der kranken vorbei. in der gesellschaft sind vorurteile und verschwörungstheorien gerade über den psychologischen teil der medizin, und pharmakonzerne, gang und gebe. und ich glaube es gibt nicht viele wissenschaftliche bereiche über die noch soviel missinformation und falsche vorstellung existieren wie über die psychatrie.
es geht nicht darum menschen wegzusperren ruhigzustellen zu entmündigen und all der mist auf den das ganze blabla anspielt.
es geht um kranke menschen die enorm leiden, denen geholfen wird.
ich hoffe ich bin nicht zu sehr abgeschweift?schwiffen? und dass das ganze einigermaßen zum thema passt
und denkt dran: die wirklichen vögel sind die ganze untherapierten die hier draußen frei rumlaufen
wenn irgendwelche fragen sind immer raus damit
edit: das sog. burnout syndrom ist eine verlegenheitsdiagnose um erfolgreiche arbeitstiere die zu cool für depressionen sind zum arzt zu bekommen. kein scheiss