Paradewohlstandskind
Erleuchteter
- Registriert
- 10. April 2002
- Beiträge
- 1.198
Die Außenpolitik Deutschlands seit September 2001 (Motive und Ziele)
>>Die Außenpolitik ist an der Politik das Geistlose.<<
Peter Hacks, 1988
1. Die Europapolitik
>>Vereinigte Staaten von Europa sind unter kapitalistischen Verhältnissen gleichbedeutend mit übereinkommen (sic!) über die Teilung der Kolonien.<<
Lenin, 1915
Von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis zur Europäischen Union war es ein weiter Weg. Hier sollen vor allem die Ereignisse vom September 2001 ab beleuchtet werden. Im Vordergrund stehen hier die EU-Ost-Erweiterung und die damit verbundenen Probleme, Motive und Ziele der deutschen Außenpolitik, sowie die aufkeimende wirtschaftliche und politische Rivalität zwischen den sich herauskristallisierenden neuen ökonomischen Supermächten, der EU und den Vereinigten Staaten von Amerika.
1.1. Die EU-Ost-Erweiterung
Seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in den Jahren 1989 bis 1991 haben sich Schritt für Schritt die imperialistischen, kapitalistischen Kräfte der Europäischen Union die Märkte der ehemals rot
eingefärbten Nationen erschlossen. Die deutsche Außenpolitik unter Gerhard Schröder als Bundeskanzler und Joseph Fischer als Außenminister trug mit ihrer integrationsfreundlichen Europapolitik dazu bei den Vorgang der Osterweiterung >>Euro-Deutschlands<< in Gang zu bringen, obschon die Europapolitik bei der rot-grünen Regierung nicht im Vordergrund stand.
Im September 2001 umfasste die Europäische Union XX Länder und die Überlegungen die Union östlich zu vergrößern war schon in den Köpfen der führenden europäischen Politiker, doch durch die Ereignisse des 11.09.2001 rückten diese Vorhaben in den politischen Hintergrund. Es dauerte an bis sich das leitende Gremium der EU zusammenfand und den Gedanken Beschlüsse folgen lies. Am 12. und 13.12.2002 beschlossen der Rat und die Kommission der EU in Kopenhagen die Einladung an acht osteuropäische Staaten, sowie Malta und Zypern auszusprechen. Man könnte dies als Urknall für die vergrößerte und erweiterte Union bezeichnen. Die Einladungen gingen an Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. Die Europäische Union will diese Länder zum 01.05.2004 in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Der europäische Rat spricht von >>Frieden, Demokratie, Stabilität und Wohlstand<< für den gesamten Kontinent. Die deutsche Bundesregierung begrüsste diese Entwicklung und schloss sich den Hoffnungen der Worthülsen des Europäischen Rates, dem sie angehören, an. Doch die Ostpolitik der Regierung Schröder/Fischer setzte andere Prioritäten, als die Aufgaben, die in Mittel- und Osteuropa zu suchen waren. Sie orientierte sich mehr an dem rohstoffreichen Rußland um mit der >>europäisch-russischen Energiepartnerschaft<< eine Absicherung der Ölressourcen (Kaspisches Öl) zu erreichen. Diese Interessenlage der Bundesregierung führte zu einer >>Schönfärberei<< der EU-Politik gegenüber der bundesdeutschen Bevölkerung, die nicht ausreichend über die Probleme und Schwierigkeiten der Ostintergration der EU aufgeklärt wurde. Beispielsweise verschwieg die Bundesregierung die destabilisierenden Auswirkungen der Osterweiterung an den Rändern der Gemeinschaft, die sich territorial und sozial äußern und eine Flut von wirtschaftlichen Flüchtlingen nach sich ziehen wird. Nach den Beschlüssen von Kopenhagen wurde behauptet, dass die Zeit des blutigen und grausamen Europas vorbei sei. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild: >>Territoriale Unsicherheiten bleiben an den Rändern des vergrößerten EU-Europas bestehen: Zypern, Moldawien/Transnistrien und drei der sechs Teilrepubliken Ex-Jugoslawiens sind Staaten mit ungelösten Grenzproblemen.<< Diesen drohenden Problemen eine Lösung entgegenzusetzen wird es mehr brauchen, als ein rein durch ökonomische Intention angetriebene Erweiterung gen Osten. Das dies der Fall ist wird klar ersichtlich beim Beispiel VW. Der Automobilkonzern hat nach dem Aufkauf von Skoda in Bratislava (Slowakei) dort ein Werk eröffnet, dass bis zum Jahre 2007 keine Steuern zu zahlen braucht. Dies bedeutet für die dortige Regierung einen herben Verlust von Geldern, welcher sich auf die Sozialleistungen und das Gesundheitssystem in bedrohlicher Art und Weise niederschlägt. Die OECD forderte Überkapazitäten im Gesundheitswesen abzubauen und die medizinischen Bedürfnisse enger zu definieren. Die Slowakische Regierung reagierte prompt und die Autoren der OECD lobte die Bemühungen der Prager Regierung in diese Richtung: >>The Czech government is currently preparing adjustments.<< Dies ist kein Einzelfall. Konjunkturunabhängige Konzerne, wie die Deutsche Telekom, E-ON und RWE haben sich in Osteuropa Beteiligungen erkauft und sichere Kunden übernommen. Dies stellt keinen Akt der ökonomischen Einbindung dar, sondern nur einen Beweis der Theorie der Akkumulation des Kapitals.
Die Erweiterung unterlag einem deutschen Zielkonflikt. Einerseits stand die Osterweiterung im Vordergrund, andererseits war im Blickfeld der deutschen Europapolitik die Senkung des deutschen Beitrages zum EU-Haushalt. Eine langfristige Senkung des Beitrags ist unter den Gesichtspunkten einer Integration von Ländern mit relativ niedrigen Pro-Kopf Einkommen nicht möglich. Gerhard Schröder verdeutlichte dies: >>Die Grenze der finanziellen Belastbarkeit Deutschlands ist erreicht.<<
Dieser Konflikt führte zu einem Kompromißangebot der Bundesregierung: >>Der Einstieg in die Direktbeihilfen für die Beitrittsländer sollte also mit einer Senkung der Direktbeihilfen in den alten EU-Mitgliedsländern einhergehen. Dies war das deutsche Junktim.<< Nur das ausgesprochen gute Verhältnis zwischen der französischen Regierung und der deutschen Führung machte es möglich im Vorfeld des oben bereits erwähnten Kopenhagener Gipfels den Zeitpunkt des Beitritts der ehemaligen Ostblockländer nicht noch weiter nach hinten zu verschieben. Die Streitigkeiten lagen vor allem in den Agrarsubventionen, welche die noch sehr auf Landwirtschaft fokussierten Beitrittsländer in die Höhe trieben und treiben. In der Anlage findet sich noch ein statistischer Überblick über den Anteil der Landwirtschaft in einigen osteuropäischen Ländern zum Bruttoinlandsprodukt, der Fläche und Zahlen des Beschäftigungsanteils in der Agrarindustrie im Vergleich zum EU Durchschnitt. Der erarbeitete Kompromiß erscheint aus heutiger Sicht einfach: `Die Agrarausgaben werden auf dem Niveau von 40 Milliarden Euro jährlich stabilisiert, gleichzeitig aber um einen Inflationsausgleich von 1,5% pro Jahr angehoben. Der sich hieraus ergebende jährliche >>Zuwachs<< von 600 Millionen Euro pro Jahr wird den Landwirten in den neuen Mitgliedsländern zugute kommen.´ Mit diesem Kompromiß war der Weg zu einer nach Osten vergrößerten EU geebnet.
Am 19. und 20. Juni 2003 in Thessaloniki (Griechenland) wurde die Osterweiterung Europas endgültig beschlossen. Klaus Mangold, der Leiter des Ostausschusses sagte zu diesem Anlass: >>Mit 400 Millionen Verbrauchern, guten Verkehrsverbindungen, niedrigen Arbeitskosten und einer gut ausgebildeten Bevölkerung können die Märkte im Osten erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen.<< Mit dieser Aussage, die sicherlich nicht negativ gemeint war, wird eine Gefahr deutlich, die von den ehemals sozialistischen Ländern ausgeht: Die Billiglohnarbeiter locken die deutschen Firmen in Scharen in diese Gebiete und somit gehen in Deutschland wertvolle Arbeitsplätze verloren. Ebenso drängen viele dieser gut ausgebildeten Arbeitskräfte auf den deutschen Arbeitsmarkt, dessen Lage seit Jahren als kritisch zu bewerten ist. Somit stellt die Erweiterung gen Osten auch innenpolitisch einen Gefahrenpunkt dar, der einen nicht unbedeutenden Kritikpunkt der Osterweiterung darstellt.
1.2 Gegenpolbildung zur Hegemonialmacht USA
Ein Pentagon Beamter: >>Wir haben die Absicht, den deutschen Handel und die deutsche Industrie nachhaltig zu schädigen. (Süddeutsche Zeitung vom 17.02.03)<<
Es ist eine sehr strittige These, dass sich die Partnerschaft zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika nur oberflächlich abspielt und darunter ein harte Rivalität herrscht, die sich politisch, wie auch ökonomisch umschreiben lässt. In der deutschen Linken gibt es antideutsche Splittergruppen, die dies bereits kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mutmaßten und sich damals äußerst unbeliebt machten und als albern abgetan wurden. Doch bereits die Clinton Regierung verhielt sich trotz der >>Transatlantischen Erklärung<< aus dem Jahre 1990, die noch von dem Vater des heute amtierenden Präsidenten der USA George Walker Bush initiiert wurde, wirtschaftspolitisch sehr aggressiv. >>Dies zeigte sich beim Streit um die Subventionierung des europäischen Airbus, wo es um zentrale industriepolitsiche Interessen mit Rückwirkungen auf die militärische Raumfahrtindustrie geht.<< Die Nachfolgeregierung knüpfte politisch an diese antieuropäische Haltung an, indem Präsident George Bush jr. sich weigerte das Klimaprotokoll von Kyoto zu unterzeichnen. Jedwede Bemühung des deutschen Bundeskanzlers erlitt Schiffbruch in den hohen Wogen des wirtschaftlichen Interesses der Supermacht USA. Desweiteren vergrößerte sich der Graben zwischen den Kontinenten durch die amerikanischen Pläne zur Raketenabwehr, der Haltung zur Todesstrafe, die konsequente Ablehnung der Möglichkeit zur Abtreibung, dem Recht auf Waffenbesitz und >>eine kaum verhüllte außenpolitische Arroganz<< zu einer Schlucht. Bereits im Jahre 1992 verfasste der heutige Vizepräsident Dick Cheney den >>No Rivals Plan<<, in welchem zu lesen ist: >>Unser Ziel ist es, den Aufstieg eines globalen Rivalen zu verhindern. Wir müssen unsere Strategie jetzt darauf konzentrieren, dem Aufstieg jedes möglichen Konkurrenten zuvorzukommen.<< . Diese Haltung bekam insbesondere Deutschland, als wirtschaftlicher Riese der EU zu spüren, als sich der deutsche Bundeskanzler zu allem Überfluss, aus wahl- und wirtschaftspolitischen Gründen gegen den Krieg im Irak sperrte, auf den in dieser Seminararbeit später noch näher eingegangen wird. >>Routinemäßige Glückwunschtelegramme des amerikanischen Präsidenten wurden geprüft wie früher Mitteilungen des Kreml, ob sie nicht eine versteckte Botschaft der Entspannung enthielten.<< Die Regierungen entfernten sich voneinander wie niemals zuvor nach Kriegsende.
Die Befürchtungen von Dick Cheney, die er bereits 1992 äußerte, bestätigen sich heute. Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) hat ganz neue Formen und Ausmaße angenommen, die vor allem von Deutschland und der Atommacht Frankreich vorangetrieben werden. Mit dieser Politik will sich Europa langfristig von der NATO trennen und selbstständig agieren können, ohne eine Anfrage in Washington machen zu müssen. Das Ziel der ESVP ist, nach den EU-Gipfeln von Köln und Helsinki im Jahre 1999, bis Ende 2003 >>binnen 60 Tagen eine schnelle Eingreiftruppe mit einer Stärke von rund 60 000 Soldaten in ein Krisengebiet zu verlegen und mindestens ein Jahr im Einsatz zu halten.<< Dies zeigt deutlich wohin die Richtung der EU geht: Europa soll sich auch militärisch nicht mehr hinter der Supermacht USA verstecken müssen und so durch militärische Stärke politisch auf eine Augenhöhe geraten, um das Bittstellergewand ablegen zu können. Natürlich ist es nicht möglich die militärische Stärke der Vereinigten Staaten zu erreichen, doch eigene Handlungsfähigkeit bringt Freiheiten in geopolitischen Zielen. Doch viele Fragen sind trotz der hochgesteckten Ziele noch nicht geklärt. Zum einen die Frage der Finanzierung und zum anderen die Frage der nationalen Interessen der einzelnen Staaten, die sich nicht unbedingt der deutschen und französischen Interessen beugen möchten, wenn sie mit eigenen Interessen nicht im Einklang stehen.
Somit fürchtet sich die Regierung weniger vor der Militärmacht Europa, sondern vielmehr vor der Tatsache, dass sich die Europäer nicht mehr innerlich zerstritten und inhomogen zeigen könnten, sondern mit einer festen und machtvollen Stimme sprechen und so zusammen mit militärischer Stärke ihre Positionen besser vertreten könnten. >>Und so gilt, was die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter, bereits Ende 1999 prophezeite: >>Die EU ... wird durch die Verbindung von wirtschaftlicher Stärke und militärischer Macht zur weltweiten Bedrohung.<<
2. Die Sicherheitspolitik
Nach den Anschlägen auf das World Trade Center, geriet die gesamte Weltpolitik aus den Fugen und somit auch die deutsche Außenpolitik. Der Bundeskanzler sprach sich umgehend zur Politik der uneingeschränkten Solidarität gegenüber den Amerikanern aus. Obwohl er mit viel Kritik vor allem von linker Seite bedacht wurde, lies er sich nicht von seinem Weg der amerikafreundlichen Außenpolitik abbringen. Kritikern wie Günter Grass warf er entgegen: >>Wenn ich darauf eingegangen wäre, wäre automatisch die alte Anti-Hitler Koalition wiederbelebt worden.<< Die Sicherheitspolitik Deutschlands wandelte sich vom Tage der Anschläge von New York entscheidend. Hier soll vor allem auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr vom 11.09.2001 ab eingegangen werden und dargestellt werden, inwiefern sich die Sicherheitspolitik Deutschlands sich für das gerade neu angebrochene Millenium definieren lässt. Dabei soll vor allem die militärische Komponente Gegenstand der Behandlung sein und exemplarisch für die Außenpolitik Deutschlands stehen.
2.1 Einführung
Deutschland ist ein Land, dass seit seiner Gründung 1871 noch nie angegriffen wurde. Mehr noch, selbst die Gründung des Deutschen Reiches ist ein Resultat eines Angriffskriegs. Die Sicherheit galt es dennoch schon in vielen Fällen zu verteidigen, sei es gegen den Bolschewismus, gegen das Weltjudentum, gegen vermeintliche neue >>Ausschwitz´s<< im Kosovo oder gegen Terroristen hervorbringende Länder. Das Wort des Krieges wurde dabei tunlichst vermieden. Es handelte sich um friedensschaffende Maßnahmen und humanitäre Einsätze, obwohl sich die Worte >>human<< und >>Bomben<< nur schwer in einem Satz formulieren lassen ohne einen der beiden Begriffe zu negieren.
>>Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zuwenig gesagt wurde!
Laßt uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege,
gegen welche die vergangenen
wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten
nicht die Hände zerschlagen werden.<<
Bertolt Brecht
2.2. Die Operation Enduring Freedom
Die alten Worte Brechts beschreiben genau den Vorgang des deutschen Einsatzes im ehemaligen Jugoslawien 1999, obwohl er nicht von ihm wissen konnte. Der damalige Verteidigungsminister läutete mit Lügen eine neue Ära deutscher bewaffneter Einsätze im Ausland ein, die unter Peter Struck fortgesetzt werden soll, indem er bekanntgab: >>Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.<< Die deutschen Motive und Ziele waren bei jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr klar ersichtlich: Im Kosovo ging es noch um eine Pipeline und in Afghanistan um die Gunst der Amerikaner und die Festigung der deutschen Wirtschaft am Hindukusch, wo die Hilfszahlungen von 80 Millionen Euro, die Deutschland leistete, gleich wieder zurück an Siemens, Daimler-Chrysler, die Essener Hochtief AG und den Anlagenbauer AAB flossen.
>>Die sogenannten Hilfszahlungen werden also doppelt und dreifach wieder in den Taschen der Geldgeber landen, und zwar einerseits in Form von Verzinsung und Tilgung der Darlehen, andererseits durch die Bezahlung westlicher Investoren und Auftagsnehmer.<< Dieser Egoismus der Hilfsgelderaktion, bei der das Geld gleich in Deutschland blieb, wird von einem Artikel des Handelsblatts vom 21.01.2002 unterstrichen in welchem es heisst: >>Mit Verweis auf die Erdöl- und Gasvorkommen Afghanistans wurde von europäischer Seite erklärt, daß (sic) das Land auch mit erheblichen Investitionen rechnen könne, sollten entsprechend günstige Investitionsbedingungen geschaffen werden.<< Diese Bedingungen sollte die deutsche Schutztruppe schaffen, bei deren Namengebung die deutsche Bundesregierung nicht davor zurückschreckte einen Terminus aus der Kolonialzeit zu verwenden. Die Ziele wurden erreicht, deutsche Firmen bekamen die Aufträge in Kabul und errichteten Telefonnetze, lieferten Löschzüge, Lastwägen und reparierten Straßen.
Die deutsche Regierung um Bundeskanzler bluffte, als sie sagte die amerikanische Führung hätte um militärische Hilfe von Deutschland gebeten. Sie drängte sich förmlich auf Soldaten Afghanistan zu senden. Am 7. November wurde dies durch eine beiläufige Erklärung des US-Verteidigungsministers deutlich, es sei >>Deutschlands Sache zu charakterisieren, was es ist, das sie tun<< Diese Aussage wurde in Zeitungen, wie der >>Berliner Zeitung<< vom 08.11.2001 als Dementi der Aussagen der Aussagen des deutschen Kanzlers aufgefasst. Auch der renommierte >>Herald Tribune<< schrieb: >>Tatsächlich hatte Deutschland, wie Italien, Druck auf Washington ausgeübt, auf Angebote militärische Unterstützung einzugehen, die gleich nach dem 11. September gemacht worden war.<< Daran wird deutlich, wie wichtig es Deutschland war in Afghanistan mitzuwirken, um die oben genannten wirtschaftlichen Ziele zu erreichen und zusätzlich eine stärkere Rolle in der internationalen Politik zu übernehmen.
Der Einsatz in Afghanistan war ein sogenannter >>out of area<< Einsatz, der die Zustimmung des Bundestags benötigte. Die Zusicherung der >>uneingeschränkten Solidarität<< machte es zwingend nötig, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Dies brachte den deutschen Bundeskanzler in Schwierigkeiten mit seinem grünen Koalitionspartner. >>Es passte nicht in das latent antiamerikanische Opferschema der Grünen, daß (sic) die Vereinigten Staaten selbst getroffen wurden.<< Gerhard Schröder wandte daher eine politische List an, indem die Frage des Einsatzes deutscher Soldaten mit der Vertrauensfrage koppelte, die bei einer Ablehnung durch den Koalitionspartner einen fast gänzlichen Machtverlust für beide Parteien dargestellt hätte. Zudem erklärte der Bundeskanzler, dass sich der deutsche Kampf gegen den Terrorismus mehr auf Wirtschaftshilfe und humanitäre Leistungen beziehen werde. Er konnte so die nötige Mehrheit gewinnen und folgende Militärkräfte entsenden:
Deutsches Militärkontigent Enduring Freedom:
Gesamtstärke: 3900 Mann (ca.)
Transportkapazitäten: 500 Mann (ca.)
ABC-Abwehr-Kontingent: 238 Mann mit sechs Fuchs-Spürpanzern
Marine: 1500 Mann (ca.) mit drei Fregatten, fünf Schnellbooten, zwei Tendern und je einem Versorgungsschiff und einem Tanker.
Spezialeinsatzkräfte: 100 Mann (ca.)
Luftraumüberwachung: 250 Mann (ca.) durch Awacssysteme der NATO und drei Aufklärungsflugzeuge in Kenia
Stationierte Truppe in
am Horn von Afrika: 1300 Mann (ca.) zum Schutz der Seeschifffahrt, ausgesendet nach der Verlängerung des Mandats
2.3. Die Zukunft der Bundeswehr in internationalen Einsätzen
Für Deutschland war es bis zum Fall der Mauer ein Tabu Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO-Gebietes durchzuführen. Dies hat seit dem 19.02.1992 ein Ende als die Verteidigungspolitischen Richtlinien von der Bundesregierung verabschiedet worden sind und ab November 1992 in Kraft traten. In diesen hieß es bereits es gehe um die >>Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung...<< Dies zeigt die Motive und Ziele, die Deutschland damals von einer schwarz-gelben Regierung geführt, inne hat. Deutschland hat in der Welt vorwiegend ökonomische Interessen und verfolgt diese auch vehement. Das Deutschland sich nicht der NATO gänzlich unterwerfen will macht dieses Papier zudem klar: >>Trotz prinzipieller Übereinstimmung werden sich die deutschen Interessen nicht in jedem Einzelfall mit den Interessen der Verbündeten und anderer Partner decken.<< Im Überschwang dieser bis heute gültigen Richtlinien wurden gar Forderungen nach Atomwaffen laut. Rudolf Augstein oder Professor Baring sprachen sich in den Neunzigern für deutsche Atomwaffen beziehungsweise einer Mitentscheidung über den Gebrauch amerikanischer Atomwaffen aus. Nun sollen wiederum neue Richtlinien für die Bundeswehr, diesmal von Peter Struck vorgelegt werden, um die Ziele der deutschen Außenpolitik zu verwirklichen. Diese Richtlinien sollen eine strategische Neuausrichtung bringen. Die Truppenstärke soll weiter reduziert werden, doch eine qualitative Aufrüstung soll mehr Agilität im Kriseneinsatz bringen. Noch befinden sich diese neuen Richtlinien in der Diskussion und es gelten noch die von Volker Rühre festgelegten Richtlinien von 1992, die noch mehr auf Landesverteidigung abzielten, wohingegen die neuen Richtlinien von dem deutschen Verteidigungsminister so umschrieben werden: >>Sie wissen, daß (sic) seit Jahren vorrangig Aufgaben im Rahmen der internationalen Konfliktverhütung und der Krisenbewältigung die Einsatzrealität der Bundeswehr bestimmen. Meine weiteren Überlegungen gehen von der Annahme aus, daß (sic) der Schwerpunkt der Aufgaben der Bundeswehr auf absehbare Zeit im multinationalen Einsatz und jenseits unserer Grenzen liegen wird.<< . Aus der Bundeswehr soll eine Interventionsarmee gemacht werden. Dies zeigt deutlich, dass Deutschland in der internationalen Krisenbewältigung zusammen mit den USA eine gewichtige Rolle spielen möchte und seine Interessen auch mit militärischer Gewalt durchsetzen möchte.
>>Die Außenpolitik ist an der Politik das Geistlose.<<
Peter Hacks, 1988
1. Die Europapolitik
>>Vereinigte Staaten von Europa sind unter kapitalistischen Verhältnissen gleichbedeutend mit übereinkommen (sic!) über die Teilung der Kolonien.<<
Lenin, 1915
Von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis zur Europäischen Union war es ein weiter Weg. Hier sollen vor allem die Ereignisse vom September 2001 ab beleuchtet werden. Im Vordergrund stehen hier die EU-Ost-Erweiterung und die damit verbundenen Probleme, Motive und Ziele der deutschen Außenpolitik, sowie die aufkeimende wirtschaftliche und politische Rivalität zwischen den sich herauskristallisierenden neuen ökonomischen Supermächten, der EU und den Vereinigten Staaten von Amerika.
1.1. Die EU-Ost-Erweiterung
Seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in den Jahren 1989 bis 1991 haben sich Schritt für Schritt die imperialistischen, kapitalistischen Kräfte der Europäischen Union die Märkte der ehemals rot
eingefärbten Nationen erschlossen. Die deutsche Außenpolitik unter Gerhard Schröder als Bundeskanzler und Joseph Fischer als Außenminister trug mit ihrer integrationsfreundlichen Europapolitik dazu bei den Vorgang der Osterweiterung >>Euro-Deutschlands<< in Gang zu bringen, obschon die Europapolitik bei der rot-grünen Regierung nicht im Vordergrund stand.
Im September 2001 umfasste die Europäische Union XX Länder und die Überlegungen die Union östlich zu vergrößern war schon in den Köpfen der führenden europäischen Politiker, doch durch die Ereignisse des 11.09.2001 rückten diese Vorhaben in den politischen Hintergrund. Es dauerte an bis sich das leitende Gremium der EU zusammenfand und den Gedanken Beschlüsse folgen lies. Am 12. und 13.12.2002 beschlossen der Rat und die Kommission der EU in Kopenhagen die Einladung an acht osteuropäische Staaten, sowie Malta und Zypern auszusprechen. Man könnte dies als Urknall für die vergrößerte und erweiterte Union bezeichnen. Die Einladungen gingen an Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. Die Europäische Union will diese Länder zum 01.05.2004 in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Der europäische Rat spricht von >>Frieden, Demokratie, Stabilität und Wohlstand<< für den gesamten Kontinent. Die deutsche Bundesregierung begrüsste diese Entwicklung und schloss sich den Hoffnungen der Worthülsen des Europäischen Rates, dem sie angehören, an. Doch die Ostpolitik der Regierung Schröder/Fischer setzte andere Prioritäten, als die Aufgaben, die in Mittel- und Osteuropa zu suchen waren. Sie orientierte sich mehr an dem rohstoffreichen Rußland um mit der >>europäisch-russischen Energiepartnerschaft<< eine Absicherung der Ölressourcen (Kaspisches Öl) zu erreichen. Diese Interessenlage der Bundesregierung führte zu einer >>Schönfärberei<< der EU-Politik gegenüber der bundesdeutschen Bevölkerung, die nicht ausreichend über die Probleme und Schwierigkeiten der Ostintergration der EU aufgeklärt wurde. Beispielsweise verschwieg die Bundesregierung die destabilisierenden Auswirkungen der Osterweiterung an den Rändern der Gemeinschaft, die sich territorial und sozial äußern und eine Flut von wirtschaftlichen Flüchtlingen nach sich ziehen wird. Nach den Beschlüssen von Kopenhagen wurde behauptet, dass die Zeit des blutigen und grausamen Europas vorbei sei. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild: >>Territoriale Unsicherheiten bleiben an den Rändern des vergrößerten EU-Europas bestehen: Zypern, Moldawien/Transnistrien und drei der sechs Teilrepubliken Ex-Jugoslawiens sind Staaten mit ungelösten Grenzproblemen.<< Diesen drohenden Problemen eine Lösung entgegenzusetzen wird es mehr brauchen, als ein rein durch ökonomische Intention angetriebene Erweiterung gen Osten. Das dies der Fall ist wird klar ersichtlich beim Beispiel VW. Der Automobilkonzern hat nach dem Aufkauf von Skoda in Bratislava (Slowakei) dort ein Werk eröffnet, dass bis zum Jahre 2007 keine Steuern zu zahlen braucht. Dies bedeutet für die dortige Regierung einen herben Verlust von Geldern, welcher sich auf die Sozialleistungen und das Gesundheitssystem in bedrohlicher Art und Weise niederschlägt. Die OECD forderte Überkapazitäten im Gesundheitswesen abzubauen und die medizinischen Bedürfnisse enger zu definieren. Die Slowakische Regierung reagierte prompt und die Autoren der OECD lobte die Bemühungen der Prager Regierung in diese Richtung: >>The Czech government is currently preparing adjustments.<< Dies ist kein Einzelfall. Konjunkturunabhängige Konzerne, wie die Deutsche Telekom, E-ON und RWE haben sich in Osteuropa Beteiligungen erkauft und sichere Kunden übernommen. Dies stellt keinen Akt der ökonomischen Einbindung dar, sondern nur einen Beweis der Theorie der Akkumulation des Kapitals.
Die Erweiterung unterlag einem deutschen Zielkonflikt. Einerseits stand die Osterweiterung im Vordergrund, andererseits war im Blickfeld der deutschen Europapolitik die Senkung des deutschen Beitrages zum EU-Haushalt. Eine langfristige Senkung des Beitrags ist unter den Gesichtspunkten einer Integration von Ländern mit relativ niedrigen Pro-Kopf Einkommen nicht möglich. Gerhard Schröder verdeutlichte dies: >>Die Grenze der finanziellen Belastbarkeit Deutschlands ist erreicht.<<
Dieser Konflikt führte zu einem Kompromißangebot der Bundesregierung: >>Der Einstieg in die Direktbeihilfen für die Beitrittsländer sollte also mit einer Senkung der Direktbeihilfen in den alten EU-Mitgliedsländern einhergehen. Dies war das deutsche Junktim.<< Nur das ausgesprochen gute Verhältnis zwischen der französischen Regierung und der deutschen Führung machte es möglich im Vorfeld des oben bereits erwähnten Kopenhagener Gipfels den Zeitpunkt des Beitritts der ehemaligen Ostblockländer nicht noch weiter nach hinten zu verschieben. Die Streitigkeiten lagen vor allem in den Agrarsubventionen, welche die noch sehr auf Landwirtschaft fokussierten Beitrittsländer in die Höhe trieben und treiben. In der Anlage findet sich noch ein statistischer Überblick über den Anteil der Landwirtschaft in einigen osteuropäischen Ländern zum Bruttoinlandsprodukt, der Fläche und Zahlen des Beschäftigungsanteils in der Agrarindustrie im Vergleich zum EU Durchschnitt. Der erarbeitete Kompromiß erscheint aus heutiger Sicht einfach: `Die Agrarausgaben werden auf dem Niveau von 40 Milliarden Euro jährlich stabilisiert, gleichzeitig aber um einen Inflationsausgleich von 1,5% pro Jahr angehoben. Der sich hieraus ergebende jährliche >>Zuwachs<< von 600 Millionen Euro pro Jahr wird den Landwirten in den neuen Mitgliedsländern zugute kommen.´ Mit diesem Kompromiß war der Weg zu einer nach Osten vergrößerten EU geebnet.
Am 19. und 20. Juni 2003 in Thessaloniki (Griechenland) wurde die Osterweiterung Europas endgültig beschlossen. Klaus Mangold, der Leiter des Ostausschusses sagte zu diesem Anlass: >>Mit 400 Millionen Verbrauchern, guten Verkehrsverbindungen, niedrigen Arbeitskosten und einer gut ausgebildeten Bevölkerung können die Märkte im Osten erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen.<< Mit dieser Aussage, die sicherlich nicht negativ gemeint war, wird eine Gefahr deutlich, die von den ehemals sozialistischen Ländern ausgeht: Die Billiglohnarbeiter locken die deutschen Firmen in Scharen in diese Gebiete und somit gehen in Deutschland wertvolle Arbeitsplätze verloren. Ebenso drängen viele dieser gut ausgebildeten Arbeitskräfte auf den deutschen Arbeitsmarkt, dessen Lage seit Jahren als kritisch zu bewerten ist. Somit stellt die Erweiterung gen Osten auch innenpolitisch einen Gefahrenpunkt dar, der einen nicht unbedeutenden Kritikpunkt der Osterweiterung darstellt.
1.2 Gegenpolbildung zur Hegemonialmacht USA
Ein Pentagon Beamter: >>Wir haben die Absicht, den deutschen Handel und die deutsche Industrie nachhaltig zu schädigen. (Süddeutsche Zeitung vom 17.02.03)<<
Es ist eine sehr strittige These, dass sich die Partnerschaft zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika nur oberflächlich abspielt und darunter ein harte Rivalität herrscht, die sich politisch, wie auch ökonomisch umschreiben lässt. In der deutschen Linken gibt es antideutsche Splittergruppen, die dies bereits kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mutmaßten und sich damals äußerst unbeliebt machten und als albern abgetan wurden. Doch bereits die Clinton Regierung verhielt sich trotz der >>Transatlantischen Erklärung<< aus dem Jahre 1990, die noch von dem Vater des heute amtierenden Präsidenten der USA George Walker Bush initiiert wurde, wirtschaftspolitisch sehr aggressiv. >>Dies zeigte sich beim Streit um die Subventionierung des europäischen Airbus, wo es um zentrale industriepolitsiche Interessen mit Rückwirkungen auf die militärische Raumfahrtindustrie geht.<< Die Nachfolgeregierung knüpfte politisch an diese antieuropäische Haltung an, indem Präsident George Bush jr. sich weigerte das Klimaprotokoll von Kyoto zu unterzeichnen. Jedwede Bemühung des deutschen Bundeskanzlers erlitt Schiffbruch in den hohen Wogen des wirtschaftlichen Interesses der Supermacht USA. Desweiteren vergrößerte sich der Graben zwischen den Kontinenten durch die amerikanischen Pläne zur Raketenabwehr, der Haltung zur Todesstrafe, die konsequente Ablehnung der Möglichkeit zur Abtreibung, dem Recht auf Waffenbesitz und >>eine kaum verhüllte außenpolitische Arroganz<< zu einer Schlucht. Bereits im Jahre 1992 verfasste der heutige Vizepräsident Dick Cheney den >>No Rivals Plan<<, in welchem zu lesen ist: >>Unser Ziel ist es, den Aufstieg eines globalen Rivalen zu verhindern. Wir müssen unsere Strategie jetzt darauf konzentrieren, dem Aufstieg jedes möglichen Konkurrenten zuvorzukommen.<< . Diese Haltung bekam insbesondere Deutschland, als wirtschaftlicher Riese der EU zu spüren, als sich der deutsche Bundeskanzler zu allem Überfluss, aus wahl- und wirtschaftspolitischen Gründen gegen den Krieg im Irak sperrte, auf den in dieser Seminararbeit später noch näher eingegangen wird. >>Routinemäßige Glückwunschtelegramme des amerikanischen Präsidenten wurden geprüft wie früher Mitteilungen des Kreml, ob sie nicht eine versteckte Botschaft der Entspannung enthielten.<< Die Regierungen entfernten sich voneinander wie niemals zuvor nach Kriegsende.
Die Befürchtungen von Dick Cheney, die er bereits 1992 äußerte, bestätigen sich heute. Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) hat ganz neue Formen und Ausmaße angenommen, die vor allem von Deutschland und der Atommacht Frankreich vorangetrieben werden. Mit dieser Politik will sich Europa langfristig von der NATO trennen und selbstständig agieren können, ohne eine Anfrage in Washington machen zu müssen. Das Ziel der ESVP ist, nach den EU-Gipfeln von Köln und Helsinki im Jahre 1999, bis Ende 2003 >>binnen 60 Tagen eine schnelle Eingreiftruppe mit einer Stärke von rund 60 000 Soldaten in ein Krisengebiet zu verlegen und mindestens ein Jahr im Einsatz zu halten.<< Dies zeigt deutlich wohin die Richtung der EU geht: Europa soll sich auch militärisch nicht mehr hinter der Supermacht USA verstecken müssen und so durch militärische Stärke politisch auf eine Augenhöhe geraten, um das Bittstellergewand ablegen zu können. Natürlich ist es nicht möglich die militärische Stärke der Vereinigten Staaten zu erreichen, doch eigene Handlungsfähigkeit bringt Freiheiten in geopolitischen Zielen. Doch viele Fragen sind trotz der hochgesteckten Ziele noch nicht geklärt. Zum einen die Frage der Finanzierung und zum anderen die Frage der nationalen Interessen der einzelnen Staaten, die sich nicht unbedingt der deutschen und französischen Interessen beugen möchten, wenn sie mit eigenen Interessen nicht im Einklang stehen.
Somit fürchtet sich die Regierung weniger vor der Militärmacht Europa, sondern vielmehr vor der Tatsache, dass sich die Europäer nicht mehr innerlich zerstritten und inhomogen zeigen könnten, sondern mit einer festen und machtvollen Stimme sprechen und so zusammen mit militärischer Stärke ihre Positionen besser vertreten könnten. >>Und so gilt, was die Europaabgeordnete Elisabeth Schroedter, bereits Ende 1999 prophezeite: >>Die EU ... wird durch die Verbindung von wirtschaftlicher Stärke und militärischer Macht zur weltweiten Bedrohung.<<
2. Die Sicherheitspolitik
Nach den Anschlägen auf das World Trade Center, geriet die gesamte Weltpolitik aus den Fugen und somit auch die deutsche Außenpolitik. Der Bundeskanzler sprach sich umgehend zur Politik der uneingeschränkten Solidarität gegenüber den Amerikanern aus. Obwohl er mit viel Kritik vor allem von linker Seite bedacht wurde, lies er sich nicht von seinem Weg der amerikafreundlichen Außenpolitik abbringen. Kritikern wie Günter Grass warf er entgegen: >>Wenn ich darauf eingegangen wäre, wäre automatisch die alte Anti-Hitler Koalition wiederbelebt worden.<< Die Sicherheitspolitik Deutschlands wandelte sich vom Tage der Anschläge von New York entscheidend. Hier soll vor allem auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr vom 11.09.2001 ab eingegangen werden und dargestellt werden, inwiefern sich die Sicherheitspolitik Deutschlands sich für das gerade neu angebrochene Millenium definieren lässt. Dabei soll vor allem die militärische Komponente Gegenstand der Behandlung sein und exemplarisch für die Außenpolitik Deutschlands stehen.
2.1 Einführung
Deutschland ist ein Land, dass seit seiner Gründung 1871 noch nie angegriffen wurde. Mehr noch, selbst die Gründung des Deutschen Reiches ist ein Resultat eines Angriffskriegs. Die Sicherheit galt es dennoch schon in vielen Fällen zu verteidigen, sei es gegen den Bolschewismus, gegen das Weltjudentum, gegen vermeintliche neue >>Ausschwitz´s<< im Kosovo oder gegen Terroristen hervorbringende Länder. Das Wort des Krieges wurde dabei tunlichst vermieden. Es handelte sich um friedensschaffende Maßnahmen und humanitäre Einsätze, obwohl sich die Worte >>human<< und >>Bomben<< nur schwer in einem Satz formulieren lassen ohne einen der beiden Begriffe zu negieren.
>>Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zuwenig gesagt wurde!
Laßt uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege,
gegen welche die vergangenen
wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten
nicht die Hände zerschlagen werden.<<
Bertolt Brecht
2.2. Die Operation Enduring Freedom
Die alten Worte Brechts beschreiben genau den Vorgang des deutschen Einsatzes im ehemaligen Jugoslawien 1999, obwohl er nicht von ihm wissen konnte. Der damalige Verteidigungsminister läutete mit Lügen eine neue Ära deutscher bewaffneter Einsätze im Ausland ein, die unter Peter Struck fortgesetzt werden soll, indem er bekanntgab: >>Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.<< Die deutschen Motive und Ziele waren bei jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr klar ersichtlich: Im Kosovo ging es noch um eine Pipeline und in Afghanistan um die Gunst der Amerikaner und die Festigung der deutschen Wirtschaft am Hindukusch, wo die Hilfszahlungen von 80 Millionen Euro, die Deutschland leistete, gleich wieder zurück an Siemens, Daimler-Chrysler, die Essener Hochtief AG und den Anlagenbauer AAB flossen.
>>Die sogenannten Hilfszahlungen werden also doppelt und dreifach wieder in den Taschen der Geldgeber landen, und zwar einerseits in Form von Verzinsung und Tilgung der Darlehen, andererseits durch die Bezahlung westlicher Investoren und Auftagsnehmer.<< Dieser Egoismus der Hilfsgelderaktion, bei der das Geld gleich in Deutschland blieb, wird von einem Artikel des Handelsblatts vom 21.01.2002 unterstrichen in welchem es heisst: >>Mit Verweis auf die Erdöl- und Gasvorkommen Afghanistans wurde von europäischer Seite erklärt, daß (sic) das Land auch mit erheblichen Investitionen rechnen könne, sollten entsprechend günstige Investitionsbedingungen geschaffen werden.<< Diese Bedingungen sollte die deutsche Schutztruppe schaffen, bei deren Namengebung die deutsche Bundesregierung nicht davor zurückschreckte einen Terminus aus der Kolonialzeit zu verwenden. Die Ziele wurden erreicht, deutsche Firmen bekamen die Aufträge in Kabul und errichteten Telefonnetze, lieferten Löschzüge, Lastwägen und reparierten Straßen.
Die deutsche Regierung um Bundeskanzler bluffte, als sie sagte die amerikanische Führung hätte um militärische Hilfe von Deutschland gebeten. Sie drängte sich förmlich auf Soldaten Afghanistan zu senden. Am 7. November wurde dies durch eine beiläufige Erklärung des US-Verteidigungsministers deutlich, es sei >>Deutschlands Sache zu charakterisieren, was es ist, das sie tun<< Diese Aussage wurde in Zeitungen, wie der >>Berliner Zeitung<< vom 08.11.2001 als Dementi der Aussagen der Aussagen des deutschen Kanzlers aufgefasst. Auch der renommierte >>Herald Tribune<< schrieb: >>Tatsächlich hatte Deutschland, wie Italien, Druck auf Washington ausgeübt, auf Angebote militärische Unterstützung einzugehen, die gleich nach dem 11. September gemacht worden war.<< Daran wird deutlich, wie wichtig es Deutschland war in Afghanistan mitzuwirken, um die oben genannten wirtschaftlichen Ziele zu erreichen und zusätzlich eine stärkere Rolle in der internationalen Politik zu übernehmen.
Der Einsatz in Afghanistan war ein sogenannter >>out of area<< Einsatz, der die Zustimmung des Bundestags benötigte. Die Zusicherung der >>uneingeschränkten Solidarität<< machte es zwingend nötig, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Dies brachte den deutschen Bundeskanzler in Schwierigkeiten mit seinem grünen Koalitionspartner. >>Es passte nicht in das latent antiamerikanische Opferschema der Grünen, daß (sic) die Vereinigten Staaten selbst getroffen wurden.<< Gerhard Schröder wandte daher eine politische List an, indem die Frage des Einsatzes deutscher Soldaten mit der Vertrauensfrage koppelte, die bei einer Ablehnung durch den Koalitionspartner einen fast gänzlichen Machtverlust für beide Parteien dargestellt hätte. Zudem erklärte der Bundeskanzler, dass sich der deutsche Kampf gegen den Terrorismus mehr auf Wirtschaftshilfe und humanitäre Leistungen beziehen werde. Er konnte so die nötige Mehrheit gewinnen und folgende Militärkräfte entsenden:
Deutsches Militärkontigent Enduring Freedom:
Gesamtstärke: 3900 Mann (ca.)
Transportkapazitäten: 500 Mann (ca.)
ABC-Abwehr-Kontingent: 238 Mann mit sechs Fuchs-Spürpanzern
Marine: 1500 Mann (ca.) mit drei Fregatten, fünf Schnellbooten, zwei Tendern und je einem Versorgungsschiff und einem Tanker.
Spezialeinsatzkräfte: 100 Mann (ca.)
Luftraumüberwachung: 250 Mann (ca.) durch Awacssysteme der NATO und drei Aufklärungsflugzeuge in Kenia
Stationierte Truppe in
am Horn von Afrika: 1300 Mann (ca.) zum Schutz der Seeschifffahrt, ausgesendet nach der Verlängerung des Mandats
2.3. Die Zukunft der Bundeswehr in internationalen Einsätzen
Für Deutschland war es bis zum Fall der Mauer ein Tabu Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO-Gebietes durchzuführen. Dies hat seit dem 19.02.1992 ein Ende als die Verteidigungspolitischen Richtlinien von der Bundesregierung verabschiedet worden sind und ab November 1992 in Kraft traten. In diesen hieß es bereits es gehe um die >>Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung...<< Dies zeigt die Motive und Ziele, die Deutschland damals von einer schwarz-gelben Regierung geführt, inne hat. Deutschland hat in der Welt vorwiegend ökonomische Interessen und verfolgt diese auch vehement. Das Deutschland sich nicht der NATO gänzlich unterwerfen will macht dieses Papier zudem klar: >>Trotz prinzipieller Übereinstimmung werden sich die deutschen Interessen nicht in jedem Einzelfall mit den Interessen der Verbündeten und anderer Partner decken.<< Im Überschwang dieser bis heute gültigen Richtlinien wurden gar Forderungen nach Atomwaffen laut. Rudolf Augstein oder Professor Baring sprachen sich in den Neunzigern für deutsche Atomwaffen beziehungsweise einer Mitentscheidung über den Gebrauch amerikanischer Atomwaffen aus. Nun sollen wiederum neue Richtlinien für die Bundeswehr, diesmal von Peter Struck vorgelegt werden, um die Ziele der deutschen Außenpolitik zu verwirklichen. Diese Richtlinien sollen eine strategische Neuausrichtung bringen. Die Truppenstärke soll weiter reduziert werden, doch eine qualitative Aufrüstung soll mehr Agilität im Kriseneinsatz bringen. Noch befinden sich diese neuen Richtlinien in der Diskussion und es gelten noch die von Volker Rühre festgelegten Richtlinien von 1992, die noch mehr auf Landesverteidigung abzielten, wohingegen die neuen Richtlinien von dem deutschen Verteidigungsminister so umschrieben werden: >>Sie wissen, daß (sic) seit Jahren vorrangig Aufgaben im Rahmen der internationalen Konfliktverhütung und der Krisenbewältigung die Einsatzrealität der Bundeswehr bestimmen. Meine weiteren Überlegungen gehen von der Annahme aus, daß (sic) der Schwerpunkt der Aufgaben der Bundeswehr auf absehbare Zeit im multinationalen Einsatz und jenseits unserer Grenzen liegen wird.<< . Aus der Bundeswehr soll eine Interventionsarmee gemacht werden. Dies zeigt deutlich, dass Deutschland in der internationalen Krisenbewältigung zusammen mit den USA eine gewichtige Rolle spielen möchte und seine Interessen auch mit militärischer Gewalt durchsetzen möchte.