.....Womit nicht gesagt werden soll, dass ihre Herstellung ein Kinderspiel sei. Denn selbst in dem Fall, dass die Anreicherungstechnik qualitativ und quantitativ ausreicht, dermaßen große Mengen Waffenurans herzustellen, dass ein simples Design genügt – selbst dann ist erhebliches Know how vonnöten, noch dazu eines, das nicht aus Lehrbüchern oder Anleitungen oder Konstruktionszeichnungen abgeleitet werden kann. Das fertigungstechnische Wissen von den Feinheiten der Metallurgie und der Handhabung ist typischerweise das, was Wissenschaftstheoretiker tacit knowledge nennen, „schweigendes Wissen“ also, das aus Erfahrung besteht und sich selten nur im Kopf eines Einzelnen befindet, sondern vielmehr ein auf ganze, oft größere Kollektive verteiltes Handlungswissen. Es mag daher zwar sein, dass der pakistanische Kernwaffenspezialist A. Khan dem Iran sogar Unterlagen zur Herstellung von Atomsprengköpfen hatte zukommen lassen (wie die New York Times am 21.3.2005 berichtete) – aber auch das würde nicht ausreichen, die iranische Bombe zu bauen. Ohne eine weit gefächerte nationale Wissensbasis kann es sie nicht geben, es sei denn, man kauft sie sich fix und fertig woanders ein (das wäre die Option, die den schwerreichen Saudis offen steht, sollte es in der Region zu einem nuklearen Wettrüsten kommen).
Mehr noch: Sämtliche Atomwaffenprogramme, das amerikanische, russische, chinesische, britische, französische, indische, pakistanische, brasilianische, südafrikanische oder sogar das nordkoreanische, sind bisher in Wahrheit internationale gewesen – die Ausnahme ist das deutsche Atomwaffenprogramm, das bekanntlich nichts nennenswertes zustande brachte. Nein, ohne die Mobilisierung international verteilten Wissens kommen militärische Atomprogramme nicht aus. Spötter innerhalb der Wiener Atomenergiebehörde IAEA sagen übrigens, dass die Mitgliedschaft in ihrer „Agency“ die beste Voraussetzung dafür sei, an dieses Wissen zu gelangen.