Antiheld

goetzendiener

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Ev. nicht das richtige Forum.
Kurze Frage.

Wie wird der begriff "Antiheld" genau definiert?

Allgemein wird der Antiheld als eine art schmutziger Held betrachtet. Also jemand der eigentlich schwach, unsympatisch, hässlich usw. ist.

Ich dachte aber eigentlich das der Antiheld das gegenteil vom Held ist, nähmlich nicht handelnd bzw. egal wie der Held aussieht oder wie er es macht, es macht ihn zum Helden (der jeweiligen Geschichte) das er tätig ist. Währen der Antiheld untätig bleibt.

Was ist korrekt?
 

goetzendiener

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sensei schrieb:
btw, wieso schlag ich eigentlich für dich im Wörterbuch nach :?:

Keine ahnung, weil du so nett bist? Wiki kenn ich und bei meinem Wörterbuch steht folgendes:

"inaktive od. passive Figur in Drama u. Roman im Unterschied zum aktiv handelnden Helden"

Darum die frage.
 

hives

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Allgemein wird der Antiheld als eine art schmutziger Held betrachtet. Also jemand der eigentlich schwach, unsympatisch, hässlich usw. ist.

Ich dachte aber eigentlich das der Antiheld das gegenteil vom Held ist, nähmlich nicht handelnd


Zum Antihelden macht ihn imho der Umstand, dass er durch die Geschichte in die Position des "Helden" gelangt, diese Funktion jedoch nicht in der gewöhnlich erwarteten Weise erfüllt (übermächtige Macht und Fähigkeiten, Geschick im Kampf, heroisches Auftreten, Ruhm und Ehre etc.), sondern das Schema grundlegend durchbricht. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, von den jugendlichen Helden der Hohlbeins bis zu Pratchetts Rincewind...

Der passive Held, von dem du schreibst, kann eine Erscheinungsform des Antihelden sein - da jedoch schon allein der Begriff "Held" seinen Spielraum hat, kommt dieser imho auch dem "Antihelden" zu...


bzw. egal wie der Held aussieht oder wie er es macht, es macht ihn zum Helden (der jeweiligen Geschichte) das er tätig ist. Währen der Antiheld untätig bleibt.

Was du mit "Held der jeweiligen Geschichte" meinst, ist nicht unbedingt ein "Held" mit entsprechenden heldenhaft-heroischen Eigenschaften, sondern zunächst einfach der Handelnde, sagen wir mal "Protagonist".
Was du mit "Antiheld" meinst, wäre imho eher der "Antiprotagonist" ;)

Der Begriff "Antiheld" bezieht sich auf die Eigenschaften, die mit dem Begriff "Held" gwöhnlich verbunden werden, nicht auf die Hauptrolle in der Geschichte.



"inaktive od. passive Figur in Drama u. Roman im Unterschied zum aktiv handelnden Helden"

Das ist imho nicht richtig - zumindest kenne ich den Begriff "Antiheld" aus anderen Zusammenhängen.

(edit:) welchem Lexikon ist das Zitierte überhaupt entnommen?



mfg
 

goetzendiener

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hives schrieb:
Was du mit "Held der jeweiligen Geschichte" meinst, ist nicht unbedingt ein "Held" mit entsprechenden heldenhaft-heroischen Eigenschaften, sondern zunächst einfach der Handelnde, sagen wir mal "Protagonist".
Was du meinst, wäre eher der "Antiprotagonist" ;)

Wird wohl so sein.

Danke
 

Tarvoc

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Ich würde - anders als der Wikipedia-Artikel - Don Quijote nicht als Antihelden bezeichnen. Meiner Ansicht nach ist er sogar der Prototyp des "echten" Helden: Trotz der eigenen Schwäche konsequent für seine Ziele und Ideale kämpfen und am Ende entweder Erfolg haben oder - wie Quijote - als "Märtyrer" zugrunde gehen. Das ist meine Vorstellung von "echtem" Heldentum. Der klassische "starke Held", der einfach nur aus Egoismus seine Feinde schlachtet (Typ Siegfried oder Achilles) ist für mich eher ein typischer Schurke als ein wahrer Held.

Der Antiheld ist für mich jemand, dessen Weltbild ein durch und durch amoralisches ist, dessen tiefe Beweggründe zwar widerwärtig, aber anhand seiner Vergangenheit verständlich erscheinen. Solche Typen wären z.B. Frankensteins Monster, Dracula oder auch Quasimodo, wobei dieser sich im Verlauf des Romans immer mehr als moralisches und fühlendes Wesen entpuppt, also vom Antihelden zum Helden mutiert.

Es stimmt, dass der Antiheld als Stereotyp auch in amerikanischen Comics erscheint (Daredevil, Spawn, etc.), aber in viel ausgeprägterer Form ist er wohl in Animes (japanischen Comics) zu entdecken: Oft kommt es vor, dass der glorreiche Held in der Klemme sitzt, und wie aus dem Nichts eine mächtige Figur erscheint, die Gefahr abwendet, sich dann jedoch als gefühlskalter Amoralist entpuppt, der für den Helden eigentlich nur Verachtung übrig hatte und ihm aus egoistischen Gründen (sehr oft Rache) eben "dieses Mal helfen musste". Meist kommt dann als Abschied so ein Satz wie: "Und denk' 'dran: Wenn wir uns wiedersehen, werden wir Feinde sein."
 

_Dark_

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Ich würde den antihelden-begriff ebenso definieren wie hives...
allerdings denke ich im gegensatz zu tarvoc, dass don quichotte ein antiheld ist, wohingegen zum beispiel der erwähnte achilles oder auch james bond echte helden sind..
irgendwie kann man achilles auch mit einer modernen comicfigur vergleichen..
er hat eine stärke, nämlich die unverwundbarkeit, allerdings wird die durch eine einzige schwäche wieder ausgeglichen, ja, sie wird ihm sogar zum verhängnis. mhhh? das ist bei einem superhelden nicht der fall...
wie auch immer..

gibt es einen typischen superhelden, der stirbt??
 

Tarvoc

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_Dark_ schrieb:
allerdings denke ich im gegensatz zu tarvoc, dass don quichotte ein antiheld ist, wohingegen zum beispiel der erwähnte achilles oder auch james bond echte helden sind..

Ist wohl Ansichtssache. Meiner Meinung nach ist simples Kräftemessen auf rein hierarchisch-territorial-egozentrischer Ebene nicht besonders heroisch, aber Einsatz für die Ergebnisse von Reflexion (Ethik oder "Wissen") halte ich auf jeden Fall für eine gute und gerechte Sache und somit auch beim Scheitern (vielleicht gerade da) für heroisch. Deswegen ist Kant für mich eine größere historische Persönlichkeit als Napoleon, obwohl beide menschlich gesehen ziemliche Arschlöcher gewesen sein müssen. Und deswegen ist Quijote für mich auch mehr ein Held als Achilles oder Sigfried.

_Dark_ schrieb:
allerdings wird die durch eine einzige schwäche wieder ausgegleicht

Wer fühlt sich da spontan an Superman und sein Kryptonit erinnert?

Tja, Archetypen über Archetypen und nichts als Archetypen... :roll:
 

zerocoolcat

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...also bei "Antiheld" denke ich als erstes immer an Dirty Harry: einer, der eigentlich Gutes tut, aber halt mit schlechten/fragwürdigen Methoden...
 

Tyler-Durden

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Als Antiheld würde ich Tyler Durden nennen. Er will sich an einer Welt rächen in der es keinen Platz mehr für Liebe gibt, alles ohne Sinn und Zweck ins Chaos stürzen und sich auf die wesentlichen Dinge beschränken.

Also meint er es mit den Menschen um sich herum nur gut obwohl er ihnen alles nimmt was sie haben, er befreit sie indem er sie in einen Abgrund schubst. Leute die den Film gesehen haben sollen sich nur an die Szene hinter dem 24 Stunden Laden erinnern. Dort droht er Raymond damit ihn umzubringen wenn er nicht innerhalb der nächsten 6 Wochen wieder sein Studium aufnimmt und dabei ist Tierarzt zu werden.

Wieviele Menschen sich wirklich nach einem Tyler Durden sehnen kann man in der Neuaflage von "Fight Club" nachlesen. Das ist nicht mehr nur eine Geschichte oder nur ein Buch zum Film.
 

Parzifal

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Der Punisher ist ein Antiheld, Spawn oder Wolverine.

Jemand der zu unordodoxen Mitteln greift um seine Ziele zu erreichen. Jemand der mit seinem Handeln eventuell gutes tut, aber seine Mittel sind nicht nachzuahmen.
Oder er tut böses und wir hochstilisiert.


gibt es einen typischen superhelden, der stirbt??

Robin in Batman, Dr. Xavier in X- Men, Supermann ist auch mal gestorben bzw. war Scheintod.
Ich denke da gibt es noch einige.
 

Parzifal

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Kasimir schrieb:
Parzifal schrieb:
Der Punisher ist ein Antiheld, Spawn oder Wolverine.
Bitte? Spawn ein Antiheld? :lol:
Er ist zwar Böse aber er kämpft für das gute!

Wenn jemand böse ist, wie kann er dann gleichzeitig für das gute kämpfen?

Ich lese Spawn nicht mehr, weiß also nicht wie er sich entwickelt hat.
Desweitern habe ich geschrieben, daß ein Antiheld auch jemand ist mit Unordodoxen Mitteln seine Ziele erreicht.
Bitte nicht immer alles aus den Zusammenhang reisen und genauer lesen.
 

KeepCool

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Ich denke ein Antiheld ist eine Person die durch irgend welche Umstände ein eher passives Leben führt (vielleicht den Sin des selben sogar in Frage stellt) und durch eine Auswirkung von Aussen in eine Situation gerät in der die Persönlichkeit selbst wachsen muss um die Situation zu lösen. Meistens verfügen Antihelden daher nicht über eine spezielle Fähigkeit sondern eher über besondere Schwächen die sie überwinden oder ausnutzen müssen um ans Ziel zu kommen.

Antihelden sind in der Literatur m.M. nach sehr beliebt, da sie meistens einen beträchtlichen inneren Konflikt zu lösen haben, was die Geschichte ziemlich spannend macht. Außerdem ist es bis zum Schluss offen ob die Person geistig wächst und das Ziel erreicht oder bei dem Versuch scheitert - oder irgend etwas dazwischen.

Beispiel:

Superman gewinnt immer. Aber schafft es Frodo den Ring in den Schicksalsbergen zu vernichten?


Gruß

KC
 

hives

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zerocoolcat schrieb:
...also bei "Antiheld" denke ich als erstes immer an Dirty Harry: einer, der eigentlich Gutes tut, aber halt mit schlechten/fragwürdigen Methoden...


Parzifal schrieb:
Kasimir schrieb:
Parzifal schrieb:
Der Punisher ist ein Antiheld, Spawn oder Wolverine.
Bitte? Spawn ein Antiheld? :lol:
Er ist zwar Böse aber er kämpft für das gute!

Wenn jemand böse ist, wie kann er dann gleichzeitig für das gute kämpfen?

Ich lese Spawn nicht mehr, weiß also nicht wie er sich entwickelt hat.
Desweitern habe ich geschrieben, daß ein Antiheld auch jemand ist mit Unordodoxen Mitteln seine Ziele erreicht.
Bitte nicht immer alles aus den Zusammenhang reisen und genauer lesen.

Euer Verständnis des Antihelden entspricht dem US- amerikanischen Modell: der "dunkle Engel", der irgendwie noch für "die Guten" kämpft, den meisten bekannt aus Hollywood und der Comic-Industrie... :lol:




Siehe auch den zu Beginn verlinkten wikipedia- Artikel:

Im amerikanischen Comic werden Anti-Helden anders verstanden. Hier sind Anti-Helden eine Abart der Superhelden, die Gewalt ausüben, ohne auf moralische Prinzipien Rücksicht zu nehmen (Spawn, Punisher, Lobo), ähnlich wie die finsteren Rächer der Italo-Western im Film (Django).

http://de.wikipedia.org/wiki/Antiheld


Spawn und Co. sind für mich übrigens weniger Antihelden, als vielmehr ein forciert popularisiertes Modell des "gerechten" Rächers...
 

Parzifal

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Da sieht man mal wieder, wieweit die Amerikanisierung schon vorangeschritten ist.
Irgendwie schon traurig. :cry: :wink:
 

Plaayer

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Wenn ich nur mal nach dem Begriff gehe würde ich Antiheld so erklären: Jede Handlung hat eine Hauptperson um die es sich dreht, folglich auch eine Person die gegen ihn arbeitet und versucht ihn zu behindern: voila der Antiheld. Kann aber auch sein das ich vollkommen falsch liege...
 
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