Alltag an einer Grundschule

Booth

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Hallo allerseits,

folgenden Artikel habe ich gerade eben gelesen:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,502245,00.html

Und abgesehen davon, daß ich erschüttert bin, wie selten, frage ich mich, wieso auch hier im Forum ständig über mehr Geld und mehr Sozialleistungen geredet wird - mehr Arbeitslosengeld, mehr Gehalt, mehr was auch immer - linke Sozialromantik, Revolutionstheorien, den Umsturz des Systems, etc etc...

Alles sicher ganz interessante Fragen - aber wenns an den ganz doofen, noemalen Alltag in Familien geht, interessiert sich keine Sau dafür. Ist vielleicht alles zu profan?! Zu langweilig?! Zu wenig revolutionär?!

Pünktlich morgens mit den Kindern aufstehen - gemeinsames Frühstück - Brote für die Schule machen - sich um eine vernünftig gepackte Schultasche kümmern - mit den Kindern sogar REDEN - sie in sauberer Kleidung zur Schule schicken - nach der Schule irgendwann gemainsam essen - gemeinsam Hausaufgaben machen - den Kindern bei den Hausafgaben helfen, sie aber auch fordern - mit den Kindern gemeinsam etwas Fernsehen schauen - mit ihnen versuchen zu diskutieren - ganz sicher mit ihnen ganz viel spielen, oder sie viel spielen lassen - sie rechtzeitig ins Bett bringen - mit ihnen im Bett noch ein wenig rumalbern - mit dem Teddy rumblödeln.

Keine Ahnung... aber... es scheint nicht wenige Kinder zu geben, die all das nicht kennen.

Meine Eltern waren auch berufstätig, und ich habe vieles nicht so ausführlich erlebt, wie oben geschildert. Aber... im Prinzip habe ich doch sehr viel von Ihnen an Liebe und Fürsorge bekommen.

Das scheint in manchen Gegenden nicht selbstverständlich zu sein. Und ich glaube nicht, daß man diese Mentalität mit Geld erkaufen oder durch Revolutionen erzwingen kann. Oder doch?!

gruß
Booth
 

dkR

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Ich halte sowas durchaus für selbstverständlich. Deswegen halte ich auch die staatliche RundumdieUhrBetreuung für sone blöde Idee, da nicht vereinbar.

Obwohl anscheinend wäre das für einige ein echter Fortschritt :cry:
 

Ein_Liberaler

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Im Radio höre ich von Gymnasien, die unbedingt eine Kantine brauchen, wenn die sechste und siebte Stunde zur Regel wird, weil zu viele Eltern den Kindern keine Brote mitgeben. Viele kaufen sich was in der Metzgerei gegenüber.
 

_Dark_

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das mit der kantine finde ich jetzt nicht mal so tragisch.. sicher gibt es kinder, die einfach nichts, weder geld noch essen mitbekommen, aber wenn ich mich jetzt so an meine schulzeit in der sechsten, siebten klasse erinnere, wollte ich lieber geld als irgendeine semmel oder sonstwas.. erstens hatte ich sowas schon in der großen pause und zweitens braucht es mittags doch dann etwas mehr als nur sowas, metzgereien bieten ja inzwischen echt viel gutes zeug an..
dass es durchaus verwahrloste kinder gibt, ist klar.. was mich interessieren würde, ist ob die zahl relativ angestiegen ist.. das problem ist bei den leuten, dass die eltern blöde und verantwortungslos sind, mit 19 oder 20 das erste, mit 21 das zweite bekommen und das dann ewig so weitergeht... ausbildung abgebrochen, vater versager, dann kann man das kind eigentlich nur noch ins heim tun oder abwarten bis es mit 20 selber reproduktion betreibt. wers nicht glaubt einfach mal olli geißen einschalten..
 

Malakim

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Booth schrieb:
Das scheint in manchen Gegenden nicht selbstverständlich zu sein. Und ich glaube nicht, daß man diese Mentalität mit Geld erkaufen oder durch Revolutionen erzwingen kann. Oder doch?!

Da kann man meiner Meinung nach fast garnichts machen. Das einzige was wirklich Erfolg bringt ist es selber besser zu machen, also mit den eigenen Kindern eine Familie leben. Das ist schwierig genug und man sollte eine Vorbildfunktion die sogar über die eigenen Familie hinausweist nicht unterschätzen.
 

ConspirIsee

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Bzgl. dieses Artikels geht es im Spiegel-Online-Forum auch (mal) wieder hoch her, es ist teilweise erschreckend mit was für Argumenten in Bezug auf den Artikel da der Vertretungslehrerin und der LEhrerschaft eingeschenkt wird.
Wobei ich es irgendwo aber auch nicht verstehen und nachvollziehen kann, wie Kinder eingeschult werden können ohne irgendeinen Deutschen Wortschatz etc pp.
Die sozialen Komponenten in diesem Artikel haben mich leider nur in meiner Meinung bestätigt das irgendwas in diesem Land sehr sehr falsch läuft.
 

agentP

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Und dass sich Schulverwaltung und Schulpraxis in zwei verschiedenen Galaxien bewegen.
Ich bin jetzt seit 2 Jahren in der Elternvertretung an einer Grundschule in einem Berliner "Problembezirk" und wenn ich etwas bestätigen kann, dann diesen Satz.
Bisheriger Höhepunkt war dieses Frühjahr, die Nachricht, dass die Verwaltung die Stunden für "Deutsch als Zweitsprache" an den Grundschulen in Berlin zum neuen Schuljahr um 70% kürzen wird.
Nach ein paar Tagen Aufschrei in der Presse und anderswo, wurde zurückgerudert, aber die Idee allein scheint mir dafür zu sprechen, dass da Leute sitzen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Ich halte sowas durchaus für selbstverständlich. Deswegen halte ich auch die staatliche RundumdieUhrBetreuung für sone blöde Idee, da nicht vereinbar.
Natürlich sind die Punkte, die Booth da aufführt vereinbar mit der Betreuung. Meiner bekommt das alles, trotz Ganztagesbetreuung. Was weg fällt ist das gemeinsame Mittagessen, dafür ist er gemeinsam mit seinen Kumpels, die Hausaufgaben macht er im Hort und die Eltern kontrollieren sie am Abend und das Fernsehen fällt zugunsten der anderen Punkte unter der Woche ganz weg.
 

paul20dd

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agentP schrieb:
Ganztagesbetreuung.

obwohl ich nicht darüber reden darf.. Ich habe jetzt fast ein ganzes Jahr ein einem Gymnasium einen 1 Euro Job gemacht (geoutet ? :cry: ), habe dort den Pc-Raum als Aufsicht und Admin für die Schüler wärend der Freistunden/Pausen und auch im Unterricht betreut. Desweitern war ich Mama für alles was das Sekretariat nicht mehr schaffte bis hin zum durchrechnen der Fördergelder für die neuen Ganztagsangebote. Das ging soweit das ich dann auch noch 5-8 Klässler Nachmittags in einer Schul-AG im Layout der Schulzeitung betreut habe. Und das als unqualifizierte billige Arbeitskraft ohne pädagogische Vorkenntnisse. Mal davon abgesehen hat es mir aber Spass gemacht. Ob ich in einer Grundschule das gleiche gemacht hätte wage ich zu bezweifeln da das Gymnasium wirklich eine gute Atmosphäre hatte.
 

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