streicher
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streicher schrieb:Der Papst hat angekündigt, Ablass für die jungen Besucher auszusprechen. Jawoll, die Lehre des Ablasses hat sich in der Kirche gehalten: Ablass. Also, ich finde das schon sehr schräg. Was würde die katholische Kirche nur machen, wenn die Schuld der Gläubigen gestrichen würde?
Jawoll, die Lehre des Ablasses hat sich in der Kirche gehalten:
Was würde die katholische Kirche nur machen, wenn die Schuld der Gläubigen gestrichen würde?
Wo nimmt sich die katholische Kirche das her? Das NT spricht von Sündenvergebung, jedoch nicht von Teilvergebung oder Abarbeitung der eigenen Schuld und besonders nicht davon, dass ein Stellvertreter das Mass der Vergebung bestimmen kann.Verstehe nicht was du meinst. Vom Ablass ist die katholische Kirche doch nie abgerückt.
Warum sollte der/die Gläubige dann nicht direkt zu Gott gehen? Ist es vielleicht ein einfacher psychologischer Trick, um Menschen von Schuldgefühlen freizumachen?Die Idee, daß geweihte Priester im Auftrag Gottes unter der Voraussetzung, daß der Sünder ehrlich bereut, die begangenen Sünden tilgen kann (zum Beispiel mittels Beichte und Buße) und man als Gläubiger so quasi reinen Tisch machen kann, finde ich persönlich einen der sympathischten und menschlichsten Züge der katholischen Lehre.
8. 17 Ablaß – Heilige - Heiligenverehrung
Im Zusammenhang mit der Lehre der kath. Kirche über Buße und Sündenvergebung muß ich noch eine sehr sonderbare Lehre dieser Kirche erwähnen:
Es ist die Lehre vom Ablaß. Sie ist ein Anhängsel der Lehre von der Sündenvergebung. Denn wenn eine Kirche Sünden vergeben kann, warum sollte sie nicht auch Sündenstrafen erlassen können. Sie beansprucht damit also ein Begnadigungsrecht. Aber wie nur Gott Sünden vergeben kann, so kann auch nur Gott begnadigen.
Besonders merkwürdig ist die Erklärung, welche die katholische Kirche für ihr Begnadigungsrecht gibt:
Sie spricht von einem 'Kirchenschatz', der von den überschießenden Verdiensten Christi und der Heiligen angefüllt sein soll. Und von diesen Verdiensten nimmt sie nun in der Form des Ablasses einen Teil zum Ausgleich der fehlenden Verdienste reuiger Sünder, so daß deren Sündenstrafen ent-weder ganz oder teilweise erlassen werden. Ein gänzlicher Erlaß geschieht nach ihrer Lehre durch einen vollkommenen Ablaß und ein teilweiser durch einen unvollkommenen.
Diese Lehre vom Ablaß ist aus verschiedenen Gründen widersinnig.
Zunächst kann kein Geschöpf Gottes mehr leisten, als es Gott schuldig ist, weder ein Geist noch ein Mensch.
Vor Gott, von dem es heißt, daß nicht einmal der Himmel rein ist in seinen Augen, ist auch der vollkommenste Geist nur ein Knecht, der bloß seine Schuldigkeit tut, auch wenn er das Höchste leistet, was in seiner Macht steht. Überschüssige Verdienste gibt es bei ihm nicht. Auch Christus hatte bei dem, was er vollbrachte, nicht mehr geleistet als er sollte. Hätte er weniger getan, so würde er seine hohe Aufgabe nicht erfüllt haben. Er wäre der Hölle unterlegen und von Gott abgefallen. Mehr als den Willen Gottes kann niemand tun. Und wenn er ihn erfüllt, dann tut er bloß seine Pflicht und Schuldigkeit. Er kann davon an andere, die ihre Schuldigkeit nicht tun, auch nicht das geringste ab-geben.
Sein Heil hat ein jeder selbst zu wirken.
Das ist der zweite Grund, weshalb die Zuwendung des Verdienstes des einen an einen anderen unmöglich ist. Was nach euren menschlichen Gesetzen der Gerechtigkeit nicht angängig ist, gilt in demselben Maße von der Gerechtigkeit Gottes. Wie unsere menschlichen Richter niemals einem Verletzer des Gesetzes deswegen seine Strafe ermäßigen, weil andere das Gesetz treu beachten, so wird auch einem Sünder nie deswegen etwas von seiner Strafe geschenkt, weil andere die Gebote Gottes hielten.
Wo bliebe sonst seine Gerechtigkeit?
Und wie denkt ihr euch eigentlich einen solchen Kirchenschatz der überschießenden Verdienste anderer? - Meint ihr vielleicht, das geistige Leben in Gott könne in einer Schatzkammer aufgespeichert werden, wie eure irdischen Kirchenschätze, so daß es je nach Bedarf für andere hervorgeholt werden könne? Wie unvernünftig ihr Menschen doch so oft in eurem Denken seid. Und wie über alle Maßen töricht ist in der röm.-kath. Kirche die Handhabung des Ablasses.
Könnt ihr als vernünftige Menschen es für möglich halten, daß ein Nachlaß von Sündenstrafen an lächerliche äußerliche Bedingungen geknüpft ist?
- Solltest du deswegen, weil du ein Gebet an einem gesegneten Rosenkranz verrichtest, einen Nachlaß der Strafe erlangen, aber nicht dann, wenn du ohne einen Rosenkranz in der Hand zu Gott betest?
- Solltest du einen vollkommenen Nachlaß aller deiner Sündenstrafen erhalten, weil du an einem bestimmten Tage und in einer bestimmten Kirche ein bestimmtes Gebet verrichtest - und dieses Nachlasses verlustig gehen, wenn du dasselbe oder gar ein besseres Gebet in deinem Kämmerlein betest?
- Sollten dir deswegen in deiner Todesstunde alle Sündenstrafen erlassen werden, weil du ein gesegnetes Sterbekreuz in der Hand hast oder ein geweihtes Skapulier trägst, mit dem deine Kirche einen sogenannten vollkommenen Ablaß verbunden hat? - Glaubst du wirklich, daß Sterbekreuz und Skapulier dich retten können, wenn du ohne diese Dinge dem Strafgericht Gottes anheimfielest?
- Kannst du wirklich glauben, daß mit bestimmten Gebeten, Besuch von Wallfahrtsorten und ähnlichen Dingen ein Strafnachlaß verbunden ist, den deine Kirche nach Belieben bestimmen und abstufen kann?
- Ist es nicht vielmehr eine Lästerung des großen und heiligen Gottes, seine Erweise des Erbarmens und der Liebe als an solche Lächerlichkeiten geknüpft zu betrachten?
Nicht Menschen, nicht Päpste und Bischöfe können Nachlaß von Sündenstrafen erteilen, Gott allein ist derjenige, der jedem vergilt nach seinen Werken.
Die innere Umkehr des Sünders zu Gott und seine Werke der Liebe sind die Maßstäbe, die Gott bei seinem Verzeihen und Begnadigen anwendet.
Wer sich in Reue zu Gott wendet, erhält Verzeihung seiner Sünden; und wenn er sich Mühe gibt, die Werke der Liebe zu vollbringen, indem er seinen Mitmenschen verzeiht und ihnen nach Kräften hilft, dann werden ihm auch die für die Sünden verdienten Strafen erlassen.
Darum sagt Christus bei Maria Magdalena: 'Ihr wird viel vergeben, weil sie viel geliebt hat; und wem weniger vergeben wird, der hat auch weniger geliebt.' Hier ist selbstverständlich nicht die Geschlechtsliebe gemeint, sondern die Gottes- und Nächstenliebe. Wer viel Liebe seinen Mitmenschen erweist, dem wird auf dem Wege der Begnadigung auch viel von der für seine Sünden verdienten Strafe erlassen.
Auf die Waagschale werden die Sündenstrafen gelegt und auf die andere die Werke der Nächstenliebe. Soviel wie die Schale der Strafen schwerer wiegt als die Schale der Werke der Liebe, so viel hat der Sünder abzubüßen.
Wem also wenig an Strafe erlassen wird, der hat auch wenige Werke der Liebe aufzuweisen.
Maria Magdalena hatte viel gesündigt. Aber sie war auch stets hilfsbereit, wenn es galt, den Notleidenden und unschuldig Verfolgten beizustehen. Darum wurde ihr, nachdem sie sich von ihrem Sündenleben abgewendet hatte, eine sehr weitgehende Begnadigung zuteil.
streicher schrieb:Wo nimmt sich die katholische Kirche das her? Das NT spricht von Sündenvergebung, jedoch nicht von Teilvergebung oder Abarbeitung der eigenen Schuld und besonders nicht davon, dass ein Stellvertreter das Mass der Vergebung bestimmen kann.Verstehe nicht was du meinst. Vom Ablass ist die katholische Kirche doch nie abgerückt.
Warum sollte der/die Gläubige dann nicht direkt zu Gott gehen? Ist es vielleicht ein einfacher psychologischer Trick, um Menschen von Schuldgefühlen freizumachen?Die Idee, daß geweihte Priester im Auftrag Gottes unter der Voraussetzung, daß der Sünder ehrlich bereut, die begangenen Sünden tilgen kann (zum Beispiel mittels Beichte und Buße) und man als Gläubiger so quasi reinen Tisch machen kann, finde ich persönlich einen der sympathischten und menschlichsten Züge der katholischen Lehre.
agentP schrieb:Wäre es aber tatsächlich ein "einfacher psychologischer Trick, um Menschen von Schuldgefühlen freizumachen", wäre es eine löbliche Sache, denn ich glaube ständige Schuldgefühle sind nicht der Hit wenn es um langfristige geistige Gesundheit geht.
Angel of Seven schrieb:Ich finde das nur krank.
Immer noch besser als:Erst werden Schuldgefühle impliziert und dann großherzig genommen?
"Du böser Junge hast wieder ein Kondom benutzt, der liebe Priester vergibt dir in namen Gottes"
Ich finde das nur krank.
papst benedikt... hat für die teilnehmer des katholischen weltjugendtages in köln einen sonderablass eingeführt.
wer mit der erforderlichen hingabe (??!!!!) an den veranstaltungen teilnehme, können einen ablass auf seine sünden erhalten, heißt es in einem schreiben es papstes. damit komme das kirchenoberhaupt der bitte zahlreicher seelsorger nach
agentP schrieb:Immer noch besser als:
"Du böser Junge hast wieder ein Kondom benutzt, und mit der Schuld hast du den Rest deines Lebens klarzukommen, aber vielleicht vergibt dir ja Gott nach deinem Tod"
Schuldgefühle werden in allen monotheistischen Religionen impliziert, aber es gibt nur wenige, die einem die Chance geben sie in diesem Leben wieder loszuwerden. Das finde ich durchaus löblich. Insgesamt rehabilitiert das die katholische Kirche natürlich nciht.
streicher schrieb:Naja, ich finde überhaupt die Vorstellung, dass Feuerqualen bevorstehen, sehr daneben und denke, dass solche Ideen erfunden worden sind, um Angst zu machen.
War die Sünde ohne Rückfahrkarte nicht die Sünde wider den Heiligen Geist?Ein_Liberaler schrieb:Die ersten Christen nahmen an, eine schwere Sünde nach der Taufe würde direkt und ohne Rückfahrkarte in die ewige Verdammnis führen, weshalb sie sich nicht selten erst auf dem Sterbebett taufen ließen. Die Idee vom Fegefeuer wäre dann eine willkommene Milderung der strengen Glaubensvorstellungen gewesen.
hoffe hinsichtlich der thematik hölle/fegefeuer/zwischenorte weitergeholfen zu haben...Das Alte Testament
Wie andere Religionen auch kennt das Judentum seit Alters her ein
schattenhaftes Dasein der Verstorbenen: die Scheol, eine unterirdisch
angesiedelte Welt der Toten. Hier werden die Toten, einer Festung gleich,
hinter verschlossenen Toren gefangen gehalten, vom Leben und von Gott
getrennt. Im späteren Judentum erfolgt eine Aufspaltung des Totenreiches
in zwei reziproke Teile: ein Ort der Verdammnis und einen der Seligkeit.
Beteiligt an dieser Entwicklung war die dualistische iranische Religion, in
der der Teufel als Herrscher der Unterwelt eine unabhängigere Macht von
Gott hat als in der streng monotheistischen jüdischen.
Das Dogma der gerechten göttlichen Vergeltung verlangt eine
entsprechende Behandlung der Frommen als auch der Gottlosen nach
ihrem Tod, entsprechend dem Mass ihres Verdienstes im irdischen Leben.
Die Toten schlafen in der Unterwelt nur solange, bis Gott und der Messias
zum jüngsten Gericht erscheinen und alle Toten auferwecken, um diese zu
richten: Die Frommen erlangen die paradiesische Seligkeit des Himmels,
die Gottlosen werden zu ewiger Ruhelosigkeit und Pein verdammt.
Die Vorstellung der Hölle wurde durch irdische Plätze des Grauens
geprägt. Seit dem 2. Jh. v. C. bildete das Hinnomtal die Grundlage für eine
furchtbare Feuerhölle. Im Tal des Hinnom, einer Schlucht bei Jerusalem,
wurden einst Kinder geopfert, später brannte dort ein Leichname und
Unrat verbrennendes Feuer.
Das Neue Testament
Im christlichen Glauben setzte sich die jüdische Eschatologie fort. Im
neuen Testament finden sich jedoch verschiedene Vorstellungen des
Jenseits. Im Folgenden werden die Vorstellungen von Matthäus,
geschrieben zw. 60 und 100 n. Chr. und Johannes (80 – 130 n. Chr.)
betrachtet.
Das Weltgericht nach Matthäus (Mt. 25,31ff.)
25,31 Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit,
und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner
Herrlichkeit, 25,32 und alle Völker werden vor ihm versammelt werden.
Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den
Böcken scheidet, 25,33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und
die Böcke zur Linken. 25,34 Da wird dann der König sagen zu denen zu
seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das
Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 25,35 Denn ich bin
hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig
gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. [...] 25,41 Dann wird er
auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in
das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! 25,42
Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben.
Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. [...]
25,46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die
Gerechten in das ewige Leben.
Nach Matthäus kommt es bei der Rückkehr des Messias zum Weltgericht.
Die “Schafe” werden von den “Böcken” geschieden – eine weitere
Differenzierung als Gut und Böse gibt es nicht. Nach diesem Schema sind
die meinsten Weltgerichtsbilder aufgebaut: zentral der richtende Jesus,
zur einen Seite die Guten, zur anderen die Bösen.
Das Weltgericht nach Johannes (Joh. 5, 24–29)
5,24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt
dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in
das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
5,25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist
schon jetzt, daß die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes,
und die sie hören werden, die werden leben. 5,26 Denn wie der Vater das
Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben
zu haben in sich selber; 5,27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das
Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. 5,28 Wundert euch
darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern
sind, seine Stimme hören werden, 5,29 und werden hervorgehen, die
Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan
haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Auch hier findet eine Wägung der Seelen statt. Anders als bei Matthäus
aber gibt es Menschen, die direkt in den Himmel auffahren, ohne das
Weltgericht erleben zu müssen. Folglich kann es bei den zu richtenden
Seelen noch einen Zustand zwischen Gut und Böse geben: die Halbguten.
Sie besitzen noch die Chance, in den Himmel aufzufahren.
Zwischenorte
Die Weltgerichte nach Matthäus und Johannes finden erst statt, wenn der
Messias am Ende aller Tage erscheint. Doch was geschieht mit einer Seele
in der Zwischenzeit, nach dem Tod und vor dem Weltgericht?
Refrigerium Interim
Der afrikanische Christ Tertullian (+ nach 220) fand für den Zwischenorte
den Namen interim refrigerium. Hier ruht die Seele unter der Erde und
erfährt geminderte Seligkeit oder erleidet Schmerzen, während Sie auf das
Weltgericht wartet. Das Verb refrigerare meint eigentlich “den Leib
erquicken”, im Sinne einer Abkühlung oder auch der Erquickung durch
Speis und Trank. Tertullian meint, dass “die Seele in der Unterwelt sowohl
bestraft als auch erquickt wird.” Die Freuden des Himels oder aber die
Qualen der Hölle beginnen also vorläufig, in Erwartung des Weltgerichts,
schon in diesem Zwischenzustand.
Abrahams Schoss
Einen Zwischenort gab es also schon lange: vor dem Fegefeuer das
interim refrigerium wie auch Abrahams Schoss, erwähnt in der Geschichte
des armen Lazarus in Lukas 16, 19 – 26:
16,19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und
kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. 16,20 Es
war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von
Geschwüren 16,21 und begehrte, sich zu sättigen mit dem, was von des
Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine
Geschwüre. 16,22 Es begab sich aber, daß der Arme starb, und er wurde
von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch
und wurde begraben. 16,23 Als er nun in der Hölle war, hob er seine
Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in
seinem Schoß. 16,24 Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner
und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche
und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. 16,25
Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen
hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird
er hier getröstet, und du wirst gepeinigt.
Partikulargericht
Im Hochmittelalter entwickelt sich eine neue Vorstellung, was mit einer
Seele zwischen Tod und Weltgericht geschieht: das “Partikulargericht”.
Das Partikulargericht findet direkt nach dem Tod statt und richtet eine
Seele sofort – entweder in den Himmel, die Hölle oder aber einen dritten
Ort: das Fegefeuer, das sich im abendländischen Christentum fast
unmerklich aus dem interim refrigerium entwickelte. 14 Was bei Johannes
noch die Halbguten waren, die nicht direkt in den Himmel kommen
aber beim Weltgericht die Chance haben, in den Himmel aufzufahren, sind nun
die Seelen im Fegefeuer. Sie leiden die selben Qualen wie die Verdammten
in der Hölle, sind aber hoffnungsfroh. Wenn Sie genügend Busse getan
haben dürfen sie geläutert in den Himmel aufsteigen. Ungetauft
verstorbene Kinder gelangen in den Limbus, einen neutralen Ort, an dem
Sie weder Freude noch Qualen erfahren.
Das Fegefeuer als Weiterentwicklung früherer Zwischenorte
Abrahams Schoss war, wie das interim refrigerium, eher ein Vorparadies
denn eine Vorhölle. “Als aus der Mitte verrücktes Zwischenreich siedelte
sich das Fegefeuer in einen nach oben verschobenen Zwischenraum an.
Damit ordnete es sich in das dezentrierte Gleichgewichtssystem ein, das
für die Feudalgesellschaft so typisch ist: die Ungleichheit in der Gleichheit,
die man z.B. Im Lehns- und im Eherecht findet, das zur gleichen Zeit
herrschte. Nach diesem Rechtssystem ist in einer Welt der Gleichen der
Lehnsmann dennoch dem Lehnsherrn, die Frau dem Mann untertan. Das
Fegefeuer liegt nur scheinbar in gleicher Entfernung zwischen einer Hölle,
der man entgangen ist, und einem Himmel, dem man bereits verbunden
ist. Ein falsches Zwischenreich auch deshalb, weil es ephemer, nur zum
Übergang bestimmt ist, und nicht wie Hölle und Paradies von ewiger
Dauer ist.”
Warum Feuer?
In der Hölle brennt ein Feuer, das die Seelen quält und straft, im
Fegefeuer verweilen die Seelen, obwohl eher zum Himmel hin orientiert,
ebenfalls in einem Feuer, hier jedoch ein Feuer reinigender Art. Was für
eine Bedeutung hat also das Feuer in der Strafsymbolik?
Anthropologen, Folkloristen und Religionswissenschaftler kennen das
Feuer als Symbol des Heiligen. Weiterhin spielt das Feuer, wie in
Initiationsriten, die Rolle eines Überganges zwischen einem vergangenen
und neuem Lebensabschnitt. Das Fegefeuer reflektiert auch die Feuer von
Ofen, Schmiede und Scheiterhaufen.
Eine mythologische Grundlage für ein reinigendes Feuer bildet die Legende
des ägyptischen Phönix, der sich selbst verbrennt und aus der Asche neu
aufsteigt. Die wichtigste biblische Stelle und gleichzeitig Grundlage für das
Fegefeuer im mittelalterlichen Christentum findet sich im ersten Brief des
Paulus an die Korinther (1. Kor., 3, 13):
3,13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts
wird's klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von
welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
Öhm, haben nicht Calvinisten, Puritaner, Wiedererweckte und was sonst noch im protestantischen Kosmos so rumläuft eine mindestens eben so rigide Sexualethik wie die Katholiken ?AgentP,...ich bitte dich, wer hat den Schuldgefühle wenn er ein Kondom benutzt? Doch nur die welche die katholische Gleubensdoktrin ernst nehmen, oder nicht?
Dabei wird die erzkonservative Basis auch jenseits der evangelikalen Propheten mobilisiert. Schon dreimal hat der Präsident dem Papst seine Aufwartung gemacht. Als er Anfang August in Dallas die Knights of Columbus, die größte katholische Laienorganisation, mit seiner dreifachen Botschaft gegen Abtreibung, Schwulenehe und Sexualaufklärung beglückte, fanden viele »Ritter«, der »wiedergeborene Christ« und Methodist Bush klinge weit katholischer als der Katholik John Kerry, und jubelten: »Noch vier Jahre! Noch vier Jahre!«
http://zeus.zeit.de/text/2004/38/Ami-Keuschheit
agentP schrieb:Öhm, haben nicht Calvinisten, Puritaner, Wiedererweckte und was sonst noch im protestantischen Kosmos so rumläuft eine mindestens eben so rigide Sexualethik wie die Katholiken ?AgentP,...ich bitte dich, wer hat den Schuldgefühle wenn er ein Kondom benutzt? Doch nur die welche die katholische Gleubensdoktrin ernst nehmen, oder nicht?