Zensiert! Was die Massenmedien 2005 verschwiegen

[hives]

Ein m.E. lesenswerter Text, der einige "Top-Storys" zusammenfasst, die keine wurden...
Regelmäßige Ask1- Leser werden selbstverständlich schon einiges kennen

Aus dem Inhalt:

"1. Bush administration moves to eliminate open government"
"2. Media coverage fails on Iraq: Fallujah and the civilian death toll"
"3. Distorted election coverage"
"4. Surveillance society quietly moves in"
"5. United States uses tsunami to military advantage in Southeast Asia"
"6. The real oil-for-food scam"
"7. Journalists face unprecedented dangers to life and livelihood"
"8. Iraqi farmers threatened by Bremer’s mandates"
"9. Iran’s new oil trade system challenges U.S. currency"
"10. Mountaintop removal threatens ecosystem and economy"

http://www.shepherd-express.com/11_17_05/cover.htm

Wie gesagt, viele Einzelpunkte wurden hier schon zumindest erwähnt.

Vielleicht fühlt sich ja auch jemand berufen, die Liste zu ergänzen?

Every year project researchers scour the media looking for news that never really made the news, publishing the results in a book, Censored 2006. Of course, the “censored” stories aren’t literally censored. Most can be found on the Internet, if you know where to look, and some have even received some ink in the mainstream press. “Censorship,” explains project director Peter Phillips, “is any interference with the free flow of information in society.” The stories highlighted by Project Censored simply haven’t received the kind of attention they warrant, and therefore haven’t made it into the greater public consciousness.

 

[WolArn]

Interessant, aber....[ot] mal wieder ein Beitrag, wo ältere mit schlechten englisch Kenntnissen ausgeschlossen werden. [/ot]

Aber warum verschweigen Massenmedien überhaupt etwas? Die leben doch schließlich davon, und weiße Flächen in der "Bild" lassen sich ja schlecht verkaufen! ...oder es werden Storys erfunden, um solche weißen Flächen zu füllen.

 

[hives]

mal wieder ein Beitrag, wo ältere mit schlechten englisch Kenntnissen ausgeschlossen werden.

Zu den meisten Storys kann ich jedoch immerhin ein paar Ask1- interne Links liefern

ad 1: Zu dem Report von Waxman konnte ich bisher überhaupt keine deutschsprachige Quelle finden. Es geht kurz gesagt um das Zurückhalten von Informationen, die eigentlich freigegeben werden müssten, durch die Bush- Regierung, indem ein Gesetz zur Herstellung von Transparenz großzügig ausgelegt wird.

ad 2: Falluja wird mit vielen Infos und Links in folgendem Thread behandelt:
http://www.ask1.org/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=16064

ad 3: Die US- Wahlautomaten wurden u.a. im Folgenden kritisch betrachtet:
http://www.ask1.org/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=14721
http://www.ask1.org/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=14834

ad 4: Zu Überwachung, Patriot Act etc. siehe etwa:
http://www.ask1.org/modules.php?name=dieredaktion&file=artikel&id=50
http://www.ask1.org/postt16195.html

ad 5: Die Utapao- Basis wurde in diesem Thread angesprochen.
Hier noch ein deutschsprachiger Artikel.

ad 6: Die seltener gehörten Aspekte des Oil for Food- Programms wurden u.a. im folgenden Artikel erwähnt:
http://www.ask1.org/modules.php?name=dieredaktion&file=artikel&id=57

ad 7: Der "Extremsport Journalismus" wurde neben dem zuvor verlinkten Artikel u.a. in folgenden Threads gewürdigt:
http://www.ask1.org/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=16870
http://www.ask1.org/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=15863

ad 8: Der Übernahme der irakischen Landwirtschaft durch Biotech- Konzerne widmet sich u.a. der folgende Thread:
http://www.ask1.org/postt14968.html

ad 9: Die Bedeutung der Währungsfrage beim Ölhandel speziell im Iran wurde auch bemerkt - frage mich jedoch in diesem Fall bitte nicht, auf welcher der 33 Seiten das war

ad 10: Die Zerstörung ganzer Ökosysteme durch das Abtragen kompletter Bergkuppen zur Kohlegewinnung war der zweite Punkt, zu dem ich nichts bei ask1, aber auch allgemein nichts deutschsprachiges finden konnte...


Die Threads sind wiederum teilweise mit englischen zitaten versehen, aber man kann ja nicht alles haben

Allerdings bin ich recht zuversichtlich, dass der "Zensiert!"- Bericht von einem der alternativeren deutschsprachigen Internetmagazine aufgegriffen und ausführlich beschrieben wird. Sobald ich etwas Entsprechendes entdecke, werde ich es verlinken.

Aber warum verschweigen Massenmedien überhaupt etwas?

Eine berechtigte Frage, aber m.E. nicht pauschal zu beantworten - es gibt wohl im konkreten Fall unzählige Möglichkeiten. Um ein paar zu nennen:

1. Es besteht kein Interesse der Redaktion.
2. Die Redaktion glaubt, das kein öffentliches Interesse besteht.
3. Das Thema ist Redaktion und Autoren unbekannt.
4. An Schlüsselstellen im entsprechende Medium wird das Thema nicht in Auftrag gegeben oder die Veröffentlichung verboten, weil
4.1. das entsprechende Medium in irgendeiner Weise direkt mit dem Verursacher des Skandals in Verbindung steht, bspw. über Werbeanzeigen, Massenabonnements (für Beschäftigte, Studenten etc.), finanzielle Zuwendungen oder öffentliche Unterstützung.
4.2. nach Meinung der/des Verantwortlichen persönliche, ideologische, politische oder ganz andere Gründe gegen eine Veröffentlichung sprechen.

 

[hives]

5.

Die Medien einschüchtern


DRUCK AUF DIE BERICHTERSTATTUNG
*Die Lobbygruppe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall bedrängt Journalisten

Fünf Jahre ließ die Öffentlichkeit die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) mehr oder minder in Ruhe werkeln. Im Hintergrund rekrutierte die Lobbygruppe des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall seit Oktober 2.000 Botschafter aus Politik und Wissenschaft, um sie als vermeintlich unabhängige Experten in der Öffentlichkeit auftreten zu lassen. Sie führte Kampagnen gegen den vermeintlichen Reformstau und für die wirtschafts-, sozial- und finanzpolitische Erneuerung Deutschlands und setzt sich dabei im Wesentlichen für ein unternehmerfreundliches Klima ein.

Doch die INSM hat es zunehmend schwer, in Deckung zu bleiben. Immer wieder zerren die Medien die Initiative ins Rampenlicht. Kritische Beiträge häufen sich. Das gefällt den beiden Geschäftsführern Tasso Enzweiler und Dieter Rath nicht wirklich. Sie greifen an. In einer Form, die bislang im Umgang mit Journalisten unüblich war. "Die INSM sucht das Gespräch direkt bei der Redaktionsleitung", sagt Thomas Leif, Vorsitzender bei der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche und Chefreporter beim Südwest Rundfunk (SWR). Mit Beschwerdebriefen an Chefredakteure oder Intendanten wolle die Initiative die Redaktion einschüchtern und sie zur Vorsicht beim nächsten Beitrag ermahnen. Langfristiges Ziel dabei sei, der Kritik an der Initiative "die Spitze zu nehmen". Daran kann die INSM nichts Ungewöhnliches entdecken. Schließlich würde man nur die "zuständigen redaktionell Verantwortlichen" über unkorrekte Berichterstattungen informieren.

weiter:

http://www.freitag.de/2005/45/05450601.php

 

[struppo_gong]

hmm, ich schätze du meinst zumindest tendenziell mehr die us medien als die deutschen.

zumindest die ersten paar themen schienen mir eher wie dauerbrenner aus den vergangenen jahren.
aber irgendwie wird immer dasselbe ja auch auf dauer langweilig. ich glaube eher, dass medien einfach daran scheitern hintergründe zu liefern oder gescheit zusammenzufassen.
die meisten medien wählen auch einfach das falsche format. wöchentliches erscheinen oder so.
was nützt mir die berichterstattung über z.B. abschaffen von Bürgerrechten in den usa im spiegel oder nachrichten über noch ne bomb,e die 50 irakis tötet, wenn ichs danach eigentlich doch nicht verstehe?
da schau ich mir lieber unaktuelle nachrichten an -z.B. mit offenen karten bei arte oder so, da werden dann geopolitische hintergründe erst erklärt. die meisten nachrichten sind doch ohne so hintergründe ziemlich fürn arsch.

 

[ParaMind]

Aber warum verschweigen Massenmedien überhaupt etwas? Die leben doch schließlich davon, und weiße Flächen in der "Bild" lassen sich ja schlecht verkaufen! ...oder es werden Storys erfunden, um solche weißen Flächen zu füllen.

Das steht in der Philosophie des o.g. Links teilweise auch dabei, es wird nichts "verschwiegen", einige Sachen werden einfach nicht erzählt. Insbesondere Zeitungen wie Bild können nur eine sehr limitierte Menge an wichtigen und "ernsten" Nachrichten vermitteln, vor allem wenn es komplexe Themen sind. Ein ernstes Thema mit nem riesen Gemetzel-Foto verkauft sich besser als drei kleingedruckte - und auf das Tagesluder will ja auch keiner verzichten, nur weil nochwas passiert ist.
Und da alle Redakteure ähnlich ausgebildet sind bzw. nach ähnlichen Vorgaben Entscheidungen treffen, können schon mal auch wichtigere Themen untern Tisch fallen, wenn drei Tage später Kapazitäten für nen ernstes Thema dann frei wären, ist das Ereigniss nicht mehr aktuell genug, um gedruckt werden zu können.

ParaM!nd

 

[hives]

hmm, ich schätze du meinst zumindest tendenziell mehr die us medien als die deutschen.

Den verantwortlichen Soziologen ging es in erster Linien um US- amerikanische Publikationen, das ist richtig. Wobei ich hinzufügen muss, dass manche Storys (vgl. den Waxman- Report oder die Bergkuppenabtragung) m.E. in US- amerikanischen Medien noch stärker als in europäischen aufgegriffen wurden...

Die verantwortlichen Wissenschaftler selbst:

Project Censored is a media research group out of Sonoma State University which tracks the news published in independent journals and newsletters. From these, Project Censored compiles an annual list of 25 news stories of social significance that have been overlooked, under-reported or self-censored by the country's major national news media.

Between 700 and 1000 stories are submitted to Project Censored each year from journalists, scholars, librarians, and concerned citizens around the world. With the help of more than 200 Sonoma State University faculty, students, and community members, Project Censored reviews the story submissions for coverage, content, reliability of sources and national significance. The university community selects 25 stories to submit to the Project Censored panel of judges who then rank them in order of importance. Current or previous national judges include: Noam Chomsky, Susan Faludi, George Gerbner, Sut Jhally , Frances Moore Lappe, Norman Solomon, Michael Parenti, Herbert I. Schiller, Barbara Seaman, Erna Smith, Mike Wallace and Howard Zinn. All 25 stories are featured in the yearbook, Censored: The News That Didn't Make the News.

In 1996 and 1997, the yearbook won the Firecracker Alternative Book Award, celebrating the best in alternative publishing. The release of Project Censored's yearbook has developed into a national alternative press event. In 2003, along with several independent national magazines, over 40 alternative newsweeklies carried the Top 10 Censored stories in metropolitan areas throughout the country, and Project Censored was featured on more than 125 independent talk radio and television shows. Throughout the next year and into the next decade, Project Censored will continue to inform the public, advocate for independent journalism, and strive to spark debate on current issues involving media monopoly.

Project Censored is a national research effort launched in 1976 by Dr. Carl Jensen, professor emeritus of Communications Studies at Sonoma State University . Upon Jensen's retirement in 1996, leadership of the project was passed to associate professor of sociology and media research specialist, Dr. Peter Phillips.

http://www.projectcensored.org/about/

zumindest die ersten paar themen schienen mir eher wie dauerbrenner aus den vergangenen jahren.

Zumindest für die allgemeinen Aussagen der Punkte 1 und 4 kann ich das nachvollziehen - und man hat es auch nicht zuletzt in US- amerikanischen Medien gelesen. Allerdings fanden sich die konkreten, auführlichen Berichte nicht nur über die im oben verlinkten Text angesprochenen konkreten Punkte m.W. sehr selten in den Massenmedien. Den Waxman- Bericht (Punkt 1) konnte ich wie beschrieben überhaupt nicht finden, die Punkte 2-4 wurden jedoch teilweise angesprochen (Punkt 4 wohl in so ziemlich allen Medien), wobei die Behandlung der Falluja- Thematik, von einigen arabischen und alternativen Medien abgesehen, m.E. international doch sehr zurückhaltend war...
Einige Punkte sind mir jedoch aus den deutschen Massenmedien überhaupt nicht bekannt - teilweise noch eher aus US- amerikanischen, britischen oder arabischen.

Man hat jedoch bei den meisten Themen zumindest die zugehörigen allgemeinen Schlagwörter ("zivile Opfer im Irak", "US- Wahl", "Überwachung" etc.) häufig in den großen Zeitungen gelesen.

aber irgendwie wird immer dasselbe ja auch auf dauer langweilig. ich glaube eher, dass medien einfach daran scheitern hintergründe zu liefern oder gescheit zusammenzufassen.
die meisten medien wählen auch einfach das falsche format. wöchentliches erscheinen oder so.
was nützt mir die berichterstattung über z.B. abschaffen von Bürgerrechten in den usa im spiegel oder nachrichten über noch ne bomb,e die 50 irakis tötet, wenn ichs danach eigentlich doch nicht verstehe?
da schau ich mir lieber unaktuelle nachrichten an -z.B. mit offenen karten bei arte oder so, da werden dann geopolitische hintergründe erst erklärt. die meisten nachrichten sind doch ohne so hintergründe ziemlich fürn arsch.

Die Einordnung von Nachrichten, bzw. das Versehen derselben mit Kontext, setzt eben teilweise Hintergrundinformationen voraus, wie sie etwa "Mit offenen Karten" (auch m.E. durchaus sehenswert) komprimiert vermittelt.
Deshalb würde ich jedoch nicht auf die Verfolgung aktueller Geschehnisse verzichten. Platt gesagt: Die Mischung macht's.
In Bezug auf die massenmediale Behandlung der "Censored!"- Storys, wie bspw. im Fall Falluja, habe ich jedoch, wenn das Thema überhaupt aufgegriffen wurde, eher konkrete, ausführliche aktuelle Informationen vermisst.


Hier noch die gesamten "Top 25 Censored Stories":

#1 Bush Administration Moves to Eliminate Open Government

#2 Media Coverage Fails on Iraq: Fallujah and the Civilian Death

#3 Another Year of Distorted Election Coverage

#4 Surveillance Society Quietly Moves In

#5 U.S. Uses Tsunami to Military Advantage in Southeast Asia

#6 The Real Oil for Food Scam

#7 Journalists Face Unprecedented Dangers to Life and Livelihood

#8 Iraqi Farmers Threatened By Bremer’s Mandates

#9 Iran’s New Oil Trade System Challenges U.S. Currency

#10 Mountaintop Removal Threatens Ecosystem and Economy

#11 Universal Mental Screening Program Usurps Parental Rights

#12 Military in Iraq Contracts Human Rights Violators

#13 Rich Countries Fail to Live up to Global Pledges

#14 Corporations Win Big on Tort Reform, Justice Suffers

#15 Conservative Plan to Override Academic Freedom in the Classroom

#16 U.S. Plans for Hemispheric Integration Include Canada

#17 U.S. Uses South American Military Bases to Expand Control of the Region

#18 Little Known Stock Fraud Could Weaken U.S. Economy

#19 Child Wards of the State Used in AIDS Experiments

#20 American Indians Sue for Resources; Compensation Provided to Others

#21 New Immigration Plan Favors Business Over People

#22 Nanotechnology Offers Exciting Possibilities But Health Effects Need Scrutiny

#23 Plight of Palestinian Child Detainees Highlights Global Problem

#24 Ethiopian Indigenous Victims of Corporate and Government Resource Aspirations

#25 Homeland Security Was Designed to Fail

Liste samt Erläuterungen:
http://www.projectcensored.org/censored_2006/index.htm

 

[struppo_gong]

hmm. in der tat sind mir einige themen nach den ersten vier vollkommen unbekannt. ob das jetzt daran liegt, dass ich keinen Fernseher hab kann ich nicht sagen. aber ich vermute, dass ich mit tv auch nicht klüger wäre.

auch viele printmedien mag ich nicht mehr. vor allem beim spiegel, den ich früher recht regelmäßig gelesen habe stören mich die reißerischen Tendenzen (Titelbild - oft reißerischer als Bild Titelseiten) und die pseudopersonalisierten Themen.
(spiegelthemen fangen immer so an: Herr/Frau X sitzt an einem xxxxx Tag in dem Xy- GEbäude, geht gerade dieser nebensächlichen beschäftigung nach, die ihn/sie etwas charakterisiert, oder schaut so und so drein. In letzter zeit ..... . Es ist xy xy der Chef/präsi/journalist von xy Firma/land/zeitung usw.....
.....ich kanns einfach nicht mehr lesen.
Ausserdem sage ich nochmal, dass die meisten MAssenmedien einfach das falsche Medium wählen - was zum beispiel häufigkeit des erscheinens angeht...
ich hab ja vorhin schon gesagt, dass mir subjektiv nachrichten mit der Zeit langweilig werden, wenn ich sie immer in der selben Form serviert bekomme und sie sich dann auch noch ähneln. (Stichwort Abstumpfung). so erreicht man kein höheres niveau, stattdessen reicht es oft den Zeitgeist zusammenzufassen und mit eins zwei zusätzlichen Fakten zu versehen.
Ausserdem verheddern sich so die Medien öfter in Scheindebatten.

naja zum glück gibt es noch das internet. obwohl das subjetkiv ja auch nur das ist, was man draus macht.

 

[caligari]

Vor knapp drei Monaten ging das Thema "Hartz IV-Missbrauch" durch alle Medien. Vorallem RTL wurde damals nicht müde, in jeder Magazin-Sendung Fall-Beispiele über vermeintliche Sozialschmarotzer zu zeigen und so ein Klima der Verdächtigungen in der Gesellschaft zu schüren. Das ging so weit, dass Leute bei den Behörden anriefen und "Meldung" darüber gaben, dass ihr arbeitsloser Nachbar morgens die Wohnung verlassen hat - "vermutlich, um schwarz zu arbeiten". Tatsächlich gings zur Fortbildung.

Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass rund 10% der AG2-Empfänger die staatliche Unterstützung zu Unrecht kassieren. Bei 25 Milliarden Euro wären so vielleicht 3 Milliarden als Missbrauch zu betrachten.

Aber wie oft wird in den Medien über den Umsatzsteuerbetrug von Unternehmern gesprochen? Durch Hinterziehung und kriminelle Karussell-Geschäfte gehen dem Fiskus dadurch fast 18 Milliarden Euro jährlich verloren. Fast zeitgleich zur Hartz-Diskussion gab es diese info, aber thematisiert wurde nur das "asoziale" Verhalten der Arbeitslosen.

 

[agentP]

Zu den Umsatzsteuerkarusellen war ein dicker fetter Artikel im Spieel und auch in diversen Tageszeitungen.

 

[Magna]

Leider beteiligen sich inzwischen fast alle großen deutschen Zeitungen und Magazine an einer Stimmungsmache, für die mir halbwegs neutrale Umschreibungen fehlen.
Und leider wird gerade der Spiegel immernoch viel zu ernst genommen. Seit Stefan Aust dort herrscht gibt es keine Kommentare mehr und trotz der großen Recherche-Abteilung, die sich sonst tatsächlich kein deutsches Magazin leistet, passiert sowas.
Das liegt unter anderem daran, dass interessante Artikel deshalb weichen müssen, weil immer weniger Redaktionen viele feste Mitarbeiter beschäftigen. Statt dessen werden Freie Journalisten pro Zeile bezahlt. Dieses System führt dazu, dass Zeit immer wichtiger für den einzelnen Journalisten wird. Ist er fest angestellt layoutet er noch oder liest Korrektur, ist er freier Journalist muß er in wenig Zeit möglichst viele Stories schreiben um seinen Lebensstandart zu halten.
Viele Redaktionen legen auch mehr wert auf einen klassischen "Aufreger", als auf Qualität. Warum ist wohl klar.
Schon ganz schön traurig.
Liebe Grüße,
Magna

 

[Giacomo_S]

Ich glaube wir haben alle noch nicht begriffen, was für heiße Zeiten uns mal wieder bevostehen.
Die Iraner trauen sich was und zündeln mit den Streichhölzern. Einen Angriff auf die Leitwährung Dollar werden sich die Amerikaner nicht gefallen lassen. Der Dollar würde dann den Wert erhalten, den er tatsächlich hätte, nämlich den von bedrucktem Papier.
Ein Krieg mit dem Iran scheint unausweichlich. Man kann sich schon denken, was sie uns diesmal für Geschichten präsentieren werden.

6. Die iranische Ölbörse - Der Dollar als alleinige Leitwährung

Im März 2006, so hat die Regierung des Iran angekündigt, wird man eine Ölbörse starten, die auf einem Euro-Öl-Handelsmechanismus basiert sein wird. In der Praxis wird dies bedeuten, daß ein wesentlicher Teil der Ölexporte aus dem Iran in Zukunft in Euro bezahlt werden und nicht mehr in der im Moment noch als alleinige anerkannte Leitwährung Dollar.

Dies ist der bisher weitreichendste Angriff auf den Dollar als Leitwährung, der weit schwerer wiegen würde als der damalige Angriff von Saddam Hussein. Einer der wesentlichen Gründe für den völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak durch die US-Regierung und einige Verbündete war die kurz vorher erfolgte Umstellung der Bezahlung der irakischen Ölexporte auf den Euro, was nach der Einnahme des Irak schnellstens rückgängig gemacht wurde.

Ein wesentlicher Teil der wirtschaftlichen und politischen Stärke der USA (die wiederum Grundlage der militärischen Stärke sind) beruht darauf, daß die USA den Dollar als alleinige Leitwährung international platzieren konnten. Dies ermöglicht der US-Regierung, beliebig Geld drucken lassen zu können (und damit z.B. die gigantischen kosten des Irak-krieges bezahlen zu können), ohne dadurch notwendigerweise eine hohe Inflation im eigenen land auszulösen, wie das in jedem anderen Land geschehen würde. Die Länder, die einen wesentlichen Teil ihres Staatsschatzes in Dollar angelegt haben (z.B. China, Japan und Südkorea), sind dann immer gezwungen, mehr Dollars zu kaufen, um einen Wertverfall zu verhindern. Würde allerdings die Stellung des Dollars als Leitwährung angekratzt, besteht die Möglichkeit, daß solche Länder dann wesentliche Teile ihrer Dollarvorräte verkaufen könnten, sei es, um sie in anderer Währung anzulegen oder sei es, um in Gold oder andere Edelmetalle zu gehen. Dabei wäre neben der Gefahr des Verfalls des Dollarkurses für die US-Wirtschaft vor allem die Gefahr des Abflauens oder sogar Aussetzens des Leitwährungs-Bonus akut. Plötzlich würde die Schuldenlast wie ein Damoklesschwert über den USA hängen und der Ausweg des Gelddruckens würde nicht mehr oder nur noch teilweise offen stehen. Die ganze Stellung der Vereinigten Staaten als alleinige Supermacht könnte in Gefahr geraten.

Diese Gefahr dürfte auch die Analysten zu der Annahme geführt haben, daß der Iran-Krieg bereits beschlossene Sache ist - oder richtig gesagt, bereits angefangen hat.

Volltext: Berliner Umschau

 

[TheUnknown]

@Giacomo_S

Ein höchst interessanter Artikel den du da gepostet hast!!

Genau so läuft der Hase nämlich... und wenn man mich fragt dann sehe ich auch in diesem Jahr noch einen Krieg Iran/USA als unausweichlich. Bloss wird diesmal die USA niemand mehr ernst nehmen wenn sie wieder mit dem Finger auf ihren "Schurkenstaat" zeigen und laut MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN schreien!...

 

[hives]

In einem der vorigen Einträge habe ich angekündigt, deutsche Pressemeldungen und Übersetzungen zum Project Censored zu verlinken, womit ich nun leider doch nicht dienen kann. Immerhin wurde das Thema bei indymedia aufgegriffen:

http://germany.indymedia.org/2006/01/137471.shtml


Einen Kommentar möchte ich hier zitieren:

Die Resonanz in der Presse ist wie erwartet: fast Null. Ich hab mir mal den Spaß gemacht und verschiedene Zeitungsuchmaschinen nach Project Censored durchsucht. Hier mal das Ergebnis.

In deutschprachigen Medien gibt es bisher nur hier bei Indymedia einen Bericht. Einige Weblogs haben auf die "Project Censored"-Webseite verlinkt.
Google-News sagt bei der Suchanfrage: "Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - Project Censored - übereinstimmenden Dokumente gefunden." Dasselbe auch bei anderen Zeitungssuchmaschinen wie Paperball.

In internationalen Medien sieht es *etwas* besser aus. Paperball findet 29 Meldungen und Googlenews "about 31 for project censored". ABER: fast alle Links führen auf alternative Medien (z.B. einige US-Indys, die Google-News listet oder auf "In These Times" oder dem jüdischen Magazin tikkun.org), auf ausländische Medien (Aljazeera.com oder Palestine Chronicle) oder auf kleine Lokalzeitungen (wie Willamette Week oder The Texas Observer).
In der Bloggerszene ist die Liste aber durchaus ein Thema.

Die Regierenden können sich also treuer und opportunistischer Medien gewiss sein. Was aber verwundert: selbst linke Medien berichten fast nicht über die Liste. In den letzten Jahren wurde zumindest dort über Project Censored berichtet. Wer mag, kann ja seine Lieblingszeitung anmailen und die fragen, was der offizielle Standpunkt dazu ist.

In Deutschland gibt es übrigens die "Initiative Nachrichtenaufklärung", deren Jury sich momentan folgendermaßen zusammensetzt:

Ulrike Kaiser
Chefredakteurin JOURNALIST

Dr. Margarete Keilacker
Journalistin, Chefredakteurin; Fernseh-Informationen Leipzig / Gauting

Ingrid Kolb
Leiterin der Henri-Nannen-Journalistenschule; Gruner + Jahr / DIE ZEIT

Prof. Dr. Dr. (USA) Peter Ludes
Professor of Mass Communication an der International University Bremen

Dipl.-Soz.Wiss. Jörg-Uwe Nieland
Sozialwissenschaftler

Prof. Dr. Horst Pöttker
Journalismuswissenschaftler Universität Dortmund

Dr. Christian Schicha
Medienwissenschaftler Universität Marburg

Jörg Schönenborn
WDR-Chefredakteur Fernsehen

Christiane Schulzki-Haddouti
Freie Journalistin

Prof. Dr. Caja Thimm
Medienwissenschaftlerin Universität Bonn

Rita Vock
Hörfunkredakteurin

Tobias Eberwein
Journalistik-Student

http://www.kl-medien.de/ina/jury.php

Vorstellung der Top-Ten-Liste 2005

Auch im Jahr 2005 gab es wieder zahlreiche Themen, die von den Medien nicht aufgegriffen wurden. Deswegen wird die Jury der Initiative Nachrichtenaufklärung Anfang Februar 2006 über die Top Ten der am meisten vernachlässigten Themen des vergangenen Jahres entscheiden. Die neue Top-Ten-Liste wird am

14. Februar 2006 ab 11 Uhr

im Rahmen einer Pressekonferenz im Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Bonn (Poppelsdorfer Allee 47, 53113 Bonn) der Öffentlichkeit vorgestellt.

http://www.kl-medien.de/ina/

 

[hives]

So, hier die frisch veröffentlichte Liste der Initiative Nachrichtenaufklärung:

1. Korruptionsbekämpfung durch die UNO - Deutschland ist nicht dabei

2. Bedenklicher Einsatz von Wahlmaschinen

3. Der Pestizid-Bumerang: Die verbotenen Gifte kommen zurück

4. Strategie der Abhängigkeit: Irakische Bauern müssen Lizenzgebühren für Saatgut zahlen

5. Geheimdienste überwachen unkontrolliert die digitale Kommunikation in Europa

6. Fehler im System: Wie der "Grüne Punkt" ausgehebelt wird

7. Deutschland verschläft die Energiewende

8. EU-Chaos beim Digitalen Fahrtenschreiber

9. Schmutzige Kredite

10. Vom Petro-Dollar zum Petro-Euro: Iran plant neue Ölbörse

Ausführlicher:
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/113204/