Wirtschaftskrise = Staatskrise?

Winston_Smith

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Am Grundbedürfnis auf Kleidung ändert das natürlich nichts.

Natürlich nicht. Da hast Du Recht. Es macht aber wenig Unterschied, ob Markenklamotte oder KiK. Bzw. würde ich sagen, dass Markenklamotten sogar "besser" sind. Immerhin werden die Fabriken von adidas und Co immer mal wieder überwacht und auch unabhängig kontrolliert. Und bei einem Poloshirt für 80 Euro VK bleibt mehr für die Mitarbeiter übrig als bei einem Shirt für 2 Euro VK.

ws
 

IMplo

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Da stimme ich Dir zu.

Es sollte auch nicht Sinn der Sache sein, nur billigst zu produzieren, ein wenig Qualität darf es schon sein.

Eine Jeans für 10 Euro, die nach 2 Wäschen wie ein Zelt anmutet, ist im Endeffekt teurer, als eine Jeans für 40 Euro, die aber ein Jahr lang ihre Form beibehält.

LG
IMplo
 

agentP

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oder auch ohne Markt per statistischer Erhebung

Was jede Firma vor der Markteinführung eines neuen Produkts macht und was dennoch nicht verhindert, dass die Produkte hinterher floppen, weil die Leute kein Bedürfnis danach haben.

Für das Eine braucht es keine gesonderte Ermittlung, was ein Mensch zum Leben wirklich braucht, läßt sich allgemein darstellen (sonst wäre der "Hartz-4-Warenkorb" niemals entstanden, der ist nämlich nicht etwa das Ergebnis einer Marktanalyse, ansonsten gehörte ein Handy sicher zum Hartz-4-Spektrum an Grundleistungen dazu)

Was irgendwie ein Argument dafür ist, dass "der Markt" etwas anderes sagen würde, als eine handvoll Experten.
 

IMplo

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Stimmt. Der Markt prüft aber nicht auf Grundbedürfnis, sondern auf möglichen Bedarf. Bedarf setzt allerdings vorhandene Kaufkraft voraus.

Dinge oberhalb von Grundbedürfnissen sind eben keine Grundbedürfnisse und daher auch nicht als "must have" zu behandeln.

Greetz!
IMplo
 

agentP

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Dann muss aber jemand hergehen und den Leuten vorschreiben, was ihre Grundbedürfnisse zu sein haben. Du zum Beispiel findest ein Handy gehört dazu, ich wiederum konnte über 30 Jahre ohne Handy gut leben und würde auch jetzt jederzeit auf eines verzichten, wenn ich mich zwischen dem Handy und bestimmten anderen Dingen entscheiden müsste. Bei 80 Millionen dürften sich eine ganze Menge abweichende Bedürfnisse finden. Die würdest du dann alle zwingen, entweder das Handy zu nehmen oder Pech gehabt, weil ihre anderen Bedürfnisse nach deiner Meinung nach eben keine Grundbedürfnisse sind. Das hat imho etwas sehr totalitäres.
 

IMplo

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Na die Grundbedürfnissse habe ich ja grob dargestellt, und das Handy eben explizit ausgenommen, so macht es der Staat BRD ja im Moment nicht anders.

Er entwirft einen Warenkorb und legt fest, was ein Arbeitsloser zum Leben braucht. Dann schicken die zum Tag X einen testkäufer durch die Billigheimer-Filialen und der legt dann festm, wieviel Leistungen zur "Grund(bedürfnis)-Sicherung" des Arbeitslosen nötig ist.

es ist also nicht etwa totalitärer als die gängige Praxis. Der Unterschied besteht darin, daß eine Summe Geldes bereitgestellt wird, ohne sicherzustellen, daß der Empfänger der Leistung sich auch diese damit finanziert- was man aber auch nicht kontrollieren muß - seine Grundbedürfnisse wird jeder Mensch von allein erkennen ^^.

Greetz!
IMplo
 

agentP

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Na die Grundbedürfnissse habe ich ja grob dargestellt, und das Handy eben explizit ausgenommen, so macht es der Staat BRD ja im Moment nicht anders.

Nur mit dem wesentlichen Grund, dass du das auf alle ausdehnen willst und nicht nur auf die beschränken, die Hilfe nötig haben. :roll:
 

IMplo

Großmeister
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Na logisch!

Die, die mehr haben, befriedigen Ihre Grundbedürfnisse selbst in unserem Lande. Nichtsdestotrotz haben auch die "Nicht-Bedürftigen" die gleichen Grundbedürfnisse. Diese hängen ja nicht etwa vom Einkommen ab, sondern gelten per se.

Daher würde ich diesen Personenkreis auch nicht ausschließen wollen.
Ich unterstütze deswegen auch die "Bürgergeld-Idee", die letztes Jahr durch aller Munde ging.

Wir als alte Dinosaurier glauben ja immer noch, daß eine soziale Grundsicherung von der Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt abhängig sein müsse - was bei der schieren Zahl an Arbeitslosen, für die es überhaupt keine Arbeitzsplätze gibt, eine Absurdität sondergleichen darstellt.

Greetz!
IMplo

edit &ps.: wobei gerade hier erwähnt sein darf, daß es auch ein Recht gibt, daß man nicht einklagen kann: das Recht auf Arbeit. Warum wurde das Grundrecht auf Arbeit eingeführt? Angeblich gehört das zu einem menschenwürdigen Leben dazu! Nehmen wir also im Umkehrschluß einem Arbeitnehmer per Kündigung die Menschenwürde? Ich gebe gerne zu, daß ich dieses Gesetz weder in seiner Überflüssigkeit (weil nicht einklagbar), noch in seiner Begründung jemals ganz verstanden habe...
 

IMplo

Großmeister
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ok, ich habe mal gegoogelt, es wurde eingeführt und einklagen kann man es auch nicht, da wohl die Intention eine etwas andere ist:

http://de.wikipedia.org/wiki/Recht_auf_Arbeit

Dieses Recht soll vor allen Dingen Arbeit in Würde garantieren und vor unverschuldeter Arbeitslosigkeit schützen.

Unverschuldete Arbeitslosigkeit - ein weiter Begriff. Da man natürlich trotzdem seine Arbeit unverschuldet verliert (Rationalisierung bspw, Abwanderung ins Ausland), ist dieses Gesetz bis auf Weiteres im Praxisfall eher nutzlos. Es mag sein, daß all die existierenden Regelungen wie Sozialpläne etc. in solchen Fällen ursächlich auf dieses Gesetz zurückgehen...aber das wissen Juristen besser ;)

Arbeit in Würde - auch wieder so ein Gummisatz!
Ist es würdevoll, für ddie gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn zu erhalten? Da werden sich die Geister scheiden, aber auch hier hat der Gesetzgeber vorgesorgt: "NICHT einklagbar ^^"

Greetz
IMplo
 

Zerch

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Es wird immer so getan als ob es den Menschen gut ergehen würde wenn diese nur Arbeit hätten , aber zu welchem Lohn steht merkwürdigerweise meist ausser Frage.
-So als ob alle nur der Arbeit und Beschäftigung wegen arbeiten , und nicht dem Gelde und somit der Existenzbewältigung und Aufrechterhaltung wegen.

Von daher stimmt der Vergleich perfekt:
"Sozial ist was Arbeit schafft" = "Arbeit macht frei"

-es steht erst gar nicht zu Debatte ob sich die Arbeit für den Arbeitnehmer auch lohnen sollte......-industrielle Ausbeutung von Leben in Hochform.
 

IMplo

Großmeister
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Nunja,

man kann ja ein Gehalt auch nicht ins Gesetz schreiben - und wenn ich mir die Mindestlöhne anschaue, muss ich sagen: die belaufen sich größtenteils auf ein Lehrlingsgehalt im entspr. Ausbildungsberuf.

Daß das recht würdelos ist, wenn man im Anschluß 20 Jahre Berufserfahrung zum Lehrlingsgehalt einkauft, steht wohl außer Frage - andererseits leben wir nicht auf einer Insel....

Das macht die Sache zwar nicht besser, aber was will man machen?

Im Prinzip wäre es egal, wenn Löhne sinken, würden sich auch die Lebenshaltungskosten anpassen. Das genau tun sie aber nicht.

Ein Beispiel aus Köln:
Hier gibt es nur noch Aldi, Lidl und über allem thronend die REWE-Kette.
Preiswettbewerb findet kaum noch statt, wenn dann machen sich die Töchter der Rewe eine Schaukonkurrenz, ebenso wie Saturn und MediaMarkt (beides Metro)

Auf dem Mietsektor scheint es eine Tendenz abwärts nur dann zu geben, wenn das Haus baufällig wird ;)

etc pp

Das tolle ist:

man hat als "kleiner Mann" immer weniger, zahlt aber immer mehr.

Ach Gerechtigkeit und Gesetz - wie sagte ein Richter einst:

"gerechtigkeit? da müssen sie in die Kirche, ich spreche hier nur recht"

Greetz!
IMplo
 

Ein_Liberaler

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Ach so, die Menschenrechtsdeklaration, Du hast recht. Ich hatte an die Diskussion um Aufnahme in die Verfassung gedacht.
 
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