Vor fünfzig Jahren erste türkischen Gastarbeiter!

vonderOder

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: Sie haben nicht Deutschland, sondern die Türkei gerettet
deutsche Politiker neigen dazu, die Geschichte der Arbeitsmigration als eine von türkischen Opfern und deutscher Schuld durch Ausbeutung zu verklären. Aber diese Version der Geschichte ist ein Märchen.
1961 wurde auf Initiative und auf Druck der türkischen Regierung das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei - ähnlich wie bereits 1955 mit Italien und anderen Ländern - geschlossen. Eigentlich brauchte man in Deutschland die türkischen Arbeiterinnen und Arbeiter so dringend nicht. Aber es gab geopolitische Gründe. Die Vereinigten Staaten drängten die Deutschen, die Türkei wirtschaftlich zu stützen.
Der Honig, von dem Erdogan sprach, wurde zwar von fleißigen türkischen Arbeitsbienen in Almanya gesammelt, verzehrt aber wurde er in der Türkei. Für viele war dies die einzige Unterstützung, denn die Türkei konnte ihre eigenen Bürger nicht ernähren. „Die Almancis haben damals die Türkei gerettet“, müsste es daher eigentlich heißen, was auch ein ehrlicher Dank an diese Menschen wäre.
In die Türkei zurückgekehrt sind die Türken im Gegensatz zur Mehrheit der Gastarbeiter aus europäischen Ländern übrigens auch nicht. Sie haben zuerst ihre Familien und später Jahr um Jahr Zehntausende junge Bräute und Bräutigame aus der Türkei nach Deutschland geholt. Erst dadurch entstand wirklich das uns heute beschäftigende Integrationsproblem. Aber das ist ein anderes Kapitel.
interessanter Beitrag zu diesem 50jährigen Jubiläum den Necla Kelek verfasst hat.
sollten sich unsere obersten Märchenerzähler mal richtig durchlesen.
 

agentP

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Welches Märchen denn? Der Text nimmt doch Bezug auf den obersten türkischen Märchenerzählern und nicht auf unsere.

Eines der Märchen in dem Zusammenhang, auf die Frau Kelek eingeht, ist ja das Märchen, dass die Türken seit 50 Jahren darin versagen sich zu integrieren, während wir warmherzigen Deutschen seit 50 Jahren mit offenen Armen darauf warten.

Die Politik und Wirtschaft in Deutschland setzten darauf, dass die Gastarbeiter möglichst wenig kosteten und dabei ihre „kulturelle Identität“ bewahrten, damit die Rückkehrbereitschaft erhalten blieb. Erst 1979 erkannte der Sozialdemokrat Heinz Kühn an, dass aus Gastarbeitern Einwanderer geworden waren und wollte deren Integration durch Sprache und Bildung fördern.

Wow. Und schon 20 Jahre später fing man dann an darüber zu diskutieren, dass auch die Einbürgerungsformalien vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäss sein könnten. Eine Diskussion, die weitere 10 Jahre später weit davon weg ist abgeschlossen zu sein. Ach ja, Spreche und Bildung hat man 20 Jahre nach Kühn auch so langsam in die Agenda aufgenommen, wenn auch im Diskurs weniger in Hinblick auf die Einwanderer der 3. und 4. Generation, sondern in Hinblick auf die paar, die heute noch hereintröpfeln. Wir lernen schon schnell muss ich sagen.
 

vonderOder

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agentP schrieb:
Der Text nimmt doch Bezug auf den obersten türkischen Märchenerzählern und nicht auf unsere.
nicht ganz. denn wie steht im ersten Absatz des Artikels:
Auch deutsche Politiker neigen dazu, die Geschichte der Arbeitsmigration als eine von türkischen Opfern und deutscher Schuld durch Ausbeutung zu verklären. Aber diese Version der Geschichte ist ein Märchen.

agentP schrieb:
Eines der Märchen in dem Zusammenhang, auf die Frau Kelek eingeht, ist ja das Märchen, dass die Türken seit 50 Jahren darin versagen sich zu integrieren.
es gibt solche und solche. und die Diejenigen die es geschafft haben, z.B. durch Beherrschung der Sprache des Gastlandes etc., sollten denen die jetzt die Schulbank drücken und auch deren Eltern und Großeltern begreiflich machen, wenn diese Kinder und Jugendlichen es nicht schaffen den Finger aus dem Arsch zu ziehen, dann brauchen sie sich nicht beschweren.
aber das Thema mit dem beherrschen der deutschen Sprache und nicht von Kanakdeutsch hatte wir hier ja auch schon einige Male.
 

agentP

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Auch deutsche Politiker neigen dazu, die Geschichte der Arbeitsmigration als eine von türkischen Opfern und deutscher Schuld durch Ausbeutung zu verklären.
Ist das so? Kannst du mal ein paar Beispiele zeigen, wo unser "obersten Märchenerzähler" diesem Narrativ folgen? Frau Merkel? Bundesminister? Oppositionsführer?

es gibt solche und solche

Dass du Frau Kelek zitierst, wo es dir passt, aber selbst im zweiten Anlauf nicht drauf eingehst, dass sie auch der deutschen Gesellschaft Versäumnisse attestiert, sondern wieder nur von "solchen und solchen" bei den Migranten spricht, erinnert mich extrem an die Farbenblindheit von Freund Gilgamesh. Nur halt mit anderem Vorzeichen.
 

Telepathetic

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deutsche Politiker neigen dazu, die Geschichte der Arbeitsmigration als eine von türkischen Opfern und deutscher Schuld durch Ausbeutung zu verklären. Aber diese Version der Geschichte ist ein Märchen.
Günter Wallraff hat sich 1983 bis 1985 als "Ali" verkleidet, niedere Arbeiten angenommen und viel Ausbeutung erfahren. Das obige Zitat erinnert mich an Hartz IV. Die Betroffenen und unterstützende Verbände sagen, ALG 2-Empfänger werden ausgegrenzt und ausgebeutet und dienen vielen als Fußabtreter, während die Initiatoren meinen, die Arbeitsmarktreform sei nötig gewesen, ansonsten würde Deutschland wirtschaftlich viel schlechter dastehen. Aha. Soll der FAZ-Artikel etwa Mißstände umdeuten? Soll evtl. jemand reingewaschen werden, indem man nun den Blick auf die Türken lenkt, die als die wahre Ursache der Probleme hingestellt werden, obwohl diese gar nicht unrechtmäßig gehandelt haben? Oder sind die nachgezogenen türkischen Familien etwa alle illegale Einwanderer? Gilt für Türken das GG nicht?
 

agentP

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Für die´s hören wollen, ein paar andere Blickwinkel:

Mehmet Daimagüler, 43, tritt auf den Balkon seiner Anwaltskanzlei in Berlin-Charlottenburg. "Wäre es nach den Lehrern und Beamten gegangen, wäre ich nicht hier oben." Er blickt auf die Straße hinab. "Ich würde Döner verkaufen oder säße vielleicht im Gefängnis."

Daimagüler, Sohn türkischer Gastarbeiter, hat es von der Hauptschule bis nach Harvard geschafft, er war Berater bei Boston Consulting und Mitglied des Bundesvorstands der FDP. Doch er sagt: "Meine Geschichte ist keine Erfolgsgeschichte."
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,792399,00.html

Deutschland macht es seinen Einwanderern nicht leicht. Bis heute definieren die Deutschen Nationalität vor allem über Blut, urteilt beispielsweise der britische "Economist". Die einfache Regel, dass Deutscher ist, wer in Deutschland geboren ist oder hier lebt und sich zu Demokratie und Verfassung bekennt, gilt im deutschen Alltag nicht.
[...]
Das Beste, was sich über die deutsche Einwanderungspolitik der vergangenen 50 Jahre sagen lasse, ist, dass es sie nicht gab, kritisiert Werner Schiffauer, Migrations-Forscher an der Universität Frankfurt/Oder. Wer Politiker wie den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) reden hört, der einen Zuwanderungsstopp für Menschen aus "anderen Kulturkreisen" fordert, mag zu dem Schluss kommen, dass für Integration schon viel getan ist, wenn die Politik wenigstens keinen Schaden anrichtet.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,795268,00.html
 

vonderOder

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agentP schrieb:
Für die´s hören wollen, ein paar andere Blickwinkel:

Mehmet Daimagüler, 43, tritt auf den Balkon seiner Anwaltskanzlei in Berlin-Charlottenburg. "Wäre es nach den Lehrern und Beamten gegangen, wäre ich nicht hier oben." Er blickt auf die Straße hinab. "Ich würde Döner verkaufen oder säße vielleicht im Gefängnis."

Daimagüler, Sohn türkischer Gastarbeiter, hat es von der Hauptschule bis nach Harvard geschafft, er war Berater bei Boston Consulting und Mitglied des Bundesvorstands der FDP. Doch er sagt: "Meine Geschichte ist keine Erfolgsgeschichte."
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,792399,00.html

In dem von Dir verlinkten Artikel ist aber auch zu lesen:
Die Türken haben die deutsche Wirtschaft gestärkt, sie stellen Dutzende Millionäre, Künstler, Politiker. Und doch sind viele in der neuen Heimat noch immer nicht angekommen. Die Kinder und Enkel der Gastarbeiter sind oft schlechter integriert als ihre Eltern.
Für die Familie stand fest: Irgendwann würden sie in die Türkei zurückkehren. Ihr Leben in Deutschland empfanden sie nicht als ihr wirkliches Leben. Es war ein Provisorium. Die ersten Gastarbeiter bereiteten ihre Kinder und Enkel nicht auf eine Zukunft in Deutschland vor.
Fast ein Drittel der Männer ausländischer Herkunft zwischen 25 und 35 besitzt keinen Berufsabschluss.
Migranten müssten sie sich stärker in die Gesellschaft einbringen.

Die Erziehung müsse schon im Kindergarten mit Sprachkursen beginnen. Und sich in der Schule fortsetzen.
Da gebe ich Herrn Daimagüler vollkommen Recht. Aber was passiert mit den Kindern die von ihren Eltern nicht in den Kindergarten geschickt werden? Die haben dann Schwierigkeiten dem Unterrichtsstoff zu folgen. Die Folgen kennt man ja.

(Man) nahm an, dass die Menschen, die man ins Land geholt hatte, es auch irgendwann wieder verlassen würden...
"Der Staat hat Einwanderung gefördert, aber Integration jahrzehntelang verhindert"
aber Integration fängt beim beherrschen der Sprache des Landes an in dem ich leben will.

In der Schule schikanierten ihn Mitschüler, Lehrer demütigten ihn.
das so etwas passiert ist schlimm. das passiert aber auch deutschen Kindern.
 

agentP

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Die Kinder und Enkel der Gastarbeiter sind oft schlechter integriert als ihre Eltern.

Bestreitet das irgendjemand? Es geht nur darum, dass eben sehr wohl auch die Politik und die Gesellschaft in der Hinsicht versagt haben und nicht nur die Zuwanderer und dass auch erstere Nachholbedarf haben, nicht nur Letztere.

Ich würde nie was anderes sagen, als dass alle ihre Hausaufgaben zu machen haben. Wegen mir kann man auch den vielstrapazierten Ausdruck "Fördern und Fordern" benutzen. Debatten wie die um Sarrazins Buch drehen sich aber einseitig nur um Forderungen. Logisch. Wer hört schon gerne, dass er selber auch Fehler macht, wenn man alles prima auf andere schieben kann.

Da gebe ich Herrn Daimagüler vollkommen Recht. Aber was passiert mit den Kindern die von ihren Eltern nicht in den Kindergarten geschickt werden? Die haben dann Schwierigkeiten dem Unterrichtsstoff zu folgen. Die Folgen kennt man ja.

Oder mit denen, die in Kitas und Grundschulen gehen, wo ein Finanzsenator namens Sarrazin die ohnenhin kargen Mittel dafür jahrelang zusammengestrichen hat?
Soweit ich weiß sehen viele Pädagogen das übrigens anders: Die sagen nämlich es wäre wichtig, dass die Kinder vor der Schule EINE Sprache sicher und richtig beherrschen, dann lernt man auch eine zweite gut und zügig. Leider kommen zunehmend Kinder in die Grundschule, die nicht mal eine Sprache so beherrschen, dass es reicht um dem Unterricht zu folgen. Und das nicht nur bei Zuwandererkindern.

das so etwas passiert ist schlimm. das passiert aber auch deutschen Kindern.
Aber wie diverse Studien die ich glaube ich schon in Dutzenden hier verlinkt hatte -inklusive PISA,etc.- nachweisen, erhöht alleine die Tatsache, dass deine Eltern aus der Türkei oder einem arabischen Land stammen die Wahrscheinlichkeit dafür deutlich. Egal wie gut dein Deutsch ist und nicht nur in der Grundschule, sondern das zieht sich durch bis zum Bewerbungsgespräch nach dem Studium.
 

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