Schrödingers Vergewaltiger

Ein_Liberaler

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Wahrscheinlich laufe ich meist etwas merkbefreit durchs Leben, das will ich nicht leugnen, und ich habe mir auch schonmal einen Platzverweis eingefangen, weil ein Polizeibeamter die öffentliche Sicherheit durch meinen Haarschnitt bedroht sah, aber ich hatte noch nie den Eindruck, jemand hätte Angst vor mir. Nicht einmal Frauen. Ich suche Frauen in ihren Büros auf, und sie mich. Ich laufe neben Frauen durch lange Behördenflure, ich steige zu Frauen in Aufzüge, ich betrete sogar Tiefgaragen, in denen sich Frauen aufhalten, und ich habe nie etwas dabei gefunden.

Das sollte ich aber anscheinend besser nicht tun, denn ich bin Schrödingers Vergewaltiger und meine bloße Anwesenheit ist geeignet, Frauen, oder zumindest die meisten oder allerwenigstens sehr viele, in Panik zu versetzen.

Is preventing violent assault or murder part of your daily routine, rather than merely something you do when you venture into war zones? Because, for women, it is. When I go on a date, I always leave the man’s full name and contact information written next to my computer monitor. This is so the cops can find my body if I go missing.

Das denken Frauen über Männer? Grundsätzlich? Um auf Nummer sicher zu gehen? Ist das normal? Lebe ich hinter dem Mond? Bin ich so verwurzelt in der westlichen Vergewaltigungskultur, daß es mir nicht auffällt?

Begehe ich tatsächlich einen Fauxpas, wenn ich den Aufzug einer Frau betrete? Ich teile andauernd den Aufzug mit Frauen, sogar den Aufzug einer Tiefgarage, aber ich lese, mit großer Überzeugungskraft vorgetragen, daß das falsch ist:

Und deswegen verhaltet euch entsprechend! Behandelt Frauen nicht als Objekt - sondern denkt nach was in ihr vorgeht. Und was wird wohl in einem Aufzug (=kein Entkommen) mitten in der Nacht die angemessene Reaktion sein? Richtig, Klappe halten und in der entfernten Ecke stehen. Oder gleich die Treppe nehmen.

Erwarten Frauen von mir, daß ich die Straßenseite wechsle, wenn ich ihnen nachts begegne?

Männer, wie haltet Ihr das? Meine Damen, wie sicher oder unsicher fühlt Ihr Euch?
 

haruc

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Hm schön, jeder Mann ist per se ein Vergewaltiger? Toll, wie in unserer ach so toleranten Gesellschaft plötzlich wieder pauschale Vorurteile am Geschlecht fest gemacht werden. Man könnte sowas auch als Diskriminierung auffassen. Gut, sowas kann ich auch! Jawohl! Hier: Wenn Frauen dort wären, wo sie hingehörten (nämlich in die Küche oder Kirche), dann gäbe es die Problematik gar nicht!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich alle Frauen so denken. Neurotisch veranlagte Frauen vielleicht, die aufgrund des Stadtlebens mit einem dünnen Nervenkostüm ausgestattet sind und daher psychisch eh schon permanent auf einem hohen Streßniveau fahren.

Daher lehne ich solche depperten Verhaltensweisen auch ab. Ich wechsel nachts bestimmt nicht die Straßenseite. Das einzige was ich dann tu ist, dass ich ihr den offenen Raum überlasse. Das sollte eigentlich ausreichen, um eine friedliche Absicht zu signalisieren. Ansonsten gilt ja eh: Gesicht zeigen und den Augenkontakt nicht suchen.
 

Giacomo_S

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Im Unterschied zu dem, was uns die Medien gern einmal präsentieren: "Der große Unbekannte" als Vergewaltiger ist die große Ausnahme. Denn i.d.R. haben sich Täter und Opfer einer Vergewaltigung bereits vorher gekannt.

Ein Mann, der eine ihm bislang unbekannte Frau morgens um 4 im Hotel zum Kaffee auf sein Zimmer einlädt, der ist vielleicht nicht ganz bei Trost. Dies aber gleich zu westlicher Vergewaltigungskultur hochzustilisieren - das ist dann wohl ein von durch ein Zuviel an Political Correctness ausgelöster akuter Anfall von Paranoia.

Angeblich soll es ja in den USA Firmen geben, wo es bereits als "sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz" gilt, wenn man(n) seiner Kollegin mal einen Blumenstrauß schenkt ...
 

Telepathetic

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Ich habe einmal für eine amerikanische Firma gearbeitet und dort wurde uns mehrfach nahegelegt im Umgang mit den Kundinnen sehr vorsichtig zu sein, da wir uns auf einem Territorium befinden, welches amerikanischem Recht unterliegt. Amerikanische Frauen würden schneller als andere zu Klagen wegen Vergewaltigung, bzw.versuchter Vergewaltigung neigen.

Ähnliches habe ich auch von einem Ex-Kollegen erzählt bekommen, der längere Zeit in Amerika gelebt hat. Er meinte, während in anderen Kulturen ein liebgemeinter Kniff in den Po eher als Kompliment gelten kann, wird man in Amerika gleich angezeigt.
Ich denke aber, dass jede Frau einen ihr fremden Po-Kneifer als Angreifer identifizieren würde. Und es in Amerika bestimmt genug lockere Frauen gibt, die sich von einem als ungefährlich und attraktiv eingestuften Bekannten mal anfassen lassen.

Ich denke auch, dass die Bloggerin den Männern mitteilen möchte, wie eine Frau sich fühlen kann, wenn sie einen ungeschützen und keine Flucht zulassenden Bereich mit einem Fremden teilt. Ein wenig mehr Bewußtsein ist imo nichts Schlechtes. Kann uns Männern so manche unlogisch erscheinende Verhaltensweise einer Frau näherbringen.

haruc schrieb:
Daher lehne ich solche depperten Verhaltensweisen auch ab. Ich wechsel nachts bestimmt nicht die Straßenseite. Das einzige was ich dann tu ist, dass ich ihr den offenen Raum überlasse. Das sollte eigentlich ausreichen, um eine friedliche Absicht zu signalisieren. Ansonsten gilt ja eh: Gesicht zeigen und den Augenkontakt nicht suchen.
Sehe ich ganz genauso und möchte hinzufügen, dass der eigene Instinkt einem in der Einschätzung der Lage während der Begegnung mit einer Frau gute Dienste leisten kann.

Giacomo_S schrieb:
Denn i.d.R. haben sich Täter und Opfer einer Vergewaltigung bereits vorher gekannt.
Neulich erst habe ich einen Artikel gelesen, in dem erklärt worden ist, dass die meisten Vergewaltiger und ihre Opfer zur selben Familie gehören.
 

Giacomo_S

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Telepathetic schrieb:
Er meinte, während in anderen Kulturen ein liebgemeinter Kniff in den Po eher als Kompliment gelten kann, wird man in Amerika gleich angezeigt.

Ein Kniff in den Po ist unhöflich - aber gleich eine Anzeige daraus machen ? Viel besser wäre es: Den Pokneifer gleich erschiessen - und dabei straffrei ausgehen.

"Ich war im T-Shirt und in Shorts", erinnert sich Jason M. Rosenbloom. "Ich war keine Bedrohung, ich hatte keine Waffe." Unbewaffnet stapfte Rosenbloom also zu seinem Nachbarn. Denn Kenneth Allen, ein pensionierter Polizist, hatte Rosenbloom bei den örtlichen Behörden in Clearwater im US-Bundesstaat Florida angezeigt: Statt der erlaubten sechs Müllsäcke hatte Rosenbloom acht auf die Straße gestellt.
An Allens Tür kam es zum Streit. "Er schloss die Tür", berichtete Rosenbloom der "New York Times", "dann öffnete er sie wieder. In seiner Hand hielt er eine Kanone." Er habe die Hände hochgehalten, so Rosenbloom. "Allen sagt kein Wort und schoss mir einmal in den Bauch. Ich fiel um, und er schoss mir in die Brust." Rosenbloom überlebte die Attacke, heute zieht sich eine etwa siebzig Zentimeter lange Narbe vom Bauch hoch zum Brustkorb. Kenneth Allen indes ist frei.
US-Notwehr-Gesetze: Lizenz zum Töten
 

Semiramis

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Ein_Liberaler schrieb:
Das denken Frauen über Männer? Grundsätzlich? Um auf Nummer sicher zu gehen? Ist das normal? Lebe ich hinter dem Mond? Bin ich so verwurzelt in der westlichen Vergewaltigungskultur, daß es mir nicht auffällt?
Nein.

Ein_Liberaler schrieb:
Begehe ich tatsächlich einen Fauxpas, wenn ich den Aufzug einer Frau betrete? Ich teile andauernd den Aufzug mit Frauen, sogar den Aufzug einer Tiefgarage, aber ich lese, mit großer Überzeugungskraft vorgetragen, daß das falsch ist:

Und deswegen verhaltet euch entsprechend! Behandelt Frauen nicht als Objekt - sondern denkt nach was in ihr vorgeht. Und was wird wohl in einem Aufzug (=kein Entkommen) mitten in der Nacht die angemessene Reaktion sein? Richtig, Klappe halten und in der entfernten Ecke stehen. Oder gleich die Treppe nehmen.
Nein... omg, was für ein shice...
Bißchen viel Paranoia, ansonsten kann ich mir das nicht erklären. Mir nur einmal vorzustellen, was für ein Leben ich führen würde, wenn ich bei jedem Mann, der mir irgendwo begegnet, im Kopf hätte "Was, wenn mir jetzt irgendwas passiert, wer weiß, wo ich bin, wie kann ich flüchten" - wer so denkt hat 1. schlechte Erfahrungen gemacht, 2. ist überängstlich und mit wenig Selbstbewusstsein oder ist 3. komplett durchgeknallt, ich kann mich da grad nicht entscheiden... ;-)

Ein_Liberaler schrieb:
Erwarten Frauen von mir, daß ich die Straßenseite wechsle, wenn ich ihnen nachts begegne?
Oh Gott, Nein! :lol:
Ok, die meisten unbekannten Menschen, denen man begegnet, sind völlig harmlos, haben keine bösen Absichten mir gegenüber und auch nur ihr eigenes Päckchen zu tragen. Natürlich hat man einen gewissen Instinkt, ob der Mensch gegenüber gerade harmlos oder irgendwie seltsam ist - und im letzteren Fall: Wo sucht man dann als Frau nachts um halb vier Zuflucht? Naja, bei anderen Menschen, die hoffentlich gerade nicht die Strassenseite gewechselt haben :lol: Und ich schreibe ganz bewusst "Mensch", weil es ebenso viele Frauen gibt, die "irgendwie seltsam" sind und aggressiv erscheinen, denen man nachts um halb vier auch lieber nicht begegnen möchte.
Irgendwelche Beispiele von Männern mit komischen Umgangsformen als Basis für allgemeine Verhaltensvorschläge, GOTT, so ein Generalverdacht mal wieder kann einen nur aufregen... :roll: Insgesamt wär es für die Gesellschaft besser, wenn die guten, normalen und harmlosen Menschen ein bißchen weniger wegschauen, wenn wirklich etwas passiert, als dass sie sich Gedanken darüber machen sollten, ob sie falsche Signale senden könnten, wenn sie mit einer Frau im Aufzug fahren :k_schuettel:

Gruß,
Semis
 

Ein_Liberaler

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Wahrscheinlich klingt das alles für Euch etwas seltsam - für mich klang es auch seltsam, deshalb habe ich ja den Thread eröffnet. Allerdings fiel mir beim Lesen der verschiedenen verlinkten Artikel ziemlich schnell eine Episode ein, die ich lange vergessen hatte: Eine Klassenkameradin hatte mir mal gesagt, sie trüge grundsätzlich nur Schuhe, in denen sie notfalls wegrennen könne. Ich habe das damals nicht für ein Zeichen von Angst oder Unsicherheit gehalten, sondern für dieselbe praktische Vernunft, deretwegen sie immer dieses dicke Schweizer Taschenmesser dabeihatte. Jetzt bin ich allerdings nachdenklich geworden. Die Furcht, im öffentlichen Raum zum Opfer zu werden, scheint nicht so selten zu sein, und mal ehrlich, wieso gäbe es sonst Frauenparkplätze, selbst in den belebten Parkhäusern von Einkufszentren, wo man kaum eine Chance hat, allein zu sein?
 

gaia

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Hmm..
erstmal ganz klar: in den Po kneifen geht gar nicht ob nun nett gemeint oder nicht. Aber ich glaube dasrüber sind wir uns einig.
Ich denke auch die Angst einiger Frauen ist entweder anerzogen oder beruht aus Erfahrung.
Ich kenne zb eine über 60 jährige die sich hier nicht durch den Park gehen traut weil ein Jugenzentrum am Rand des Parks liegt. Sie hat Angst die Kiddys könnten ihr was tun.....

Ich denke Mann sollte natürlich nicht den Fahrstuhl meiden oder die Strassenseite wechseln- im Gegenteil durch normales neutrales Verhalten einer Frau gegenüber kann man ängstlichen Frauen eher beweisen das eben nicht jeder Mann ein potenzieller Vergewaltiger ist.
 

Giacomo_S

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Ein_Liberaler schrieb:
Eine Klassenkameradin hatte mir mal gesagt, sie trüge grundsätzlich nur Schuhe, in denen sie notfalls wegrennen könne.

Mal grundsätzlich: Es gibt kein Leben ohne Gefahren. Es gab auch nie eines ohne Gefahren - ich schätze allerdings, das wir durch die kulturelle Entwicklung heute weniger Gefahren ausgesetzt sind als z.B. der eiszeitliche Jäger vor 100.000 Jahren.

Werfen wir doch einmal einen Blick auf die Gefahren für Gesundheit und Leben des zivilisierten Deutschen:

Erfasste Fälle Vergewaltigung und sexuelle Nötigung (2010): 7.724
Quelle: BKA
Verkehrsunfälle mit Personenschäden (2008): > 320.000
Quelle: Wikipedia

Oder anders: Das Risiko, durch einen Verkehrsunfall verletzt zu werden, ist mehr als 41x (!) so hoch, als jenes, Opfer einer Vergewaltigung zu werden. Verzichtet Deine Klassenkameradin auch auf die Teilnahme am Strassenverkehr, aus Angst, verletzt zu werden ?
(zugegebenermaßen eine pauschal verkürzte Aussage, denn sie berücksicht keine Dunkelziffern - trotzdem dürfte sich im Grundsatz nicht viel daran ändern)

Ein_Liberaler schrieb:
Ich habe das damals nicht für ein Zeichen von Angst oder Unsicherheit gehalten, sondern für dieselbe praktische Vernunft, deretwegen sie immer dieses dicke Schweizer Taschenmesser dabeihatte.

Ich hoffe mal, das ist von Dir jetzt ironisch gemeint.
Was will sie damit - es ausklappen und dem Angreifer damit vor der Nase herumwedeln ? Und wenn der dann auch ein Messer zückt, was macht sie dann ? Außerdem: Jede Waffe kann auch u.U. gegen einen selbst gerichtet werden. Wer eine Waffe zückt, der sollte gut damit geübt sein, sonst ist sie nicht nur wertlos, sondern auch gefährlich.

Und was wird wohl in einem Aufzug (=kein Entkommen) mitten in der Nacht die angemessene Reaktion sein? Richtig, Klappe halten und in der entfernten Ecke stehen. Oder gleich die Treppe nehmen.

Wer bin ich denn eigentlich, auf alle Befindlichkeiten einer lebensverschreckten Tante Rücksicht nehmen zu müssen ?
Hat jemand Angst vorm Aufzug fahren - aus welchen Gründen auch immer, da gibt's ja auch andere - dann ist es an ihr/ihm die Treppe zu benutzen. Ich belästige im Aufzug niemanden, punktum. Gefühlte, aber nicht stattfindende Bedrohungen sind ein Film, mit der sie/er sich selbst zu beschäftigen hat, aber nicht ich. Und wer sich im Alltag immerzu bedroht fühlt, der sollte mal einen Arzt aufsuchen.
 

Giacomo_S

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gaia schrieb:
Ich kenne zb eine über 60 jährige die sich hier nicht durch den Park gehen traut weil ein Jugenzentrum am Rand des Parks liegt. Sie hat Angst die Kiddys könnten ihr was tun.....

Ein wenig OT, aber ich muss gerade an folgenden Vorfall denken:

Vor rund 20 Jahren habe ich in Berlin tagsüber in einem Szenelokal in Berlin Kreuzberg als Koch gearbeitet, gegenüber war ein Park. An einem Tag im Winter hat eine Gruppe von Frauen mit einem Transparent den Park blockiert, weil dort kurz zuvor eine Frau vergewaltigt wurde. Die Aktion hatte unsere Sympathie und später kamen die Frauen in unser Café um sich aufzuwärmen und Kaffee zu trinken.
Kurz darauf gab's aber Ärger, denn die (offenbar) Lesben-Fraktion hatte damit begonnen, unser weibliches Servicepersonal zu belästigen. Auf den Wunsch gleich mehrerer Servicemitarbeiterinnen musste ich dann - als einziger Mann - an den Tisch gehen, um ein derartiges Verhalten zu unterbinden. Die Absurdität dieses Verhaltens war den Aktionistinnen nicht zu vermitteln. Stattdessen durfte ich mich dann auch noch beschimpfen lassen.
 

haruc

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Giacomo_S schrieb:
Gefühlte, aber nicht stattfindende Bedrohungen sind ein Film, mit der sie/er sich selbst zu beschäftigen hat, aber nicht ich. Und wer sich im Alltag immerzu bedroht fühlt, der sollte mal einen Arzt aufsuchen.

Richtig. Jeder Mensch ist ausschließlich für sich selbst verantwortlich, nicht für Andere und schon gar nicht für Fremde. Wie eine Handlung beim Gegenüber ankommt ist zum allergrößten Teil eine Frage der Wahrnehmung des Gegenübers. Wenn mein Gegenüber mich falsch verstehen will, dann versteht es mich eben falsch! Und genau diese Disposition zur Fehlinterpretation wird durch diesen Artikel verursacht.

Was die Dame in dem vom Liberalen verlinken und zitierten Blog tut ist nichts anderes, als Verantwortung, die man für sich selbst trägt, pauschal auf Andere abwälzen zu wollen. Sowas führt dann auch automatisch zu zwischenmenschlichen Schieflagen: "Frau" erwartet von Dritten ein Verhalten, das selbige nicht unbedingt zeigen (und es eigentlich auch gar nicht können oder müssen) und schon wird aus einer neutralen Situation eine für die Frau als bedrohlich wahrgenommene Situation.

Diese Paranoia würde durch das geforderte Verhalten nur verstärkt werden. Stattdessen MUSS eine Desensibilisierung dahingehend stattfinden, dass "frau" merkt, dass eben nicht jeder Mann ein fieser Vergewaltiger ist.

Wie verhälts sich eigentlich mit gewalttätigen Übergriffen von Männern auf Männer?
 

Ein_Liberaler

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Das Taschenmesser diente meiner seinerzeitigen Meinung nach durchaus der Vorbereitung auf ganz andere Situationen als die flachen Schuhe, Situationen, in denen es was zu schneiden, abzusägen, zu schrauben, mit der Lupe zu betrachten oder aus Fingern zu ziehen galt, nicht der Selbstverteidigung. Ich habe das damals so empfunden, daß sie keine Angst hatte, sondern vorbereitet sein wollte.
 

Giacomo_S

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haruc schrieb:
Wie verhälts sich eigentlich mit gewalttätigen Übergriffen von Männern auf Männer?

Es gibt wohl kaum einen Mann, dem das noch nicht passiert ist, z.B. in eine Wirtshausschlägerei geraten zu sein. Mitnichten aber hat man daraus immer eine Angelegenheit der Polizei daraus gemacht und genauso wenig fühle ich mich jederzeit deswegen bedroht. Und es ist ja weisgott nicht so, dass ich mich jedem Mann gegenüber als körperlich ebenbürtig ansehe.
 

gaia

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Womöglich gehts eher um sexuelle Übergriffe. Das heißt wenn dich eine Gruppe Frauen einen Mann mit vorgehaltener Pistole zwingen würde " sexuelle Handlungen" an ihnen zunehmen, würde dieser das wohl schon zur Anzeige bringen.
Vielleicht würde er das Gleiche tun wenn er einfach so- ohne sich überhaupt in eine Schlägerei zu begeben ( im Sinne von ein wort ergibt das andere...)zusammengeschlagen würde.
Ich hoff's jedenfalls.
 

Giacomo_S

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gaia schrieb:
Womöglich gehts eher um sexuelle Übergriffe. Das heißt wenn dich eine Gruppe Frauen einen Mann mit vorgehaltener Pistole zwingen würde " sexuelle Handlungen" an ihnen zunehmen, würde dieser das wohl schon zur Anzeige bringen.

Alle paar Jahre kann man von einem derartigen Vorfall in der Zeitung lesen - meistens sind's wohl aber Enten. Außerdem kann ich mir das Funktionieren einer gewaltsame Penetration in dieser Form kaum vorstellen.


gaia schrieb:
Vielleicht würde er das Gleiche tun wenn er einfach so- ohne sich überhaupt in eine Schlägerei zu begeben ( im Sinne von ein wort ergibt das andere...)zusammengeschlagen würde.

Nun, etwas derartiges ist mir tatsächlich schon passiert, wenngleich ich auch nicht zusammengschlagen wurde. Stattdessen bekam ich eine auf's Auge und fiel um (allerdings war mein Gegner so fair, es damit bewenden zu lassen). Einen Grund gab's natürlich, aber der war nichtig: Er lies seinen Hund in der Kneipe herumlaufen, ich streichelte diesen.

Tatsächlich habe ich den Vorfall nicht zur Anzeige gebracht.
U.a. deshalb nicht, weil der Angreifer als so eine Art "Alpha-Rüde" einer Gruppe von ca. 10 Personen vorsaß. Die Lebenserfahrung zeigt oft in solchen Fällen, dass die den alle gedeckt hätten ("kam plötzlich daher und griff den an") - meine Anzeige wäre schlicht erfolglos geblieben. Man muss es eben auch beweisen können.
 

haruc

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Hm ich hab was Schlägereien angeht nur eine persönliche Erfahrung, und zwar hab ich selbst jemanden niedergeschlagen. (war aber in der 2. Klasse GS) Heute würde ich vermutlich diverse Political-Correctnes-Seminare besuchen müssen, denn der Typ den ich niedergeschlagen hab ist ein Einwandererkind in der 3. Generation. Man muss dazu sagen, dass er 2 Jahre älter ist als ich, was in dem Alter einen erheblichen Entwicklungsfortschritt bedeutet. Außerdem hat er mich 3 Jahre lang mit physischer Gewalt gemobbt. Nach dem Endschlag meinerseits war das Problem für immer gelöst. Da sage nochmal einer, Gewalt sei keine Lösung. Alles nur Hippieträumereien.

Btt

Ich hab auch schon vor einiger Zeit mit ein paar Mädels/Frauen darüber gesprochen, wie sie es eigentlich wahrnehmen, wenn Nachts um 2 Uhr ein Mann hinter ihnen auf dem Bürgersteig läuft... Die meisten meinten, dass sie dann einfach stehen bleiben, um ihn vor sich zu haben. Deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Andererseits meinten einige auch, dass die Ausstrahlung und das Selbstbild einer Frau erheblich die Wahrnehmung beeinflussen würde. Jemand, der sich ständg als Opfer sieht und sich einredet, wehrlos zu sein, hat auch ganz gute Chancen tatsächlich zum Opfer zu werden.
Damit will ich jetzt nicht gesagt haben, dass Vergewaltigungsopfer selbst dran schuld seien. (nicht dass irgendwer da auf die Idee kommt, mir eine solche Intention zu unterstellen)
 

gaia

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Schon klar das die Vergewaltigung eines Mannes durch eine Frau schwer vorstellbar ist- ich wollte aber auf den Untschied zwischen sexueller Gewalt und nicht sexueller Gewalt hinaus. Sexuelle Gewalt würde ja nicht zwingend Zwang zum Geschlechtverkehr bedeuten.
Ich will darauf hinaus das vielleicht deswegen mehr Anzeigen von Frauen erfolgen, weil sexuelle Gewalt als besonders schwerwiegend empfunden wird.
Würden Männer sexuelle Gewalt erleben, könnten sie das vielleicht nicht als Schlägerei abtun - um ihrer Würde willen.
Ich hoffe ich hab das jetzt richtig rüber gebracht.
 

sercador

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Als Auszubildender bin ich tatsächlich mal in den Po gekniffen worden.
Von einem Mann. Ich war vollkommen perplex und hatte extreme Schwierigkeiten, damit umgehen zu können. Eine Lehre für´s Leben.

Danach hatte ich nie wieder mit diesem Thema zu tun.
Bis ich einer jungen Auszubildenden klarmachen musste, daß sie mit ihren Leistungen auf dem besten Weg zu einer vorzeitigen Trennung war.
Sie brach in Tränen aus, es schüttelte sie heftigst.
Um sie vor neugierigen Blicken zu schützen und der Situation die Schärfe zu nehmen, schloß ich die Bürotür.
Wir haben uns dann ungefähr eine Stunde unterhalten.
Ihr ging es wieder gut. Und ich wusste mehr über sie und ihre Situation, so daß ich mir einbildete, ihr ein klein wenig helfen zu können,
die Ausbildungsziele doch noch zu erreichen.
Anschließend war ich eine Woche nicht im Haus.
Als ich zurückkam, durfte ich als allererstes im Personalbüro aufschlagen.
Inzwischen machten die wildesten Geschichten die Runde, was ich in dieser Stunde in diesem geschlossenen Raum alles angestellt haben soll.
In die Welt gesetzt von......einer überforderten Auszubildenden.
Man lernt eben nie aus.

Zur These Schrödingers Vergewaltiger passt eine persönliche Beobachtung aus den 90-er Jahren. Ich habe damals in einer nicht gut beleumundeten Gegend öfter früh morgens und spät abends auf einen Bus gewartet. Meist stand schon die eine oder andere Frau an der Haltestelle, wenn ich dazu kam. Instinktiv stellte ich mich in einem gebührenden Abstand dazu. Kam als nächstes ein weiterer Mann an die Haltestelle, rückte die Frau sofort näher zu mir (erwiesen ungefährlich) heran. Tauchte noch ein Mann auf, stand die Frau direkt neben mir. Ich habe das damals belustigt registriert. Angesichts der Tatsache, daß es immer verschiedene Frauen waren, die trotzdem alle gleich reagiert haben, hat mich diese Diskussion hier jetzt sehr nachdenklich gemacht.
 

gaia

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Das ist der Versuch zu vermitteln das man kein Gespräch möchte.
Keine Ahnung wie das bei Männern ist, aber Frauen befürchten manchmal ein Gepräch könnte im Flirtversuch ( oder gar der Bitte um die Telefonnummer) enden, anstelle einfach neutral zu bleiben.
Ich schätze das sind leider Erfahrungswerte. Die Frau die sich dann letzlich zu dir stellt hat ja mitbekommen das du sie nicht ansprichst, daher konnte sie sich beruhigt zu dir stellen.
 

Ein_Liberaler

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Ich entbiete gewohnheitsmäßig die Tageszeit, beginne dann aber meist irgendetwas zu lesen...
 

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