Quo vadis Säkularisierung ?

sensei

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Heute wurde in Österreich die Abschaffung der bisher notwendigen Verfassungsmehrheit zur Änderung von Schulgesetzten beschlossen. Künftig werden auch bei uns Schulgesetzte mit einfacher Mehrheit geändert werden können.
Diese Übereinkunft zwischen Regierung und Opposition wurde nicht zuletzt mit Hilfe der katholischen Kirche erzielt. Die sich dafür einsetzte, dass der Religionsunterricht nach wie durch eine Verfassungsmehrheit abgesichert bleibt - Gesagt getan.
Der staatliche römisch katholische Religionsunterricht wird auch in Zukunft in der österreichischen Verfassung fesetgeschrieben sein.
Quitiert wird das dann beispielsweise von der österreichischen Bildungsministerin die sich lächelnd vor die Kamera stellt und wortwörtlich festellt, wie froh sie ist, dass "die Wünsche der Kirche in der Verfassung berücksichtigt wurden".

Die Wünsche der Kirche können meiner Meinung nach gerne irgendwo niedergeschrieben werden, aber sicher nicht in der Verfassung eines zumindest offiziell säkularisierten Staates. Dort haben die Wunschträume und Machtvorstellungen irgendeiner Vereinigung von Fanatikern die glauben den Schlüssel zum ewigen Heil gefunden zu haben nichts zu suchen.

Zu meiner Frage :
Wie groß ist eigentlich heute der Unterschied zwischen der normativen Trennung zwischen Kirche und Staat im modernen Europa und ihrer Umsetzung? Wieso haben wir es immer noch nicht geschaftt diese zwei Dinge zu trennen und vor allem will die Mehrheit das überhaupt?
Dürfen wir es an Hand solcher Ereignisse überhaupt wagen die Türkei im Rahmen der Beitrittsverhandlungen zu kritisieren?
 

general

Erleuchteter
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Wird die Türkei wegen der Gewaltentrennung kritisiert?

Grundsätzlich denke ich, ist in Europa wohl meist diese Trennung vollzogen. Jdoch haben die Kirchen via Lobbys doch noch relativ grossen Einfluss, es gibt ja auch noch christliche Parteien. Und wenn das Volk eine christliche Partei bspw. wählt, ist es dem Wähler ja hoffentlich klar, dass er damit die Stellung der Kirche im Staat stärkt.

Kirchliches in der Verfassung zu verankern finde ich aber falsch.

N8
general
 

_Dark_

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auch in bayern gilt immer noch der stand: "die schüler müssen in ehrfurcht vor gott erzogen" werden... (ich glaube das war §135 oder so)

sicher, ein säkularisierter, aufegklärter staat hat das nicht zu wollen, da gebe ich sensei vollkommen recht.
ein paragraph wie: "die schüler müssen in ehrfurcht vor den richtlinien der aufklärung, des humanismus, des menschlichen lebens und den gesetzen eines ordentlichen, zwischenmenschlichen zusammenlebens erzogen werden" würde mir persönlich besser gefallen..


trotz allem ist mir die ehrfurcht vor gott immer noch lieber als gar keine ehrfurcht, zumal die ja schon einige gewisse "grundregeln" einschließt..
irgendwie finde ich es schon schade, dass die kirche heute so dermaßen an einfluss diskutiert, und dieser verlust dann nicht durch ebenbürtige, vielleicht sogar bessere und zeitgemäßere regeln ersetzt wird, sondern nur noch eine moral herrscht, die des wortes nicht würdig ist..

@sensei
der vergleich mit der türkei ist hier nicht unbedingt angemessen.. wir scheuen die kulturelle ungleichheit ja nicht unbedingt nicht, weil die säkularisierung im staat nicht durchgeführt wurde, sondern weil die mehrzahl der menschen diese nicht unterstützt, und gleichzeitig für dinge einsteht, die uns fremd und unangemessen erscheinen
 

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