Konservierung von Insekten

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Laokoon

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Hallo Boardies,
ich habe folgendes Problem:

Zwei Wandelnde Blätter (Phyllium siccifolium) von mir sind gestorben, und ich würde sie gerne konservieren. Eine frühere Biologie-Lehrerin von mir meinte, dass dies am einfachsten wäre, sie in eine Schachtel mit durchichtigem Deckel zu legen und mit Nadeln zu fixieren. Soweit quasi die klassische Variante. Ich kenne aber auch Objekte, die in einem geschliffenen Kunstharzblock eingefasst sind.

Weiß jemand etwas über diese Methode? Sie wäre mir am liebsten, da die Insekten dann dauerhaft eingeschlossen und vor allem sicher vor Umwelteinflüssen sind und ich das ästethischer finde als diese Insektensammler-Kartons (zudem ich keiner von diesen versnobten fragwürdig insektophilen Sammlern bin, die Hunderte von toten Tieren an den Wänden hängen haben - bah!).

Ich wäre für Verfahrensbeschreibungen bzw. Anleitungen oder ach Alternativvorschläge sehr dankbar!

Laokoon
 

erik

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Gießharz bekommt man eigentlich im gutsortierten Bastelladen.
Leider habe ich keine Insekten drin eingelegt, nur mal massive Objekte draus gegossen. Also keine Erfahrungswerte, wie die filigranen Teile reagieren. Vielleicht sollte man das vorher mit einer kleineren Stubenfliege oder so ausprobieren.
Und ich würde denn Block auf alle Fälle klar lassen, all meine Versuche von Farbbeimischungen waren nämlich recht unerfolgreich.
 

holo

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Nur so ein Gedanke: Das Gießharz sollte keine Oberflächenspannung haben bzw niederviskos sein, damit sich keine Bläschen um die feinen Härchen bilden. Ich würde es sicher vorher an einem anderen Insekt testen.
Ich könnte mir auch vorstellen, zunächst einen hochviskosen Sockel zu gießen, das Insekt zu positionieren, um dann mit der niederviskosen Harzlösung aufzufüllen. Edit: Damit das Tier nicht zum Boden herunter sackt.
Aber das sind nur Ideen, Erfahrungswerte habe ich keine.


Gruß
Holo
 

Laokoon

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Vielen Dank schonmal für diese Ideen, ich werde es demnächst mal ausprobieren.....und ich habe tatsächlich noch eine letzte Fliege in unserem Haus gefunden^^ Naja, jetzt wo der Frühling mal langsam wieder anfängt, kommen sicher bald mehr Versuchsobjekte :twisted: :twisted:
 

Hosea

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Kunstharz wäre bestimmt super, obwohl es schwierig sein wird..es blasenfrei zu schütten. Hab noch so ein paar Star wars figuren rumfliegen, könnte ich mir gut vorstellen Han Solo in so einem Kunstharzblock :).

Gießharz ist in seiner Verarbeitung recht einfach. Das Harz wird mit einem Härter, der Tropfenförmig dem Harz zugesetzt wird, angerührt und dann in eine beliebige hitzefeste Form gegeben. Bei einem bestimmten Härtegrad kann dann das Objekt hinzugefügt werden. Das Objekt wird nun langsam Schicht für Schicht mit Gießharz bedeckt, wobei bei Insekten und Spinnentieren darauf geachtete werden sollte, daß die Harzlösung eine sehr lange Härtedauer hat, um die Temperaturen beim Härten möglichst klein zu halten. Ist der Körper vollständig bedeckt und eingeschlossen, sollte eine Deckschicht aufgebracht werden. Nach kompletem Aushärten des Blocks wird dann der Block vorsicht n den Seiten eingeebnet und poliert (hier kann ein Optiker sehr gute Dienste leisten, weil dessen Werkstatt dafür tolle Maschinen hat!). Insekten und Spinntiere sind im allgemeinen sehr Flüssighaltig und so sind luftgetrockenete Aussenskelete in Gießhart sehr hübsch dauerhaft zu verewigen, als 'frisches' Material. Der Körper enthält sehr viel Flüssigkeit, welches dann an Gelenkspalten, Mund und Atemöffnungen austreten kann, wodurch das Gießharz schlechter härtet, Schlieren produziert ja zum Teil sogar das Objekt beschädigt, weil sich die Flüssigkeit durch die Wärmeeinwirkung zum Teil zu stark ausdehnt. Daher muß ein Objekt zum Eingießen möglichst mit einem Behandlungsspray 'versiegelt' werden und die Temepratur des Gießharzes bei mHärten so gut wie möglich begrenzt werden. Dann stehen hervorragenden und dauerhaften Ergebnissen nichts mehr im Wege, obwohl vielleicht einige Farben durch die Wärmeeinwirkung etwas verblassen oder ausbleichen können.

http://www.von-tronje.de/archiv/20000224-1-000205.html

Lg Hosea
 

Laokoon

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Um mal ein Ergebnis zu geben: Sowohl bei der erwischten Stubenfliege als auch bei meinem ersten eingegossenen Wandelnden Blatt kam es zu recht unerfreulichen Lufteinschlüssen, bedingt durch Behaarung bzw. schlechte Lage der Flügelpaare. Mit körpereigenen Flüssigkeiten hatte ich kein Problem, da man diese Insekten recht leicht trocknen lassen kann. Die Idee mit dem Sockel hatte ich ausgeschlagen, weil dann wohl eine ersichtliche Phasengrenze zwischen Sockel und Bedeckung entsteht.
Werde wohl ein noch niederviskoseres Harz nehmen müssen. Mein zweites Exemplar habe ich ausgewahrt, für einen weiteren Versuch, den ich später einmal vielleicht noch machen werde. Naja, ich habe erst einmal anderes zu tun.

Das Nadeln und in einen kleinen Schaukasten stellen von Insekten finde ich ekelhaft, so ein Briefbeschwerer wäre sicherlich ansehnlicher gewesen. Ich bin ja kein insektophiler Sammler der sich die Wände mit toten Tieren pflastert, dafür ein Vermögen ausgibt und sich daran ergötzt. Sowas finde ich pervers. Wäre einfach ein schönes Erinnerungsstück gewesen, zudem recht gut aussehend.
 

Laokoon

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Gegen öffentlichliches Ausstellen habe ich gar nicht groß etwas. Wenn dies in einem Naturkundemuseum oder ähnlichem geschieht. Dort besteht immerhin der Sinn, Neugier, Verständnis und Erfurcht vor der Natur genauso zu erzeugen, wie wissenschaftlich genutzte Bestände öffentlich zu machen.

Aber dass für private Sammler, "Liebhaber", wie sie sich nennen, Insekten gefangen und getötet werden, nur damit sie damit ihre eigenen vier Wände plastern können, das finde ich pervers. Es ist etwas anderes, Briefmarken, Kronkorken oder was weiß ich zu sammeln, aber bei Tieren ist das etwas anderes. Manche Insektenarten, man glaubt es kaum, sind wegen Sammlern vom Aussterben bedroht.

Beispiele sind viele tropische Schmetterlings- und Käferarten. Oder auch allein wegen ihres Namens gejagte Tiere.
http://de.wikipedia.org/wiki/Anophthalmus_hitleri

Außerdem muss man nicht alles besitzen wollen, was schön und bunt ist. Da die Tiere im Inventar eine Sammlers weder wissenschaftlichen Zwecken, noch der Ernährung oder der Deckung ähnlicher Grundbedürfnisse dienen, sondern nur Genugtuung erzeugen sollen,
verabscheue ich so etwas. Vor allem weil es respektlos gegenüber der Natur ist. Ich möchte zwar von mir nicht behaupten, dass ich konsequent darauf achte, auf Natur und Umwelt zu achten, aber versuchen kann man es zumindest. Und Sammelleidenschaften dieser Art gehen mir deshalb gegen den Strich.
 

Jay-Ti

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Du meintest, dass Dir der Briefbeschwerer besser gefällt, und das Nadeln und Ausstellen geradezu als pervers / ekelhaft vorkommt. Warum?
 

Laokoon

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Mit welchem Recht betitele ich diese Leute als "pervers", wenn ich mir selber eine etwas andere Variante von "Perversität" auf den Schreibtisch stellen würde? Berechtigte Frage, durchaus zum Festnageln :wink:

Regt zum Nachdenken an. Ich glaube es liegt daran, dass ich dieses Tier gepflegt habe. Deshalb habe ich zwar keine in dem Sinn emotionale Bindung zu diesem Insekt, aber doch in soweit eine Bindung, als dass ich das Tier mochte (ansonsten sollte man Tiere auch nicht halten). Dass die wandelnden Blätter irgendwann sterben würden, war klar.

Ich glaube der Unterschied, den ich innerlich mache, ist, dass ich wie gesagt Respekt gegenüber der Natur empfinde. Menschen, die sich Glaskästen voller toter Tiere, die zumeist nur aus diesem Grund getötet worden sind, in ihr Wohnzimmer hängen, können sagen, was sie wollen, aber ihnen fehlt dieser Respekt. Wie gesagt, ich bin eigentlich kein radikaler Naturfetischist, auch wenn das hier so rüberkommen mag.
 
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