Boabdil1492
Lehrling
- Registriert
- 6. April 2005
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Tageslicht über London verdunkelt
Am frühen Sonntagmorgen (11. Dezember 2005, etwa 6 Uhr Ortszeit) kam es im Öl-Depot Buncefield in Hemel Hempstead zu einer verheerenden Explosion. Das Depot Hemel Hempstead liegt 15 Km vom Flughafen Luton entfernt und ist das fünftgrößte seiner Art in Großbritannien. Das Treibstofflager versorgt den Flughafen Luton und wird besonders von den beiden großen Ölgesellschaften Texaco (USA) und Total (Frankreich) genutzt. Offiziellen Angaben nach gibt es dort insgesamt 20 Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils rund 13,6 Millionen Litern. Offiziellen Berichten zufolge sollen zur Zeit der Explosion 16 Millionen Liter Brennstoff gelagert gewesen sein. Das Großfeuer richtete nach Branchenschätzungen einen Versicherungsschaden zwischen 50 und 100 Millionen US-Dollar (zwischen 42 und 84 Millionen Euro) an. Mehr als die Hälfte der Rückversicherung werde von Lloyd’s getragen, sagte ein Sprecher, der anonym bleiben wollte.
Im Umkreis von mehreren Kilometern zerbarsten Fensterscheiben. Wie der Öldepotmitarbeiter Malcolm Stewart dem Sender BBC sagte, hatte sich zum Zeitpunkt der Explosionen höchstens ein Dutzend Arbeiter auf dem Gelände aufgehalten. Zunächst war von 4 Schwerverletzten die Rede. Später wurden ein Schwerverletzter und 45 leichtverletzte bestätigt. Das es keine Todesopfer zu beklagen gibt, bezeichnete der Polizeichef der Grafschaft Hertfordshire als "Wunder". Die Rauchwolke über dem brennenden Gelände war dermaßen dicht und groß das sich sogar in London das Tageslicht verdunkelte.
In den Tagen nach der Explosion zog eine riesige Dunkle Wolke über fast ganz Südengland. Auf Satellitenbildern war zu sehen, dass sich die Rauchsäule auf einer Strecke von rund 120 Kilometern über Südengland in Richtung Frankreich ausbreitete. Wahrscheinlich sei das sich die Wolke über die französischen Atlantikküste auf Nordspanien zubewegen und sich schließlich über dem Atlantik auflösen werde. Die Leiterin des Gesundheitsamts der betroffenen Grafschaft Hertfordshire, Jane Halpin, sagte, der Rauch bestehe wahrscheinliche aus Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Gesundheitliche Beeinträchtigungen größeren Ausmaßes seien nicht bekannt geworden. Entgegen ersten Befürchtungen gab es keine Hinweise darauf, daß der Qualm giftig sein könnte oder die Partikel auf die Erde niedergehen könnten. "Im Moment sieht es so aus, als ob es sich überwiegend um Ruß handelt", sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Nach Angaben des britischen Vize-Premierministers John Prescott sei der Rauch aber nicht giftig, könne aber bei gebrechlichen und älteren Menschen zu Atembeschwerden führen.
Obwohl britische Politiker vor einer Hysterie warnten, kam es an Tankstellen im ganzen Land zu Hamsterkäufen. Auch die Ölindustrie versuchte beschwichtigend zu wirken und versicherte, dass es keine Benzinknappheit geben werde.
Insgesammt wurden zur Feuerbekämpfung 600 Feuerwehrleute eingesetzt. Eine Autobahn die an das depotgelände anschließt wurde für den öffentlichen Verkehr geschlossen um den reibungslosen nachschub an Helfern, Löschmaterial und Technik zu gewährleisten. Insgesamt 250 000 Liter Löschschaumkonzentrat wurden aus allen Ecken Großbritanniens nach Hemel Hempstead gebracht. Bei der Eindämmung der Flammen setzte Großbritannien erstmals neuartige Ausrüstungen zur Bekämpfung von Explosionsstoffen ein, die im Rahmen der Terrorismusbekämpfung nach dem 11. September 2001 angeschafft worden waren. Die Geräte zur Erzeugung eines Spezialschaums seien in verschiedenen Teilen des Landes stationiert gewesen und so rasch wie möglich an den Katastrophenort gebracht worden, erklärte Roy Bishop, stellvertretender Feuerwehrchef von London.
Obwohl die Feuerwehr Gestern (14. Dezember 2005) meldete, dass das Feuer "vollständig gelöscht" sei brach heute Abend in mindestens einem Öltank wieder Feuer aus.
Apokalyptische Assoziationen
"Dies ist das größte Feuer dieser Art in Großbritannien und Europa in Friedenszeiten, mit dem wir es je zu tun hatten. Wir wissen noch nicht mal, wie die Hitzeströme auf den Schaum wirken. Sie könnten ihn glatt pulverisieren", sagte Roy Wilsher, Feuerwehrchef von Hetford. "Es war wie der Tag des Jüngsten Gerichts, als wären wir plötzlich in einem Brennofen", berichtete Anwohner Richard Ayres dem BBC-Fernsehen. Eine ebenfalls in der Nähe lebende Reporterin der BBC sagte: "Wir dachten als erstes an einen Flugzeugabsturz und rannten wie viele unserer Nachbarn auf die Straße." "Ich wachte auf und dachte, so muss sich ein Erdbeben anfühlen", sagte die 90-jährige Hilary Talbot-Ponsonby aus dem nahe gelegenen Berkhamsted.
Explosionsursache unklar und wohl auch nicht mehr rekonstruierbar
Die britische Polizei hatte schon in den ersten Stunden nach der großen Explosion verlautbart das es sich um einen "Unfall" handle. Wie die britische Polizei das ohne Untersuchung feststellen konnte bleibt unklar. Eine vollständige Aufklärung der Explosionsursache wird wohl nie möglich sein, dazu sind die Zerstörungen zu groß.
"Nach allen verfügbaren Informationen müsse von einem Unfall ausgegangen werden", erklärte der stellvertretende Premierminister John Prescott am Montag (12. Dezember 2005) vor dem Unterhaus. Zur genauen Klärung der Ursachen werde "in Kürze eine gründliche Untersuchung eingeleitet", sagte Prescott. Zugleich dankte er der Feuerwehr, der Polizei und den örtlichen Behörden für deren "wundervollen" sowie "raschen und und effizienten" Nothilfeeinsatz.
Viele Anwohner waren zunächst von einem Flugzeugabsturz ausgegangen. Wie Augenzeugen berichteten, wurde das Treibstofflager zunächst von einer grossen Explosion erschüttert, die noch 60 Kilometer vom Unglücksort entfernt zu hören war. Danach habe es noch drei kleinere Explosionen gegeben. Ein Mitarbeiter einer Zuliefererfirma des Total-Konzerns soll dagegen einige Wochen vor der Explosion auf ein Leck an einem der Öltanks aufmerksam gemacht haben. Pressesprecher des Konzerns bezeichneten diese Aussage als "Gerücht" das lediglich von Mitarbeitern eines konkurierenden Konzerns ausgesetzt wurde. Massenmedien berichteten auch von einer Videobotschaft Al-Qaidas das nur vier Tage vor der Explosion im Internet "aufgetaucht" sei, in der zu Angriffen auf solche Tanklager aufgefordert wurde. Auf Web-Sites oder den genauen Wortlaut der Botschaft wurde nicht eingegangen.
Die Explosion von Buncefield erinnert besonders an ein ganz ähnliches Geschehen im März 2005: Bei einer Explosion innerhalb der drittgrößten Ölraffinerie der USA nahe der Stadt Texas City (ca. 60 km südl. von Houston) am Golf von Mexiko waren mindestens 15 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. Die Explosionsursache blieb ebenso "unklar" wie jetzt in Buncefield. Ein Anschlag wurde von den amerikanischen Behörden ebenfalls "ausgeschlossen". Die Raffinerie in Texas City wurde vom Öl-Konzern BP betrieben.
Presseberichte:
http://www.nachrichten.ch/kolumne/228765.htm
http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=1E1546EC-60CF-2062-F42AECD4FF272193
Fotos und Satellitenaufnahmen des Unglücks:
http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/63/78/70/6378706.html
Die Explosion in Texas City:
http://www.zeit.de/2005/13/explosion
http://www.feuerwehr-weblog.de/archives/2005/03/texas_city_alra_1.html
Ein ähnlicher Fall, wieder nahe Houston, aus dem Jahr 2004:
http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht...WB_02_2004/Unfall_Baytown/unfall_baytown.html
Am frühen Sonntagmorgen (11. Dezember 2005, etwa 6 Uhr Ortszeit) kam es im Öl-Depot Buncefield in Hemel Hempstead zu einer verheerenden Explosion. Das Depot Hemel Hempstead liegt 15 Km vom Flughafen Luton entfernt und ist das fünftgrößte seiner Art in Großbritannien. Das Treibstofflager versorgt den Flughafen Luton und wird besonders von den beiden großen Ölgesellschaften Texaco (USA) und Total (Frankreich) genutzt. Offiziellen Angaben nach gibt es dort insgesamt 20 Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils rund 13,6 Millionen Litern. Offiziellen Berichten zufolge sollen zur Zeit der Explosion 16 Millionen Liter Brennstoff gelagert gewesen sein. Das Großfeuer richtete nach Branchenschätzungen einen Versicherungsschaden zwischen 50 und 100 Millionen US-Dollar (zwischen 42 und 84 Millionen Euro) an. Mehr als die Hälfte der Rückversicherung werde von Lloyd’s getragen, sagte ein Sprecher, der anonym bleiben wollte.
Im Umkreis von mehreren Kilometern zerbarsten Fensterscheiben. Wie der Öldepotmitarbeiter Malcolm Stewart dem Sender BBC sagte, hatte sich zum Zeitpunkt der Explosionen höchstens ein Dutzend Arbeiter auf dem Gelände aufgehalten. Zunächst war von 4 Schwerverletzten die Rede. Später wurden ein Schwerverletzter und 45 leichtverletzte bestätigt. Das es keine Todesopfer zu beklagen gibt, bezeichnete der Polizeichef der Grafschaft Hertfordshire als "Wunder". Die Rauchwolke über dem brennenden Gelände war dermaßen dicht und groß das sich sogar in London das Tageslicht verdunkelte.
In den Tagen nach der Explosion zog eine riesige Dunkle Wolke über fast ganz Südengland. Auf Satellitenbildern war zu sehen, dass sich die Rauchsäule auf einer Strecke von rund 120 Kilometern über Südengland in Richtung Frankreich ausbreitete. Wahrscheinlich sei das sich die Wolke über die französischen Atlantikküste auf Nordspanien zubewegen und sich schließlich über dem Atlantik auflösen werde. Die Leiterin des Gesundheitsamts der betroffenen Grafschaft Hertfordshire, Jane Halpin, sagte, der Rauch bestehe wahrscheinliche aus Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Gesundheitliche Beeinträchtigungen größeren Ausmaßes seien nicht bekannt geworden. Entgegen ersten Befürchtungen gab es keine Hinweise darauf, daß der Qualm giftig sein könnte oder die Partikel auf die Erde niedergehen könnten. "Im Moment sieht es so aus, als ob es sich überwiegend um Ruß handelt", sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Nach Angaben des britischen Vize-Premierministers John Prescott sei der Rauch aber nicht giftig, könne aber bei gebrechlichen und älteren Menschen zu Atembeschwerden führen.
Obwohl britische Politiker vor einer Hysterie warnten, kam es an Tankstellen im ganzen Land zu Hamsterkäufen. Auch die Ölindustrie versuchte beschwichtigend zu wirken und versicherte, dass es keine Benzinknappheit geben werde.
Insgesammt wurden zur Feuerbekämpfung 600 Feuerwehrleute eingesetzt. Eine Autobahn die an das depotgelände anschließt wurde für den öffentlichen Verkehr geschlossen um den reibungslosen nachschub an Helfern, Löschmaterial und Technik zu gewährleisten. Insgesamt 250 000 Liter Löschschaumkonzentrat wurden aus allen Ecken Großbritanniens nach Hemel Hempstead gebracht. Bei der Eindämmung der Flammen setzte Großbritannien erstmals neuartige Ausrüstungen zur Bekämpfung von Explosionsstoffen ein, die im Rahmen der Terrorismusbekämpfung nach dem 11. September 2001 angeschafft worden waren. Die Geräte zur Erzeugung eines Spezialschaums seien in verschiedenen Teilen des Landes stationiert gewesen und so rasch wie möglich an den Katastrophenort gebracht worden, erklärte Roy Bishop, stellvertretender Feuerwehrchef von London.
Obwohl die Feuerwehr Gestern (14. Dezember 2005) meldete, dass das Feuer "vollständig gelöscht" sei brach heute Abend in mindestens einem Öltank wieder Feuer aus.
Apokalyptische Assoziationen
"Dies ist das größte Feuer dieser Art in Großbritannien und Europa in Friedenszeiten, mit dem wir es je zu tun hatten. Wir wissen noch nicht mal, wie die Hitzeströme auf den Schaum wirken. Sie könnten ihn glatt pulverisieren", sagte Roy Wilsher, Feuerwehrchef von Hetford. "Es war wie der Tag des Jüngsten Gerichts, als wären wir plötzlich in einem Brennofen", berichtete Anwohner Richard Ayres dem BBC-Fernsehen. Eine ebenfalls in der Nähe lebende Reporterin der BBC sagte: "Wir dachten als erstes an einen Flugzeugabsturz und rannten wie viele unserer Nachbarn auf die Straße." "Ich wachte auf und dachte, so muss sich ein Erdbeben anfühlen", sagte die 90-jährige Hilary Talbot-Ponsonby aus dem nahe gelegenen Berkhamsted.
Explosionsursache unklar und wohl auch nicht mehr rekonstruierbar
Die britische Polizei hatte schon in den ersten Stunden nach der großen Explosion verlautbart das es sich um einen "Unfall" handle. Wie die britische Polizei das ohne Untersuchung feststellen konnte bleibt unklar. Eine vollständige Aufklärung der Explosionsursache wird wohl nie möglich sein, dazu sind die Zerstörungen zu groß.
"Nach allen verfügbaren Informationen müsse von einem Unfall ausgegangen werden", erklärte der stellvertretende Premierminister John Prescott am Montag (12. Dezember 2005) vor dem Unterhaus. Zur genauen Klärung der Ursachen werde "in Kürze eine gründliche Untersuchung eingeleitet", sagte Prescott. Zugleich dankte er der Feuerwehr, der Polizei und den örtlichen Behörden für deren "wundervollen" sowie "raschen und und effizienten" Nothilfeeinsatz.
Viele Anwohner waren zunächst von einem Flugzeugabsturz ausgegangen. Wie Augenzeugen berichteten, wurde das Treibstofflager zunächst von einer grossen Explosion erschüttert, die noch 60 Kilometer vom Unglücksort entfernt zu hören war. Danach habe es noch drei kleinere Explosionen gegeben. Ein Mitarbeiter einer Zuliefererfirma des Total-Konzerns soll dagegen einige Wochen vor der Explosion auf ein Leck an einem der Öltanks aufmerksam gemacht haben. Pressesprecher des Konzerns bezeichneten diese Aussage als "Gerücht" das lediglich von Mitarbeitern eines konkurierenden Konzerns ausgesetzt wurde. Massenmedien berichteten auch von einer Videobotschaft Al-Qaidas das nur vier Tage vor der Explosion im Internet "aufgetaucht" sei, in der zu Angriffen auf solche Tanklager aufgefordert wurde. Auf Web-Sites oder den genauen Wortlaut der Botschaft wurde nicht eingegangen.
Die Explosion von Buncefield erinnert besonders an ein ganz ähnliches Geschehen im März 2005: Bei einer Explosion innerhalb der drittgrößten Ölraffinerie der USA nahe der Stadt Texas City (ca. 60 km südl. von Houston) am Golf von Mexiko waren mindestens 15 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. Die Explosionsursache blieb ebenso "unklar" wie jetzt in Buncefield. Ein Anschlag wurde von den amerikanischen Behörden ebenfalls "ausgeschlossen". Die Raffinerie in Texas City wurde vom Öl-Konzern BP betrieben.
Presseberichte:
http://www.nachrichten.ch/kolumne/228765.htm
http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=1E1546EC-60CF-2062-F42AECD4FF272193
Fotos und Satellitenaufnahmen des Unglücks:
http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/63/78/70/6378706.html
Die Explosion in Texas City:
http://www.zeit.de/2005/13/explosion
http://www.feuerwehr-weblog.de/archives/2005/03/texas_city_alra_1.html
Ein ähnlicher Fall, wieder nahe Houston, aus dem Jahr 2004:
http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht...WB_02_2004/Unfall_Baytown/unfall_baytown.html