deutsche kultur

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Kultur ist - egal wo - erst mal ein Bezugsrahmen.

Quasi ein kleinster gemeinsammer Nenner einer Gruppe.
Wobei die Mitglieder der Gruppe natürlich auch gleichzeitig (Schnittmengen) Mitglieder anderer Gruppen sein können und dort eine andere Kultur praktizieren.

Wo Tiere einen Instinkt haben der ihnen sagt was innerhalb der Gruppe "geht" und was nicht, haben wir diesen Instinkt durch eine Kultur ersetzt.

Sie sagt uns wo innerhalb einer Hirarchie wie stehen und wie wir uns verhalten sollen. Schon als Kind wird einem dann eingeimpft:
Das macht "man" nicht oder das ist halt so - das war schon immer so.

Den Begriff Kultur auf Sprache, Essen, Automobilbau, Dichten und Denken usw zu reduzieren find ich zu kurz gedacht.

Das sind eher kulturelle Leistungen die in verschiedenen Epochen verschiedene Bewertungen erfahren.

Kaspar David Friedrich z.B. ist ein allseits anerkannter und beliebter Künstler - auch heute noch. Würde er aber heute leben und genau so malen, dan wäre er bestenfalls ein Kitschpostkartenmaler.

Das selbe gilt für Göthe, Schiller, Grillparzer usw.
Auf dem heutigen "Literaturmarkt" hätten die keine Chance mehr.

Das Problem der BRD ist, daß sie sich vom ersten Tage an nur durch eines definiert hat, die Opposition zum 3. Reich.

War etwas bei den Nazis verboten, war es in der BRD pauschal gut und vice versa.

Diese Haltung ließ natürlich viele Löcher offen. Diese "Leestellen" wurden von den Kulturen besetzt die "das Zeug" hatten sie zu besetzen.

Ironischerweise schließt sich hier ein (Teil)Kreis.

Hatten die Nazis doch - im Sinne von Darvins "Survival of the fitest" - es als ein Naturgesetz propagiert, daß die jeweils stärkere Kultur nicht nur das Recht sondern sogar die Plicht hätte, sich auch in Fremdgebieten durchzusetzen.
 

Jay-Ti

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Die deutsche Sprache ist nichts gottgegebenes. Nichts absolutes. Der Duden wurde uns nicht über den Himmel gereicht.
Ich sehe die deutsche Sprache nicht als etwas schützenswertes an. Warum auch? Sprachen sind stets im Prozeß gewesen, und werden es immer sein. Das Deutsche ist gewachsen, und nun, 2006, ist es kein Fertiges. Es wird sich weiter verändern (Stichwort: Eurolinguistik).
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie sich bestimmte Leute gegen diesen natürlichen Ablauf wehren. Das ist, als stelle sich einer hin und wünschte, die Erde solle aufhören sich zu drehen.

Zur Kultur. Persönlich weiß ich bei all den Subkulturen, welche die Lebensbereiche des Einzelnen viel eher prägen, und oftmals global sind, nicht, was ich als spezifisch deutsche Kultur bezeichnen soll.
Kultur ist niemals Vergangenes, sondern stets der Bereich, der uns hier und jetzt prägt. Goethe kann deutsche Kultur sein, würden die Menschen der heutigen Zeit in im spürbaren Maße verwerten. Ansonsten ist er einfach nur Kulturgut.
Eine deutsche Kultur, gegenüber europäischen Ländern etc., herauszufiltern, gestaltet sich daher ungemein schwieriger als angenommen. Lediglich VIPs (ich liebe dieses Wort! YEAH!) der Vergangenheit aufzuzählen bringt einen nicht weiter (und ist meiner Meinung nach falsch). Zumal daber gerne Menschen zwangsrekrutiert werden, welche sich selber nicht als Deutsche sahen (Einstein) oder die zu einer Zeit lebten, da es noch kein Deutschland gab (Brd. Grimm).
 

the_midget

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shechinah schrieb:
Hatten die Nazis doch - im Sinne von Darvins "Survival of the fitest" - es als ein Naturgesetz propagiert, daß die jeweils stärkere Kultur nicht nur das Recht sondern sogar die Plicht hätte, sich auch in Fremdgebieten durchzusetzen.

Hmm den Gedanken Darwin auf Kultur anzuwenden hatte ich noch gar nicht, vor allem deshalb, weil für mich Kultur zunächst mal alles ist, was nicht natürlich ist. Das Gegenteil von Natur ist künstlich und ich meine damit "vom Menschen geschaffen", im Unterschied zu natürlich (also wild) gewachsen, genetisch bedingt oder ähnliches. Was ich außerdem aus der Kultur ausklammern würde, sind Notwendigkeiten. Dinge, die so sind wie sie sind, aber eben nicht mehr als das. Kultur ist immer etwas, das mehr ist als blosse Notwendigkeit. Nahrungsaufnahme zum Beispiel ist notwendig, aber Essen ist Kultur.

Mit dieser Kulturauffassung fällt es mir schwer, Kultur von einer Abstammung oder Herkunft abhängig zumachen, jedenfalls in einem biologischen Sinne. Somit fällt es mir auch schwer von einer deutschen Kultur zu sprechen oder zu denken. Aber der Begriff "Deutsch" bezieht sich ja nicht nur auf die Abstammung im biologischen Sinne.

Die Werke von Schiller, Goethe etc... z.B. sind deutsche Beiträge zur Kultur. Sie gehören aber nicht nur den Deutschen. Gerade weil sie über deutsche Grenzen hinaus geschätzt und anerkannt sind, sind "wir" ja auch stolz auf sie.

Mein Kulturbegriff ist recht weitgefasst, es ist schwer bestimmte Dinge davon abzugrenzen, das wird auch hier in den Beiträgen deutlich: Es gibt Traditionen, Werte, Sitten und Bräuche, Mentalitäten und bestimmte Eigenheiten bestimmter Völker. Diese werden dem jeweiligen Volk teils zugeschrieben, teils sind sie auch ein Hilfsmittel eines Volkes oder einer Volksgruppe, sich selbst zu definieren - und eine Definition beinhaltet immer eine Abgrenzung.

Kultur schafft also einerseits Grenzen nach außen und andererseits verbindet sie Menschen miteinander. Kultur ist sowas wie ein Massengedächtnis, in ihr werden geistige, technische und wissenschaftliche Errungenschaften, Normen und Werte, Bräuche und Traditionen über die Lebenspanne einer Generation hinweg erhalten.

Ein wichtiger Zugang zu einer Kultur ist die Sprache. Sprache ist das Medium mittels derer Kultur erhalten und weitergegeben (aber auch verändert wird). Natürlich kann man sich an der Schönheit eines Gemäldes auch erfreuen ohne die Sprache des Malers zu sprechen, seine Bedeutung zu erfassen ist ohne Sprache jedoch kaum möglich, zumindest wenn man erfassen will, welche Bedeutung es in dem kulturellen Rahmen hat, in welchem es entstanden ist und seine Bedeutung erlangt hat.

Insofern war Sprache bisher auch etwas, daß eine Grenze zwischen Kulturen geschaffen und aufrechterhalten hat. Eine weitere Grenze die einen kulturellen Austausch verhindert hat, waren früher räumliche Distanzen. Wer eine fremde Kultur kennenlernen wollte, musste in bestimmte Gebiete reisen, wo diese Kultur vorherrscht. Gleichzeitig werden die Eigenheiten der eigenen Kultur besonders deutlich, wenn man sie mit fremden Kulturen konfrontiert sieht. Das war lange Zeit nur einigen Auserwählten vergönnt. Der größte Teil eines Volkes blieb meist lebenslang da wo es geboren ist, und bekam kaum Gelegenheit andere Kulturen kennenzulernen.

Heutzutage hat sich das radikal verändert, und es verändert sich weiter, einen wesentlichen Beitrag dazu leisten neben der Tatsache, daß es heute wesentlich leichter ist in andere Länder zu reisen, die Medien. Denn Medien vermitteln kulturelle Inhalte und Bedeutungen. Sei es in Form von Sagen, Märchen und Liedern (wobei da eben die Sprache das Hauptmedium war), in Form von Literatur, Journalismus, in Filmen, TV Sendungen bis hin zur globalen Vernetzung mittels Internet wie wir sie heute haben.

Im Zuge dieser immer weiter zunehmenden Vernetzung findet ein reger Austausch zwischen den Kulturen statt. Die Errungenschaften der einen Kultur werden in die Sprache vieler anderer übersetzt. Auch die räumlichen Begrenzungen dieses Kulturaustausches werden aufgeweicht. Die Bedeutung von nationalen Grenzen nimmt ab. Europa wächst zusammen (oder versucht es zumindest), immer öfter sprechen wir von der westlichen Zivilisation insgesamt, wenn "wir" uns vom Rest der Welt abgrenzen wollen.

Diejenigen, die behaupten "Multi-Kulti" sei gescheitert, meinen in Wahrheit meist auch genau jene Abgrenzung zwischen der westlichen Kultur und "den anderen". Wie hier schon häufig gesagt wurde, ist unsere Kultur heute ein Konglomerat aus vielen Kulturen. Einflüsse aus vielen Kulturen prägen heute unseren Alltag, unsere Lebenswirklichkeit und die Begriffe in denen wir denken. Die wissenschaftlichen Errungenschaften eines Volkes gehören nicht mehr nur diesem einen Volk, sie werden geteilt. Genau so verhält es sich mit anderen Kulturinhalten wie Literatur, Film, Musik bis hin zu Werten und Normen oder so alltäglichen Dingen wie die Nahrungsaufnahme. Insofern kann man sagen, daß "Multi-Kulti" sehr wohl funktioniert und schon längst etabliert ist, nämlich in der westlichen Kultur.

Insofern erscheint es mir als rückständig sich nun nachträglich gegen all diese Einflüsse abschotten zu wollen und von der deutschen Kultur als etwas zu sprechen, das gegen andere Kulturen verteidigt und geschützt werden muss.

Was richtig ist: die kulturellen Errungenschaften eines einzelnen Volkes sollten bewahrt werden und nicht vollends in Vergessenheit geraten. Dazu gibt es Museen, Bibliotheken und andere Einrichtungen. Der Grund warum man sie bewahren muss, liegt darin, daß sie für unsere praktische Lebensführung keine Bedeutung mehr haben, nicht darin, daß sie von anderen Kulturen absorbiert oder gar zerstört werden. Um aber die Eigenheiten der eigenen Kultur überhaupt erkennbar zu machen, bedarf es der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen. Erst vor diesem Hintergrund werden sie für uns selbst sichtbar. Deshalb ist es leichter zu sagen was Kultur nicht ist als zu sagen was Kultur ist.

Mit anderen Worten: Kultur verändert sich, weil sich unsere Welt verändert. Es ist überlebensnotwendig für die Kultur sich diesen Veränderungen zu stellen und sie gegenüber den Erfordernissen der heutigen Welt zu öffnen. Einige Teile werden im pragmatischen Sinne überflüssig und somit zu Traditionen und Bräuchen, andere erweisen sich als wertvoll und treten in den Austausch mit anderen Kulturen ein.

Ein starres Festhalten an einer Kultur oder ihren Inhalten führt hingegen früher oder später zu ihrem Aussterben. Rigide Kultur kann nicht in andere Kulturen einfliessen, sie leistet keinen Beitrag zu einer volks- und nationalitätsübergreifenden Verständigung. Die ist aber notwendig, wenn wir weiter relativ friedlich und in Wohlstand miteinander auskommen wollen.

Was der deutsche Beitrag zur Weltkultur in Zukunft sein wird, wird sich zeigen.



So das ist wohl der allerlängste Beitrag, den ich hier je geschrieben habe. hatte ich eigentlich gar nicht vor so viel zu schreiben. Denen, die bis zum Ende meines Beitrages durchgehalten haben, danke ich fürs Lesen.


gruß

midget
 

Wanderer

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Winston_Smith schrieb:
übrigens find ich die amerikanisierung der bundesrepublik auch grusewlig....jedoch klingt wer sowas fordert gleich nach nazi... das is das problem hierzulande

Das hat nix mit Nazivorwurf zu tun. Aber wer von einer "Amerikanisierung" der Bundesrepublik redet, muß auch von einer:

- Französisierung reden, nur weil es im Sky-Markt 80% Französische Weine gibt.
- Japanisierung reden, weil jede Kleinstadt auf einmal nen Sushiladen haben muß.
- Mexikanisierung reden, weil jede zweite Disko Tequila-Nächte veranstaltet.
- Belgisierung reden, weil es an jeder Ecke ne Pommesbude gibt.
- Türkisierung reden, weil in Deutschland mehr Döner als Hamburger oder Bratwürste gegessen werden.
- Engladisierung reden, weil Fußball Nationalsport nummer 1 ist.
- Tschechisierung reden, weil unser Bier nach "Pilsener" Art gebraut wird.

usw.

Viele Kulturen haben Einfluß auf unsere. Sobald aber ein Cola-Atomat an der Ecke steht, ist dies der Untergang unserer Kultur.

ws

Den letzten zwei Punkten muss ich wiedersprechen.
[gelehrsam tun ein]
Pilsen war mal deutsch ^^ :twisted:
Fussball haben nicht unbedigt die Engländer erfunden. Schon die Chinesen vor 2000 Jahren kannten das Spiel. Die heutige Form wurde in England entwickelt aber gegen Steine/Bälle treten die Menschen schon länger.
[/gelehrsam tun aus]
 

holo

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Wanderer schrieb:
Fussball haben nicht unbedigt die Engländer erfunden. Schon die Chinesen vor 2000 Jahren kannten das Spiel. Die heutige Form wurde in England entwickelt aber gegen Steine/Bälle treten die Menschen schon länger.
Och, da will ich auch mal eine Runde einlegen, weil heute Donnerstag ist und die Sonne scheint: ;-)
Bei den Maja spielten sie auch Ball - mussten durch einen Ring treffen. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass die Verlierermannschaft hingerichtet wurde - war vor circa 1500 Jahren.
guckst du

Gruß
Holo
 

agentP

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Hatten die Nazis doch - im Sinne von Darvins "Survival of the fitest" - es als ein Naturgesetz propagiert, daß die jeweils stärkere Kultur nicht nur das Recht sondern sogar die Plicht hätte, sich auch in Fremdgebieten durchzusetzen.
Daß eine "kulturelle Evolution" stattfindet, diese Erkenntnis an sich braucht keinen Nazi, sondern nur einen Anthropologen. Und das was die Nazis bzw. die Sozialdarwinisten im Allgemeinen propagiert haben war sicher nicht im Sinne von Darwins Theorie, sondern eine eklatante Pervertierung derselben.
Jedenfalls scheint schlechtes Englisch keinen evolutionären Druck zu erzeugen, sonst würde sich die Fehlübersetzung von "the fittest" als "der, die, das Stärkste" wohl nicht so hartnäckig halten.

Was Turnschuhe angeht, könnte ich schwören, daß mein Vater schon vor dem Krieg welche hatte
Natürlich. Die Converse All Star Basketballschuhe ("Chucks") wurden z.B. schon 1917 erfunden und sehen heute noch beinahe genauso aus wie damals:
Converse_Chucks_shoes_black_with_flames.jpeg
 

Ein_Liberaler

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Jay-Ti schrieb:
Ich sehe die deutsche Sprache nicht als etwas schützenswertes an.

Ich schon. Mir schmeckt es gar nicht, wie gerade Leute, die ihr Geld mit der Sprache verdienen, speziell Radio- und Fernsehmoderatoren, die deutsche Grammatik verhunzen. Futur, Imperfekt, Genitiv und Dativ sind ja schon so gut wie abgeschafft.

Persönlich weiß ich bei all den Subkulturen, welche die Lebensbereiche des Einzelnen viel eher prägen, und oftmals global sind, nicht, was ich als spezifisch deutsche Kultur bezeichnen soll.

So sehe ich das auch. Es gibt eine westlich-europäische Kultur und jede Menge internationale Subkulturen. Auf nationaler und regionaler Ebene sehe ich eher Bräuche.

Zumal daber gerne Menschen zwangsrekrutiert werden, welche sich selber nicht als Deutsche sahen (Einstein) oder die zu einer Zeit lebten, da es noch kein Deutschland gab (Brd. Grimm).

Seit wann gibt es denn Deiner Ansicht nach Deutschland? Otto der Große war dann wohl Kaiser von China?

@ midget: Sehr schöner Beitrag!

Nachtrag @ Winston_Smith:

Das T-Shirt ist übrigens auch eine englische Erfindung. Angeblich sollen englische Matrosen, die Königin Victoria zu einem Flottenbesuch rudern mußten, als erste den Befehl bekommen haben, an ihre Unterhemden Ärmel zu nähen, um der empfindsamen Monarchin keine schockierenden Einblicke zu gewähren.
 

agentP

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Seit wann gibt es denn Deiner Ansicht nach Deutschland? Otto der Große war dann wohl Kaiser von China?
Wenn ich mich recht erinnere war der Kaiser des "Heiligen Römischen Reichs". Der Zusatz "deutscher Nation" kam erst im 15. Jhdt. ins Spiel. Aber auch darüber hinaus glaube ich ehrlichgesagt nicht, daß ein Hesse, Sachse oder Bayer, der noch in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. ausgewandert ist zwangsläufig auf die Idee gekommen wäre zu sagen, er stamme aus Deutschland. Insofern denke ich hat Jay-Ti da schon recht, auch wenn man natürlich irgendwelche Jahreszahlen, Schlachten und Verträge symbolisch zum Stichereignis stempeln kann.
 

agentP

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vonderOder schrieb:
also wenn ich mal den Ami Ron Williams zitiren darf: 'in America hat eigentlich keine Kultur. man dar nicht den 'Big Apple' New York, San Francisco oder Bosten mit America vergleichen... and in Texas, is it a little."
Was ist das denn für eine sinnfreie Aussage? Man darf auch nicht Berlin oder Hamburg mit Deutschland vergleichen. Logisch. Das eine sind Städte, das andere sind Länder. Genauso könnte man die sprichwörtlichen Äpfel und Birnen vergleichen. Folgt daraus jetzt, daß Deutschland auch eigentlich keine Kultur hat?
Manchmal weiss ich ich nicht worüber man sich mehr aufregen soll: Über Leute, die so etwas absondern oder über Leute, die so etwas unreflektiert weiter geben.
 

Ein_Liberaler

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Wenn ich mich recht entsinne, war zu Ottos Zeiten sogar noch vom "regnum francorum" die Rede. :wink:

Aber die Ansicht, daß es im 19. Jahrhundert noch kein Deutschland gegeben hätte, halte ich denn doch für sehr übertrieben.
 

_Dark_

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@holo

das spiel der maya war ja gerade kein fußballspiel, sondern ein hüft-/po-/ellenbogenspiel.
habe ich erst am sonntag auf phönix gesehen :wink:

noch ot: ich gehe nicht nach berlin, das war nur ein beispiel.. ich geh aber zum studieren 90%ig weg aus meiner geliebten provinzstadt und auch aus D..
der berg ruft :wink:


shechina schrieb:
Auf dem heutigen "Literaturmarkt" hätten die keine Chance mehr.
naja, wenn du absoluten werke nimmst, wahrscheinlich nicht.. aber wenn du den einfluss und die relative revolution, die durch die titel/gemälde ausgelöst wurde, dann aber sicher.. wobei, heute wäre der großteil der leute wahrscheinlich genauso wie damals nicht fähig das ganze zeugs als das zu erkennen, was es ist..
 

Jay-Ti

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Aber die Ansicht, daß es im 19. Jahrhundert noch kein Deutschland gegeben hätte, halte ich denn doch für sehr übertrieben.

Ja, Ende des 19. Jh. dann schon. Ab Bismarck würde ich sagen. Jedoch nicht zur Zeit der Brüder Grimm.
 

agentP

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Vielleicht wäre erstmal zu klären, wie man hier Deutschland definiert. Als Sprach- und Kulturraum würde ich sagen gab es Deutschland schon früher, als Nation oder Staat sicher nicht.
 

vonderOder

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agentP schrieb:
vonderOder schrieb:
also wenn ich mal den Ami Ron Williams zitiren darf: 'in America hat eigentlich keine Kultur. man dar nicht den 'Big Apple' New York, San Francisco oder Bosten mit America vergleichen... and in Texas, is it a little."
Was ist das denn für eine sinnfreie Aussage? Man darf auch nicht Berlin oder Hamburg mit Deutschland vergleichen. Logisch. Das eine sind Städte, das andere sind Länder. Genauso könnte man die sprichwörtlichen Äpfel und Birnen vergleichen. Folgt daraus jetzt, daß Deutschland auch eigentlich keine Kultur hat?
Manchmal weiss ich ich nicht worüber man sich mehr aufregen soll: Über Leute, die so etwas absondern oder über Leute, die so etwas unreflektiert weiter geben.
hier gehen die meinungen ja schon auseinandergehen beim thema kultur. vielleicht sieht Ron Williams als kultur in Amerika nur das große, wie z.B. New York Philharmonic Orchestra, Boston Symphonie Orchestra, San Francisco Symphonie Orchestra etc. und nicht das 'kleine', das er dann vielleicht mal grad als volkskunst bezeichnet.
ich fand die meinung von Ron Williams auch nicht grad toll, aber deshalb habe ich sie vielleicht auch im kopf behalten.
 

agentP

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Mag schon sein, aber Kleinstädte haben auch in Europa in der Regel keine weltberühmten Orchester. Abgesehen davon gehört Volkskunst imho definitiv zur Kultur. Warum auch nicht?
Für mich hört sich das Zitat eher so an, als versuchte da ein amerikanischer Entertainer, der in Deutschland Karriere gemacht hat sich bei seinem deutschen Publikum lieb Kind zu machen, indem er das beliebte, wenn auch flache Klischee von den "kulturlosen Amerikanern" bedient.
 

Ein_Liberaler

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Ich halte die Ottonenzeit eigentlich nicht für den schlechtestmöglichen Vorschlag für die Entstehungszeit Deutschlands, auch wenn man es damals noch nicht so nannte. Damals hörte man auf, das Reich als eine Art Familienbesitz zu betrachten, den man vererben, teilen und wiedervereinigen konnte, wie die adlige Kindersterblichkeit es eben ergab. Die Sachsenherzöge übernahmen das ganze ostfränkische Reich, statt einfach abzufallen, das Westfrankenreich konnte nicht wieder angeschlossen werden.

Das großartig so genannte römische Reich war dann spätestens seit Maximilian eigentlich ein deutsches, und nach seinem Untergang dauerte es nicht lange, bis Deutscher Bund und Zollverein ihm nachfolgten.

Und eine Nation kann es natürlich geben, ohne daß es einen entsprechenden Einheitsstaat gibt.

Goethe schrieb:
Mir ist nicht bange, daß Deutschland nicht eins werde; unsere guten Chausseen und künftigen Eisenbahnen werden schon das ihrige tun. Vor allen aber sei es eins in Liebe untereinander, und immer sei es eins gegen den auswärtigen Feind. Es sei eins, daß der deutsche Taler und Groschen im ganzen Reich gleichen Wert habe; eins, daß mein Reisekoffer durch alle sechsunddreißig Staaten ungeöffnet passieren könne. Es sei eins, daß der städtische Reisepaß eines weimarischen Bürgers von den Grenzbeamten eines großen Nachbarstaates nicht für unzulänglich gehalten werde, als der Paß eines Ausländers. Es sei von Inland und Ausland unter deutschen Staaten überhaupt keine Rede mehr. Deutschland sei ferner eins in Maß und Gewicht, in Handel und Wandel und hundert ähnlichen Dingen, die ich nicht alle nennen kann und mag.

Wenn man aber denkt, die Einheit Deutschlands bestehe darin, daß das sehr große Reich eine einzige große Resistenz habe, und daß diese eine große Residenz, wie zum Wohl der Entwickelung, einzelner großer Talente, so auch zum Wohl der großen Masse des Volkes gereiche, so ist man im Irrtum.

Weiter hier.
 

Benkei

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Von Synonym-Marken und Einheitskultur

Winston_Smith schrieb:
Inwiefern schadet denn ein McD-Laden der deutschen Kultur mehr, als der Döner, der Chinese, der Grieche an der Ecke?
[...]
Wo liegt der genaue Nachteil für Dich, wenn Du zu Starbucks gehst und nicht zum Espresso-Italiener?
Ein McD-Laden (oder Starbucks) schadet der deutschen Kultur selbstverständlich nicht. Aber der Unterschied ist ja, dass es McD (oder Starbucks) in nahezu jedem größeren Kaff weltweit gibt (oder bald geben wird). Der Döner-Mann, Chinese, etc. ist zumeist ein Familienbetrieb der nur lokal vertreten ist und so nur geringen Einfluss auf die Kultur nehmen kann. Er bietet wohl eher etwas Abwechslung zur althergebrachten Küche.

Hinter McD steckt längst kein "Mensch" mehr. McD steht für eine Marktstrategie deren Ziel es ist den globalen Markt zu beherrschen und zu vereinheitlichen. Von geringem Einfluss kann hier (leider) keine Rede mehr sein.

Winston_Smith schrieb:
Wenn ich einen Bacardi-Cola trinke, ist dies schlechter für unsere Kultur, als ein Vodka-Red-Bull?
Bacardi ist ebenso wie Coca Cola ein Markenname der zum Synonym für eine Produktgattung geworden ist (Bacardi=Rum; Coce=Cola; gilt natürlich auch für Red Bull als Energy-Drink). Marktwirtschaftlich absolut erstrebenswert, aber was die kulturelle Identität und Vielfalt anbelangt in meinen Augen schädlich. Mit dererlei Entwicklungen werden kleinere Marken oder sogar ganze Sorten vom Markt gedrängt was zur Vereinheitlichung führt.

Auf dem Wodka-Markt ist zwar weltweit Smirnoff (Hauptbrennerei in den USA) führend, allerdings absolut nicht in der Weise wie Bacardi den Markt beherrscht. So bestellt man (sofern geschmacklich so veranlagt) in einer Bar ja auch einen "Screw-Driver" oder "Vodka-Orange" und nicht einen "Smirnov-Orange"; Wodka-Marken gibt´s weltweit, und sogar hierzulande, wie Sand am Meer.
Der gewöhnliche "Cuba-Libre"-Trinker geht aber davon aus dass er einen Bacardi-Coce bekommt, sofern er nicht gerade in der Karibik Urlaub macht. Versuch´ mal jemandem, der hierzulande einen "Cuba-Libre" bestellt einen Appleton-Special mit Afri-Cola zu verkaufen - der Käufer wird nicht kaufen, wenn nicht gar schlimmeres passiert.

Natürlich ist das alles Geschmacksache und wenn die Mehrheit der Konsumenten auf "seelenlosen Fastneutralsprit" steht und durch diesen Geschmack charaktervolle Drinks vom Markt verschwinden, dann muss es wohl so sein.
Persönlich sehe ich den Konsum von Bacardi als absolut politisch unkorrekt an, aber dass ist eine andere Geschichte (OT). ´Ne Coce fügt sich oft gut in meinen Bourbon (dies ist übrigens mal ein amerikanisches Kulturgut :wink: ) ein, allerdings kriege ich das Zeug ohne Whisky oder Rum (dunklen Rum; Brugal oder Havanna Club) nicht durch den Hals.

Vielleicht liegen meine Bedenken gegen die weltweite Entwicklung zur US-Amerika- begründeten Einheitskultur aber auch einfach nur an persönlichen Werturteilen und meiner Überzeugung, dass nur Konkurrenz den Preis und die Qualität reguliert. Auch die Möglichkeit, noch eine (Marken- bzw. Sorten-) Auswahl treffen zu können empfinde ich als einen absolut schützenswerten Zustand.

Aber sei´s drum! Der Konsument (=wir alle) habens in der Hand!
 

agentP

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Also ich weiss ja nicht: Bacardi ist für Rum, was Johnny Walker für Scotch oder Jack Daniels für Bourbon ist: Ein relativ preisgünstiges Produkt für den Massenmarkt. Daneben existieren nach wie vor hunderte von Marken für den Liebhaber und denen konnte bisher die Massenware nichts anhaben. Wer seinen Bourbon oder Rum mit Cola verpanscht und danach eh keinen Unterschied mehr schmeckt, der wird nicht 30€ in eine Flasche Elijah Craig investieren oder 40€ in eine Flasche Clément-Rum. Wobei mir schon klar ist, daß man für Whisk(e)y und Rum locker noch mal ein vielfaches loswerden kann.
Ich persönlich finde jaeher, daß die Asuwahl z.B. an guten Whiskeys in den letzten Jahren eher besser geworden ist. Früher musste ich für eine Flasche Lagavulin 60km nach München fahren, heute bekomme ich sie in jedem halbwegs sortierten Getränkemarkt.
 

holo

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agentP schrieb:
Wer seinen Bourbon oder Rum mit Cola verpanscht und danach eh keinen Unterschied mehr schmeckt, der wird nicht 30€ in eine Flasche Elijah Craig investieren oder 40€ in eine Flasche Clément-Rum.
(...)Früher musste ich für eine Flasche Lagavulin 60km nach München fahren, heute bekomme ich sie in jedem halbwegs sortierten Getränkemarkt.
Akazien-/Grunewaldstraße gab es doch diesen Whisk(ey)laden mit gutem Sortiment. Der Laden in der Brunowstraße hat ja leider geschlossen.
Guten Whisk(e)y pur zu genießen bedeutet auch, eine Kultur zu wahren.

Gruß
Holo
 

Benkei

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etwas OT, aber nicht ganz .-)

Zwischen Johnnie oder Jack einerseits und Bacardi andererseits sehe ich schon einen Unterschied, ist aber vielleicht Ansichtssache.

Lagavulin würde sicherlich niemand bei Verstand mit Coce verpanschen. Aber derzeit bekommt man den (zumindest bei mir in der Gegend) kaum noch im Fachhandel; aus den Supermärkten in denen es den mal gab ist er hier ganz verschwunden - Liefer- und Produktionsengpass der Distillery wurde verlauten lassen. Naja, ich für meinen Teil bevorzuge auch Laphroaig wenn ich die Wahl zwischen diesen beiden Islay´s hab (weshalb ich nicht selten ein Kopfschütteln ernte :wink: )

Aber Spass beiseite, :offtopic: ,
obwohl ich Whisk(e)y sicher als Kulturgut ansehe.
 

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