Clownsträne

Gwen

Geselle
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10. April 2002
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95
Clownstränen

Hinter der großen Bühne steht ein kleiner Clown,
Dessen Hand vor Lampenfieber bebt.
Auf der Welten Bretter, mag er sich gar nicht traun,
Als plötzlich sich der Vorhang hebt.


Rote Lippen, rote Nase, weiße Schminke im Gesicht,
Und die Haut wie Kalkstein fahl.
Geblendet` Augenpaar, blickt in gleißend helles Licht,
Stille ergreift den großen Saal.


Tausend wilde Späße, schlagen im Geiste Purzelbaum,
Die Zunge stolpert über manches Wort.
Die Hitze im Saal, spürt er vor eigener Kälte kaum,
Weit wünscht er sich fort von diesem Ort.


Er tanzt im Reigen, läßt lustige Lieder erklingen,
Zaubert aus dem Hut `nen bunten Papagei,
Dem er einstmals versuchte das Sprechen beizubringen;
Er jongliert mit Tellern, eins, zwei, drei.


Doch niemand zeugte ihm Applaus, oder schmunzelte nur.
Erst als die Teller nacheinander brachen
Und des Peines Röte sein fahles Gesicht durchfuhr,
Fingen die Ersten herzlich an zu lachen.


Seinen Traum sieht er in Scherben auf den Brettern liegen,
Der Schmerz erdrückt den kleinsten Spaß.
Und Tränen, die aus seiner Seele in starre Augen stiegen,
Verklären seinen Blick, wie falsches Brillenglas.


Das Klirren der Teller vermocht` nicht lang` zu übertönen
Lautes Geschrei und derbes Zungenspiel,
Das nicht müde wurde, den kleinen Clown zu verhöhnen,
Dessen Knie in die spitzen Scherben fiel.


So sank er weinend zu seinem Traum am Boden
Und in seiner Träne spiegelt sich,
Das Antlitz seiner Fleisch gewordenen Anekdoten:
Sein künstlich lächelndes Gesicht.

Björn Kluge
 
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