Akademie und Realität

Gossenphilosoph

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Hallo erstmal,

ich möchte gerne die Frage diskutieren ob nur jene Menschen einen wichtigen Beitrag zur Philosophie leisten können die es an einer Universität studiert haben ?
Sind Menschen die an einer Universität studiert haben , sicher das das erworbene Wissen immer richtig und der Realität entsprechend ist ?
 

_Dark_

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ich möchte gerne die Frage diskutieren ob nur jene Menschen einen wichtigen Beitrag zur Philosophie leisten können die es an einer Universität studiert haben ?

ich denke du meinst hier nicht "es" sondern sie, nämlich die philosophie, studiert haben.. meiner einschätzung ja.. die philosophie ist eine wissenschaft mit zig verschiedenen strömungen, "glaubens"richtungen, mit empirischen beweisen, gegenbeweisen.. da den überblick so behalten zu können, dass man wirklich fundierte und grundlegende aussagen treffen kann, verlangt genaue kenntnis der geschichte und der methoden der bisher erreichten ergebnisse.. außerdem kann man ohne vorwissen seine eigenen aussagen nicht kritisch behandeln..
und ich denke auch, dass dieses wissen nicht nebenbei, quasi im selbststudium, erworben werden kann, sondern wie kaum ein anderes fach guter lehrer und vorbilder braucht
 

DrJones

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Sehe ich genauso wie _Dark_,

Philosophie ist ein echtes Studienfach, und man muss
da schon richtig lernen.

Mit den weltfremden Spinnern oder Stammtischphilosphen
hat das meistens nicht viel zu tun.
 

Gossenphilosoph

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Hallo erstmal,

ja Du hast recht was Deine Vermutung auf das " es " betrifft . Kann mir auch nicht erklären wie ich mich so verformulieren konnte.

Also schließt Du autodidaktisches erlernen aus.

Was ist mit Rousseau ? Er hat nie eine akademische Ausbildung absolviert gilt aber als Philosoph ?
 

Gossenphilosoph

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Hallo erstmal

@ DrJones

das Philosophie ein Studienfach ist , ist so denke ich allen klar !

Darauf zielte meine Frage auch nicht ab sondern ob nur Philosophen die einen studierten Hintergrund haben etwas zur Philosophie beitragen können ?

Wen genau meinst Du mit weltfremden Spinnern und Stammtischphilosophen ?

Lesch und Co findet in einem Restaurant statt und ein Physiker und ein Philosoph erörtern philosophische Fragen . Ist es das was Du mit Stammtischphilosophen meinst ?

@ DrJones und _ Dark _

Beide beantwortet ihr nur eine meiner Fragen , was also ist mit der Richtigkeit ?
 

Aphorismus

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Selbstverständlich können auch nicht-studierte Menschen wertvolle Beiträge zur Philosophie leisten. Schließlich handelt es sich bei den Büchern, die in der Uni behandelt werden, nicht um Geheimwissen. :wink:

Nur ist eben unwahrscheinlich, dass jemand, der sich nur hin und wieder zum Spaß mit ausgewählten philosophischen Texten die Zeit vertreibt einen so tiefen Ein- und umfassenden Überblick über das gesamte Fach bekommt, wie jemand, der dazu von seinem Studienplan gezwungen wird. Das wollten glaube ich _dark_ und DrJones sagen.

Darüber hinaus gibt es Texte und Themenkomplexe, die so kompliziert sind, dass man sie am besten in einer Gruppe oder mit einem Professor bespricht. Auch philosophische Logik halte ich für etwas, das wohl nur mathematisch hochbegabte Menschen ohne Hilfe von außen 'mal eben so locker verstehen können'.

Welche Gründe sollte jemand, dem die Philosophie am Herzen liegt, haben, sich ein Studium entgehen zu lassen? Viele Beispiele außer Rousseau gibt es deswegen nicht.

Und auch der Autodidakt muss sich natürlich an wissenschaftlichen Standards messen lassen. :wink:
 

antimagnet

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wollte nochmal aphorismus bestätigen.

häufige probleme, wenn man nicht studiert hat:

man löst probleme, die schon längst gelöst sind.
oder man löst probleme auf eine unzulässige art und weise.

scheine oder einen abschluss in philosophie braucht man nicht, um gut philosophieren zu können. aber man braucht ne menge zeit, um sich da reinzuarbeiten, man muss ne menge stoff lesen und man muss mit profis in interaktion treten, mit ihnen diskutieren etc. das alles geht wunderbar, wenn man das studiert...


ich möchte gerne die Frage diskutieren ob nur jene Menschen einen wichtigen Beitrag zur Philosophie leisten können die es an einer Universität studiert haben ?

ich meine die frage nicht so böse, aber ich stelle sie trotzdem so hart:

hast du auch nur eine ahnung davon, wie das geht, "einen wichtigen beitrag zur philosophie leisten"?

du musst texte veröffentlichen, auf tagungen auftreten, vorlesungen halten, dich publik machen. das ist ein beruf, das macht man nicht abends in internetforen...

kennst du auch nur eine philosophische fachzeitschrift?

:-_-:

nach diesen elitären vorwürfen zur versöhnung:
selbstverständlich kann auch ein nicht-studierter eine prima lebensphilosophie haben und darüber diskutieren, wie er mag und ich gestehe da durchaus zu, dass man das nicht studiert haben muss, um das richtig gut zu können. das gibts bestimmt philosophie-professoren, die da hundsmiserabel sind. aber modus tollens und monade sind was anderes als philosophieren.

oder konstruktiv gefragt: was hast denn vor?



übrigens: dass wir dir hier das alles madig machen, ist auch etwas, was man im studium lernt. wissenschaftlich vorgehen heißt widerlegen wollen. nicht-wissenschaftler sind erstmal gerne düpiert, wenn sie sich andauernden widerlegungsversuchen ausgesetzt sehen. daran erkennt man sie auch. :wink:
 

Booth

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1. Wie antimagnet schon schrieb: Was genau soll man unter "einen wichtigen Beitrag zur Philosophie" verstehen? Das kann alles und nichts sein. Viele behaupten, daß aus aktueller, deutscher Sicht Sloterdijk so jemand sei... aber glücklicherweise behaupten viele auch das Gegenteil ;)

2. Letztlich glaube ich, daß jeder Mensch ein Philosoph ist. Und sobald auch nur irgendeine andere Personen irgendeinen philosophischen Beitrag dieses Menschen für wichtig erachtet... ist Dein Ansinnen schon erfüllt :)

gruß
Booth
 

HongidieB

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Was ist mit Philosophie Grundlagen aus der Oberstufe?
Zählt das als Basis, wenn auch nicht fundiert?
Vielleicht als Grundlagen eines Selbststudiums (stichwort Autodidakt)?
 

Aphorismus

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@ honigdieb:

das hängt wohl vom jeweiligen unterricht und wie viel man daraus 'mitnimmt' ab :wink:

sich dann gleich hinzustellen und sich 'philosoph' zu nennen könnte aber schon etwas seltsam aussehen...
 

HongidieB

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@ aphorismus:

hab mich da glaub ich ein wenig missverständlich ausgedrückt.
meinte eigentlich mit grundlagen aus der oberstufe, um weiterführendes "selbststudium" anzugehen, und sich anschliessend im bereich philosophie zu etablieren... mal abgesehen von der qualität und quantität des wissens, aber theoretisch??
 

Malakim

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honigdieb schrieb:
@ aphorismus:

hab mich da glaub ich ein wenig missverständlich ausgedrückt.
meinte eigentlich mit grundlagen aus der oberstufe, um weiterführendes "selbststudium" anzugehen, und sich anschliessend im bereich philosophie zu etablieren... mal abgesehen von der qualität und quantität des wissens, aber theoretisch??

Als "Grundlage" kann wohl alles dienen. Nur hat man in der Schule i.a. noch nicht gelernt wie man wissenschaftlich an ein Thema herangeht.

Ich halte es für wichtig, eine allg. wissenschaftliche Vorgehensweise erlernt zu haben um sich zielführend mit Philosophie beschäftigen zu können. Sicherlich ist ein Autodidakt immer möglich, nur ganz ohne wissenschaftliche Ausbildung kämpft man da wohl auf recht verlorenem Posten :roll:
 

agentP

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Was genau soll man unter "einen wichtigen Beitrag zur Philosophie" verstehen? Das kann alles und nichts sein. Viele behaupten, daß aus aktueller, deutscher Sicht Sloterdijk so jemand sei... aber glücklicherweise behaupten viele auch das Gegenteil Wink
Man könnte natürlich auch sagen, die Tatsache, daß sich viele auf der einen oder anderen Seite mit Sloterdijk befassen, beweist an sich schon, daß er diesen Beitrag leistet. Wieso sonst die Aufmerksamkeit?
Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" zählt aber meines Wissens durchaus zu den Klassikern zeitgenössischer Philosophie, wenn ich mich nicht irre?
 

r2-d2

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Es gab Philosophen, die wurden in einem Fass weise und es gibt Leute, die trotz Prof. Dr. Dr. keinen blassen Schimmer vom Leben und vom Menschen haben.

Ich teile antimagnets Ansichten bedingt, dass es die akademische Struktur braucht, um reflektieren und begreifen zu können und bin sogar eher der Ansicht, dass eigene Überlegungen immer besser und nachhaltiger sind als übernommen Theorien. Um dahin zu kommen, erfindet man eben das Rad auch mal gedanklich neu, muss das aber dann nicht auswendig lernen, weil Verstehen vorausging - ein Vorgang, der an der Uni immer weniger gefragt und sogar teilweise unmöglich ist, aus ganz unterschiedlichen Gründen :roll:

Ich habe erlebt, dass viele die keine Vorträge gehalten haben und keine Publikationen vorweisen können, eine weitaus tieferen und breiteren Background haben als Akademiker und das liegt denke ich grade daran, dass man sich an der Uni möglichst speziell mit einem Thema auseinandersetzt als das Große Ganze zu betrachten.
Hier würde mir jetzt der Duden weiter helfen...*GroßesGanzesnachschlag*
 

agentP

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Ich teile antimagnets Ansichten bedingt, dass es die akademische Struktur braucht, um reflektieren und begreifen zu können und bin sogar eher der Ansicht, dass eigene Überlegungen immer besser und nachhaltiger sind als übernommen Theorien. Um dahin zu kommen, erfindet man eben das Rad auch mal gedanklich neu, muss das aber dann nicht auswendig lernen, weil Verstehen vorausging - ein Vorgang, der an der Uni immer weniger gefragt und sogar teilweise unmöglich ist, aus ganz unterschiedlichen Gründen Rolling Eyes
Also zu meiner Zeit lag der Fokus in den geisteswissenschaftlichen Fächern weniger auf Inhalten, sondern auf Methoden. Eigene Theorien wurden letztendlich auf Basis der Methodik eigentlich ab der ersten Hausarbeit entwickelt. Bei meiner Freundin, die noch im Studium steckt, ist das eigentlich auch so. Auswendiglernen musste ich eigentlich nur einmal im ersten Semester und zwar Vokabeln vor der Festellungsprüfung in Latein. :roll:
Daß man Methoden tatsächlich für sich selber erfinden kann, will ich nicht ausschliessen, aber sinnvoller wäre es sicher die vorhandenen und bewährten zu erlernen und gegebenenfalls anzupassen und zu verbessern, denn das was sich in Jahrhunderten entwickelt hat, wird man in einem Leben nur schwer neu erfinden können. Deshalb bin ich ganz klar der Meinung, daß man ohne Studium über einen gewissen Punkt nie hinauskommen wird, ausser man ist ein Ausnahmegenie. Aber wer ist das schon?
 

hives

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Gossenphilosoph schrieb:
ich möchte gerne die Frage diskutieren ob nur jene Menschen einen wichtigen Beitrag zur Philosophie leisten können die es an einer Universität studiert haben ?

Das ist m.E. gar nicht so einfach zu beantworten. Im Folgenden ein paar unsortierte Gedanken zur Thematik:

Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition von "Philosophie". Philosophiegeschichte, Textexegese, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Logik - man kann sich vieles aneignen, ob mit oder ohne Hilfe von Büchern, "Privatdozenten" oder anderen Studiengängen - und so manches auch selbst entwickeln.
An manchen Instituten wird zudem in erster Linie Philosophiegeschichte gelehrt. Die Beschäftigung mit philosophischen Fragen wiederum setzt nicht unbedingt eine umfassende Beschäftigung mit Philosophiegeschichte voraus, auch wenn letzteres oft nicht schadet.

Ein Nicht- Akademiker hat es allgemein schwer, von Fachwissenschaftlern als ebenbürtig oder auch nur als Ideengeber beachtet zu werden. Hat sich ein Hobbyphilosoph Wissen selbständig angeeignet, so ist er trotz Kompetenz fachlich nicht etabliert und hat dementsprechend nicht die gleichen Aussichten in Bezug auf die Rezeption seines Werkes wie ein Fachwissenschaftler mit vergleichbarem Wissen, aber "zertifizierter" Bildung.


Alles in allem bedarf es zweifellos keines Philosophiestudiums, um philosophische Ideen, Gedanken, Systeme etc. festzuhalten. Findet man einen Verleger, hat man sogar die Chance auf mehr oder weniger breite gesellschaftliche Wirkung. Doch ohne akademischen Hintergrund braucht man wohl ziemlich viel Glück (und natürlich ein gutes Werk ;) ), um in Wissenschaft und/oder Öffentlichkeit beachtet zu werden.

Fachfremde Wissenschaftler haben es auch nicht unbedingt leicht, doch sie werden mit höherer Wahrscheinlichkeit zumindest gelesen und kritisiert...

Geisteswissenschaftler aus anderen Disziplinen haben keine schlechten Aussichten, auch wenn sie sich durch eine Fixierung auf philosophische Fragen Kritik von ihren eigenen Fachkollegen einfangen können :twisted:


Sind Menschen die an einer Universität studiert haben , sicher das das erworbene Wissen immer richtig und der Realität entsprechend ist ?
:lol:

Diese Frage kannst du dir wohl selbst beantworten...


agentP schrieb:
Man könnte natürlich auch sagen, die Tatsache, daß sich viele auf der einen oder anderen Seite mit Sloterdijk befassen, beweist an sich schon, daß er diesen Beitrag leistet. Wieso sonst die Aufmerksamkeit?

Das könnte man sagen, doch ich persönlich würde nicht behaupten wollen, dass jeder Schreiberling, der es nicht zuletzt durch Selbstinszenierungen in die Medien geschafft hat und dementsprechend Reaktionen erfährt, auch gleich einen "wichtigen Beitrag" zur Philosophie leistet...

Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" zählt aber meines Wissens durchaus zu den Klassikern zeitgenössischer Philosophie, wenn ich mich nicht irre?

Kommt drauf an: wer stellt sie denn zusammen, diese "Klassiker der zeitgenössischen Philosophie"? ;)

Es ist jedoch schätzungsweise das Werk von S. mit der größten "akademischen Wirkung", und deiner Bewertung würden sich wohl nicht wenige anschließen.
 

Malakim

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r2-d2 schrieb:
Es gab Philosophen, die wurden in einem Fass weise und es gibt Leute, die trotz Prof. Dr. Dr. keinen blassen Schimmer vom Leben und vom Menschen haben.

Ich stimme zu. ;)

r2-d2 schrieb:
Ich teile antimagnets Ansichten bedingt, dass es die akademische Struktur braucht, um reflektieren und begreifen zu können und bin sogar eher der Ansicht, dass eigene Überlegungen immer besser und nachhaltiger sind als übernommen Theorien.

sicherlich richtig. Nur ist die Philosophie schon recht alt und die Menge der bereits "gedachten" Zusammenhänge groß. Wenn Du nur aus Dir selber heraus Zusammenhänge durchdenkst ist die Chance sehr hoch das Du gedanklich Dich etwa bei den Griechen vor über 1000 Jahren befindest.

Ich meine also, es ist anstrengend und unfruchtbar mit jedem Gedanken beim Urschleim anzufangen. Es gab und gibt große Denker die bereits zu dem ein oder anderen Schluß gekommen sind. Es lohnt sich in die eigenen Überlegungen deren Gedanken einzubeziehen um eben das Rad nicht ständig neu erfinden zu müssen.



r2-d2 schrieb:
Um dahin zu kommen, erfindet man eben das Rad auch mal gedanklich neu, muss das aber dann nicht auswendig lernen, weil Verstehen vorausging - ein Vorgang, der an der Uni immer weniger gefragt und sogar teilweise unmöglich ist, aus ganz unterschiedlichen Gründen :roll:

Hier muß ein SEHR SEHR umfangreiches Rad neu erfunden werden !
 

the_midget

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Gossenphilosoph schrieb:
Sind Menschen die an einer Universität studiert haben , sicher das das erworbene Wissen immer richtig und der Realität entsprechend ist ?

Wie Antimagnet bereits gesagt hat, gehörte es zum wissenschaftlichen Denken, Dinge in Frage zu stellen. Ich hab zwar nur ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert und nicht wirklich Philosophie studiert, aber ich würde erstmal sagen, daß idealerweise niemand 100% davon ausgeht, daß seine Lieblingstheorie die einzig wahre und richtige ist. Höchstens vertritt man sie halt so gut es geht. Es gibt aber immer Kritikpunkte und ungeklärte Fragen.

Außerdem denke ich, daß ein größer Teil des Philosophiestudiums sich selbst zum Gegenstand hat. Es geht also zunächst nicht darum, die Realität zu erklären sondern einen Überblick über die bisherigen Sichtweisen zu bekommen. Einzelne philosophische Strömungen bieten dabei sicherlich eher unterschiedliche als gegensätzliche Sichtweisen auf die Realität.

Also ich würde einem studierten Philosophen sicherlich mehr Kompetenz zutrauen als einem Autodidakten, schon allein wegen der wissenschaftsinhärenten Skepsis und der Methoden. Die Kehrseite dieser Medaille ist, daß alles grundsätzlich in Frage gestellt werden kann, mit den richtigen Argumenten und Methoden.

In Einzelfällen kann ich mir aber durchaus denken, daß Autodidakten eine hohe Kompetenz entwickeln können, wenn sie viel lesen, denken und sich mit anderen austauschen. Im Grunde basiert das akademische Wissen ja auch auf nichts anderem.

Meine persönliche Sicht ist, daß es gar nicht unbedingt darauf ankommt, ob philosophische Erkenntnisse wahr sind, weil man das sowieso niemals absolut sagen kann. Es kommt eher darauf an, eine gewisse Flexibilität und Eleganz im Denken zu entwickeln, im Zweifelsfall ziehe ich eine "schöne" Theorie einer "wahren" vor.

Wenn man Theorien auf die Realität anwendet, ist das sowieso schwierig. Ich glaube man muss jede Theorie auf eine konkrete Situation beziehen, wenn sie einen Nutzen für das praktische Leben haben soll. Und da muss man jedesmal neu abwägen und entscheiden.


blah

midget
 

Semiramis

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Hier muß ein SEHR SEHR umfangreiches Rad neu erfunden werden !
Naja, ich sehe da keine so stringent zielgerichtete Entwicklung in der Phliosophie, vielleicht auch, weil mich noch keine Philosophiegeschichte in Bahnen gelenkt hat.
Wenn Du nur aus Dir selber heraus Zusammenhänge durchdenkst ist die Chance sehr hoch das Du gedanklich Dich etwa bei den Griechen vor über 1000 Jahren befindest
Gedanken von Griechen vor 1000 Jahren können bisweilen aktueller sein und für einen Menschen wieder nützlich.. Jeder Gedanke, jede Anregung kann irgendwem nützen, ich sehe da Philosophie als viel persönlichere Angelegenheit. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften, wo es ja ein Bemühen um richtige Ergebnisse geht, ist Philosophie etwas standpunktbezogeneres, persönlicheres, mehr in die Richtung von Meinungen.
r2-d2 hat natürlich recht, daß es sicherlich vorteilhaft ist, methodisches Vorgehen erlernt zu haben. Dennoch will ich hier in eigener Sache eine Lanze für die Nicht-Philosophiestudenten brechen: Mein Eindruck ist, daß jeder Mensch natürlich philosophieren kann, wenn man darunter so etwas wie sich Gedanken machen, Zusammenhänge erkennen, Konzepte aufstellen versteht. Auch kann man sich als Laie mit philosophischen Büchern beschäftigen und sich durchaus reinarbeiten. Was einem sog. Autodidakten vielleicht in erster Linie fehlt sind die Konventionen, die definierten Begriffe, um Zusammenhänge zu beschreiben, - das ist wahrscheinlich auch mit ein Hauptgrund dafür, daß Bücher von Laien es schwerer haben, Akzeptanz zu finden bei den Fachwissenschaftlern, was hives anmerkte -, und dann fehlen andererseits auch die studienformabhängigen Denkbahnen natürlich.
Gossenphilosoph hat folgendes geschrieben:
ich möchte gerne die Frage diskutieren ob nur jene Menschen einen wichtigen Beitrag zur Philosophie leisten können die es an einer Universität studiert haben ?
Zurück zur Frage: Es gibt einerseits die philosophischen Gedanken, die sich jeder machen kann, und andererseits das Fach, das man studieren kann, und den Beruf. Das sind zwei deutlich verschiedene Dinge, die ich allerdings gleichwertig nebeneinander stellen würde. Jeder kann einen wichtigen (d. h. schlimmstenfalls, aber das ist doch auch was, nur für sich selbst wichtigen) Beitrag leisten. Die akademischere Philosophie wird das allerdings in der Regel kaum akzeptieren. Da schließe ich mich allem an, was hives dazu schon schrieb.
 

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